Titel: | Der Amerikanische Combinations-Typendrucker. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 146 |
Download: | XML |
Der Amerikanische
Combinations-Typendrucker.
Mit einer Abbildung.
Amerikanischer Combinationstypendrucker.
Im J. 1855 nahm David Edward Hughes aus Kentucky ein
Patent auf einen Typendruck-TelegraphenVgl. 1863 168 315. * 1867 184 1. mit synchroner Bewegung des Senders und Empfängers, bei welchem jeder
Buchstabe durch einen einzigen elektrischen Strom abgedruckt wurde, ohne daß dabei
das Typenrad still stand. Hughes' ursprünglicher
Telegraph enthielt zwei von einander unabhängige Sätze von Zahnrädern, deren jedes
durch ein Gewicht getrieben wurde. Der erste derselben setzte das Typenrad und die
den Strom absendende Walze in übereinstimmenden Gang, welcher durch ein Echappement
und eine sehr schnell schwingende Stahlfeder von regulirbarer Länge controlirt
wurde. Der zweite bewegte die Druckvorrichtung und wurde durch eine sehr
empfindliche Verbindung eines permanenten und eines Elektromagnetes losgelassen. Der
Federregulator erhielt die Senderwalze des einen und das Typenrad des andern
Telegraphen in übereinstimmendem Gang. Die Walze enthielt in einer Spirallinie
stehende Stifte, welche, wenn die zugehörige Tafte niedergedrückt war, den Strom auf
kurze Zeit schlossen, während sie an einem Fixpunkte vorübergingen; durch die
Wirkung dieses Stromes im Elektromagnet wurde dann der betreffende Buchstabe
gedruckt. Den größten Theil der Jahre 1855 und 1856 verwendete Hughes, unterstützt von George M. Phelps, der
damals in Troy (N. Y.) lebte, auf die Verbesserung dieses Telegraphen, um ihn auf
den Linien der amerikanischen Telegraphen-Compagnie einzuführen, welche
damals vorwiegend mit dem Typendrucker von House
ausgerüstet waren. Die erste Verbesserung bestand in der Hinzufügung einer
Vorrichtung zur Correctur des Synchronismus des Typenrades beim Druck jedes
Buchstabens; eine zweite darin, daß unter Weglassung des zweiten Triebwerkes die
Druckvorrichtung mit der Typenradachse in Eingriff gesetzt wurde, wobei jedoch in
der kürzesten, zwischen dem Drucke zweier Buchstaben verfließenden Zeit 4 bis 5 auf
einander folgende Buchstaben des Typenrades an der Druckvorrichtung vorübergehen
mußten. Diese wichtige Verbesserung verdankt man ganz dem Scharfsinne von Phelps.
Der so verbesserte Hughes'sche Typendrucker kam 1856 auf die Linien
Worcester-Springfield in Massachusetts und Newyork-Boston. 1858 ging
Hughes nach Europa und wohnt daselbst seit October
1860, wo die
französische Regierung seine Patente kaufte. Nach dem Ankaufe der von Hughes in den Vereinigten Staaten genommenen Patente
durch die American-Telegraph-Company dagegen paßte Phelps den Telegraphen den amerikanischen Bedürfnissen
an, und durch seine wesentlich mit dem J. 1859 abgeschlossenen durchgreifenden
Verbesserungen ist ein fast ganz neuer Telegraph (combination
printing telegraph) entstanden, welcher schnell ausgedehnte Anwendung auf
den wichtigern Linien zwischen Boston, Albany, Newyork, Philadelphia und Washington
fand. Die meisten der damals aufgestellten Telegraphen arbeiten seitdem
ununterbrochen und noch im laufenden Jahre (1876) ohne wesentliche Reparaturen.
