Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 561
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Miscellen. Miscellen. Schädlichkeit der Kesselsteinbildungen. Weinlig hat einen Dampfkessel gesehen, der nach halbjährigem Betriebe 398k Kesselstein und Schlamm, im lufttrocknen Zustande gewogen, enthielt. In Folge einer Anhäufung von Kesselstein auf der Feuerplatte eines Bouilleurkessels war diese durchgebrannt und zeigte zwei Beulen und einen Querriß. (Technische und gewerbliche Mittheilungen des Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb, 1876 1. Heft.) Grabau berichtet, daß bei 218 innern Revisionen die Feuerplatte von 10 Dampfkesseln (9 Cylinderkessel mit einem Unterkessel und 1 einfacher Cylinderkessel) Beulen hatten in Folge einer Kuchenbildung von Kesselsteinsplitter (vgl. 1876 220 172) und forcirtem Feuern. (3. Jahresbericht des hannoverschen Vereins zur Ueberwachung der Dampfkessel.) Umhüllungsmasse für Dampfleitungsröhren. Leydet hat sich folgendes Gemisch in England patentiren lassen: Töpferthon 41 Sand oder pulverisirte Schlacke 41 Thierhaare 3 Ruthenzweige 5 Sägemehl 3 Pulverisirte Holzkohle 5 Glycerin 2. Die in Preußen 1870 bis 1874 stattgehabten Dampfkessel-Explosionen. Zahl der Explosionen. 1870 1871 1872 1873 1874 Summe. 19 10 16 16 10 71. Anlagen, zu welchen die explodirten Kessel gehörten. 1870 1871 1872 1873 1874 Summe. Bergwerke 5 2 3 5 1 16 Hüttenwerke 3 3 3 3 1 13 Maschinenfabriken 2 1 1 2 1 7 Chemische Fabriken 1 1 Spinnereien, Webereien 1 2 1 4 Färbereien Zuckersiedereien 1 1 2 Dampfmühlen 3 2 1 1 7 Schiffe Andere Anlagen 4 2 7 3 5 21 Alter der explodirten Kessel. Ueber 16 Jahre 2 4 6 Ueber 12 Jahre 2 3 1 1 7 Ueber 9 Jahre 2 1 3 6 Ueber 6 Jahre 4 3 3 10 Ueber 4 Jahre 1 1 1 3 2 8 Ueber 3 Jahre 1 1 Ueber 2 Jahre 2 1 1 4 Weniger 2 1 2 3 8 Unbekannt 4 4 8 4 1 21 Höhe der zulässigen Dampfspannung. Unter und bis 2at 1 1 Unter und bis 3 4 2 2 2 1 11 Unter und bis 4 7 5 3 3 4 22 Unter und bis 5 6 2 4 2 14 Unter und bis 6 1 1 2 Unter und bis 7 2 2 Unbekannt 2 3 9 5 19 Arten der explodirten Kessel. Einfache Rohrkessel 2 2 1 1 2 8 Cylinderkessel mit Sieder 8 4 4 3 1 20 Kessel mit innerm Feuerrohr 7 3 10 10 7 37 Kessel mit innerm Feuerrohr und Sieder 2 1 3 Kleine Dampfkessel 1 1 Locomobilen 1 1 Unbestimmt 1 1 Nähere Umstände der Explosionen. 1870 1871 1872 1873 1874 Summe. Zerstörung des Feuerrohres 6 2 7 7 5 27 Zerstörung der Boden- oder Kopfplatte 1 2 3 2 8 Abreißen der Verbindungsstutzen 1 1 Zerstörung des Außenkessels 3 4 1 2 3 13 Zerstörung des Oberkessels 3 1 1 5 Zerstörung der Kesselplatte über dem Feuer 2 1 2 1 1 7 Zerstörung anderer Platten 4 2 3 1 10 Wahrscheinliche Ursachen der Explosion. Wassermangel 2 1 6 2 4 15 Uebermäßige Dampfspannung 3 1 2 6 Schlechtes Material 2 2 1 5 Schwache Construction des Feuerrohres 2 2 2 2 8 Abnützung 5 3 2 4 2 16 Kesselstein 1 1 2 Ungeeignete Beschaffenheit des Dampfentwicklers 2 1 1 3 1 8 Unbekannt 2 3 4 2 11 Zahl der bei den Explosionen vorgekommenen Todesfälle. 