Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 379
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Miscellen. Miscellen. Dampfkesselexplosionen in England. Die älteste s. Z. von Fairbairn gegründete Kesselinspectionsgesellschaft theilt mit, daß in England während der letzten 10 Jahre 534 Kesselexplosionen stattfanden, durch welche 617 Todesfälle und 997 Verletzungen verursacht wurden (vgl. 1875 216 536). Im J. 1875 fanden 45 Explosionen mit 67 Todten und 96 Verwundeten statt. Der Durchschnitt der 10 Jahre ergibt 53 Explosionen mit 62 Todten und 99 Verwundeten pro Jahr. Der Bericht betont wiederholt die Nothwendigkeit des Einschreitens der Regierung. Es sei absolut sicher, daß auch in diesem Jahre wieder etwa 150 Menschen getödtet und verwundet werden würden, und ebenso sicher, daß sie bei gewöhnlicher Vorsicht am Leben erhalten werden könnten. (Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 118.) Gußeiserner Bremsklotz für Eisenbahnräder. Das englische Fachblatt Iron bringt in seiner Nummer vom 29. Januar 1876 S. 136 das genaue Abnützungsprofil eines gußeisernen Bremsklotzes, wie derselbe unsers Wissens bis jetzt noch nicht auf dem Continente in Anwendung stand. Hier haben nämlich die gußeisernen Bremsklötze, welche, wie bekannt, vielfach zum Ersatz der rascher sich abnützenden hölzernen Klötze verwendet werden, nur eine solche Breite (80 bis 100mm), daß sie den conischen Theil der Lauffläche umfassen, den eigentlichen Spurkranz aber gar nicht berühren können. Der hier vorliegende Bremsklotz hingegen wird breiter als der Tyre und mit dem completen negativen Profil desselben hergestellt. Dadurch wird beim Bremsen die ganze Radoberfläche zur Aufnahme des Druckes herbeigezogen und somit in erster Linie eine geringere, dann aber auch eine gleichmäßigere Abnützung des Tyre erfolgen, als dies jetzt geschieht, wo der Spurkranz nahezu unverändert bleibt, während die Laufflächen durch das Bremsen rasch abgenützt werden. In Folge dessen ist ein weniger häufiges Abdrehen der Bremsräder erforderlich; endlich trägt auch dieser Bremsklotz entschieden dazu bei, die Bildung einer scharfen Ecke zwischen Lauffläche und Spurkranz zu verhindern. G. Eine wandernde Brücke. Die Londoner Presse beschäftigt sich jetzt vielfältig mit Projecten für eine neue Communication über die Themse unterhalb London Bridge, nachdem die letztere für den enormen Verkehr schon längst ungenügend geworden ist, der Errichtung einer neuen Brücke jedoch bedeutende Hindernisse entgegenstehen. Dieselbe müßte nämlich entsprechende Höhe haben, um die großen Seeschiffe, welche bis zum Katherine Dock und weiter hinauf gefahren kommen, durchzulassen — ein Umstand, der lange und enorm kostspielige Rampen an beiden Ufern bedingen würde. Ein Tunnel macht wegen der Zufahrten dieselben Schwierigkeiten und dürfte auch kaum den Verhältnissen entsprechen, bliebe somit nur, abgesehen von den primitiven und ungenügenden Dampffähren, eine Drehbrücke, oder das von Barclay Bruce im Engineering, März 1876 S. 188 vorgeschlagene, jedenfalls sehr originelle Auskunftsmittel. Derselbe will den Uebergang über die Themse mittels einer wandernden Brücke bewerkstelligen, welche im Niveau der beiden Ufer 10m über Fluthwasser liegend, abwechselnd hin- und zurückgeschoben würde. Zu diesem Behufe werden im Flusse 6 Pfeiler errichtet, die ca. 33m von einander abstehen, um der Brücke abwechselnd zur Auflage zu dienen. Diese selbst besteht aus einer Eisenconstruction