An jeder der 28 Tasten ist ein metallener Hebel angebracht, welcher sich rückwärts
bis unter die hinter der Claviatur liegende horizontale Senderwalze erstreckt. Jeder
dieser Hebel ist nach der Seite ein wenig biegsam, in verticaler Richtung dagegen
völlig starr; nach oben zu läuft er in einem winkelförmigen Knauf aus. Die
Senderwalze wird durch einen Schnurlauf von einem Schwungrad mit Kurbel oder
Fußtritt oder mittels Dampfkraft in schnellem Umlauf erhalten. Auf seiner
Mantelfläche befinden sich in einer Schraubenlinie für jede Taste ein Schlitz
eingearbeitet, in welche zur rechten Zeit der Knauf des Hebels an den zugehörigen
Tasten eintreten kann, wenn die Taste niedergedrückt wird. Da die Schlitze aber
sämmtlich seitwärts gekrümmt sind, so drückt jeder seinen Hebel, kurz nach dessen
Eintreten, etwas zur Seite, verschiebt so zugleich eine mit allen Hebeln verbundene
Gleitstange seitwärts, und bringt so zwei Platincontacte mit einander in Berührung,
wodurch der Stromkreis geschlossen wird und geschlossen bleibt, während der Knauf
des Tastenhebels in dem geraden Theil des Schlitzes vollends hingeht.
An ihrem Ende rechts ist die horizontale Senderwalze durch Kegelräder mit der
stehenden Hauptwelle verbunden, von welcher die Bewegung durch Zahnräder auf die
Achse des Typenrades K übertragen wird. Auch der
elektromagnetische Regulator steht mit der Hauptwelle in Eingriff. Derselbe besteht
aus einem schnell umlaufenden schweren Eisencylinder, von welchem ein Stück
ausgeschnitten und auf einer kräftigen Feder angebracht ist. Wenn dieser Ausschnitt
in Folge der die Feder überwältigenden Centrifugalkraft nach außen bewegt wird, so
wirkt er auf eine Reihe unter sich verbundener Hebel, hebt einen verticalen Stab in
der hohlen Regulatorachse und preßt denselben gegen das untere Ende einer stehenden
Spindel; dadurch aber wird eine Localbatterie geschlossen, der vom Localstrome
durchlaufene Elektromagnet zieht seinen Anker an und drückt eine Bremse gegen den Cylinder, dessen
Geschwindigkeit sich demnach verringert. Anderseits wird bei der geringsten
Verminderung der Geschwindigkeit der Localstrom unterbrochen, und die Bremse läßt
los. So kann man durch Höher- oder Tieferstellen der Spindel, die dazu mit
einer Schraube ausgerüstet ist, die Geschwindigkeit innerhalb beliebiger Grenzen
gleich erhalten.
Textabbildung Bd. 222, S. 148
Der Elektromagnet des Empfängers wurde früher unmittelbar in die Linie
eingeschaltet, jetzt arbeitet er meist mit Hilfe eines gewöhnlichen
Morse-Relais. Der Anker dieses Elektromagnetes bewegt ein Cylinderventil
in einer Luftkammer, welches an einem regulirbaren Stahldrahte hängt, dem im
House'schen TypendruckerVgl. Zetzsche: Die Copirtelegraphen, die
Typendrucktelegraphen und die Doppeltelegraphie (Leipzig 1865) S.
68. ganz ähnlich ist und comprimirte Luft auf einen Kolben wirken läßt,
welcher den Echappementhebel H bewegt.
Das Druckrad Q liegt oberhalb der horizontalen Platte ZZ; es sitzt mittels Frictionskupplung auf der
stehenden Hauptwelle, welche von der Senderwalze in Umdrehung versetzt wird. An
seiner obern Stirnfläche, nahe am Umfange, und im gleichen Abstand von einander,
stehen 6 Stifte h vor. Ein Aufhalter am Ende des
Echappementhebels H fängt einen dieser Stifte, so oft
der Stromkreis durch den Elektromagnet des Empfängers unterbrochen wird, läßt ihn
aber beim Schließen des Stromes sofort wieder frei. Somit veranlaßt jede vom Sender
der telegraphirenden Station bewirkte Stromgebung ein Loslassen eines Stiftes, eine
Sechstelumdrehung des Druckrades Q und darauf das Fangen
am nächsten Stifte. Während dessen dreht sich das Typenrad K ununterbrochen fort, da es durch Frictionskupplung auf eine mit der
Hauptwelle in Eingriff stehende zweite Welle aufgesteckt ist. Wenn also das Druckrad
Q und das Typenrad K des
Empfängers sich frei bewegen, so machen sie dieselbe Anzahl Umläufe wie die
stromsendende Walze des Senders, oder kurz, ihre Bewegung ist synchron. Das Typenrad
K hat auf seiner Mantelfläche 28 Typen sitzen, unter
diesen aber sind noch zwei Räder mit den Zähnen v und
n; die Anzahl der Zähne jedes dieser beiden Räder
gleicht der Zahl der Typen.
