| Titel: | Wassermundstück für Ziegelpressen. | 
| Autor: | L. Ramdohr | 
| Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 497 | 
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                        Wassermundstück für Ziegelpressen.
                        Mit Abbildungen.
                        Lacroix' Wassermundstück für Ziegelpressen.
                        
                     
                        
                           Bei allen Ziegelmaschinen, welche aus einem Mundstücke einen endlosen Thonstrang
                              herauspressen, dessen Querschnitt die Gestalt der durch senkrechte Schnitte
                              abzutrennenden Mauersteine, Façonstücke u.s.w. repräsentirt, ist es ein
                              allgemein bekannter Uebelstand, daß häufig die Ecken des Thonstranges einreißen und
                              wie eine ununterbrochene Reihe einzelner, aus Thon gebildeter Zähne erscheinen. In
                              Folge der Reibung zwischen den Wandungen des Mundstückes und den Umfangsflächen des
                              Thonstranges erleidet letzterer eine Compression, welche in seinem Innern am
                              stärksten ist; außerdem scheint er in mancher Hinsicht denselben Gesetzen der
                              Contraction zu unterliegen, welchen die aus einer Gefäßöffnung tretenden tropfbar
                              oder elastisch flüssigen Körper unterworfen sind. Diese Contraction scheint in den
                              Ecken des Mundstückes am stärksten zu sein.
                           Unter den mannigfach angewendeten Mitteln zur Beseitigung dieses Uebelstandes nennen
                              wir nur kurz folgende: Schmierung des austretenden Thonstranges durch Oel,
                              Seifen- oder gewöhnliches Wasser, und Verlängerung der Seiten des Mundstückes
                              nach gewissen, meist nur empirisch gefundenen Curven, durch deren Anordnung die
                              Ecken des Stranges frühzeitiger frei werden und zu Tage treten, als die
                              Umfassungsflächen. Der durch Reibung auf letztere ausgeübte Druck wirkt rückwärts
                              auf den Thonstrang und preßt das Material kräftiger in die Ecken. Beide Mittel
                              werden sowohl gleichzeitig, als auch für sich allein angewendet; das zuletzt genannte
                              gibt im Allgemeinen recht günstige Resultate, wenn der Thon an und für sich recht
                              plastisch ist und außerdem ziemlich stark angefeuchtet (gesumpft) der Maschine
                              übergeben wird. Sollen dagegen die Steine in einer solchen Consistenz von der
                              Maschine geliefert werden, daß sie sofort in Stapel von 10 bis 12 Schichten Höhe
                              aufgesetzt werden können, so genügen die Mundstück-Backen nicht.
                           Die Schmierung des Thonstranges vor seinem Austritt aus dem Mundstück muß mit der
                              soeben besprochenen Einrichtung gemeinschaftlich benützt
                              werden, wenn derselbe, selbst bei größter Consistenz, das Mundstück in tadelloser
                              Glätte verlassen soll. Aber hierin liegt eben eine Schwierigkeit, deren Beseitigung
                              bis jetzt nur sehr unvollkommen gelungen ist, da die angewendeten Vorrichtungen zur
                              Zuführung des Schmiermittels (gewöhnlich Wasser) sich bald mehr oder weniger durch
                              Thon zu verstopfen, oder wenn man das Mundstück mit Geweben (dem sogen. englischen
                              Leder u. dgl.) ausfütterte, überaus schnell abzunützen pflegten.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 219, S. 497
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 219, S. 497
                              
                           Neuerdings beschreibt nun Gédéon Lacroix
                              (Revue industrielle, December 1875 S. 505) ein von
                              ihm construirtes Wassermundstück mit Lappen, welches nach seiner Angabe einen in
                              jeder Hinsicht tadellosen Thonstrang von einer solchen Consistenz liefert, daß die
                              aus denselben geschnittenen Steine sofort in Stapel von 15 Schichten aufgesetzt
                              werden können. In der That zeigt die Betrachtung der in den Fig. I bis VIII mitgetheilten Skizzen, daß
                              bei diesem Mundstück alle vorstehend aufgeführten Momente sorgfältig berücksichtigt
                              wurden und dadurch der Apparat der Empfehlung werth erscheint. Aus der Presse a wird der Thon in den Raum b gedrückt, um von
                              hier aus durch das schnabelartige Mundstück d zu dem
                              eigentlichen Thonstrange geformt zu werden. Zwischen b
                              und d ist das Stück c
                              eingeschaltet, welches mit dem Mundstück zwei Wasserkammern bildet, welche an dem
                              gesammten innern Umfange des Mundstückes durch einen schmalen, zum Austritt des
                              Wassers vorhandenen Schlitz mit einander communiciren. Die Linie, in welcher das
                              Wasser mit dem Thonstrange in Berührung kommt, ist für jede der vier Flächen des
                              letztern ebensowohl eine Curve wie jeder Schnabel des Mundstückes selbst (Fig. I, II, V u. VII). Nach der
                              Ansicht von Lacroix wirkt bei dieser Anordnung der an dem
                              Wasserschlitze vorbeigehende Thonstrang ganz in derselben Weise ansaugend auf das in e
                              vorhandene Wasser, wie der Dampfstrahl bei dem Injecteur, und eine Verstopfung des
                              Wasserschlitzes erscheint unmöglich. Von besonderer Wichtigkeit für eine gute
                              Wirkung ist es, wenn die innere Kante des Mundstückes so stark verbrochen wird, daß
                              die den Thonstrang berührende Wasserfläche ringsum etwa 3 bis 4cm breit ist (vgl. die mit x, y bezeichneten Stellen in Fig. I und II sowie Fig. VIII).
                           L.
                                 Ramdohr.