Titel: | Untersuchungen über den Kainit von Kalusz (Galizien); von Dr. H. Schwarz, Professor an der technischen Hochschule in Graz. |
Autor: | H. Schwarz |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 345 |
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Untersuchungen über den Kainit von Kalusz
(Galizien); von Dr. H. Schwarz,
Professor an der technischen Hochschule in Graz.
Schwarz, Untersuchungen über den Kainit von Kalusz.
Das Aufblühen der Staßfurter Kalisalz-Industrie führte auch in Oesterreich
Ende der Sechziger Jahre zur Erforschung österreichischer Salzvorkommnisse in dieser
Richtung, und wurde die Entdeckung der Kalisalze zu Kalusz in Galizien mit den
größten Hoffnungen begrüßt, zumal daselbst das reine Chlorkalium, der Silvin, der in
Staßfurt und Leopoldshall nur ausnahmsweise gefunden wird, in sehr reicher Menge
vorkommen sollte. Man übersah einigermaßen die Schwierigkeiten, welche die dortigen
Verhältnisse, niedriger Culturstand, gemischte Bevölkerung (Juden, Katholiken,
orientalische Katholiken, die jeder für sich besondere zahlreiche Feiertage haben),
der weite und theure Eisenbahntransport darboten. Stellte sich doch der Kaluszer
Actiengesellschaft das Chlorkalium ihres eigenen Werkes in Wien theurer, als wenn
sie es in Staßfurt kaufte, was freilich auch in den eigenthümlichen Verhältnissen
der Bahntarife liegen mag. Es trat hinzu, daß das Vorkommen des reinen Silvins
keineswegs so aushaltend sich zeigte, als man anfangs angenommen hatte. Es wurde
daher als ein erfreuliches Ereigniß begrüßt, als man in Kalusz neue mächtige Lager
des sogen. Kainits (vgl. 1875 217 388) entdeckte. Dem
Absatz dieses Minerals in rohem Zustande zu Düngezwecken stand aber die Erfahrung
entgegen, daß viele Pflanzen durch das beigemengte Chlormagnesium und Chlornatrium
in ihrer Vegetation mehr beeinträchtigt werden, als ihnen der Kaligehalt nützt.
Es ist seit langem behauptet worden, daß nur Salze, die arm an Chlormagnesium (und
Kochsalz?) sind, mit Vortheil als Kalidünger verwendet werden können, und soll z.B.
das Calciniren des bei der Darstellung des Chlorkaliums ausgesoggten Düngesalzes
(eines wechselnden Gemisches von Kochsalz, schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer
Magnesia) den Hauptzweck haben, das Chlormagnesium zu zersetzen.
In der That konnte man nur unbedeutende Mengen rohen Kainits absetzen. Die Kaluszer
Gesellschaft schrieb nach längern eigenen Versuchen einen Preis von, irre ich nicht,
10000 fl. aus, für eine Methode, das schwefelsaure Kali aus dem Kainit in einfacher
Art abzuscheiden. Durch die in Folge des Krachs nöthig gewordene Liquidation der
Gesellschaft ist dieser Preis von ihr selbst nicht mehr zu erhalten. Die Sache steht
heutzutage so, daß die Lager in Kalusz zu einem sehr billigen Preise zu haben sind.
Kommt nun eine Methode hinzu, welche es erlaubt, in einfachster Art das
schwefelsaure Kali aus dem Kainit zu gewinnen, so ist trotz der oben berührten
localen Verhältnisse um so sicherer auf einen guten Absatz zu rechnen, als das
Kalisulfat zu Zwecken der Potaschendarstellung, zu Alaun, auch wohl zur
Glaserzeugung und endlich zum Düngen besonders geeignet ist.
Längere Arbeiten führten mich endlich zu einer, wie mir scheint, brauchbaren Methode,
die ich hiermit veröffentliche.
Der Kainit, wie ich ihn als Durchschnittsgemenge in faustgroßen Stücken erhielt,
erscheint gelbgrau gefärbt, seltener gelblich weiß, ist meist feucht, indem das
darin enthaltene Chlormagnesium Wasser anzieht. Es wurde eine größere Probe
gepulvert und darin Kalium, Natrium, Magnesium, Chlor und Schwefelsäure, außerdem
ein grauer, eisenhaltiger, sehr feiner Thon und Wasser nachgewiesen. In sehr kleinen
Mengen tritt Eisenoxyd und Manganoxyd in löslicher Form auf. Letzteres concentrirt
sich in der Mutterlauge manchmal so, daß die Flüssigkeit eine violettröthliche Farbe
annimmt. Durch Einleiten von Schwefelwasserstoff entfärbt sie sich rasch. Durch
Schwefelammonium wird dann ein Gemenge von Schwefeleisen und Schwefelmangan
ausgeschieden.
Wenn man eine vollkommen farblose Lösung an der Luft abdampft, so scheidet sich ein
röthlich gelber Absatz aus, welcher die Krystalle färbt und wesentlich aus basisch
schwefelsaurem Eisenoxyd besteht. Das Filtrat enthält dann immer noch eine kleine
Menge Eisenoxydul gelöst. Erst die spätern Krystallisationen erscheinen farblos.
Die quantitative Zusammensetzung wurde in einem Durchschnittsmuster A und in einer zweiten Probe einer angeblich
kalireichern Sorte B bestimmt.
A
B
KO, SO₃
(K₂SO₄)
21,55Mit Platinchlorid, – 22,68 Proc.mit weinsaurem Natrium bestimmt.
22,77 Proc.
MgO, SO₃ (MgSO₄)
18,21 Proc.
17,20 „
ClNa (NACl)
29,02 „
23,92 „
ClMg (MgCl₂)
12,79 „
14,60 „
Thon
2,38 „
5,65 „
Wasser und Verlust
16,05 „
5,86 „
Entsprechend einem Gemisch von
A
B
krystallisirtem Schönit mit 6 HO
=
51,0
51,4
Chlornatrium
29,0
24,0
Chlormagnesium mit 2 HO
17,6
19,0
Thon
2,4
5,6
–––––––––––––
100,00
100,0
Dies gäbe:
A
B
Berechnet
KO, SO₃
(K₂SO₄)
22,07
22,24
1
Aeq.
