Titel: | Eiserner Oberbau, System J. Jacobi. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 222 |
Download: | XML |
Eiserner Oberbau, System J. Jacobi.
Mit Abbildungen auf Taf.
VI [a.b/3].
Jacobi's eiserner Oberbau.
Für das ungeheure Material an alten Schienen, welche sich im Laufe vieler Jahre bei
der Bahnerhaltung anhäuft, hat Julius Jacobi, Director
der Adalbert-Eisenhütte in Kladno, eine Verwendung gefunden, welche es
verdient, allgemein bekannt und von Fachmännern geprüft zu werden; es ist dies der
vom Genannten aus alten abgelegten Schienen construirte eiserne Oberbau, welcher
nach einer Mittheilung von Max Kraft in der Wochenschrift
des österreichischen Ingenieur- und Architectenvereins, 1876 S. 210 in Fig. 23 bis
25
abgebildet und nachstehend beschrieben ist.
Jacobi's Oberbau ist als ein System von eisernen Einzelunterlagen gedacht, welch
letztere (behufs Einhaltung der Spurweite) durch Spannstangen aus einander gehalten
werden; nur daß hier die Spannstange mit einem Theile der Unterlage aus einem Stück
besteht, wodurch sowohl die vollkommene Unverrückbarkeit der Spurweite, als auch die
billigste und sicherste Verbindung zwischen Unterlage und Spannstange erreicht
ist.
An die beiden Enden eines etwa 2m,4 langen
Stückes einer abgelegten Schiene läßt Jacobi zwei kürzere
Stücke, deren Länge durch die gewünschte Auflagsfläche bestimmt ist, mittels je vier
Bolzen annieten, Fuß an Fuß, und erhält dadurch eine Unterlage von doppelt T-förmigem Querschnitt mit nach aufwärts und
abwärts gerichteten Mittelrippen. Behufs Befestigung der Schiene auf dieser
Unterlage wird in der obern Mittelrippe ein Auflager ausgestemmt, wobei die
erforderliche Neigung der Schiene berücksichtigt werden kann. Die Schiene wird sodann unter den
ausgestemmten Uebergriff a der Mittelrippe geschoben und
durch Deckplatten und Schraubenbolzen niedergehalten. Um diese letztern von oben
einstecken zu können, erhalten sie blos einseitige Köpfe. Ueber die Bolzen wird
sodann die Deckplatte geschoben, die als starkes Winkelstück gebildet ist und am
Ende ein Zäpfchen besitzt, welches in das längliche Bolzenloch paßt und den nach
Einführung des Bolzens frei gebliebenen Raum dieses Loches ausfüllt. In die obere
Fläche dieser Deckplatte, auf welche die Mutter aufzusitzen kommt, wird eine Rinne
eingehobelt, in welche der an der Mutter befindliche, vorstehende, plättchenartige
Rand nach Anziehung der Mutter hineingestemmt wird, um eine Drehung derselben zu
verhindern.
Diese Sicherung der Schraubenmuttern gegen das Loswerden kann als eine sehr einfache
und glücklich combinirte bezeichnet werden.
Jacobi's System hat den Vortheil, daß es sehr leicht und mit sehr geringen Kosten in
ein eisernes Querschwellen-System umgewandelt werden kann; als solches hätte
dasselbe bei einer Länge der Schwellen von 2m,4 und einer Schienenhöhe von 0m,125 eine Auflagefläche von 0qm,60,
wie sie bei den besten bisher bekannten Systemen gewöhnlich vorkommt, und wie sie
auch bei den Holzschwellen üblich ist. Bei dem besprochenen System wirkt jedoch auch
noch die Reibung an der untern Mittelrippe sehr günstig, sowie dieselbe auch die
Schwelle gegen Verrückung sichert. Die Auflagsfläche kann übrigens mit
verhältnißmäßig sehr geringen Kosten noch vergrößert werden. Die Haupteigenschaft
dieses Systems, nämlich die ungemein billige Herstellung, welche dasselbe vor allen
andern Systemen voraus hat, wäre wohl Grund genug, um eine probeweise Anwendung
desselben zu rechtfertigen.