12 16 34 16 21 99 Steinkohlengas als Brennmaterial. Bei Gelegenheit eines Vortrages über die Verbrennung von Steinkohlengas und die Structurtheorie der Flammen, welchen kürzlich John Wallace in der Society for Promotion of Scientific Industry hielt, zeigte und erläuterte derselbe einen Gasofen mit 12 Brennern, jeder von 25mm Durchmesser (vgl. *1875 218 204). Diese Brenner waren an einen flachen, gußeisernen Kasten befestigt, welcher sie mit Gas versorgte. Der Ofen gehörte unter einen Dampfkessel, welcher zum Betrieb dreier Buchdruckerpressen diente und stündlich für etwa 4 Pf. Gas consumirte. Die Verbrennungsproducte stiegen durch die Röhren aufwärts nach dem Kessel, wurden dann an der äußern Seite desselben durch einen Mantel hinabgeleitet und entwichen durch einen unterhalb des Kessels befindlichen Feuercanal, so daß die ganze Kesselfläche für die Heizung verwerthet wurde. Da die Geschwindigkeit des Zuges von dem Temperaturunterschied der in den Röhren aufsteigenden und den im Mantel niedersteigenden Gase abhängig war, so machte diese Einrichtung ein Register entbehrlich. Seit Einführung dieses Ofens brauchten die Röhren nie ausgeputzt zu werden, ein Beweis für die Vollständigkeit der Verbrennung, während früher bei einem andern vom Zuge im Schornstein abhängigen Ofen die ganze Heizfläche in regelmäßigen Zeiträumen geputzt werden mußte. (Nach dem Engineering and Mining Journal, 1876 Bd. 21 S. 37.) P. Schnee und Salzsäure als Kältemischung. Pierre und Puchot (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 45) haben ein neues Hydrat der Chlorwasserstoffsäure von der Formel HCl.2H2O hergestellt. Nach ihren weitern Beobachtungen gibt ein Gemisch von Salzsäure (von 23° B.) und Schnee eine billige Kältemischung. Sie erhielten z. B. folgende Resultate: Versuch. Schnee. Salzsäure. Endtemperatur. 1 500 200 -29° 2 500 230 -29 3 500 250 -31 4 500 300 -27 5 500 250 -32. Bei den 4 ersten Versuchen wurde die Säure langsam und unter beständigem Umrühren mit dem gesammten Schnee gemischt; beim fünften Versuche wurde die Säure mit der Hälfte des Schnees gemischt und erst dann der übrige Schnee zugefügt. Zu den beiden folgenden Versuchen wurde die Säure erst auf -15 bis -16° abgekühlt und zu den Versuchen 8, 9 und 10 bei -18° mit gasförmiger Chlorwasserstoffsäure gesättigt 1k absorbirte hierbei 268g HCl). Sie erhielten: Versuch. Schnee. Abgekühlte Säure. Endtemperatur. 6 500 250 -35° 7 500 300 -34 8 500 260 (gesättigt) -34 9 500 200 -35 10 500 175 -34. 2 Th. Schnee geben also beim Mischen mit 1 Th. käuflicher Salzsäure eine Temperatur von -32° und -35°, wenn man die Säure vorher auf -15° abkühlt. Die bei -18° übersättigte Säure bietet keine Vortheile im Vergleich zu gewöhnlicher Säure. Will man die Temperatur einer solchen Kältemischung constant erhalten, so ist es schwer, auf -34 bis -35° zu bleiben; leicht gelingt dieses bei -25° durch Zumischen von Schnee und Salzsäure. Die Verfasser haben so mit 3k Salzsäure 4l Flüssigkeit 9 bis 10 Stunden lang auf -25° erhalten. Nach G. Witz (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 329) ist ein Gemisch von gleichen Theilen Schnee und Salzsäure von 1,18 spec. Gew. vorzuziehen. 250g trockner lockerer Schnee mit 250g Salzsäure, welche auf -1° abgekühlt war, gemischt, gaben in kaum einer Minute ein an der Luft nicht rauchendes Gemenge von 37,5°. Diese Temperatur hielt sich längere Zeit, wenn das betreffende Gefäß mit schlechten Wärmeleitern umgeben war. Wurde 1/10 Schnee mehr oder weniger genommen, so stieg die Temperatur um 2 bis 3°. Desinficirungskerzen und Räucherpastillen. Dr. W. Reißig (englisches Patent vom 22. August 1874) will dem Kerzenmateriale 2 bis 20 Proc. Schwefel oder ein organisches Sulfid beimengen. Für Räucherpastillen