21,62
MgO, SO₃
15,22
15,34
1
„
15,28
ClNa (NaCl)
29,00
24,00
2
„
30,03
ClMg (MgCl₂)
12,74
13,78
1
„
12,08
HO (H₂O)
18,51
19,02
8
„
8,84
Thon
2,38
5,60
–
2,38
––––––––––––
99,92
99,98
was, wie man sieht, nur in der schwefelsauren Magnesia und dem
Wasser etwas von den gefundenen Zahlen abweicht; dies erklärt sich leicht dadurch,
daß etwas schwefelsaure Magnesia als Kieserit eingemengt war, und daß durch die
Gegenwart des Chlornatriums und Chlormagnesiums etwas Krystallwasser dem Schönit
entzogen wird.
Absolute Genauigkeit des Zusammenstimmens kann man bei solchen Gemischen natürlich
nicht erwarten.
Der nächste Gedanke zur Concentrirung des Schönits lag in der Anwendung kalten
Wassers zum Auswaschen des Chlormagnesiums und des Chlornatriums, dann Auflösung des
Restes in kochendem Wasser und Erkaltenlassen zum Krystallisiren des Schönits.
Leider liegen die Verhältnisse der Löslichkeit bei niederer und bei hoher Temperatur
für letzteres Salz nicht gar weit auseinander, und auch beim Vergleich mit
Chlornatrium ist keine große Verschiedenheit vorhanden. Eine bei 15° kalt
gesättigte Lösung von Schönit (aus der sich reichliche Menge Krystalle abgesetzt
hatten) enthielt bei 1,214 spec. Gew. 22,33 Proc. KO,
MgO + 2SO₃ oder an krystallisirtem
Schönit 30,53 Proc. Eine auf dem Wasserbad bis zur Abscheidung von Schönitkrystallen
in der Wärme abgedampfte Lösung hält bei 85° und 1,312 spec. Gew. 36,89 Proc.
KO, MgO, 2SO₃
oder 50,44 Proc. krystallisirten Schönit.
Vom Kochsalz, welches in der Kälte eine gesättigte Lösung von 1,205 spec. Gew. mit
26,63 Proc. ClNa ergibt, unterscheidet sich der Schönit
dadurch, daß er in der Kälte, wie in der Wärme leichter löslich ist. Wo er indessen
in größerer Menge mit wenig Kochsalz vorkommt, läßt er sich durch Digestion mit
kaltem Wasser vom letztern fast vollkommen befreien.
Ein Gemisch von Kochsalz- und Schönitkrystallen, wie man es beim
Umkrystallisiren des Kainits häufig erhält, wurde gröblich zerrieben und dann 161g abgewogen. Diese waren, beiläufig gesagt,
aus 500g rohem Kainit erhalten worden.
Diese 161g, auf einen durch Quetschhahn
verschlossenen Trichter gebracht und mit 100cc kaltem Wasser übergossen, ließen nach 12 Stunden 110cc einer Lösung abfließen, welche ein spec.
Gew. von 1,254 besaß und von der 10cc
3g,7235 geglühten
Rückstand hinterließen =
29,69 Proc.
Nach maßanalytischer Bestimmung waren darin
Chlornatrium
17,54 „
––––––––––
Es blieben demnach übrig KO, MgO,
2SO₃ =
12,15 Proc.
oder an krystallisirtem Schönit
17,35 „
Es wurde unter diesen Verhältnissen nahezu gleich viel Kochsalz und Schönit
gelöst.
In 100g Lösung würden die vorhandenen 17g,54 Kochsalz 65g,9 kalt gesättigte Lösung bilden. Es
bleiben 34g,1 Schönitlösung mit 17g,35 Schönit = 50,88 Proc., was einer heiß
gesättigten Lösung nahezu entspräche. Es zeigt sich hier wieder das bekannte
Löslichkeitsgesetz, daß Salze mit verschiedener Basis und Säure gegenseitig ihre
Löslichkeit erhöhen.
Das rückständige Salz wurde ein zweitesmal mit 50cc kaltem Wasser übergossen und ebenfalls 12 Stunden stehen gelassen. Es
flossen dann 60cc ab, mit 1,2142 spec. Gew.
(also nahezu das specifische Gewicht der kaltgesättigten Schönitlösung). 10cc hinterließen an geglühten Rückstand 2g,854 = 23,50 Proc., darin durch Silber
bestimmt 2,03 Proc. Chlornatrium und 21,47 Proc. calcinirten oder 29,37 Proc.
krystallisirten Schönit. 2,03 Proc. Kochsalz geben 7,62 Proc. gesättigte Lösung; für
29,37 Proc. krystallisirten Schönit bleiben demnach 92,38 Proc. Lösung, die also in
100 Th. 31,57 Th. Schönit enthalten.
Gegenüber der eben angeführten Löslichkeitszahl von 30,53 Proc. zeigt sich also auch
hier eine geringe Erhöhung der Löslichkeit. Der Rückstand im Gewicht von 88g war vollkommen chlorfrei und bestand aus
reinem Schönit. Rechnet man dazu die in beiden Lösungen enhaltene Kochsalz-
und Schönitmengen:
g
ClNa
110cc
.
1,254
.
17,54 Proc.
+
60cc
.
1,214
.
2,03 Proc.
=
25,68
Schönit
„
„
17,35 „
„
„
„
29,37 „
=
45,33
Reiner Schönitrückstand
=
88,00
––––––––––––
Summe
159,01
so sieht man, daß man um 25g,68 Kochsalz = 16,1 Proc. zu entfernen, 28,5 Schönit löste und nur 55,4
Proc. übrig behielt, oder von den vorhandenen 133g,33 Schönit wurden 34 Proc. geopfert, um 66 Proc. rein zu erhalten.
Es wurde ferner mit rohem Kainit B dieser
Auswaschungsversuch wiederholt.
