Titel: Canter's Morseapparat mit elektromagnetischer Papier-Bewegung.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 508
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Canter's Morseapparat mit elektromagnetischer Papier-Bewegung. Mit Abbildungen auf Taf. X [a/4]. Canter's Morseapparat mit elektromagnetischer Papierbewegung. Bei dem Morsefarbschreiber von Canter wird die Papierführungswalze und das Farbrädchen nicht durch ein von einem Gewichte oder einer Feder getriebenen Uhrwerke, sondern durch eine kleine elektromagnetische Maschine mit Selbstunterbrechung bewegt. Außerdem ist der Elektromagnet so eingerichtet, daß man seinen Widerstand durch einfache Stöpselung verändern kann (Fig. 28 und 29). Die Schenkel des Elektromagnetes e der elektromagnetischen Maschine sind parallel geschaltet und aufrecht gestellt; der Anker a sitzt auf einer Achse c, auf welcher außerhalb des Apparatkastens ein einarmiger Hebel h aufgesteckt ist; das freie Ende dieses Hebels ist mit einer kleinen Kurbel d verbunden und setzt durch diese bei jeder Ankeranziehung ein Schwungrad s in Umdrehung; die Schwungradachse ist an der Stelle, wo eine neusilberne Contactfeder auf ihr schleift, bis auf 2/3 ihres Gesammtumfanges ausgenommen; somit kann nur während 1/3 der Umdrehung der Strom der Localbatterie, in deren Stromkreise Feder und Achse liegen, den Elektromagnet e durchlaufen. Während der Stromunterbrechung unterhält ein an einer Speiche des Schwungrades angebrachtes Uebergewicht G die Umdrehung. Auf der Achse des Schwungrades sitzt ein 8zähniges Getriebe, welches zugleich in zwei Räder von je 60 Zähnen eingreift; das eine dieser Räder sitzt auf der Achse der Papierführungswalze, das andere auf der Achse des Farbrädchens. Durch einen verschiebbaren Knopf am Apparatgestelle wird in der einen Lage eine Contactfeder von einem Contactstücke abgehoben, in der andern die Berührung beider nicht gehindert, dadurch aber im erstern Falle der Elektromagnet e der Maschine aus dem Localstromkreise ausgeschaltet, im andern Falle dagegen in denselben eingeschaltet. Der dadurch zu erreichende Vortheil besteht darin, daß die häufigen Reparaturen unterworfenen Apparattheile des Triebwerkes bis auf 2 Räder in Wegfall kommen. Die ersten von Canter gebauten Apparate entsprachen den Erwartungen nicht ganz, angeblich weil zur elektromagnetischen Maschine zu schwaches Material verwendet wurde und sich in Folge dessen die Hubhöhe änderte und der Apparat rücksichtlich seiner Laufgeschwindigkeit sich als unzuverlässig erwies. An einem neuen Apparate soll dem abgeholfen werden. Bei Beschreibung des Canter'schen Apparates in Grothe's Polytechn. Zeitung, 1876 S. 10 macht Telegraphensecretär J. Sack in Berlin den Vorschlag, diesen Apparat zur Selbstauslösung einzurichten, indem man den Telegraphirstrom in einer Zweigleitung zugleich durch die Windungen des Elektromagnetes der elektromagnetischen Bewegungsmaschine führt; dem Apparate sollte dann durch einige dem Telegramm vorausgeschickte Verstanden-Zeichen die nöthige Laufgeschwindigkeit ertheilt werden. Auch meint Sack, zum Betrieb der kleinen elektromagnetischen Maschine dürften große Meidinger'sche Elemente bei ihrer größern Constanz vortheilhafter sein, als die von Canter verwendeten Leclanché-Elemente. Der zur Bewegung des Schreibhebels dienende Elektromagnet E (Fig. 29) hat über jedem seiner Schenkel 2 Rollen; von diesen haben die obern, dem Anker zunächst liegenden 1,1 etwa je 50 S. E. Widerstand, während die untern, denk Verbindungsstück der Eisenkernen zunächstliegenden l₁, l₁ je 250 S. E. Widerstand haben. Ein einfacher Umschalter mit 6 Schienen gestattet bei der einen Stöpselung (in Loch 2 zwischen den beiden Schienen II und III) alle 4 Rollen hinter einander zu schalten, wobei der Widerstand 2 × 50 + 2 × 250 = 600 S. E. beträgt, bei der andern (in Loch 1 zwischen den Schienen I und II und in Loch 3 zwischen den Schienen III und IV) aber die obern hinter einander, die untern parallel zu schalten, so daß im letztern Falle der Widerstand nur 2 × 50 + 1/2 × 250 = 225 S. E. ist. Canter glaubt mit solchen Elektromagneten auf kurzen und mittellangen Linien mit schwächern Strömen arbeiten zu können, weil der Widerstand der Elektromagnete der jedesmaligen Leitung angepaßt werden könnte. Die elektromagnetische Maschine zur Papierbewegung wurde in Preußen am 11. November 1875 für Telegraphensecretär Canter in Breslau und Dr. H. Grothe in Berlin patentirt. E–e.

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