Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 439 |
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Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf.
X [c.d/1].
(Fortsetzung von S. 320 dieses Bandes.)
Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
Gewehrsystem Läuger.
Unter Zugrundelegung des Peabody-Systemes ist von Tobias Läuger zu Lörach in Baden ein Gewehr construirt worden, bei welchem der
Verschluß ebenfalls durch einen massiven Block bewirkt wird. Figur 20 zeigt den
Längenschnitt bei geschlossenem und abgeschossenem Gewehre.
Der Lauf der Waffe besitzt äußerlich am hintern Ende ein Schraubengewinde, auf
welches die Hülse A geschraubt wird. Die innere
Laufbohrung entspricht ebendaselbst der Form der Metallpatrone und ist dieser
entsprechend ausgefräst. Zu beiden Seiten befindet sich in Höhe der Seelenachse je
eine Auslassung, in welche entsprechende Ansätze des Ejectors E treten. Die Hülse oder das Verschlußgehäuse A dient wie bei dem Peabody-Gewehre zur Aufnahme der
Verschluß- und Schloßtheile, hat eine viereckige, kastenartige Form,
unterscheidet sich aber insofern von derjenigen der letztern Waffe, als hier nicht
die beiden Seitenwände hinten durch eine starke Querwand verbunden sind, sondern nur
im obern Theile eine Verbindung zwischen ihnen durch das nach hinten etwa 100mm hervorstehende Schwanzstück hergestellt
ist. Das Verschlußgehäuse
A besitzt eine viereckige, senkrechte, ganz hindurch
gehende Auslassung, in deren vorderer, starker Querwand, dem Kopfe, sich im obern
Theile das Muttergewinde für den hintern Theil des Laufes befindet. Die hintere
Fläche des Kopfes liegt in derselben verticalen Ebene wie die hintere Lauffläche.
Etwa 7mm unter diesem Muttergewinde springt
diese Fläche weiter zurück und entsteht dadurch unter dem Laufe ein freier Raum zur
Aufnahme des Ejectors E; ganz an dem untern Ende ist
eine Auslassung zur Aufnahme der Schlagfeder S, welche
darin durch das Abzugsblech L gehalten wird. In der
vordern Fläche des Kopfes ist senkrecht unter der Seelenachse ein mit einem
Muttergewinde versehenes Stück Eisen a zum Einschrauben
des untern Entladestockendes T befestigt. In den beiden
Seitenwänden der Hülse befinden sich horizontale, correspondirende Löcher zur
Aufnahme der Verschlußstückschraube, Spannhebelschraube, Hammerschraube,
Ejectorschraube und Stangenschraube. Zwischen den Seitenwänden ist das die Oeffnung
unten verschließende Abzugsblech L befestigt. Nach
hinten endlich setzt sich das Gehäuse in dem massiven Schweiftheile fort, dessen
vordere Fläche die Form eines Kreisabschnittes besitzt. Gegen diese legt sich die
hintere, ebenso geformte Verschlußstückfläche. In dem hintern Ende des
Schwanzstückes ist ein Muttergewinde zur Aufnahme der Schwanzschraube b eingeschnitten, welche dasselbe im Schafte festhält
und deren Kopf sich, abweichend von der sonst gebräuchlichen Einrichtung, in dem
Schloßkasten befindet. Es muß mithin behufs Herausnahme des Laufes und
Verschlußgehäuses aus dem Schafte stets erst das Abzugsblech L entfernt werden, und kann man dann erst an den Schraubenkopf
gelangen.