400g gröblich gepulvert, wurden mit 200cc Wasser auf einem lose verstopften
Trichter übergossen. Es floß die concentrirte Lösung sehr langsam ab. Nur 162cc (a) wurden
erhalten. Der Rückstand auf dem Filter wurde wieder mit Wasser angerührt, auf ein
feines Drahtsieb gebracht und die durchlaufende Flüssigkeit so lange zurückgegossen,
bis man annehmen konnte, daß sie gesättigt war. Sie betrug 127cc (b). Die
Laugen (a und b) wurden nun
in der Art analysirt, daß man Chlor maßanalytisch, Schwefelsäure und Magnesia
gewichtsanalytisch, endlich das specifische Gewicht durch Wiegen von je 10cc und den Trockengehalt von a bei 100° bestimmte. Bei b wurde statt dessen der geglühte Rückstand gewogen.
Aus der Schwefelsäure berechnete man das KO, MgO, 2SO₃ + 6HO; die hier
gebundene Magnesia wurde von der gefundenen abgezogen und der Rest auf ClMg + 2HO, der Chlorrest
endlich auf ClNa berechnet. Was dann noch fehlte, mußte
Krystallwasser sein, das bei 100° (a) noch nicht
entwichen war. b war nach dem Glühen wasserfrei;
vielleicht hatte sich etwas Chlor aus dem Chlormagnesium verflüchtigt.
a
b
Volum der Lauge
162cc
127cc
Specifisches Gewicht derselben
1,281
1,2405
Absolutes Gewicht
207g,5
157g,5
Gew.-Proc. an Trockenrückstand
42,52
26,88
„ „
Chlor
17,33
9,50
„ „
Magnesia
7,30
3,19
„ „
Schwefelsäure
4,71
6,39
Der Trockenrückstand entspricht also:
Proc.
Proc.
Schönit wasserfrei
20,56
43,67
Krystallwasser desselben
7,67
–
Chlornatrium
24,73
40,08
Chlormagnesium
34,08
14,13
Krystallwasser desselben
12,91
–
––––––––––––
Summe
99,95
97,88
Es waren gelöst:
g
g
Schönit krystallisirt
24,74
25,20
Chlornatrium
21,76
17,27
Chlormagnesium krystallisirt
41,63
8,30
––––––––––
Summe
88,13
50,77
In Procent des angewendeten Kainits
22,0
12,7
g
400g
Kainit B
enthalten
51,4
Proc.
=
205,6
kryst. Schönit
„
„
„
24,0
„
=
96,0
Kochsalz
„
„
„
19,0
„
=
76,0
kryst. Chlormagnesiium
„
„
„
5,6
„
=
22,4
Thon
–––––
400,0.
Werden davon abgezogen, als aufgelöst durch
erstesWasser.
zweitesWasser.
g
g
Schönit krystallisirt
24,7
25,2
Kochsalz
21,8
17,3
Chlormagnesium krystallisirt
41,5
8,3
––––––––––––––
88,0
50,8,
so bleiben nach der ersten Behandlung 312g Rückstand, enthaltend
g
Schönit krystallisirt
205,6 – 24,7
=
180,9
oder
58,0
Proc.
Kochsalz
96 – 21,8
=
74,2
„
23,8
„
Chlormagnesium krystallisirt
76 – 41,5
=
34,5
„
11,0
„
Thon
22,4
=
22,4
„
7,2
„
–––––
312,0.
Nach dem zweiten Wasser bleiben 261g,2
Rückstand mit:
g
Schönit krystallisirt
155,7
= 59,6
Proc.
Kochsalz
56,9
= 21,8
„
Chlormagnesium kryst.
26,2
= 10,0
„
Thon
22,4
= 8,6
„
–––––
Summe
261,2
Schönit steigt also von
51,4
auf
58,0
und
59,6
Proc.
Kochsalz fällt also von
24,0
„
23,8
„
21,8
„
Chlormagnesium fällt also von
19,0
„
11,0
„
8,6
„
Thon steigt also von
5,6
„
7,2
„
8,6
„
Durch Gewichtsverlust von
22
bis
39,7
„
Es erscheint hiernach nicht möglich, durch allmäliges Auslaugen den Gehalt des
Kainits an Schönit erheblich zu steigern.
Interessant ist es, daß das sonst so leicht lösliche Chlormagnesium sich später nur
langsam vermindert, indem es, wie es scheint, vielleicht in einer Verbindung mit dem
Schönit vorkommt, die durch Wasser nur langsam zerfällt. Um nun auch den Weg
successiver Krystallisation zu prüfen, wurden mehrfach größere Mengen, 1000 bis
500g Kainit mit möglichst wenig
kochendem Wasser gelöst. Es genügt die 2 bis 2 1/2 fache Menge Wasser zur Lösung. Da
der Thon sehr fein vertheilt ist und sich nur schwer absetzt, auch das Filter leicht
verstopft, wendete ich einen sehr geringen Zusatz von Eiweiß (getrocknetem des
Handels) an, das in
kaltem Wasser zerrieben und der Flüssigkeit vor dem Erwärmen zugesetzt wurde. Durch
seine Coagulation beim Aufkochen wurde der Thon gebunden, und die Filtration
erfolgte nun sehr rasch. Die Flüssigkeit setzte manchmal schon beim Erkalten etwas
reinen Schönit ab; in andern Fällen war gelindes Abdampfen nöthig. Der heraus
krystallisirte Schönit war aber niemals ganz rein, sondern meist mit Kochsalzwürfeln
verunreinigt.
Die höchste Ausbeute dieser Ausscheidung betrug 26 Proc., davon für beigemischtes
Kochsalz 5 Proc., so daß diese erste Krystallisation höchstens 21 Proc. reinen
Schönit, statt 51,4 Proc. gibt. Wurde dann bei lebhafter Flamme abgedampft, so trat
bald ein heftiges Stoßen durch sich ausscheidendes Kochsalz ein, dem sich indessen
sehr bald feine Schönitkrystalle beimischten. Wurde dieses Salzgemisch nun
ausgesoggt, von neuem in reinem Wasser aufgelöst und vorsichtig eingedampft, so
schied sich Kochsalz in großen Trichtergestalten und, damit gemischt, aber isolirt,
krystallisirter Schönit aus. – Die zurückbleibende Mutterlauge gab beim
Erkalten wieder eine Krystallisation von Schönit, mit Kochsalz gemischt (etwa 6
Proc.), und lieferte durch kaltes Auswaschen eine kleine Menge reinen Schönits.