von 100m Länge, 33m Breite und wird vom Erfinder inclusive Belastung auf 3000t veranschlagt. Diese Masse ruht mittels Rollen, die auf einer gemeinsamen Welle befestigt sind, auf den einzelnen Pfeilern, und wird dadurch vorwärts gerückt, daß die Wellen der Tragrollen durch Dampfmaschinen in Umdrehung versetzt werden. In jedem der Strompfeiler befindet sich nämlich an beiden Enden ein Thurm, welcher eine Dampfmaschine enthält, die zum directen Antrieb der betreffenden Welle dient. Selbstverständlich findet sich die Brücke in jeder Stellung genügend unterstützt, so daß sie bei Passage von Schiffen sofort angehalten werden kann, indem der Maschinenwärter des betreffenden Brückenpfeilers seine Maschine stoppt oder reservirt. Auf diese Weise sollen bei jeder Wanderung 100 Wagen und 1400 Passagiere in 3 Minuten über die Themse befördert werden können; die Anlagekosten betragen nach Angabe des Erfinders keine 3 Millionen Mark und sind wohl jedenfalls geringer als die Kosten einer stabilen Brücke von genügender Höhe. Dagegen dürfte dieses kühne Project, wenn schon an keinem andern Einwande, jedenfalls an der Frage der Betriebskosten zu Grunde gehen, ehe noch einer der in unserer Quelle so geschmackvoll gezeichneten Pfeiler der Themse entstiegen ist. M. Pumpenanlage zur Entsumpfung des Küstengebietes von Ferrara. Ein Gebiet von mehr als 50 000ha an der Küste von Ferrara in Italien, das durch Jahrtausende hindurch versumpft und der Cultur unzugänglich war, wird jetzt durch eine Pumpenanlage drainirt, welche als die größte ihrer Gattung bezeichnet werden muß, und einen imposanten Beweis der Macht liefert, welche sich der Mensch mit Hilfe des Dampfes über die Natur errungen hat. Acht kolossale Centrifugalpumpen von 1524mm Scheibendurchmesser und 1372mm Durchmesser liefern bei einer mittlern Saughöhe von 2m,210 in der Minute 2000cbm Wasser, resp. 2 880 000cbm pro 24 Stunden — eine Ziffer, deren Größe man erst dann vollkommen würdigen kann, wenn man sich vorstellt, daß beispielsweise die Themse in trockenen Jahren kaum die Hälfte dieses Wasservolums pro Tag dem Meere abgibt, während der tägliche gesammte Wasserverbrauch von London nur den sechsten Theil der obigen Zahl erreicht. Der Antrieb geschieht für je zwei Centrifugalpumpen gemeinschaftlich durch eine Woolf'sche Dampfmaschine, mit einem Dampfsammler zwischen Hochdruck- und Niederdruckcylinder, da die Kurbeln derselben um 130° verdreht sind. Der Hub beträgt bei beiden Cylindern 686mm, der Durchmesser der Dampfcylinder 705 bezieh. 1184mm; der Hochdruckcylinder hat Expansionssteuerung. Beide Cylinder sind horizontal neben einander angeordnet, sammt dem Dampfhemd in einem Stücke gegossen und mittels einer Duplex-Cylinderbohrmaschine gemeinschaftlich ausgebohrt. Von dem Niederdruckcylinder geht der Dampf zu einen Röhrencondensator von 70qm Abkühlungsoberfläche, die durch 80mm weite Rohre gebildet wird, durch welche das ganze angesaugte Wasser strömt. Zu erwähnen ist hier noch die Abdichtung dieser Rohre, welche einfach in die im Guß ausgesparten Löcher der beiden Rohrwände gesteckt werden und an den beiderseits vorstehenden Enden Kautschukringe eingeklemmt erhalten, die vollständig dichten Abschluß gewähren. Die zugehörige Luftpumpe ist einfachwirkend, von 482mm Durchmesser und 305mm Hub, und erhält ihren Antrieb von einem Excenter, das zwischen beiden Treibkurbeln auf der Welle befestigt ist. Die Dampfkessel sind in den Seitenflügeln des Pumpengebäudes in zwei