Das Drucken vollzieht sich nun in folgender Weise: Wenn das Druckrad durch den
Elektromagnet losgelassen wird, so macht es eine Sechstelumdrehung. Dabei tritt
zunächst einer der 6 Zähne i auf der Mantelfläche des
Druckrades Q zwischen zwei der Zähne v am Typenrad K und bewirkt
dadurch die Correction einer etwa vorhandenen, durch eine geringe Ungenauigkeit in
der Wirkung des Regulators entsprungenen, kleinen Unrichtigkeit in der Stellung des
Typenrades K, indem er dieses auf seiner Achse ein wenig
vor- oder zurückstellt. Dabei stößt zweitens einer der Stifte h auf dem Druckrade Q den
Schwanz des Hebels c zur Seite und bringt so den
Papierstreifen P, welcher von der cylindrischen Presse
T getragen wird, in Berührung mit der Type, welche
das Typenrad K eben unter T
vorbeiführt. Ein Zahnrad an der Presse unterhalb des Papiers kommt hierbei in
Eingriff mit den Zähnen n am Typenrade, und so laufen
beide mit einander um, so lange das Papier und die Type sich berühren. Auf diese
Weise wird der Streifen in Wirklichkeit fortgerückt, während das Aufdrucken erfolgt.
Diese Art des Druckens ist weit vorzüglicher als die beim Hughes und liefert niemals
verwischte oder unvollkommene Abdrücke der Buchstaben in Folge eines Mangels an
vollständiger Uebereinstimmung zwischen den Bewegungen des Typenrades und der Presse
während des Druckens. Die Typen werden von der Filzrolle W mit Farbe gespeist, welche sich in Folge der Berührung mit jenen
umdreht. Der Einstellhebel (unison stop-lever)
N wird von dem empfangenden Telegraphisten benützt,
um das Typenrad auf Null oder den Punkt einzustellen, wenn das Telegraphiren
beginnt. Bei der ersten Bewegung des Druckrades Q wird
er von einem der Stifte h, welche gegen einen Vorsprung
x an seiner obern Seite stoßen, bei Seite geschoben
und dadurch das Typenrad losgelassen. Der Hebel L trägt
die Presse T nebst Zubehör und wird beim Absenden eines
Telegrammes zurückgeschlagen, so daß der Druckhebel c
außer Eingriff mit dem Druckrade Q kommt.
Die verhältnißmäßig einfache mechanische Einrichtung dieses Telegraphen hat sich für
langen und angestrengten Dienst als sehr zweckmäßig erwiesen. Das Spiel auf der
Claviatur ist das nämliche wie beim Hughes, die Leistung ist aber größer, weil das
Typenrad hier ohne Nachtheil für den Mechanismus mit größerer Geschwindigkeit
umlaufen kann. Der Hughes wird selten oder nie mit einer Geschwindigkeit von über
130 Umdrehungen des Typenrades in der Minute arbeiten, während der
Combinationsdrucker eine Reihe von Jahren auf den Linien der Western-Union
mit 190 Umdrehungen in der Minute arbeitete, wodurch sich natürlich die Leistung in
dem nämlichen Verhältnisse steigerte. Einmal wurden auf ihn 670 gewöhnliche Handelstelegramme
von mittlerer Länge voll ausgedruckt zwischen Vormittags 9 Uhr und Nachmittags 5 1/2
Uhr von Newyork nach Philadelphia befördert, und dabei die Leistungsfähigkeit des
Combinationsdruckers noch nicht erschöpft, da die Linie noch eine Zeitlang unbenützt
blieb. (Nach dem Journal
of the Telegraph, Juni 1876 S. 161.)
E–e.