Weiteres Abdampfen lieferte Anschüsse, in denen der Schönit immer mehr zurücktrat
und sich mehr und mehr Chlormagnesium beimengte. Die Mutterlauge nahm jene oben
erwähnte röthliche, fast violette Farbe an, die zuletzt ins grünlich gelbe überging,
durch Verdünnen aber wieder röthlich wurde. Durch Einleiten von Schwefelwasserstoff
verschwand die Färbung plötzlich; die Entziehung von Sauerstoff äußerte sich durch
eine milchige Schwefeltrübung. Schwefelammonium und Salmiak gaben einen grünlich
schwarzen Niederschlag, der Schwefeleisen und Schwefelmangan enthielt.
Als ich den Kainit zuerst mit kaltem Wasser, dann mit kochendem Wasser auszog und
beide Lösungen nach der Klärung durch Eiweiß vorsichtig für sich verdampfte, erhielt
ich aus der kalten Lösung successive die Krystallisation I bis IV mit folgender
Zusammensetzung:
I
II
III
IV
Kochsalz
91,01
39,91
22,73
40,37
Proc.
Chlormagnesium krystallisirt
2,16
–
27,67
20,30
„
Schönit krystallisirt
6,23
60,96
48,36
26,53
„
Die heiße Lösung ließ zuerst höchst reinen Schönit herauskrystallisiren von folgender
Zusammensetzung:
Gefunden.
Berechnet.
KO
23,60
23,46
MgO
10,73
9,94
SO₃
40,06
39,76
HO
25,90
26,84
Eine andere reine Schönitprobe enthielt:
39,20 bis 39,04 SO₃, 23,50 bis
23,26 KO.
Ich unterlasse es, auf weitere Versuche der Trennung durch Krystallisation
einzugehen, und wende mich nunmehr zu den Versuchen, das Doppelsalz durch
Wegschaffung der schwefelsauren Magnesia in das schwerlösliche schwefelsaure Kali
überzuführen. Ich versuchte zuerst, reine schwefelsaure Magnesia mit 1 Aeq.
Chlornatrium im Wasserdampfstrome zu glühen. Es wurde Bittersalz mäßig geglüht und
davon ein Theil mit gleichviel geglühtem Kochsalz zusammengeschmolzen. Eine
abgewogene Menge wurde in ein schwer schmelzbares, zu einer Spitze ausgezogenes
Glasrohr gebracht, dieses mit dem offenen Theil in einen Flintenlauf eingeschoben,
und der Kork, durch welchen die Spitze hindurch ging, in dem Flintenlauf befestigt.
Der Flintenlauf wurde im Gasofen zur mäßigen Rothglut erhitzt und am andern Ende
Wasserdampf eingeleitet. Dieser wurde so zuerst überhitzt, strich dann über das
Gemisch von Kochsalz und geglühtem Bittersalz und entwich aus der Spitze in eine
Vorlage. An diese schloß sich ein Kühlrohr; was sich hier niederschlug, sammelte
sich in einem vorgelegten Kölbchen. Es condensirte sich ziemlich viel Wasser,
welches alle Salzsäure zurückhielt. Es wurde hierdurch eine Zerlegung des
Bittersalzes zur Hälfte erzielt nach der Formel:
2ClNa + 2MgO,
SO₃ + 2HO = NaO,
SO₃ + ClH + MgO, SO₃ + ClNa
Ein Gemisch von 6g geglühtem Bittersalz und
6g Kochsalz ergab in Vorlage und
Kölbchen, (acidimetrisch gemessen) 1g,825
ClH, während das Kochsalz 3g,650 Salzsäure hätte entwickeln sollen. Es
bildet sich vielleicht ein Doppelsalz von NaO, MgO +
2SO₃. Durch mehr Bittersalz hätte man die
Zerlegung des Kochsalzes gewiß noch weiter führen können. Es bleibt beim Auslösen
unlösliche Magnesia zurück; aus der Lösung krystallisirt in der Kälte reichlich
schwefelsaures Natron mit 10 Aeq. Wasser heraus.
Die Glaubersalzkrystallisation erschien sehr reichlich, weil bekanntlich in der Kälte
sich auch das noch vorhandene Chlornatrium und Bittersalz in Glaubersalz und
Chlormagnesium zerlegen. Als ein analoger Versuch mit Schönit und Kochsalz
durchgeführt wurde, schmolz das Salzgemisch leichter, floß aus dem Glasrohr heraus
und kam mit dem Eisen in Berührung. Dadurch wurde etwas schwefelsaure Magnesia oder
schwefelsaures Kali reducirt, es trat im Gase Schwefelwasserstoff auf, das Condensat
reagirte sauer und war gleichzeitig milchig getrübt.
6g,92 geschmolzener Schönit und 5g,08 geschmolzenes Chlornatrium ergaben
soviel saures Condensat, daß 29cc,9
Normalalkali gesättigt wurden; dies entspräche wasserfreiem Schönit, in MgO + KO + SO₃ zerlegt, gleich 29,9 × 0,147 = 4g,395 oder 68,5 Proc. des ganzen Schönits.
Das Milchigwerden deutet auf das gleichzeitige Auftreten von Schwefelwasserstoff und
schwefliger Säure, welche letztere durch partielle Reduction der schwefelsauren
Magnesia entsteht.
Die Lösung von der Magnesia abfiltrirt, gab in der Kälte Glaubersalz. Die Mutterlauge
enthielt nur noch wenig Schönit, wohl aber Kali und Schwefelsäure. Man versuchte nun
die Elimination des Bittersalzes durch die Umsetzung mit Kochsalz in der
Kälte.
Bei Bittersalz allein ging dies natürlich leicht. Es bildete sich reichlich
Glaubersalz (54,60 HO, 24,84 SO₃). Bei Schönit mit Kochsalz, selbstverständlich auch bei
Kainitlaugen erfolgt ebenfalls die Glaubersalzausscheidung in der Kälte. (Gefunden
55,59 HO, 24,47 SO₃;
die Rechnung verlangt 55,80 bezieh. 24,83 Proc.)