Gruppen von je fünf Stück aufgestellt, enthalten je zwei Feuerrohre mit Galloway'schen Stutzen und geben eine Gesammtheizfläche von 680qm bei 28qm Rostfläche. Auf jeder Seite ist ein Rauchfang errichtet, und vor dessen Einmündung ein Green'scher Economiser von 192 Röhren (100mm weit) mit 190qm Heizfläche aufgestellt, welchen die Heizgase auf dem Wege zum Schornstein zu passiren haben. Die ganze Anlage ist von John und Henry Gwynne in Hammersmith, London ausgeführt und hat sich nach Engineering, 1876 Bd. 21 S. 9 12 Tage lang ununterbrochen andauernder Uebernahmsprobe glänzend bewährt. Mehlfälscher. Gemäß Mittheilung des Präsidenten des landwirthschastl. Vereins für Rheinpreußen werden von der Firma Heeremans und Comp. in Rotterdam den Mühlenbesitzern der Rheinprovinz unter der Bezeichnung zoogenaamd Kunstmeel of Kunstwit (sogen. Kunstmehl oder Kunstweiß) zwei Proben einer weißen, mehlförmigen Substanz zugesendet, welche bei Abnahme von mindestens 100k zum Preise von 8,50 resp. 7,50 M. pro 100k geliefert werden soll. Nach der Untersuchung der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Bonn ist dieses „Kunstmehl“ nichts anderes als Gyps. Die Verwendung desselben seitens der Müller und Bäcker würde letztere mit dem Strafgesetz in Conflict bringen, denn nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 15. December 1875 ist selbst das Feilhalten von Eßwaaren, die, wenn auch nicht gesundheitsgefährlich oder schädlich, doch zum menschlichen Genusse ungeeignet sind, als Betrug zu bestrafen, wenn es wissentlich geschieht, und als Uebertretung nach § 367 Nr. 7 des Str.-Ges.-B., wenn es nicht wissentlich geschieht. Zunahme der Zugfestigkeit des Papieres durch Behandlung desselben mit Schwefelsäure; von A. Lüdicke. Die Herstellung des sogen. Pergamentpapieres geschieht bekanntlich in der Weise, daß endloses, aus Leinen- oder Baumwollfasern erzeugtes Papier durch eine Mischung von Schwefelsäure und Wasser gezogen und hierauf zur Entfernung der Säure einem Waschproceß unterworfen wird. In der Papier- und chemischen Fabrik zu Helfenberg bei Dresden, aus welcher das Untersuchungsmaterial stammt, verwendet man reines Baumwollpapier, 9 bis 9½ Th. englische Schwefelsäure von 58 bis 60° B. auf 1 Th. Wasser; auf 100k Rohpapier sind 500k Säuremischung zu rechnen. Die Temperatur übersteigt nicht 10°, und die Dauer der Einwirkung beträgt etwa 3 Secunden. Die Schwefelsäure bewirkt die oberflächliche Umwandlung eines Theiles der Cellulose in eine der Stärke ähnliche Substanz, nach Girard (1876 219 549) in Hydrocellulose, welche einen Kitt bildet und eine feste Vereinigung der Fasern bewirkt. Hierbei tritt eine Flächenschwindung von 5 bis 10 Proc. und ein Gewichtsverlust nie unter 10 Proc. auf. Der Verfasser und Menzel (Civilingenieur, 1876 S. 155) ermittelten nachstehende Daten. Bezeichnung. Dicke. Specifisches Gewicht. Abs. Festigkeit pro 1 qmm. k Feuchtigkeisgehalt. Proc. Aschengehalt. Proc. Rohpapier 0,234 0,617 1,415 6,785 0,633 Pergamentpapier 0,152 0,964 6,436 8,778 0,496 Rohpapier 0,178 0,543 1,483 7,071 0,645 Pergamentpapier 0,113 0,937 5,111 8,483 0,458 Rohpapier 0,134 0,624 1,503 6,978 0,678 Pergamentpapier 0,088 0,927 5,777 9,160 0,559 Durch die Behandlung mit Schwefelsäure verringert sich hiernach die Dicke des Papieres um 34 bis 37 Proc., dagegen nimmt das specifische Gewicht um 32 bis 42 Proc. zu. Die Festigkeitszunahme beträgt bezieh. das 4,55, 3,44, 3,84fache. Versuche mit Pergamentpapier, welches