Das Verschlußstück B entspricht genau demjenigen des
Peabody-Gewehres. Dasselbe ist ein massiver Block mit viereckigem
Querschnitt, der um eine durch sein hinteres Ende quer hindurch gehende Schraube C drehbar ist und sich mit seinem vordern Theile auf und
nieder bewegen kann. Derselbe legt sich, wie schon erwähnt, mit seiner hintern,
einen Kreisabschnitt bildenden Fläche gegen die vordere Seite des Schwanzstückes der
Verschlußhülse A, und wird somit der Gasdruck bei dem
Abfeuern des Gewehres nicht allein von der Pivotschraube C des Blockes B, sondern auch von dem
Schwanzstücke aufgefangen. An der untern Seite befindet sich im hintern Theile eine
oben abgerundete, nach unten sich erweiternde Auslassung d, wodurch hinter ihr ein hakenförmiger, nach unten gerichteter Ansatz f entsteht. In diese Auslassung d tritt behufs Oeffnens des Gewehres ein Hebel H, während derselbe bei geschlossenem Gewehre gegen die vordere, eine
schiefe Ebene bildende Fläche g der Auslassung d drückt und dadurch das Verschlußstück B in gehobener Stellung erhält. Der hakenförmige Ansatz f besitzt im untern Theile in der Mitte eine verticale
Auslassung, um den erforderlichen Raum sowohl zur Aufnahme und Bewegung eines
Schiebers D, als auch zur Aufnahme eines Theiles des
Schlagstiftes F zu schaffen. Der Länge nach ist das
Verschlußstück mit einer cylindrischen, hinten absatzartig sich erweiternden, in der
senkrechten Ebene der Seelenachse liegenden Bohrung zur Aufnahme des Schlagbolzens
F versehen. Dieselbe mündet im vordern Theile bei
geschlossenem Gewehre über der Seelenachse, und ist somit die Einrichtung auf
Anwendung von Randzündungspatronen berechnet. Das hintere Ende der Bohrung liegt
tiefer, und zwar zu dem Zwecke, daß der Schlagbolzen F
durch sein eigenes Gewicht gezwungen wird, nach erfolgtem Schusse zurück zu gleiten,
sobald das Schlagstück G seine hintere Fläche verlassen
hat. Durch den hintern, weitern Theil der Schlagbolzenbohrung führt ein wagrechter
Stift h quer hindurch, welcher das Herausfallen des
Schlagbolzens F verhindert und dessen Vor- resp.
Rückwärtsbewegung begrenzt.
Der Schlagbolzen F besitzt cylindrische Gestalt, ist an
seinem hintern Ende absatzartig verstärkt, und wird hierdurch seinem Vorschnellen
eine Grenze gesetzt. Der stärkere Theil ist auf der obern Seite ausgespart zur
Aufnahme des soeben angeführten Haltestiftes h, welcher
in derselben genügenden Spielraum besitzt.
Der Ejector E hat dieselbe Aufgabe wie bei dem
Peabody-Gewehre; derselbe ergreift indessen die Patrone zu beiden Seiten in
Höhe der Seelenachse, ist dementsprechend im obern Theile wie eine Gabel geformt, um
eine horizontale Schraube drehbar und an ihm mittels einer Schraube an seiner
vordern Seite eine Feder J befestigt, welche unter
rechtem Winkel nach hinten gebogen ist, nach unten federt, sich gegen die untere
Fläche des Ejectors E und mit ihrem äußersten, hintern
Ende auf den obern Arm der Schlagfeder S legt. Diese
Feder J sucht den wagrechten Arm des Ejectors E zu heben, den senkrechten somit nach vorn zu bewegen
und nach dem Auswerfen der Patronenhülse auf seinen Platz im Laufe zurück zu führen,
außerdem aber auch noch das Verschlußstück B so weit
nach dem Einführen der Patrone zu heben, daß der untere Theil der hintern
Lauföffnung geschlossen und dadurch die Patrone verhindert wird, bei gehobener
Mündung nach hinten aus dem Laufe heraus zu fallen.