Selbst eine Lösung von schwefelsaurem Kali, mit Kochsalzlösung gemischt, ließ bei
starker Kälte etwas Glaubersalz heraus krystallisiren. Hier mußte sich Chlorkalium
gebildet haben. Um dieses nachzuweisen, wurde die Lauge mit absolutem Alkohol
versetzt, bis etwa 80procentiger Alkohol entstanden war. In diesem ist weder
schwefelsaures Kali, noch Schönit löslich, wohl aber Chlorkalium, das denn auch
durch Platinchlorid nachgewiesen wurde. Dasselbe zeigte sich auch, als Schönit auf
Kochsalz in der Kälte einwirkte. Es scheint also, daß nicht allein die schwefelsaure
Magnesia, sondern auch das schwefelsaure Kali in der Kälte den Säureumtausch mit dem
Kochsalz eingeht.
Da indessen diese Reaction eine nicht immer zu beschaffende niedere Temperatur
erfordert, und keineswegs glatt verläuft, wurde ferner versucht durch Reduction die schwefelsaure Magnesia zu eliminiren. Ich
ging von der Ansicht aus, daß 2MgO, SO₃ + C sich umsetzen würden in 2MgO, 2SO₂ und CO₂. Diese schon von Gay-Lussac
angegebene Reaction tritt in der That ein. Das aufgefangene Gas wird zum größten
Theil von Kalilauge absorbirt und riecht deutlich nach schwefliger Säure. Wird etwas
mehr Kohle angewendet, so enthält das Gas außerdem Kohlenoxyd, und der Rückstand
gibt beim Auslaugen eine durch Schwefelkalium gelbe Lösung. In beiden Fällen konnte
man das Auftreten von Schwefel bemerken, was vielleicht auf die gegenseitige
Reaction von 3SMg + MgO,
SO₃ = 4S zurückzuführen ist. Beim Auslaugen
des Rückstandes blieb unlösliche Magnesia zurück.
5g geschmolzener Schönit, mit 0g,1275 Pulverkohle innig gemischt, gab ein
Gas, das zu 80 Proc. aus CO₂ und SO₂ bestand, mit 20 Proc. atmosphärischem
Stickstoff, und hinterließen nach dem Auslaugen 0g,263 Magnesia = 5,26 Proc. Nach der Gleichung
2 (KO, MgO + 2SO₃) + C = 2KO,
SO₃ + 2MgO + 2SO₂ + CO₂
hätten aber 13,58 Proc. Magnesia ungelöst zurückbleiben
müssen. Die Zersetzung ist daher unvollständig.
Das Filtrat enthielt 1,2432 Schwefelsäure, 0,9212 Kali und 0,2298 Magnesia, welche im
Aequivalentverhältnisse 2SO₃, 5KO, 3MgO stehen, so daß also
nur 2/5 der Magnesia eliminirt werden.
Auch dieser Weg erschien zu umständlich, wenigstens der nun anzuführenden Methode
gegenüber. Bekanntlich existirt ein Verfahren, Gyps durch Eintragen in eine Lösung
von schwefelsaurem Kali zum raschen Erstarren zu bringen. Es tritt dadurch die
Bildung eines Doppelsalzes von schwefelsaurem Kali-schwefelsaurem Kalk ein,
welches feine Nadeln darstellt, die in kaltem Wasser fast unlöslich sind. Aus
verdünnten heißen Lösungen schießen dieselben beim Erkalten gut ausgebildet an; auf
dem Filter bilden sie einen seidenglänzenden Filz. Bei der Analyse ergab sich die
Zusammensetzung (vgl. 1874 212 153):
KO, SO₃ + CaO, SO₃ + HO oder K₂Ca
(SO₄)₂. H₂O.
Es wird sogar bei nicht genügendem Gypszusatze leicht ein
kleiner Ueberschuß von schwefelsaurem Kali mit niedergerissen.
Auf der Bildung dieses Doppelsalzes beruht nunmehr eine sehr einfache, ganz für die
bekannten Verhältnisse des gleichzeitigen Vorkommens von Salz und Gyps passende
Methode der Verarbeitung des Kainits. Zu einer concentrirten Lösung desselben, die
man mittels Blut oder Eiweiß geklärt, eventuell auch durch Leinen filtrirt hat, wird
für je 1 Aeq. des vorhandenen schwefelsauren Kalis mindestens 1 Aeq. Gyps
hinzugesetzt und tüchtig durch Rühren vertheilt. Beim Erkalten bildet sich dann ein
reichlicher Absatz, der sich durch Abfiltriren und Auspressen, z.B. in einer
Fachfilterpresse, von der anhaftenden Mutterlauge, welche schwefelsaure Magnesia,
Chlornatrium und Chlormagnesium enthält, trennen läßt. Es ist vollkommen
gleichgiltig, ob man gebrannten oder rohen, oder auch gelöschten Gyps anwendet,
falls derselbe nur hinreichend fein vertheilt ist. Immerhin wird bei der
Unlöslichkeit des Gypses die Reaction nicht ganz bis zur Sättigung des
schwefelsauren Kalkes fortschreiten. Man kann auch eventuell in der Lösung selbst
Gyps bilden, indem man ihr eine berechnete Menge Chlorcalcium zufügt, welche gerade
genügt, um die schwefelsaure Magnesia in Chlormagnesium, das Chlorcalcium in Gyps
überzuführen, der nun das schwefelsaure Kali bindet. Endlich kann man die Magnesia
durch Aetzkalk fällen; es entsteht Gyps, welcher sich mit dem schwefelsauren Kali
vereinigt. Wenn man reinen Schönit anwendet, bleibt dann in der Mutterlauge fast
nichts gelöst. Freilich ist dem Niederschlage Magnesia beigemischt, die eine
Wiederbenützung des Gypses hindert. Die praktischen Vorzüge dieser Methode liegen
auf der Hand. Das Fällungsmaterial, Gyps, ist wohl bei den meisten Salinen in
unerschöpflichen Massen zu gewinnen. Es bedarf nur des Mahlens oder schwachen
Brennens, um es zur Verwendung geeignet zu machen. Die Auflösung des Kainits ist
leicht und mit wenig Brennmaterialaufwand zu bewirken. Der Niederschlag enthält wohl nicht alles
Kali, aber doch einen beträchtlichen Theil desselben. Er zeigt eine
feinkrystallinische Beschaffenheit, die seine Absonderung und Trennung von der Lauge
sehr erleichtert. Er läßt sich fast vollkommen trocken pressen, enthält im feuchten
Zustande durchschnittlich 30 Proc., im schwach geglühten Zustande bis 45 Proc.
schwefelsaures Kali, welches sich gerade in dem Zustande schwacher Löslichkeit
befindet, wie es den Pflanzen zuträglich ist. Der Rest ist Gyps, der ja auch als
werthvolles Düngemittel betrachtet werden muß. Chlormagnesium und Chlornatrium
lassen sich auf ein Minimum beschränken.
