Titel: | Rousseau's automatisches Blocksignal. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 126 |
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Rousseau's
automatisches Blocksignal.
Mit Abbildungen auf Taf.
III [a/4].
Rousseau's automatisches Blocksignal.
Die Locomotivführer auf vielen Eisenbahnen der Vereinigten Staaten haben sich seither
noch nicht um Signale zu kümmern brauchen, sondern sie fahren, nachdem ihnen die
Weisung zur Abfahrt ertheilt ist, einfach bis zur nächsten Haltestelle. Die
Einführung eines Signalsystems ist dort also verhältnißmäßig leicht, da blos seine
Wirksamkeit und Kosten in Frage kommen. Die
New-York-Central-Railway hat sich zur Einführung von
SignalenEngineering, Mai 1876 S. 428. – Eine
eingehende Beschreibung und Abbildung der nachstehend beschriebenen (am 6.
Februar für die Vereinigten Staaten Nordamerikas patentirten) Blocksignale,
sowie der gesammten Telegraphen- und Weichenblockeinrichtung (mit
centraler Weichenstellung) im Grand-Central-Depot in
New-York brachte auch Scientific
American, December 1875 S. 399. veranlaßt gefunden und seit etwa 18 Monaten auf einer etwa 5km langen Strecke ein für David Rousseau in New-York patentirtes automatisches
System mit so vollständiger Befriedigung probirt, daß die ganze einige 240km lange Linie nach Albany mit solchen
Signalen ausgerüstet werden soll. Gleiches soll auf einigen andern amerikanischen
Bahnen geschehen.
Bei diesem elektrisch-mechanischen Systeme werden an den Enden A, B, C (Fig. 11) der Abschnitte,
in welche die Bahn zerlegt wird, Signale für die hin- und herlaufenden Züge
auf eingleisigen oder für die beiden Gleise zweigleisiger Bahnen aufgestellt. Ein
von A nach C laufender Zug
stellt beim Vorüberfahren an dem Punkte a, welcher dem
Signalposten A unmittelbar gegenüber liegt, automatisch
das Signal bei A auf Halt;
ebenso bei b und c die
Signale B und C. Bei der
Ankunft in a', b', c' dagegen stellt der Zug automatisch
die Signale bei A, B und C
wieder auf frei. So ist der Zug hinter sich stets durch
ein, zeitweilig durch zwei
Haltsignale im Rücken gedeckt; bei eingleisigen Bahnen aber kann er sich auch in der
Zugrichtung, gegen entgegenkommende Züge decken.
Beide Signale werden mittels des in Figur 14 im Schnitt
abgebildeten Stromschließers gegeben, welcher durch das Rad der Locomotive in
Thätigkeit gesetzt wird. Unter einer Bahnschiene S liegt
nämlich eine Metallplatte V auf der Oberseite eines
Kautschukkissens QQ in Form eines dickwandigen
Hohlcylinders, welcher mit seiner untern Fläche auf einer andern Platte U liegt. An beiden Platten ist das mit Flanschen
versehene Kissen durch eine Art Stopfbüchse NN mit
Unterlagscheiben dd befestigt. In die Höhlung des
Kissens ragt von der obern Platte V herab eine
Metallröhre H hinein, in deren Innern eine mit einem
Loch für einen mit der Telegraphenleitung verbundenen, durch das Loch frei hindurch
ragenden und durch eine Kautschukplatte k isolirten
Stempel I versehene Scheibe h sitzt, welche sich, wenn das Kissen durch die Locomotive
zusammengedrückt wird, auf zwei am Stempel I befestigte
halbkreisförmige Metallstücke l auflegt und so den von
der Leitung kommenden Draht F mit der Schiene S, d.h. mit der Erde in leitende Verbindung setzt,
hierdurch aber den nur hier unterbrochenen Stromkreis einer auf jeder Station und
jedem Signalposten stehenden Batterie schließt. Die eingeschraubte Kautschukplatte
i schließt die Röhre H,
auf der Kautschukplatte j ruht der Stempel I.