soll man ein Gemenge von Schwefel, Schwefelkies, Kohle, Harz, Braunstein und Gummi mit Wasser zu einem Brei anmachen, zu Pastillen formen und trocknen. Schwefeldioxyd (SO2) ist allerdings ein gutes Desinfectionsmittel (vgl. 1876 219 550), aber nur für solche Räume zu verwenden, in denen sich weder Menschen noch Thiere aufhalten. Die Herstellung derartiger Kerzen ist daher eine unnütze Spielerei. F. Ile's Differential-Compaß. Derselbe enthält zwei Nadeln, welche über einander in so großer Entfernung von einander in gewöhnlicher Weise aufgehängt sind, daß sie sich nicht gegenseitig influenziren. Jede Nadel besteht aus einem Zeiger aus nicht magnetischem Stoffe (am besten Aluminium) von 152mm Länge und 20mm Breite und einer großen Anzahl darauf befestigter kleiner Stahlmagnete von 20mm Länge, deren befreundete Pole nach derselben Richtung liegen. Bei der obern Nadel liegt der Zeiger parallel, bei der untern gekreuzt zu den Magneten. Ist also keine örtliche Anziehung vorhanden, so stehen die Zeiger rechtwinklig zu einander; bei örtlicher Anziehung machen sie einen spitzen Winkel mit einander, da die Ablenkung jeder Nadel von der Lage und Stärke der örtlichen Anziehung abhängig ist. Die Ausgleichung einer solchen örtlichen Ablenkung und die Wiederherstellung richtiger Ablesung führt man mittels der abstoßenden Wirkung eines großen Magnetstabes herbei, dessen Richtung man jedoch mit der Richtung der störenden Ursache zusammenfallen lassen muß, weil man nur so richtige Ablesungen erhält. Die Richtung der störenden Ursache bestimmt man mit Hilfe einer kleinen, dem Compaß beigegebenen Tafel. (Nach dem Journal of the Franklin Institute, 1876 S. 149.) E—e. Ueber die in Leclanché-Elementen gebildeten Krystalle. Entgegen der Angabe von Davis, daß die Zusammensetzung der in Leclanché-Elementen gebildeten Krystalle der Formel Zn H2O2 . NH4Cl entsprächen, zeigt Priwoznik, daß bis jetzt nur die Bildung des krystallisirten Chlorzink-Ammoniak Zn Cl2 (NH3)2 nachgewiesen ist (1871 200 389), welches aber durch Wasser sehr bald zersetzt wird. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 612.) Darstellung von Cellulose. Im Anschluß an die Notiz S. 479 theilen wir nachstehend das von Dr. Mitscherlich in England erlangte Patent auf Darstellung von Holzcellulose mit: Das klein geschnittene Holz wird in einem kupfernen oder mit Kupfer oder Zinn gefütterten eisernen Kessel, der im Stande ist, einen Druck von 3at zu ertragen, mit einer wässerigen Lösung von schwefligsaurem Kalk, welcher etwas Gyps und nachher Salzsäure zugesetzt worden, einige Stunden lang auf 110° erhitzt. Nach der Kochung wird das so zubereitete Holz zwischen Walzen zerquetscht und wie üblich zu Papierbrei verarbeitet. Ueber das specifische Drehungsvermögen des Traubenzuckers. B. Tollens hat reinen, über Schwefelsäure getrockneten Traubenzucker (C6H12O6. H2O) und bei 100° entwässerten Traubenzucker (C6H12O6. oder C12H12O12) mittels eines von Scheibler bezogenen Soleil-Ventzke'schen Polariskops und zweier Wild'schen Polaristrobometer bei Natriumlicht optisch untersucht. Als Mittel der Beobachtungen ergab sich für C6H12O6 + H2O αj = 48,21° und für C 6 H 12 O 6 αj = 53,17°. Berechnet man aus der Zahl für wasserhaltigen Zucker nach der Proportion C6H12O6:C6H12O6 + H2O = 48,21 : x die Drehung für das Anhydrid, so erhält man 53,03°. Das Mittel von dieser