Titel: Die Einwirkung der Mineralsalze auf die Krystallisation des Rohrzuckers und die Bestimmung ihres Coefficienten; von M. P. Lagrange.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 363
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Die Einwirkung der Mineralsalze auf die Krystallisation des Rohrzuckers und die Bestimmung ihres Coefficienten; von M. P. Lagrange. Lagrange, Einwirkung der Mineralsalze auf die Krystallisation des Rohrzuckers. Wie bekannt, beruht der Verkauf des Rohzuckers auf der Schätzung des krystallisirbaren Zuckers und der Salze, denen man instinctiv den Coefficienten 5 gegeben hat. Theoretisch betrachtet, wäre dieser Coefficient nur dann exact, wenn alle Salze gleichmäßig Melasse bildend wirken würden; es handelt sich daher darum zu wissen, ob man vom praktischen Gesichtspunkte aus Recht hat, diese Ziffer für übertrieben zu erklären. Zu diesem Zwecke wurden in der Raffinerie von Guillon Versuche in den größern Verhältnissen der praktischen Industrie angestellt. Ich operirte mit 10 Salzen, welche ich aus denen auswählte, die man im Rohzucker am häufigsten findet. Gleiche Gewichtstheile davon wurden aufgelöst und das Krystallisationswasser in Rechnung gezogen. Alle Lösungen brachte man auf dasselbe Volum und dann in 10 Krystallisirgefäße; ein elftes bekam so viel Wasser als die andern Salzlösung. Anderseits ließ ich im Vacuum 2000l Syrup einkochen und von der gekochten Masse in jedes Krystallisirgefäß 100k geben. Nach der Krystallisation kam jedes Product gleich lang und bei derselben Temperatur in die Centrifuge, und dann wurde der Zucker gewogen. Folgende Tabelle zeigt für jedes Salz die Ausbeute sowie den Salzcoefficienten.Zur Bestimmung des Coefficienten rechne ich, wie folgt. Nehmen wir z.B. Natriumnitrat; 100k der gekochten Masse mit 2k Salz geben eine Ausbeute von 41 Proc. Zucker. Wenn ich diese Ziffer von der Ausbeute des normalen Syrups = 54 abziehe, so bleibt 13. Da also 2k dieses Salzes 13k Zucker zurückhalten, so immobilisirt 1k 6,5. Diese Zahl nenne ich den Coefficienten des Natriumnitrates. Auf 100k der gekochten Masse wurden je 2k wasserfreien Salzes verwendet. Name der Salze. Ausbeute an Zuckerfür 100k dergekochten Masse. Coefficientjeden Salzes. Normaler Syrup mit Chlornatrium 54 Chlorcalcium 53 0,5 Chlorkalium 48 3,0 Natriumsulfat 50 2,0 Kaliumsulfat 47 3,5 Natriumcarbonat 47 3,5 Kaliumcarbonat 47 3,5 Kaliumnitrat 43 5,5 Natriumnitrat 41 6,5 Natriumphosphat 44 5,0 Diese Resultate gestatten, entgegen der bisherigen Meinung, den Schluß, daß unter den verschiedenen im Zucker enthaltenen Salzen die Chloride am wenigsten Melasse bilden; Chlornatrium insbesondere thut es gar nicht. Nach den Chloriden kommen die Sulfate und Carbonate mit dem geringsten Coefficienten. Schließlich kommen die Nitrate von Kalium und Natrium; sie üben den schädlichsten Einfluß auf die Krystallisation des Zuckers aus. Wären im Rohzucker nur Chloride und Sulfate, so wäre der Coefficient 5 zu groß; aber diese Salze sind nur zu 3/10 darin enthalten. Die übrigen 7/10 bestehen fast ausschließlich aus Kali- und Natronsalpeter, deren Coefficienten 5,5 und 6,5 sind. Es bildet sich unter diesen verschiedenen Salzen eine Compensation, so daß der Coefficient 5, welcher gegenwärtig beim Zuckerverkauf gilt, nicht zu hoch gegriffen erscheint; man muß ihn, scheint mir, beibehalten. (Comptes rendus, 1875 t. 81 p. 1249.) V. G.