Das eigentliche Signal befindet sich in einer 560mm breiten und langen, 760mm
hohen Büchse, in welcher zugleich die elektromagnetische Einrichtung untergebracht
ist; an ihren beiden verticalen Endflächen hat die Büchse je ein mit Glas
verschlossenes rundes Fenster von 460mm
Durchmesser; vor der einen Endfläche kann eine Lampe vor dem Glase aufgehängt
werden, in der Mitte der Büchse aber ist auf der Büchse, kragenförmig aus derselben
vorstehend, ein auf beiden Seiten weiß angestrichenes, kreisförmiges, etwa 915mm im Durchmesser haltendes, unbewegliches
Schild angebracht. Im Innern der Büchse dreht sich auf einer verticalen Achse x (Fig. 12 und 13) eine
verticale Scheibe DD, von welcher man bei der
Stellung in Figur
12 durch die Büchse nur die schmalen Seiten bemerkt, während sie in der
dazu rechtwinkligen Stellung Figur 13 die Fenster der
Büchse vollständig ausfüllt, so daß das Signal einen rothen Kreis mit weißem Rande
zeigt. Die Mitte der roth angestrichenen Blechscheibe DD bildet nämlich ein rothes Glas. Das Haltsignal ist also bei Tage: rothe
Scheibe in weißem Schild, bei Nacht: rothes Licht; das Freisignal: weißes Fenster
und weißes Licht. Die Achse x der Scheibe DD wird durch ein Gewichts-Triebwerk in
Umdrehung versetzt, so
oft nicht der eine oder der andere von vier auf der Achse X befestigten, um je 90° gegen einander verstellten Aufhaltstiften
durch den abgerissenen Anker des Elektromagnetes M
aufgehalten wird. Der Elektromagnet liegt in der Büchse fest am Gestell des
Triebwerkes. Auf der Achse x der Scheibe D sitzt noch eine kleine Scheibe q mit zwei metallenen Vorsprüngen, die um 180° gegen einander
verstellt abwechselnd bei der einen Scheibenstellung, Figur 12, sich an die
Halt-Contactfeder y, bei der andern, Figur 13, an
die Frei-Contactfeder z anlegen und so im erstem
Falle in A die Leitung nach a, im zweiten die Leitung nach a' mit der
Achse x und durch den Elektromagnet M mit der Erde E verbinden.
Erfolgt die Sendung eines Stromes von a aus, so läßt der
Anker des Elektromagnetes M den Aufhalter an x frei, und die Scheibe geht aus der bisherigen
Freistellung, Figur
12, in die Haltstellung, Figur 13, über, bleibt
aber in dieser stehen, da in Folge der inzwischen bereits eingetretenen
Stromunterbrechung bei y der Anker bereits wieder
abgefallen ist und den nächsten Aufhalter fängt. Kommt der Zug nach a', so sendet er in A einen
Strom über z und x durch M zur Erde E, die Achse x macht wieder eine Viertelumdrehung und die Scheibe DD geht aus der Haltstellung, Figur 12, wieder in die
Freistellung, Figur
13, zurück.
Während jeder Vierteldrehung der Achse x schließen zwei
andere Federn mittels einer auf sie wirkenden, an der Achse x sitzenden Ebonitscheibe einen andern Stromkreis, in welchen eine das
gegebene Signal wiederholende Signalvorrichtung eingeschaltet ist, oder mittels
dessen Thore, Kreuzungen geschlossen werden u.s.w.
Das Triebwerk wird am besten so eingerichtet, daß es einige 20 Stunden läuft, und der
Signalmann wird dann zum Aufziehen desselben dadurch genöthigt, daß eine Vorrichtung
ihn hindert, das den Zugang zur Laterne, behufs der Anzündung derselben,
verschließende Fenster zu öffnen, wenn er nicht vorher das Triebwerk ganz aufgezogen
hat.
Zur Wiederholung und zum Aufzeichnen des Signals kann eine Signalbüchse mit zwei
verschieden gestimmten Glocken benützt werden, bei welcher der auf die Glocken
schlagende Hammer zugleich auf ein Schild weist, auf welchem die Bedeutung des
Signals geschrieben steht, und durch seine jedesmalige Lage stets für den
nächstfolgenden Strom einen Weg durch denjenigen von zwei Elektromagneten herstellt,
welcher den Hammer an die andere Glocke zu werfen bestimmt ist.
Die Signale können natürlich ebenso gut wie automatisch auch durch besondere
Signalwärter gegeben werden. Leicht lassen sie sich zum Schließen von Wegübergängen,
Kreuzungen u.s.w. einrichten.
Unsere Quelle bemerkt, daß die Einführung dieser Signalisirungsweise in England auf
Schwierigkeiten stoßen dürfte, weil sie sich nicht gut auf die dort jetzt fast
allgemein üblichen Semaphorensignale würde anwenden lassen. Mit Recht aber wird
hervorgehoben, daß bei diesen übrigens sinnreichen automatischen Signalen ein
Versagen nicht ausgeschlossen sei und in Folge von Abnützung etc. Unterbrechungen
eintreten könne. Es sei das Signal Halt nicht gegen jede unbeabsichtigte Umstellung
geschützt, und das Freisignal werde nicht herbeigeführt und erhalten durch die
unausgesetzte Wirkung der Ursache, welche die Signalstellung veranlaßt, und mit
deren Wegfall das Signal von selbst auf Halt zurückgeht. Wenn Signalsysteme mit momentanen Strömen auch auf englischen Bahnen benützt
würden, so wäre zwischen automatischen und von Signalwärtern gegebenen Signalen doch
insofern ein großer und maßgebender Unterschied, als im letztern Falle das Signal
nicht aus einem einzigen Glockenschlag, einer einzigen Flügelbewegung bestünde und
außerdem von dem Orte, wohin es gegeben würde, ein Quittungssignal eintreffen müsse.
Daran feien auch die frühern, in England gemachten Versuche mit automatischen
Signalen gescheitert, doch sei die Einführung derselben eine Lebensfrage.
E–e.