Zahl und 53,17° d. i. 53,10° hält Verfasser für den richtigsten Ausdruck für die specifische Drehung des wasserfreien Traubenzuckers für das gelbe Licht (in Lösungen von etwa 3g in 100cc aufwärts). Für wasserfreien Traubenzucker sind bisher sehr verschiedene Zahlen angegeben, z. B. von Dubrunfaut 53,20° Béchamp 57,44 Pasteur 55,15 O. Schmidt 57,0 Berthelot 56 Hoppe-Seyler 53,5 O. Hesse (in concentrirtern Lösungen) 51,17–51,80 Clerget und Listing 52,47 Bondonneau 52. Einem specifischen Drehungsvermögen von 53,10° entspricht die Constante 1833,3, mittels welcher man nach der Formel C = 1883,3 α/L den Gehalt eines Liters Lösung an Gramm Traubenzucker enthält. Für über Schwefelsäure getrockneten reinen Rohrzucker ergab sich αj = 66,53°, für den bei 100° getrockneten = 66,03°; ersteres stimmt mit den von den meisten neuern Beobachtern angegebenen Zahlen und dem von Tuchschmidt berechneten Mittel 66,4; letztere ist kleiner, stimmt wohl mit der Weiß'schen Zahl 66,1° dagegen um so weniger mit der neuesten von De Luynes und Girard gegebenen Zahl 67,31°. Die Zahl, mit welcher die Grade des Scheibler'schen Apparates multiplicirt werden müssen, um absolute Ablenkungen der Polarisationsebene zu geben, ist bei vollkommen übereinstimmenden Apparaten 0,346017; denn eine Lösung, welche 26g,048 Rohrzucker in 100cc enthält, dreht nach Wild's Tabelle 34 Grad 36,1 Minuten und bewirkt am Scheibler'schen Apparate eine Verschiebung von 100 Scalentheilen, so daß 100 × 0,346017 = 34 Grad 36,1 Minuten. Beim Vergleich der vom Verfasser mit beiden Apparaten erhaltenen Zahlen hat er eine nicht ganz constante Verhältnißzahl gefunden, und zwar etwas kleinere Beträge, meist 0,345, so daß er diese Zahl als die seinen Apparaten entsprechende zur Berechnung von α j benützt hat nach der Formel Textabbildung Bd. 220, S. 565 während die Beobachtungen an den Polaristrobometern nach der Formel Textabbildung Bd. 220, S. 565 oder Textabbildung Bd. 220, S. 565 berechnet wurden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 487.) Thierisches Bier. Nach einem englischen Patente von Tallerman und Clarke soll man Fleischextract in Wasser lösen, die Lösung filtriren, mit Hopfen würzen, mit Kohlensäure behandeln und nach dem Absetzen auf Flaschen ziehen. Zur Bieruntersuchung. F. A. Haarstick (Chemisches Centralblatt, 1876 S. 201) hat ebenfalls gefunden, daß alle käuflichen Traubenzucker eine nicht vergährbare, stark rechtsdrehende Substanz (Béchamp's Amylin) enthalten (1876 219 146). Ob bei der Herstellung von Bier Traubenzucker verwendet wurde, läßt sich hiernach auf folgende Art nachweisen. 1l Bier wird auf dem Wasserbade zu einem Syrup eingedampft, der Rückstand ganz allmälig mit etwa 300cc Alkohol von 90 Proc., dann zur völligen Abscheidung des Dextrins nach und nach mit soviel 95proc. Weingeist vermischt, bis in einer abfiltrirten Probe keine Trübung mehr erfolgt. Nach zwölfstündigem Stehen wird filtrirt, der Alkohol größtentheils abdestillirt, der Rest auf dem Wasserbade verdampft, der Rückstand in 1l destillirtem Wasser gelöst und mit ausgewaschener Hefe bei 20° der Gährung überlassen. Wenn man am zweiten und dritten Tage etwas frische Hefe hinzurührt, ist die Gährung am vierten Tage beendet, und die Flüssigkeit zeigt bei Bieren, die ohne Traubenzucker bereitet wurden, Null, bei mit Traubenzucker dargestellten Bieren aber eine mehr oder minder