Der Hauptvortheil liegt indessen darin, daß man der mühsamen Weiterverarbeitung der
Laugen enthoben ist. Freilich bleibt noch etwas Kali gelöst, das eventuell durch
Eindampfen als Schönit oder durch Auflösen desselben und neuen Gypszusatz gewonnen
werden kann. Man könnte ferner unreines Kochsalz und schwefelsaure Magnesia durch
Eindampfen gewinnen. Am besten wäre die Aufbewahrung der etwas concentrirten Lösung
bis zum Winter, wo bei starker Kälte Glaubersalz anschießen würde.
Die obenstehenden Thatsachen suchte ich durch Laboratoriumsversuche in größern
Maßstabe festzustellen. Ich habe zuerst mit reinem Schönit, dann mit Kainit
experimentirt, und will hier gleich berühren, daß bei letztern die Fällung nicht so
vollkommen ist als beim Schönit. Es dürfte in der Kainitlösung nicht allein KO, SO₃ + MgO,
SO₃ + ClMg und ClNa anzunehmen sein, sondern auch ClK und NaO, SO₃, wie ja z.B. bei der Conversion von
Natronsalpeter und Chlorkalium in der Lösung nicht allein Chlornatrium und
Kalisalpeter, sondern auch ein Theil der ursprünglichen Salze angenommen wird. Auch
beim Schönit allein ist die Kalifällung keine vollständige, sondern es theilt sich
das schwefelsaure Kali in einen größern Antheil, welcher sich mit dem Gyps
verbindet, und in einen kleinern, der durch die Affinität der freigewordenen
schwefelsauren Magnesia in Lösung gehalten wird. Immerhin ist die Menge des
gebundenen Kalis für die Praxis hinreichend.
Ich führe einige Belegversuche an, bei denen im Allgemeinen eine größere Menge des
Kalidoppelsalzes abgewogen, mit der 2 bis 3 fachen Menge Wasser heiß gelöst, dann
wenn nöthig filtrirt, endlich mit der auf den Kaligehalt berechneten Menge Gyps
versetzt und zum Erkalten hingestellt wurde. Der erhaltene Brei wurde durch ein
Leintuch abfiltrirt, dieses zusammengeschlagen und unter starkem Druck der
hydraulischen Presse bei mehrmaligem Umlegen und zuletzt zwischen Papier trocken
gepreßt.
Dieser Preßling wurde feucht gewogen, in einer Portion durch Trocknen und Glühen das
Wasser ermittelt, in einer zweiten durch Kochen mit kohlensaurem Ammoniak der Gyps
in kohlensauren Kalk verwandelt, welcher maßanalytisch bestimmt wurde. Das Filtrat
hiervon abgedampft und geglüht, hinterließ das schwefelsaure Kali. Auch wurde das
Kali direct nach der Mohr'schen Methode mit saurem weinsaurem Natron in
Weinsteinlösung bestimmt.
50g Schönit, 100cc Wasser, 22g gelöschter und getrockneter Gyps gaben
40g feuchten Preßling; dieser
enthielt:
Feuchtigkeit als Glühverlust
23,05
Schwefelsauren Kalk
42,78
Schwefelsaures Kali
33,74
–––––
99,57,
was folgender empirischen Formel entspricht:
3CaO, SO₃
+
2KO, SO₃
+
19HO
40,40
34,41
23,14 Proc.
Die 50g Schönit enthalten 21g,6 = 43,2 Proc. und liefern 13g,5 = 27 Proc. schwefelsaures Kali. Aus der
abgegossenen Mutterlauge kystallisirt reiner Schönit (10,3 Proc. MgO, 41,9 SO₃, 21,14
KO und 26,6 HO) heraus.
Später scheidet sich bei weiterm Abdampfen ein Gemisch von Schönit und
schwefelsaurer Magnesia ab, mit
43,77 HO, 35,07 SO₃, 15,21 MgO, 5,95
KO.
5 Aeq. Bittersalz und 1 Aeq. Schönit geben
45,22 HO, 34,30 SO₃, 14,70 MgO, 5,76
KO.
Ein zweiter Versuch, in derselben Art durchgeführt, ergab aus 44g Schönit und 18,8 Gyps 39g Preßling mit
20,0 HO, 40,62 CaO, SO₃, 39,50 KO, SO₃ = 35
Proc. Kalisulfat statt 43,2 Proc.
Der Versuch wurde mit reinem Schönit in der Art wiederholt, daß statt 1 Aeq. Gyps 1
1/2 Aeq., also auf 50g Schönit 33g angewendet wurden. Es resultirten 63g feuchter Preßling mit
23,97 HO, 44,80 CaO, SO₃ und 32,29 KO,
SO₃.
Als weinsaures Kali bestimmt, enthält der Preßling 32,82 Proc.
schwefelsaures Kali.
Von den in 50g Schönit enthaltenen 21,6
Proc. KO, SO₃ wurden demnach 63 × 32,29 :
100 = 20g,34 gefällt, also nahezu das
berechnete Quantum.
Bei der Fällung von Schönit mit gebranntem Gyps geben
72g Schönit, in der 3fachen Menge
Wasser kochend gelöst, mit 1 Aeq. gebranntem Gyps (der nach der Analyse indessen nur
84 Proc. CaO, SO₃ daneben 6 Proc. HO und 10 Proc. CaO,
CO₂ und Sand enthielt) oder 29g,2 CaO, SO₃ gefällt, 78g feuchten Preßling mit 31,6 Proc. HO, 30,9 KO, SO₃,
37,5 CaO, SO₃ und Verunreinigungen.
