Titel: L. Nessel's patentirter Ofen zur Roheisenerzeugung mittels Braunkohlen; von Bergrath A. Kerpely.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 322
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L. Nessel's patentirter Ofen zur Roheisenerzeugung mittels Braunkohlen; von Bergrath A. Kerpely. Mit Abbildungen auf Taf. VII [c. d/4]. Kerpely, über Nessel's patentirten Ofen zur Roheisenerzeugung. Um die Verwerthung von Braunkohlen zum Hohofenproceß zu ermöglichen, gibt L. Nessel, Ingenieur auf Friedrichshütte bei Rokitzan in Böhmen, dem Ofen eine Ausdehnung in horizontaler Richtung. Die Einrichtung desselben (Fig. 18 bis 21) theilte Bergrath Kerpely in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1875 S. 197 mit. Die durch den Begichtungsraum G aufgegebene Beschickung wird durch die Transportschraube T im Ofen fortbewegt. Letzterer besteht aus einer Vorbereitungszone E, einem Reductionsraume R und einem Schmelzraume S, an welchen sich Rast M, Gestell N mit Vorherd, letzterer durch Tümpel und Wallstein abgesperrt, anschließen. Die im Raum E sich bildenden Gase entweichen durch die Canäle e in den Essencanal Es, während die in R gebildeten oder daselbst eingeführten Braunkohlengase nach ihrer Oxydation durch Canäle r in den Essencanal münden. Der Zug in den Verbindungscanälen zwischen Ofen und Essencanal wird durch Drehschieber D und Z regulirt. Außerdem ist am Ofen eine Heißluftleitung H und Gasleitung Q angebracht. Zur Erzeugung der Gase aus Braunkohlen sind selbstverständlich Generatoren, sowie zur Beschaffung und Erhitzung des gepreßten Windes eine Gebläsemaschine resp. Winderhitzungsapparate nothwendig. Der Betrieb eines solchen Ofens ist folgender. Die Begichtungsmaterialien sind bis auf Korngröße zu zerkleinern. Vor Beginn des Betriebes wird der Ofen durch Beschicken mit Braunkohlen auf die nothwendige Temperatur gebracht, worauf alsdann das Zuführen der Gattirung gemischt mit Braunkohlen beginnt. Die zur Verbrennung des Kohlenoxyds nothwendige Luft wird in S eingeführt. Im Uebrigen verläuft der Proceß nahezu wie im gewöhnlichen Hohofen. Tunner (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Jahrg. 1875) findet die Idee jedenfalls richtig und die Anordnung wohl durchdacht, glaubt aber Schwierigkeiten vorauszusehen hinsichtlich des horizontalen Fortschreitens der Beschickung. Heyrowsky befürwortet, den obern Theil des Ofens schief zu legen. Kerpely macht auf die etwaige Nothwendigkeit aufmerksam, zur Erzielung einer vollkommenen Reduction die Masse fortwährend durchkrählen resp. auflockern zu müssen; er bezweifelt, ob überhaupt die Kohlung des reducirten Eisens eine vollständige sein wird, und befürchtet ebenfalls, daß Stauungen eintreten. Auch hält er die Verengung zwischen Reductionsraum R und Schmelzraum S für überflüssig; desgleichen glaubt er Schwierigkeiten hinsichtlich des glatten Verlaufs einer continuirlichen Schmelzung vorauszusehen. P. M.

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