große Rechtsdrehung. Ueber das optische Verhalten verschiedener Weine und Moste und über die Erkennung mit Traubenzucker gallisirter Weine. In weiterer Verfolgung seiner bereits (1876 219 146) kurz mitgetheilten Versuche berichtet C. Neubauer(Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S 188), daß der im Handel vorkommende Traubenzucker im Mittel folgende Zusammensetzung hat: Vergährbarer Zucker 61,08 Unvergährbare Substanzen 20,54 Asche 0,34 Wasser 18,04 ––––––– 100,00. Zehnprocentige Lösungen geben in einer 200mm langen Röhre folgende Drehungswinkel: Vor der Gährung. Nach der Gährung. Chemisch reiner Rohrzucker 13,3° 0 Chemisch reiner, vom Verf. selbst dargestellter Traubenzucker 10,4 0 Käuflicher Traubenzucker, feucht, aber blendend weiß 13,2 3,40° Käuflicher Traubenzucker, gelblich, aber sehr fest 14,9 4,65 Käuflicher Traubenzucker, gelblich, aber trocken 14,3 3,90. Verfasser berichtet dann ausführlich über die Versuche, diese stark rechtsdrehende, unvergährbare Substanz zu isoliren, welche jedoch noch nicht zum Abschluß gekommen sind. Eine 16,59proc. Lösung des in Alkohol löslichen Theiles dieser Substanz lenkte in einer 200mm langen Röhre, mit dem Wild'schen Polaristrobometer untersucht, die Polarisationsebene um 25,9° nach rechts ab. Die specifische Drehung findet man bekanntlich nach der Formel: Textabbildung Bd. 220, S. 566 worin α den beobachteten Drehungswinkel, p den Gehalt von 1cc Flüssigkeit an der circularpolarisirenden Substanz und 1 die Länge des Beobachtungsrohres, in Decimeter ausgedrückt, bedeutet. Es ergibt sich mithin die specifische Drehung des in Alkohol löslichen Theiles: Textabbildung Bd. 220, S. 566 Aus der specifischen Drehung findet man eine sogen. Drehungsconstante A nach der Formel Textabbildung Bd. 220, S. 566 hier also zu 1282. Für den in Alkohol unlöslichen Theil ergab sich eine specifische Drehung von 93,52° und die Drehungsconstante zu 1069,3. Da diese Substanzen noch nicht ganz rein waren, so sind diese Bestimmungen jedoch nur annähernd richtig (vgl. Neubauer S. 383. Tollens S. 564 und Haarstick S. 565). Aus einer großen Anzahl mitgetheilter Beobachtungen ergibt sich ferner, daß Traubenmoste stets von der darin enthaltenen Levulose eine mehr oder weniger starke Drehung der Polarisationsebene nach links bewirken, und daß nach der Vergährung der Moste mittlerer Jahrgänge, mit einem Zuckergehalt von 14 bis 18 Proc., schließlich ein Wein resultirt, dessen Drehungsvermögen wohl in den meisten Fällen 0 sein wird, aber auch, entweder von der Weinsteinsäure oder andern unbekannten Körpern herrührend, 0,1 bis 0,2° nach rechts betragen kann. Bei Ausleseweinen zeigt dagegen, wie bereits mitgetheilt (1876 219 147), nicht nur der Most, sondern auch der Wein immer Linksdrehung (vgl. S. 383). Aus einer weitern Reihe von Versuchen möge folgender hier mitgetheilt werden. Zwei selbst mit Rohrzucker (I) und mit Traubenzucker (II) gallisirte Moste hatten folgende Zusammensetzung: I II Zucker 30,00 Proc. 30,00 Proc. Freie Säure 0,58 0,58 Albuminate 0,14 0,14 Extractivstoffe 1,04 6,29 Mineralstoffe 0,17 0,29 –––––––––––––––––––– 31,93 Proc. 37,30 Proc. Während der Gährung wurde das optische Verhalten in einer 100mm langen Röhre mittels eines Wild'schen Polaristrobometers mit folgenden Resultaten beobachtet: Tag. Mit Rohrzucker gallisirt. Mit Traubenzucker gallisirt. Tag. Mit Rohrzucker gallistrt. Mit Traubenzucker gallisirt. April. April. 