Das im Niederschlag enthaltene schwefelsaure Kali berechnet sich auf 24g,1 oder auf 33,4 statt 43,2 Proc. des
Schönits. Es ist zu bemerken, daß bei diesem Versuch die Erstarrung übereilt vor
sich ging. Es setzten sich Knollen von Gyps am Boden der Schale ab, so daß die
vollkommene Bindung des Kalis nicht stattfinden konnte.
Auch die Gypsbildung innerhalb der Flüssigkeit wurde versucht, indem man eine
bestimmte Menge Chlorcalcium zusetzte, welche gerade zur Umsetzung der
schwefelsauren Magnesia genügte.
20g Schönit wurden in 60cc Wasser gelöst und mit 14cc einer 30proc. Chlorcalciumlösung
versetzt. Durch Abfiltriren, Absaugen und Abpreßen erhielt ich 13g,936 Preßling. Dieser verlor durch Glühen
4g,2035, es blieben geglühte Masse
zurück 9g,7325, welche 37,8 Proc.
schwefelsaures Kali enthielten. Der feuchte Preßling hatte also 26,4 Proc. KO, SO₃ enthalten. Auf den Schönit berechnet,
erhielt ich statt 8g,64 KO, SO₃ 3g,678 oder statt 43,2 nur 18,39 Proc.
Diese geringe Ausbeute rührt von der Bildung des Chlormagnesiums durch das
Chlorcalcium her, welches Chlormagnesium sich mit dem gleichzeitig entstehenden
Chlorkalium zu Carnallit verbindet. Statt der Gleichung:
KO, SO₃ + MgO, SO₃ + ClCa = KO, SO₃ + CaO,
SO₃ + ClMg
dürfte folgende Giltigkeit haben:
2KO, SO₃ + 2MgO, SO₃ + 2ClCa =
ClK + ClMg + 2CaO, SO₃ + MgO,
SO₃.
Nach dieser Gleichung wird nur die Hälfte des Schönits sein
schwefelsaures Kali an den Niederschlag abgeben. Man kann dann noch annehmen, daß
auch die übrigbleibende schwefelsaure Magnesia einen gewissen Theil des
schwefelsauren Kalis zurückhält, und so erklärt sich leicht, daß man statt 21,6
Proc. KO, SO₃ nach obiger Formel nur 18,39 Proc.
erhält. Noch deutlicher zeigte sich dies, als man statt des Schönits Kainit mit
Chlorcalcium behandelte.
80g roher Kainit (im Durchschnitt mit 50
Proc. Schönit) wurden zuerst in kochendem Wasser gelöst, filtrirt und das Filtrat
mit 1 Aeq. ClCa (28cc) gefällt. Erhalten wurde Preßling feucht 22g,394; nach dem Glühen blieben 13g,528, die nur 3,8 Proc. KO, SO₃ enthielten, oder vom Kainit 0,64 Proc.
Berechnet man die Menge Gyps, welche sich aus dem Chlorcalcium bildet, so kommt
nahezu ebensoviel heraus, als geglühter Preßling erhalten wurde.
Hier hat die Affinität des gebildeten Chlormagnesiums (mit dem im Kainit schon
vorhandenen) zum Chlorkalium bewirkt, daß sich überhaupt kein schwefelsaures Kali
ausschied. Die Fällung durch Chlorcalcium ist daher zu verwerfen. Man erkennt hieran
auch die Zweckmäßigkeit, das Chlormagnesium, soweit es ohne allzu großen Kaliverlust
möglich ist, durch kaltes Auslaugen zu eliminiren, ehe man zur Kalifällung
schreitet.
Ein ganz analoger Fall stellt sich ein, wenn man Chlorkalium durch Zusatz von 1 Aeq.
schwefelsaurer Magnesia und Gyps als Kalikalksulfat zu fällen versucht. Es wird etwa
nur die Hälfte des berechneten Doppelsalzes erhalten; das entstehende Chlormagnesium
bindet die andere Hälfte des Chlorkaliums, so daß es sich mit dem Reste der
schwefelsauren Magnesia nicht umsetzt:
2ClK + 2MgO,
SO₃ + 2CaO, SO₃ = ClK + ClMg + 2CaO, SO₃ + KO,
SO₃ + MgO, SO₃.
100g rohes ClK
zu 60 Proc. ergeben, mit 82g,5
krystallisirtem Bittersalz und 45g,6 Gyps
(gebrannt) versetzt, 130g Preßling mit
30,82 Proc. KO, SO₃ oder im Ganzen 40,00 Proc. KO, SO₃ (oder 34g,2 ClK). Im
Filtrat vom Preßling wurden noch 27,00 Proc. ClK
aufgefunden, zusammen 61,2 Proc. ClK.
Endlich wurde Schönit durch Kalkhydrat gefällt; dadurch wurde Magnesiahydrat
ausgeschieden und gleichzeitig Gyps gebildet, welcher das schwefelsaure Kali
anzieht.
50g Schönit, 7g Kalk, mit möglichst wenig Wasser zu Staub
gelöscht, eingerührt und abgepreßt. Man erhielt 51g Preßrückstand mit 34,46 schwefelsaurem
Kali, oder es wurden 17g,40 = 34,80 Proc.
des Schönits gefällt, 8,4 Proc. blieben als schwefelsaures Kali in Lösung. Es zeigt
sich auch hier, daß nur ein gewisser Ueberschuß an Gyps das sämmtliche Kalisulfat zu
binden vermag.
Wenden wir uns nunmehr zu den Versuchen mit Kainit, so gelang es hier, wenigstens
einen bis zu 2/3 bis 3/5 steigenden Antheil des Kalisulfats zu erhalten. Es wurde
meist so verfahren, daß man den abgewogenen Kainit in der 2 bis 3 fachen Menge
kochenden Wassers unter Zusatz von etwas Eiweiß löste, aufkochte, filtrirte und das
klare Filtrat mittels Gyps fällte, welcher theils als gemahlener Gyps, als Gußgyps,
endlich als gebrannter Gyps angewendet wurde. Die heiße Lösung wurde dann bis zum
Erkalten stehen gelassen, der Niederschlag auf Leinwand abfiltrirt und gepreßt, das
Gewicht des Preßlings bestimmt und dann in einen aliquoten Theil auf Wasser, KO, SO₃ und CaO,
SO₃ untersucht.
a) 50g Kainit, 11g Gußgyps gaben
29g Preßling, der 18,67 Proc. HO, 30,84 Proc. KO,
SO₃ und 40,89 Proc. CaO, SO₃
enthielt, daneben geringe Menge ClNa Die Ausbeute an
schwefelsaurem Kali war die höchste, nämlich 23,1 Proc.