Zum Bewegen des Verschlußstückes B dient ein Spannhebel
H, welcher der Nuß eines Percussionsschlosses
entspricht; ebenso wie diese ist er auf eine horizontale, quer durch die
Hülsenseitenwände hindurch gehende Welle W geschoben,
deren Querschnitt in dem zu seiner Aufnahme dienenden Theile quadratische Gestalt
besitzt. Derselbe ist also gezwungen, die Drehungen der Welle W mitzumachen. Um letztere in Drehung versetzen zu können, ist auf ihr
nach außen aus dem Verschlußgehäuse hervorstehendes, ebenfalls quadratischen
Querschnitt besitzendes Ende ein Hahn V (Fig. 21) aufgeschoben,
welcher durch eine Schraube i, wie bei dem
Percussionsschlosse, auf ihr festgehalten wird. Der nach oben gerichtete Theil des
Spannhebels H besitzt erheblich größere Länge als der
untere, tritt mit seinem oben abgerundeten Ende in die schon beschriebene Auslassung
d vor den Haken f des
Verschlußblockes B, und hat einen senkrechten
Einschnitt, in welchem mittels einer quer durch die Seitenbacken hindurch gehenden
Schraube ein horizontaler, nach hinten gerichteter Schieber D befestigt ist. In dem nach unten weisenden Theile des Spannhebels H befindet sich gleichfalls eine verticale, aber weniger
große, zur Aufnahme einer kleinen Rolle R dienende
Auslassung; letztere wird durch eine quer durch die Seitenwände der Auslassung
hindurch gehende Schraube so befestigt, daß sie sich um diese in verticaler Richtung
drehen kann, und gleitet bei der Bewegung des Hebels auf dem obern, gegen sie von
unten drückenden Arme der Schlagfeder S vor und
zurück.
Der Schieber D dient zum Spannen des Schlagstückes G; dasselbe ertheilt dem Schlagbolzen F die erforderliche Kraft zum Entzünden der Patrone und
ist aus einer starken Eisenplatte gefertigt. Seine vordere, im obern Theile
vorspringende, ebene Fläche dient als Schlagfläche; in die unter dieser befindliche,
flache Auslassung k tritt der Schieber D, und ist dieser im hintern Theile mit einem
Ausschnitte versehen, in welchen das Schlagstück G
tritt. Die Backen dieses Schieberausschnittes liegen zu beiden Seiten des letztern
in den zu ihrer Aufnahme daselbst angebrachten Auslassungen, deren obere und untere
Begrenzungsflächen ihr Herausfallen verhindern. An dem untern Ende der vordern Seite
des Schlagstückes G befindet sich ein nach vorn
gerichteter, mit einem senkrechten Spalt versehener, kleiner Ansatz l, zwischen dessen Backen mittels eines quer hindurch
gehenden Stiftes ein Kettchen K befestigt ist, welches
mit seinem untern Ende mit der Schlagfeder S in
Verbindung steht. In dem obern Theile besitzt das Schlagstück G einen weit nach hinten hervorstehenden Ansatz m, welcher bei gespanntem Gewehre auf die Stangenfeder M drückt, diese anspannt und bewirkt, daß die Stange N in dem betreffenden Einschnitte des Schlagstückes
verharrt. Dieser Einschnitt n, die sogen. Spannrast, ist
an der hintern Fläche des letztern und zwar etwas höher als die Pivotschraube
angebracht.
Die Stange N wird durch eine Schraube zwischen den
Seitenwänden der Hülse A so befestigt, daß sie sich in
verticaler Richtung bewegen kann. Dieselbe besitzt an dem vordern Ende einen nach unten gerichteten,
bei bespanntem Gewehre in die Spannrast n des
Schlagstückes G tretenden Schnabel. An ihrer hintern
Seite ist mittels einer Schraube die Stangenfeder M
befestigt; letztere ist unter rechtem Winkel nach vorn gebogen, legt sich auf die
obere Fläche der Stange und federt mit ihrem nach vorn gerichteten Ende nach oben.
Die Stange N legt sich mit ihrem hintern Ende auf den
Abzug O, welcher demjenigen eines gewöhnlichen
Percussionsschlosses entspricht.
Die Schlagfeder S ist zweiarmig, liegt mit ihrem vordern
Theile, wo beide Arme zusammentreffen, in der oben schon erwähnten Auslassung des
Hülsenkopfes A und wird darin durch das von unten gegen
sie drückende Abzugsblech L gehalten. Der obere Arm
drückt von unten gegen die Rolle R des Hebels H, verleiht bei dem Oeffnen des Gewehres diesem und
somit dem Verschlußstücke B eine federnde Bewegung und
hält letzteres in seinen verschiedenen Stellungen fest. Der untere Arm federt nach
unten und sucht mittels des Kettchens K das Schlagstück
G vor und gegen den Schlagbolzen F zu schnellen.
