Titel: Hanctin's Pulverisirtrommel (Kugelmühle).
Autor: L. R.
Fundstelle: Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 405
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Hanctin's Pulverisirtrommel (Kugelmühle). Mit Abbildungen auf Taf. VIII [a.b/3]. Hanctin's Pulverisirtrommel. Die Aufgabe, ohne weitläufige Operationen (als Durchbeuteln u. dgl.) in kurzer Zeit und ohne erheblichen Kraftaufwand feste Körper in ein gleichmäßig feines, unfühlbares Pulver zu verwandeln, scheint in einfacher und sinnreicher Weise durch Hanctin's Kugelmühle gelöst worden zu sein, welche nach der Revue industrielle, 1876 S. 105 in Fig. 10 und 11 dargestellt ist. Innerhalb einer gußeisernen, an beiden Enden durch Deckel verschlossenen Trommel A bewegt sich um eine Achse a ein gußeiserner Cylinder B, dessen gesammter Umfang mit einer Anzahl von Löchern, in denen massive Kugeln liegen, besetzt ist. Die Wandung einer jeden Oeffnung entspricht einer Kugelzone mit einem Radius, welcher den der Kugeln selbst etwas übertrifft. Die Kugellager sind nach einer um den Umfang des innern Cylinders laufenden Schneckenlinie angeordnet. An den beiden Verschlußdeckeln der Trommel sind Kreuzkörper K angegossen, durch deren Mittelstück die Achse des innern Cylinders in mit Schmiervorrichtung versehenen Lagern läuft, während die in den Deckeln für den Durchgang der Achse vorhandene Bohrung mit Gummiringen staubdicht abgeschlossen ist. Der Trichter C dient zum Aufgeben des Materials, die Thür D zum Austritt für das fertige Mehl. Mittels zweier Böcke ist die Trommel mit etwas Neigung nach der Thür D hin gelagert. Hanctin gibt folgende Zahlen und Maße als diejenigen an, welche nach einer Reihe von Versuchen sich besonders bewährt haben: Länge des innern Cylinders 2m bei einem Durchmesser von 700mm; Anzahl der Kugeln 300 bei 80mm Durchmesser und 2k Gewicht; Entfernung der Schneckengänge unter einander, sowie von einer Kugel zur andern in der Schneckenlinie, beides von Mitte zu Mitte Kugellager gemessen, 100mm; die Bohrung der Kugellager sei so groß, daß rings herum um jede Kugel ein Spielraum von 3 bis 4mm verbleibt. Die Steigung des Schneckenganges betrage, von einer Kugel bis zur daneben liegenden andern gemessen, 4mm, bei etwa 16 Kugeln auf einer Windung also etwa 65mm, und die Entfernung der Kugeln vom innern Trommelmantel, also der Spielraum der Kugeln, 12mm, sowie endlich die Zahl der Umdrehungen des innern Cylinders 60 bis 65 pro Minute. Bei der geringen Steigung der Schneckenlinie, in welcher die Kugeln angeordnet sind, und bei dem seitlichen Spielraum der letztern gibt es selbstverständlich keinen Punkt der innern Trommeloberfläche, welcher nicht successive von den Kugeln einen Schlag oder Druck empfinge; ebenso kann sich kein Theil der zu pulverisirenden Stoffe dieser Einwirkung entziehen. In Folge der geneigten Lage der Trommel und der Anordnung der Kugeln nach der Schneckenlinie wird aber das Pulver oder Mehl auch allmälig der Thür D zugeführt. Der beschriebene Apparat liefert bei höchstens 4e Betriebskraft und einmaliger Passage pro Stunde 150k feines Holzkohlenpulver zum Pudern der Formen in Eisengießereien, welches für die meisten Zwecke genügt. Läßt man dasselbe den Apparat noch einmal passiren, so wird es durchaus unfühlbar. Hanctin hat später den Apparat in einfacher Weise zu einem continuirlich wirkenden und ein überaus zartes und unfühlbares Mehl liefernden umgeändert, indem er an dem obern, Theile des tiefer stehenden Bodens den Stutzen E angebracht und mit der Düse eines kleinen Ventilators verbunden, den Füllrumpf C aber etwas vergrößert und durch eine Scheidewand in zwei Abtheilungen zerlegt hat, von denen die eine stets mit Rohmaterial gefüllt und dadurch geschlossen gehalten wird, während auf die andere Abtheilung eine etwa 200mm weite und 3m hohe quadratische Holzröhre aufgesetzt wird, die oben kurz und scharf nach unten gebogen ist und in einen Kasten einmündet, welcher den durch den Windstrom ausgeblasenen feinsten Kohlenstaub als fertiges Product aufnimmt. Für kleinere Gießereien wird ein Apparat von 650mm Länge und 400mm Durchmesser des innern Cylinders mit nur 70 Kugeln von 40mm Durchmesser und, wie bei dem großen Apparate, 100mm Entfernung von Mitte zu Mitte, empfohlen. Bei 65 Umdrehungen pro Minute liefert dieser Apparat stündlich etwa 45k, täglich also bequem 500k Kohlenpulver. Der Apparat ist auch zum Pulverisiren von Zucker (für Chocoladenfabrikation u. s. w), sowie zum Mahlen von Getreide mit bestem Erfolge angewendet worden und lieferte im erstern Falle pro Stunde bequem 200k feinstes Zuckermehl. Endlich hat Hanctin den Formsand der Eisengießereien auf das Feinste pulverisirt und gemischt, indem er den Apparat aufrecht stellte und die Zuführung des Rohmaterials am ganzen Umfange des Cylinders bewirkte. Bei nicht mehr als 4e Betriebskraft verarbeitete der Apparat stündlich 2cbm,5 Formsand. L. R.