eine kurze Zeit im Wasser aufgeweicht worden war, ergaben, wie erwartet, eine Herabminderung der Festigkeit, deren kleinster Werth 0,6 desjenigen für luftrockenen Zustand betrug. Das Pergamentpapier besitzt (s. Tabelle) ein größeres Vermögen, Wasser anzusaugen als das Rohpapier; die Baumwollfaser wird also durch das angewendete Verfahren hygroskopischer. Der Verlust an Aschengehalt rührt jedenfalls von der Schwefelsäure her, welche Aschenbestandtheile zersetzt hat, die durch das Waschen später entfernt worden sind. Die Festigkeit des Pergamentpapieres ist je nach der Temperatur bei dessen Herstellung verschieden; eine Regelung des Wärmegrades ist aber wegen der durch die Schwefelsäure herbeigeführten Erhitzung sehr schwierig, und wurden nach dieser Richtung keine Versuche angestellt. Eisensalze zum Gerben von Sohlleder. Ueber die Verwendung von Eisenchlorid zum Gerben thierischer Häute berichtete Prof. Dr. F. Knapp bereits früher in seiner bahnbrechenden Arbeit „über Gerberei und Leder“(1858 149 380). Einer brieflichen Mittheilung entnehmen mir mit gütiger Erlaubniß folgende Angaben über die Fortsetzung diesbezüglicher Versuche. Nachdem Prof. Dr. Knapp gefunden hatte, daß die Eisenoxydsalze ungemein ungleiche Qualitäten für das Gerben besitzen, kam er auf ein Präparat, welches sich besonders günstig erwies. Seine Versuche im Großen (in der Eichthal'schen Gerberei zu München) mit einem hervorragenden Praktiker wurden durch Ueberzug von München nach Braunschweig unterbrochen, aber in der letzten Zeit von einer Braunschweiger Firma wieder aufgenommen. Die in der Gerberei von A. Heyer in Braunschweig 1½ Jahre durchgeführten Versuche im Großen mit ganzen Häuten und Fellen zeigten zweifellos, daß mittels Eisengerbung ein dem Lohleder an Brauchbarkeit nicht zurückstehendes Product zu erzielen ist. Der Schwerpunkt liegt im Sohlleder, da der Proceß für die schwerste Haut, abgesehen vom Reinmachen (Abhaaren u. s. w.), höchstens 8 Tage erfordert, dazu ein Material, von welchem 1k nur 24 Pf. und sehr wenig Arbeit. Das Versuchsstadium im angedeuteten Sinn ist geschlossen. Die noch übrigen Schwierigkeiten sind die überaus großen Vorurtheile, namentlich der Praktiker und deren theoretische Vorstellungen, ferner die Entwicklung der mechanischen Hülfsmittel und die Einübung der Arbeiter, da wie in jeder Gerberei so auch in der Eisengerberei die Behandlung mindestens ebenso entscheidend ist als der Stoff. Die Firma Gottfriedsen und Comp. in Braunschweig hat die Sache definitiv in die Hand genommen und ist gegenwärtig damit beschäftigt, eine Werkstätte als Versuchsstation einzurichten, worin sich Jeder durch Augenschein von der großen Einfachheit der Methode überzeugen und Ledermuster haben kann. Hr. Prof. Dr. Knapp hat sich auf Ansuchen der Redaction freundlichst bereit erklärt, in nächster Zeit das Verfahren in diesem Journal ausführlich zu besprechen. F. Ueber Fleischextract und conservirtes Fleisch; von A. Ungerer. Bekanntlich ist die Extractgewinnung aus Fleisch eine nur unvollkommene Verwerthung desselben als Nahrungsmittel; auch die meisten vorgeschlagenen Conservirungsmethoden sind mangelhaft, da dieselben entweder nicht mehr den vollen Nahrungswerth des Fleisches besitzen, oder deren Zubereitung umständlich und kostspielig ist. Ich glaube nun ein Verfahren ausfindig gemacht zu haben, welches gestattet, den Fleischüberfluß anderer Erdtheile auch dem minder bemittelten Publicum Europas zugänglich zu machen und zu