Titel: | Ueber die Wirkung der Schraube bei Ziegelmaschinen auf die Pressform; von C. Schlickeysen. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 18 |
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Ueber die Wirkung der Schraube bei
Ziegelmaschinen auf die Pressform; von C. Schlickeysen.
Schlickeysen, über die Wirkung der Schraube bei Ziegelmaschinen
etc.
Die Schraube für plastische Körper kann zwar heute als der verbreitetste
Maschinentheil angesehen werden, Ziegelmaterial zu kneten und mittels Durchpressens
durch Schablonen zu formen; doch fehlt bis heute jede Erörterung darüber, welche
Größe, Drehungsgeschwindigkeit und Lage ihr zu geben ist, wenn die Form und das
Quantum des durch sie zu fertigenden Fabrikats gegeben sind.
Die Schwierigkeiten, welche sich der Construction und Verbreitung von Ziegelpressen
so lange entgegenstellten: die Verschiedenartigkeit der zu verarbeitenden
Materialien, sowie die Veränderlichkeit des Wassergehaltes derselben und das daraus
resultirende verschiedene Verhalten nicht nur der verschiedenen Thone, sondern auch
jedes einzelnen derselben, je nach seinem Wassergehalt auf die verarbeitenden und
formenden Maschinentheile, erschweren in gleichem Grade Beobachtungen an
Ziegelmaschinen zum Zwecke theoretischer Erörterungen.
Wenn die nachfolgenden Fundamentalangaben auch nicht das Ergebniß einer Zahl genauer
Messungen sind, so entbehren sie doch nicht des Vorzuges, ein Durchschnittsergebniß
von Beobachtungen einer großen Zahl praktischer Betriebe zu sein. In diesem Sinne
ist das Ergebniß zu constatiren, daß die Ausnützung der Betriebskraft nach den
beiden einander entgegenstehenden Anforderungen: möglichst gute Mischung und Knetung
einerseits, sowie möglichst große Production anderseits, für die Herstellung von Mauersteinen
sich als die günstigste herausstellte bei der Maschine, an welcher die stehende
Schnecke bei etwa 8 Touren in der Minute einen obern Durchmesser von 680mm, im Mittel 650mm beschreibt, der Ausfluß am Boden aber
aus zwei sich gegenüber stehenden Oeffnungen von je einer Mauersteingröße,
durchschnittlich zu 350qc angenommen,
besteht. Der Querschnitt des Cylinders ist in diesem Falle 3318qc, wovon als nicht wirkend ein innerer
Kern von 200mm Durchmesser für Welle und
Messernaben abgeht, also 314qc; es bleiben
sonach rund 3000qc wirksame Druckfläche
gegen 2 × 350 = 700qc
Ausflußöffnung, somit eine Verhältnißzahl von etwa 4 : 1.
Macht man unter Beibehaltung aller sonstigen Umstände eine der beiden Preßöffnungen
zu, so kommt keineswegs unter Annahme doppelter Geschwindigkeit das gleiche Quantum
Thon aus der andern Oeffnung, sondern nur etwa 2/3 der frühern Gesammtmenge, und
wenn man in der Verringerung des Querschnittes der Ausflußöffnungen fortfährt bis
zum geringsten praktischen Bedürfniß der Dachsteinform, so wird das Quantum
ausgepreßten Thones immer kleiner bei wachsendem Kraftbedarf.
Da eine Dachziegelschablone etwa 35qc
Querschnitt hat, beide Seiten zusammen also 70qc, so ergibt dies ein Verhältniß von etwa 42 : 1.
Um Gegenstände geringen Querschnittes auszupressen, wird man also die Schnecke so
klein als möglich wählen, wobei man aber der Leistungsfähigkeit halber für den
eigentlichen Ziegeleibetrieb kaum unter 400mm obere Weite gehen wird; das würde bei einem innern unwirksamen Kern von
130mm immer noch das Verhältniß 17 : 1
ergeben. Nun ist die Kraft, welche bei stehenden Thonschneidern das Material in die
Schnecken treibt, seine Schwere, die jedoch gehemmt wird durch das Ankleben an die
umfassenden Trichterwände, an denen der Thon ganz fest anhaften würde, wenn nicht an
der Peripherie des obersten Messers ein senkrechter Schaber zu dem Zwecke befestigt
wäre, ihn beständig wieder abzutrennen. Die gehemmte Schwere ist sonach das Agens,
welches den Thon in die Schnecke befördert, und das Hemmniß verhältnißmäßig desto
größer, die Fallkraft also desto kleiner, je kleiner der Durchmesser des
Trichtermantels ist, woraus sich wieder ergibt, daß, da mit wachsender
Drehungsgeschwindigkeit die Zeit zum Hineinfallen auch kleiner wird, die Leistung
bei einer und derselben Maschine mit zunehmender Drehungsgeschwindigkeit nur bis zu
einem gewissen Punkt unter wachsendem Kraftverlust steigt, von da ab aber geringer
wird, bis sie schließlich ganz aufhört. Für Ziegelpressen von 400mm Trichterweite kann man 10 bis 12 Touren
für die höchste, praktisch nützliche Umdrehungszahl pro Minute ansehen.
Bei den bisher bekannten Ziegelpressen liegender Construction verhielt sich dieses
Nachfallen noch etwas ungünstiger, da man bei denselben keine andern Mittel
anwendete, das Anhaften des Thones an den Trichterwänden zu verhindern, als
möglichst großen Durchmesser der Schnecke und möglichst harte Verarbeitung des
Thones, weshalb sie zur Verarbeitung hohler und dünner Waare noch viel ungünstiger
als die stehenden sind. Glücklicherweise bietet aber die Wirkung der liegenden
Schnecke auf den darauf fallenden Thon ein Mittel, denselben mit beliebiger
Geschwindigkeit in das Bereich der Messer zu bringen; sie befördert nämlich bei
geringern Dimensionen der Schnecke den aufgeworfenen Thon gegen die Trichterwand,
gegen welchen sie sich dreht, woran er dann haften bleibt und sich ansammelt, bis er
die Einwurföffnung gänzlich verstopft.
