Titel: | Ueber das sogen. plastische Dinas-Krystall; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 346 |
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Ueber das sogen. plastische
Dinas-Krystall; von Dr. Carl
Bischof.
Bischof, über das sogen. plastische Dinaskrystall.
Mit einer aus der Bonner Portland-Cementfabrik von Dr. Rieth und O'Brien stammenden und mir durch eine Gasfabrik zugestellten Probe
vorstehenden Materials wurden nachstehend mitgetheilte Bestimmungen vorgenommen.
Die erste Notiz über dieses mit obigem unverständlichen Namen ausgestattete Fabrikat
finden wir in diesem Journal, 1875 218 373, von
Baumeister Neuenheuser in Einzig, welcher dasselbe als
feuerfesten Cement bezeichnet hat. Daselbst wird ein Gehalt von 3 Proc. Thonerde und
93 Proc. Kieselsäure angegeben; ferner wird dessen Formbarkeit, selbst durch Gießen
und ohne zu reißen, gerühmt und auf seine Verwendung zu hoch
feuerfesten Zwecken hingewiesen.
Das vorliegende Material bildet ein schwach gelblichgraues, schweres Pulver, in
welchem vorherrschend feines, theils sehr feines, abfärbendes und doch knirschendes Mehl mit
gröbern, kantigen, meist weißen, auch gelblichen Quarzsplittern von 0,5 bis 2cbmm Größe vermengt ist. Die gröbern Theile
betragen etwa 25 Proc.
Digerirt mit Wasser, reagirt dasselbe schwach aber deutlich alkalisch und wird eine
geringe Menge (Aetzkalk) ausgezogen. Mit Salzsäure übergossen, zeigt sich eine
Bläschenentwicklung, die von einzelnen, theils gröbern Stückchen ausgeht.
Wird die Masse mit Wasser angemacht, so erhält man einen bildsamen, gut formbaren
Teig, der eigenthümlich und allmälig, jedoch in einigen Stunden thonhart wird.
Bereitet man den Teig möglichst steif (in etwa der Consistenz vom Brodteig), d.h.
setzt man nur so viel Wasser hinzu, als eben zur Formbarkeit der Masse erforderlich
ist, läßt an der Luft, dann unter allmäliger Steigerung der Temperatur bis zu
170° trocknen, so beträgt die Schwindung der Masse 4,5 bis 5 Proc.
linear.
Wird die so vollständig ausgetrocknete und bereits ziemlich feste Masse bis zur
hellen Rothglühhitze geglüht, so erscheint sie gesintert, steinhart, theils noch
einsaugend. Sie ist von fleckenloser, gleichmäßig gelblichgrauer Farbe, körnig,
ähnlich einem Luftmörtelverputz. In der feinen, porigen Grundmasse lassen sich die
gröbern Quarztrümmer beobachten. Unter der Loupe gewahrt man nebst einzelnen
glänzenden Punkten einen ganz leisen Schmelz, welcher die Theile unter einander
verkittet. Die Masse zeigt keine Risse und ist dem Volum nach völlig unverändert
geblieben; sie ist weder geschwunden noch gewachsen.
Steigert man den Hitzgrad höher bis zur controliren Platinschmelzhitze, so ist die
Probe außen stark glassirt, innen löcherig höhlig.
Wird das Material vorher gleichartig auf das Feinste pulverisirt und ebenso stark
erhitzt, so schmilzt es zu einem schaumigen Glase zusammen, das außen lebhaft
glänzend und innen rundlöcherig.
In dem bei 100° getrockneten Material wurde gefunden:
Kieselsäure
87,48
Thonerde
4,66
Eisenoxyd
2,62
Kalkerde
1,08
Glühverlust (Wasser)
3,96
–––––
99,80.
Vorstehende Analyse weicht von der von Th. Werner
publicirten Analyse (Allgemeine sächsische Ziegel- und
Thonwaaren-Zeitung, 1876 Nr. 10) sehr wesentlich
ab, namentlich hinsichtlich des Gehaltes an Kieselsäure wie des Eisenoxydes und
Kalkes, welche beide letztern Substanzen der Genannte als nicht nachweisbar
aufführt.
Das untersuchte, reichlich kieselsäure- und verhältnißmäßig nicht wenig
thonerdehaltige Material, welches ansehnlich Eisen enthält und einen
bemerkenswerthen Glühverlust ergibt, nimmt pyrometrisch keine
sehr hohe Stellung ein. Es kann in dieser Hinsicht mit den bekannten
Dinassteinen nicht verglichen werden. Ein Flußmittelgehalt von mehr als 8 Proc. muß
nothwendig die Schwerschmelzbarkeit der Kieselsäure wesentlich herabdrücken.
Anderseits hält sich indeß das Material in bis zur hellen Rothglühhitze gesteigertem
Hitzgrade recht gut und ist als gewichtig hervorzuheben, daß dasselbe, vorher völlig
getrocknet, sich alsdann ohne Volumveränderung brennt,
nicht reißt und weder schwindet noch wächst. In letzterer Beziehung,
wobei die recht schätzenswerthe Plasticität und beliebige Formbarkeit des Materials,
wie dessen unmittelbare Verwendbarkeit in Anschlag zu bringen sind, dürfte dasselbe
der besondern Beachtung für viele, in der großen Praxis vorhandene und noch sich
findende Zwecke zu empfehlen sein.
Wiesbaden, im Juli 1876.