niederm Preise ein Präparat herzustellen, das sowohl den vollen Nahrungswerth des frischen Fleisches hat, als auch in Beziehung auf Haltbarkeit allen Anforderungen genügt. Ich trockne nämlich das zerhackte Fleisch bei einer nur wenig über 100° erhöhten Temperatur unter Verhältnissen aus, daß der ganze Wassergehalt innerhalb einer halben Stunde entfernt wird, und daß der Rückstand sich leicht in ein feines gelbliches Pulver verwandeln läßt. Dasselbe kann zur leichtern Verpackung durch starken Druck in Tafeln oder Blöcke gepreßt werden. Heilung der Seekrankheit durch Chloral. Nach Besprechung der Behandlung der Seekrankheit mit Elektricität, subcutaner Injection von Morphium, mit Kirschlorbeerwasser, Valeriantinctur, Belladonnapflaster und Bromkalium, durch welche der beabsichtigte Zweck nur unvollkommen zu erreichen ist, empfiehlt Dr. Obet (Revue industrielle, 1876 S. 158) gegen diese Krankheit 1 bis 2g Chloral, in Form eines Syrups zu nehmen. Desinfectionsmittel. Jones (englisches Patent vom 9. Februar 1875) empfiehlt eine Mischung aus 10 Th. schwefelsaurem Zink und 90 Th. Chlorcalcium in Pulverform oder, in 80 Th. Wasser gelöst, als verbessertes Desinfectionsmittel. Die Anwendung von Zinkvitriol (1846 100 216) 1851 119 319) und Chlorcalcium (1872 209 318) ist nicht neu, die desinficirende Wirkung derselben nur gering. F. Dynamit. Der Entdecker des Nitroglycerins, Sobrero, bezeichnete kürzlich in einer Mittheilung an die Turiner Akademie zwei Operationen bei der Dynamitfabrikation als hervorragend gefährlich, einerseits nämlich die Mischung des Nitroglycerins mit dem Kieselguhr und anderseits die Zusammendrückung der Masse in Formen zu Patronen. In beiden Fällen könne durch Reibung und Druck Explosion hervorgerufen werden. Als weit sicherer empfiehlt Nobel den Kieselguhr mit Wasser zu einem Teige anzumachen, der in die Form von Patronen etc. gebracht und dann vollständig getrocknet wird. Diese Patronen werden dann in das Nitroglycerin gebracht, welches sie aufsaugen; die Aufnahme von Nitroglycerin kann durch Luftverdünnung erleichtert werden. Sobrero hat seine Versuche mit Kieselguhr italienischen Ursprungs angestellt, der sich sehr gut formen läßt und so viel Nitroglycerin absorbirt, daß die Patronen davon 75 Proc. ihres Gewichtes enthalten. (Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 96.) Analysen verschiedener Auslese-Weine; von C. Neubauer. Textabbildung Bd. 220, S. 383 Die analytischen Resultate dieses großen Weines mögen Manchem kaum glaublich erscheinen, und doch hatte ich im J. 1868 Gelegenheit, einen selbstgekelterten Most von ähnlicher Güte aus gleicher Lage zu untersuchen. Am 9. November 1868 lieferte mir der kgl. Kellerinspector Vietor edelfaule, bereits zu Rosinen eingeschrumpfte Weinbeeren aus dem Rüdesheimer Berg (Burg Ehrenfels), die mir beim Keltern mit starker Schraubenpresse nicht mehr als 50,8 Proc. Most lieferten. Die Analyse dieses von mir selbst gekelterten Mostes ergab folgende Resultate: Jahrgang.; Polarisationswinkel der entfärbten Weine in 200mm langer Röhre.; Zuckergehalt nach Fehling.; Gesammte Extractmenge. Proc.; Alkoholgehalt. Proc.; Freie Säure. Proc.; Spec. Gew. der Weine mit Alkohol.; Spec. Gew. der Weine ohne Alkohol.; Mineralstoffe. Proc.; Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl; Steinberger von Aug. Wilhelmj; Rauenthaler Berg von Aug. Wilhelmj; Rüdesheimer Berg von Aug. Wilhelmj; Rauenthaler Berg von Aug Wilhelmj; Forster Jesuitengarten v. Aug