Wenn man diese Trichterwand von oben nach unten beweglich macht, so wird der darauf
haftende Thon ununterbrochen, der Geschwindigkeit dieser Wand folgend, in die leeren
Räume der Schnecke gelangen, und ist in diesem Falle die Aufnahmsfähigkeit der
Schnecke, d.h. die Leistungsfähigkeit der Maschine wesentlich abhängig von der
Drehungsgeschwindigkeit der Schnecke und der Fallgeschwindigkeit dieser
Zuführungswand. Die günstigste Form dieser Wand ist die cylindrische einer glatten
Walze, die sich parallel der Schnecke gegen diese dreht und die ganze Länge des
Einwurftrichters einnimmt, bei ungefähr 2/3 des Schneckendurchmessers und gleicher
Drehungsgeschwindigkeit mit derselben. Diese sogen. Speisewalze bildet den
wichtigsten Theil meiner neuen liegenden Patentziegelpresse.
Maschinen dieser Construction werden in meiner Fabrik bis jetzt, außer kleinern zur
Thonwaarenfabrikation, in drei Größen zum Ziegeleibetrieb angefertigt, nämlich mit
200, 300 und 400mm innerm lichtem
Durchmesser. Bei 200mm hat man also
annähernd 300qc Querschnitt, wovon ein
innerer Kern von 100mm mit 70qc abgeht, so daß 230qc wirksame Schraubendruckfläche übrig
bleiben. Die 300mm
-Maschine hat bei 120mm innerm Kern 675 – 108 = 567qc, die 400mm-Maschine endlich bei 150mm innerm Kern 1200 – 168 = 1032qc.
Die Mauerstein-Schablone hat annähernd 12,7 × 26,5 = 336qc,5; die Dachstein-Schablone 2,0
× 16,0 plus der Nase = etwa 33qc.
Das Verhältniß des wirksamen Schraubenquerschnittes zum Querschnitte des
Mauer- resp. Dachsteinstranges ist sonach bei der Maschine von:
200mm
für
Mauerstein
230 : 336 = 0,7
für
Dachstein
230 : 33 = 7,0
300
„
„
563 : 336 = 1,6
„
„
563 : 33 = 17,0
400
„
„
1032 : 336 = 3,0
„
„
1032 : 33 = 32,0
Vergleichende Versuche mit einem ziemlich fetten, so steifen Thone, daß man
unmittelbar vor der Maschine 4 Ziegel hochkantig über einander stellen konnte,
ergaben nun bei obigen drei Maschinen, wobei die in Anwendung gekommenen
Tourenzahlen der Schnecken pro Minute annähernd solche waren, wie sie sich in der
Praxis als angemessen erwiesen haben, Folgendes:
200mm
bei
40
Touren
der
Schnecke
=
12
Mauerziegel,
resp.
12
Dachziegel
300
„
25
„
„
„
=
25
„
„
14
„
400
„
19
„
„
„
=
36
„
„
14
„
wobei etwa 2, 4 und 6e zur Verwendung gekommen sein mögen. Das Verhältniß des durch die
Mauerziegelform ausgepreßten Quantums Thon zu dem mittels der Dachsteinform aus
derselben Maschine war also: 2 : 1, 3,5 : 1 und 5,1 : 1.
Während also ein gleichbleibendes Volum Thon in diesen drei Maschinen bei einer
Steigerung des Querschnittverhältnisses von Schnecke zu Schablone, welches ich der
Einfachheit halber Preßverhältniß nennen will, von 1 : 1 auf 3 : 1 ohne
Kraftvermehrung producirt wurde, brachte dieselbe Kraft bei derselben Maschine bei
einem Preßverhältniß von 7 : 1 schon nur annähernd das halbe Volum Thon hervor. Das
gleiche Volum Thon würde also die doppelte Kraft gebrauchen; ein Preßverhältniß von
17 : 1 braucht schon nahe die 3 1/2 fache, ein solches von 32 : 1 die 5fache Kraft
zur Auspressung der sich gleichbleibenden Menge Thon.
Das Resultat alles Angeführten würde für die Praxis daher sein: Zur Herstellung
voller Mauersteine mittels stehender oder liegender Schnecken kann das
Preßverhältniß von 1 : 1 bis zu 4 : 1 steigen ohne wesentlichen Kraftverlust;
darüber hinauszugehen, würde unzweckmäßig sein. Für hohle und dünne Waare kann es
bis 7 : 1 steigen, doch würde eine fernere Steigerung ebenfalls nur Kraftverlust
ohne entsprechenden Nutzen bewirken.
Entbehren die angeführten Zahlen nun auch aus im Eingang angeführten Gründen aller
Genauigkeit und beziehen sie sich namentlich nur auf die nach heutigen Erfahrungen
praktisch vortheilhafteste Steifigkeit des Materials und zweckmäßigste Form und
Ausführung der Schablone, so dürften sie doch bis zur Ergänzung dieser Lücke ein
brauchbarer Anhalt bei der Auswahl und dem Gebrauch von Ziegelpressen sein.
Namentlich wäre es zu wünschen, daß sie dem so oft vorkommenden und kostspieligen
Fehler, volle Mauersteine und hohle und dünne Waare auf einer und derselben großen
Maschine zu pressen, Einhalt thäten. (Nach einem vom Verfasser gef. eingesendeten
Abdruck aus der Töpfer- und Ziegelzeitung, 1876 S. 97.)