20. + 9,90° + 15,90° 30. - 5,50° + 11,00° 24. + 4,80 + 14,45 Mai. 26. - 1,15 + 13,60  3. - 4,40 + 10,10 27. - 4,55 + 13,10  6. - 2,80 +  9,80 28. - 5,70 + 12,45 12. - 1,20 +  9,80 21. - 0,30 +  9,80 Nachdem sich die Weine vollständig geklärt hatten, ergab die Analyse derselben folgende Resultate: Gallisirt mit Rohrzucker. Gallisirt mit Traubenzucker. Spec. Gewicht mit Alkohol 0,991 1,0262 Spec. Gewicht ohne Alkohol 1,0095 1,0373 Alkohol 12,250 Proc. 9,318 Proc. Zucker 0,397 Proc. 4,090 Proc. Freie Säure 0,660 Proc. 0,630 Proc. Mineralstoffe 0,146 Proc. 0,244 Proc. Gesammtextract 2,256 Proc. 11,354 Proc. Die mitgetheilten Resultate zeigen zunächst den gewaltigen Unterschied zwischen den mit käuflichem Traubenzucker und den mit reinem Rohrzucker gallisirten Weinen. Während letztere bei einem hohen Alkoholgehalt arm an Extractivstoffen sind, findet bei erstern gerade das Gegentheil statt. Hierin liegt auch sicherlich der Grund, warum der Rohrzucker von den Winzern ungern zum Gallisiren der Weine benützt wird. Rohrzucker, sagen sie, macht den Wein spitz, während er durch das Gallisiren mit Traubenzucker Schmalz, d. h. Körper bekommt. Die bedeutende Differenz beider Weine in Alkohol und Extractgehalt erklärt diese technische Bezeichnung der praktischen Winzer wohl genügend. Der Rohrzucker vergährt noch bei ziemlich hohem Procentsatz bis auf 4 bis 4,5 Proc. vollständig, während die unvergährbaren Stoffe der käuflichen Traubenzucker, welche bis zu 20 Proc. betragen können, nach der Gährung zurückbleiben und so dem Weine einen hohen Extractgehalt ertheilen, den der Winzer offenbar mit dem Worte „Schmalz oder Körper“ bezeichnet. Zur Ausführung der optischen Weinprüfung benützt man am besten das große Polaristrobometer von Wild. Ist der Wein nur mäßig gefärbt, so untersucht man ihn zunächst direct, und zwar in 100mm oder 200mm langer Röhre, und wird in den meisten Fällen über eine bestehende Rechtsdrehung nicht lange in Zweifel bleiben. Ist der Wein in anderm Fall zu dunkel, oder die gefundene Rechtsdrehung zu unbedeutend, um jeden Zweifel auszuschließen, so verdunstet man je nach Ausfall der ersten Prüfung 500, 300, 200 oder 100cc bis zum Herauskrystallisiren der Salze, läßt die Mutterlauge einige Zeit stehen, verdünnt auf 50cc entfärbt mit Thierkohle und prüft darauf das völlig klare Filtrat abermals und zwar in 200mm langer Röhre. Selbst sehr geringe Rechtsdrehungen werden sich so der Entdeckung nicht entziehen. Verwendet man zum Entfärben rohe, nicht mit Salzsäure ausgezogene Thierkohle, so setzt das Filtrat nicht selten Krystalle, wahrscheinlich von weinsaurem Kalk, ab. In diesem Falle wartet man, bis die Krystallisation beendigt ist und benützt die abermals filtrirte Mutterlauge zur optischen Prüfung. Ist die mit Thierkohle behandelte Flüssigkeit nur noch schwach gefärbt so wird man selbst bei Anwendung einer 200mm langen Röhre bei gelbem Natriumlicht zum gewünschten Ziele gelangen. Im andern Falle, wo die Dunkelfärbung die Anwendung des Natriumlichtes verbietet, benützt man eine hellbrennende Gas- oder Petroleumlampe mit breiter Flamme. Rothweine werden stets zunächst vom Alkoholgehalt durch Eindampfen befreit und, nachdem das ursprüngliche Volum wieder hergestellt und die Flüssigkeit mit Thierkohle behandelt ist, zur optischen Prüfung benützt. Ueber