Wilhelmj; Schloß Johannisberger von Czéh; Schloß Johannisberger von Czéh; Schloß Johannisberger von Czéh; Steinberger von der königl. Domäne; Markobrunner der königl. Domäne; Rüdesheimer der königl. Domäne Specifisches Gewicht des Mostes 1,2075. Zucker 42,80 Proc. Freie Säure 0,55 Proc. Albuminate 0,39 Proc. Mineralstoffe 0,76 Proc. Extractivstoffe 14,03 Proc. –––––––––––– 58,53 Proc. Wasser 41,47 –––––––––––– 100,00 (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 209.) Natrongehalt der englischen Soda. In seiner Antrittsrede als Präsident der chemischen Gesellschaft zu Newcastle-on-Tyne sprach sich John Pattison über das Verhältniß des angeblichen zum wirklichen Natrongehalt der in Liverpool geprüften kaustischen und calcinirten Soda (Soda-ash) etwa folgendermaßen aus: Es ist Thatsache, daß Liverpooler Analysen den Natrongehalt stets um 1 bis 2 Proc. höher angeben als die gewöhnlichen Handelsanalysen, und daß Kaufleute einen hübschen Nutzen dadurch erzielt haben, daß sie Soda nach Newcastler Analyse (Tyne test) gekauft und nach Liverpooler Analyse verkauft haben. Ich ließ kürzlich eine Probe kaustischer Soda, welche nach dem beglaubigten Liverpooler Schein 60 Proc. Natron enthalten sollte, in meinem Laboratorium aufs Sorgfältigste untersuchen und fand nur 57 Proc. ... Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß die Prüfung der Soda zu einfach ist, um darin die Ursache suchen zu können, daß die Untersuchungen zweier Chemiker nicht auf ¼ Proc. genau übereinstimmen. Ein Unterschied von 1 bis 3 Proc. im angeblichen Gehalt hat einen Unterschied von 4½ bis 18 Shilling pro Tonne zur Folge. Dieser Unterschied allein gibt schon einen sehr hübschen Nutzen und konnte manchmal bewirken, daß ein Fabrikant in Lancashire gute Geschäfte macht, während der an der Tyne Geld verliert. Ich fürchte, daß dieser Mißstand nur dadurch beseitigt werden kann, daß die Verbraucher von Soda davon in Kenntniß gesetzt werden und darauf bestehen, daß sie wirklich so viele Procente Natron erhalten, als ihnen angerechnet werden. (Papierzeitung, 1876 S. 122.) Nachweis der Salpetersäure im Trinkwasser durch Goldpurpur. Zur Prüfung von Trinkwasser auf Salpetersäure bringt man nach A. Vogel (Chemisches Centralblatt, 1876 S. 167) 10 bis 15cc des zu untersuchenden Wassers in eine kleine Porzellanschale und setzt echte Goldplättchen und einige Cubikcentimeter reiner Salzsäure hinzu. In der Kälte zeigt sich keine Veränderung, beim Kochen aber und Abdampfen bis auf ein geringes Volum bemerkt man bei Gegenwart von Salpetersäure ein theilweises Verschwinden der Goldplättchen und eine gelbliche Färbung der Flüssigkeit. Man verdünnt den Abdampfrückstand mit etwas destillirtem Wasser und filtrirt von dem ungelösten Blattgolde ab. Je nach der Menge der im Wasser enthaltenen Nitrate wird das Filtrat auf Zusatz von Zinnchlorür mehr oder weniger roth gefärbt. Bei Spuren von Salpetersäure bildet sich erst noch nach einigen Tagen ein schwach hellrother Bodensatz. Bleibt der Absatz auch nach längerm Stehen vollkommen weiß, so war das Wasser völlig frei von Nitraten. Berichtigung. In Göbel's Abhandlung über Fortschritte in der Salpetersäurefabrikation S. 242 Z. 8 von unten sind die beiden Zahlen „132,1“ und „125,3“ mit einander zu vertauschen, so daß der betreffende Absatz zu lauten hat: Früherer Betrieb. Jetziger Betrieb. Ausbeute an Salpetersäure von 1,33 spec. Gew. pro 100k reines salpetersaures Natrium im Mittel: 125,3 132,1 u. s. w.