Es dürfte hier zufällig eine an Schönit sehr reiche Kainitpartie in
Angriff genommen sein, da sich im Filtrat noch 5,04 Proc. schwefelsaures Kali
fanden.
b) 50g Kainit, 10g gebrannter Gyps
gaben 18g Preßrückstand mit 26,16 Proc.
KO, SO₃, also gewann man nur 9,46
Proc
c) Bei steigendem Gypszusatze von 15g und 20g Gyps wurde 22 und 29g Preßling mit 15,07 bis 13,95 Proc.
KO, SO₃, vom Kainit also nur 6,64 bis
8,08 Proc. KO, SO₃ erhalten. Mehr Gyps nützt
also nichts.
d) Als aber dem gelösten Kainit der
Gyps, (10g), nachdem er vorher mit
Wasser zu Milch angerührt, zugesetzt wurde, erstarrte die Masse besser, und es
wurden 17,45 Proc. KO, SO₃ erhalten; 5,32
Proc. blieben in Lösung. (Vgl. a).
e) Durch Zusatz von Bittersalz wurde die
Fällung erheblich vermindert. Es blieben unter sonst gleichen Verhältnissen 8,28
Proc. des schwefelsauren Kalis in der Lauge, 14,49 Proc. wurden gefällt.
f) Kainitlösung abgekühlt, dann erst
Gypshydrat zugesetzt, gab 6,08 Proc. KO, SO₃
in Lösung, 16,69 Proc. gefällt.
g) 50g Kainit mit 8g gelöschten
Kalk geben, mit PtCl₂ bestimmt, 7,68 KOSO₃ im Filtrat, also 15,09 Proc. im
Niederschlag.
Uebrigens zeigte es sich bei der Concentration der abgepreßten Mutterlaugen, daß die
zuerst herauskrystallisirenden resp. ausgesoggten Gemische von Kochsalz und
Schönit noch kalihaltige Niederschläge ergeben, wenn sie von neuem in reinem Wasser
gelöst und mit Gyps versetzt werden. Die Mutterlaugen von 150g Kainit ergaben so noch 8g,10 schwefelsaures Kali oder 5,4 Proc. Im
Filtrat hiervon ist Kali kaum nachweisbar.
Andere mit größern Mengen Kainit (200 und 250g) angestellte Fällungsversuche gaben 14,04 bis 15,1 Proc. schwefelsaures
Kali. Also kann man je nach Abänderung des Versuches 13 bis 17 Proc. KO, SO₃ statt 22,77 Proc., wie sie die Analyse
fordert, gewinnen.
Durch vorhergehende Abscheidung des Chlormagnesiums, möglicher Weise durch Erhitzen
des geschmolzenen Salzes im Dampfstrome, um Chlormagnesium in MgO und ClH zu zerlegen, dürfte es möglich
sein, die Ausbeute an schwefelsaurem Kali noch zu steigern.
Wenn es sich allein um die Gewinnung eines zum Düngen geeigneten Kalipräparates
handelt, kann man die Verarbeitung hier abschließen. Um dagegen möglichste
Concentration des Kalisulfats zu erreichen, muß man eine weitere Operation
vornehmen. Das Kali-Kalksulfat zeichnet sich dadurch aus, daß es beim Kochen
mit reinem Wasser zerfällt in Gyps und sich lösendes Kalisulfat. Dabei geht
gleichzeitig etwas Gyps in Lösung, der beim Erkalten und Abdampfen wieder eine
kleine Menge der reinen Kalk-Kalisulfatverbindung regenerirt.
Man könnte im Großen den Gyps-Kaliniederschlag gleich in der Filterpresse mit
kochendem Wasser oder Dampf behandeln und dadurch auf das Rascheste eine
concentrirte Kalisulfatlösung erhalten. Jedenfalls ist es auch hierbei nöthig, das
sogen. Gegenstromverfahren zur möglichsten Erschöpfung des Kalkdoppelsalzes und zur
Gewinnung hinreichend concentrirter Kalisulfatlösungen zu benützen. Etwas Kalisulfat
bleibt leicht beim Gyps zurück, was indessen nichts schadet, da man denselben immer
wieder zum Fällen frischer Kainitlösungen in der Kälte verwenden kann. Aus 500g Kainit wurden so 75g,9 reines schwefelsaures Kali = 15,18
Proc., bei einer zweiten Probe mit mehr Gypszusatz 85g = 17 Proc. schwefelsaures Kali erhalten,
das nur wenig durch CaO, SO³ und MgO, SO₃ verunreinigt war.
Ich fasse obige Versuche im folgenden kurz zusammen.
1. Kainit enthält durchschnittlich 50 Proc. Schönit, 24 bis 30
Proc. Chlornatrium, 13 bis 15 Proc. Chlormagnesium.
2. Eine Trennung durch kaltes Wasser, sowie durch das
Krystallisations- und Soggeverfahren ist schwierig; höchstens läßt sich
das Chlormagnesium zum Theil eliminiren, was bei spätern Operationen
vortheilhaft ist.
3) Auch durch Behandlung in der Kälte, wobei Glaubersalz
auskrystallisirt, oder in der Glühhitze mit Wasserdampf, endlich durch Glühen
mit Kohle ist eine vollkommene Eliminirung der Magnesiaverbindungen nur schwer
zu erreichen.
4. Durch CaO, SO₃ gebrannt,
als Gußgyps oder als Naturgyps läßt sich Kalisulfat in Verbindung mit Kalk
fällen. Ein Ueberschuß an Gyps ist wünschenswerth. Gegenwart von Chlormagnesium
hindert die Fällung zum Theil.
5. Das Kali-Kalksulfat zerfällt durch kochendes Wasser
in sich lösendes schwefelsaures Kali und in wieder zu benützenden Gyps.