ein roth färbendes Oxydationsproduct der Chrysophansäure; von Rosenstiehl. Durch Oxydation der Chrysophansäure in alkalischer Lösung hat Rosenstiehl nach dem Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 159 einen Körper erhalten, welcher mit Thonerdemordant eine sehr solide granatrothe Farbe liefert. Nach der Analyse stellt das Product ein höheres Homologes des Purpurins vor, wie die Chrysophansäure selbst wieder, nach Liebermann's Ausführungen, ein höheres Homologes des Alizarins ist. Kl. Berlinerblau aus den Abfällen der Leuchtgasfabrikation. Nach dem Vorschlage von Valentin (englisches Patent vom 12. November 1874) wird Eisenoxydhydrat, welches zum Reinigen von Leuchtgas verwendet war, nach dem Auswaschen mit Wasser mit Magnesiumcarbonat oder mit Kreide bei höherer Temperatur digerirt und die Masse mit Wasser ausgezogen. Der lichtgelbe, etwas alkalische Auszug enthält Ferrocyan-Calcium oder -Magnesium, und setzt auf Zusatz von etwas Säure und einem Eisensalze ein schönes Berlinerblau ab. Aehnliche Vorschläge wurden schon von Kraft (1850 135 393) und Gautier-Bouchard (Wagner's Jahresbericht, 1864 S. 255) gemacht. Ueber einen neuen Kresolfarbstoff. Erhitzt man nach Annaheim 100g Steinkohlenkresol vom Siedpunkt 195 bis 202° mit 40g rauchender Schwefelsäure, so erhält man eine zähflüssige Masse, welche sich in Eisessig mit schöner, fuchsinrother Farbe löst. Der Farbstoff scheint gegen Säuren beständig zu sein; Alkalien zerstören ihn jedoch. Für technische Verwendung desselben ist demnach nur wenig Hoffnung. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 662.) Ueber das Entfetten von Wolle mit Aether. Nach dem patentirten Verfahren von O. Braun in Berlin soll Wolle u. dgl. in großen Apparaten mit Aether entfettet werden. (Deutsche allgemeine polytechnische Zeitung, 1876 S. 79.) Zur Extraction von auf dem Schafe gewaschener Wolle, Garn u. s. w. wird das Fett mit Aether aus der Wolle gelöst und verdrängt; der dann die Wolle benetzende Aether soll durch Spiritus, und der Spiritus wieder durch Wasser verdrängt werden. Alles das geschieht kalt in geschlossenen Gefäßen, ohne die Wolle zu bewegen. Schweißwolle wird zuerst in offenen Gefäßen mit kaltem Wasser in der Art extrahirt, daß man die aus dem einen Gefäß ablaufende Flüssigkeit in ein zweites bringt und so fort, wie dies bei der Potaschengewinnung aus Wolle üblich ist, und dann mit besondern Maschinen (wozu indessen auch die jetzt üblichen Waschmaschinen benützt werden können) der größte Theil der Schmutzes mit kaltem Wasser entfernt. Triefend naß kommt nun die Wolle in die Aetherextractionsgefäße; das Wasser daraus wird durch Spiritus, dieser durch Aether verdrängt; ferner nachfließender Aether löst und verdrängt das Fett aus der Wolle, und er wird wieder verdrängt durch Spiritus, welcher letztere wieder kaltem Wasser weichen muß. Die nun von Fett, Aether und Spiritus befreite Wolle wird naß aus den Extractionsgefäßen herausgehoben und auf mechanischem Wege von dem nun durch kein Klebmittel mehr befestigten Rest von Schmutz befreit. Aus den Ertractionsflüssigkeiten soll das Fett, der verwendete Aether und der Spiritus durch Destillation wieder gewonnen werden. Der verhältnißmäßig geringe Werth des Wollfettes, der voraussichtlich bedeutende Verlust an Aether und Spiritus lassen die Rentabilität dieses Verfahrens sehr zweifelhaft erscheinen. F.