Was das Zusammenwirken der Schloß- und Verschlußtheile betrifft, so nehmen die
einzelnen Theile bei geschlossenem Gewehre folgende Stellung ein: Der Verschlußblock
B verschließt die hintere Lauföffnung, der
Schlagbolzen F tritt etwas über seine vordere Fläche
hervor und wird in dieser Stellung durch das gegen sein hinteres Ende drückende
Schlagstück G gehalten. Der Spannhebel H liegt nicht in dem obern Theile der Auslassung d des Verschlußstückes, sondern ist mit seinem obern
Ende nach oben und vorn gerichtet, legt sich gegen die schräge Fläche g der Auslassung des Verschlußstückes B und hält dieses in seiner Lage fest. Die in seinem
untern Ende befindliche Rolle R liegt hinter seiner
Privotwelle W, der Ejector E
mit seinen obern Ansätzen in den seitlichen Laufauslassungen vor dem
Patronenbodenwulste, die Stange N ist aus der Rast n des Schlagstückes G
getreten, ihre Feder M nicht gespannt, sondern frei nach
oben gerichtet.
Behufs Oeffnens des Gewehres wird der außerhalb an der rechten Seite des
Verschlußgehäuses angebrachte Hahn V gespannt, d.h. nach
hinten niedergezogen. Hierdurch wird die Welle W um ihre
Achse gedreht und der Spannhebel H gezwungen, dieselbe
Bewegung wie der Hahn V auszuführen. Das untere Ende
desselben bewegt sich deshalb nach vorn, und wird durch die Rolle R der obere Schlagfederarm so lange niedergedrückt, bis
erstere senkrecht unter der Hebelwelle W angelangt ist,
in welcher Stellung die Entfernung vom obern Schlagfederarme bis zu letzterer am
größten ist. Bei fortgesetzter Bewegung nach vorn schnellt die Schlagfeder S hoch und schleudert die Rolle R vor. Das
obere Ende des Spannhebels H hat sich hierbei
zurückbewegt, ist in die Auslassung d vor den
Verschlußstückhaken f getreten, nimmt diesen mit zurück,
zwingt dadurch das Verschlußstück B zu einer Drehung um
seine Achse C und sein vorderes Ende zum Niedergehen.
Durch das Vorschnellen der Rolle R wird der obere,
längere Hebelarm heftig zurückgeschleudert, theilt diese schnellende Bewegung dem
Verschlußstücke B mit, das vordere Ende des letztern
trifft mit kräftigem Schlage den horizontalen Ejectorarm E, die Kraft der an diesem befestigten Feder J
wird überwunden, der obere Ejectorarm zurückgeschnellt und die leere Patronenhülse
aus dem Laufe geworfen. Sogleich tritt aber wieder die Ejectorfeder J in Thätigkeit, hebt den horizontalen Ejectorarm und
mit ihm das Verschlußstück B etwas hoch und führt den
nach oben gerichteten Ejectorarm mit seinen Ansätzen wieder auf seinen Platz im
Laufe. Der Schieber D hat die Rückwärtsbewegung des
obern Hebeltheiles mitgemacht, gegen die vordere Schlagstückfläche gedrückt, das
Schlagstück G ebenfalls zurückgepreßt und zu einer
Drehung um seine Achse veranlaßt. Hierbei springt der Stangenschnabel in die
Spannrast n des Schlagstückes und wird darin durch die
Stangenfeder M gehalten, welche ihrerseits wieder durch
den hintern, auf ihn drückenden Ansatz m des
Schlagstückes G gespannt wird.
Nach dem Einbringen der Patrone, wobei das Verschlußstück B etwas niedergedrückt und der Widerstand der Ejectorfeder J überwunden werden muß, wird der Hahn V nach vorn gedrückt. Die Rolle R gleitet hierbei auf dem obern Arm der Schlagfeder S zurück und wird nach hinten geschnellt, sobald sie hinter der Pivotachse
W des Hebels H angelangt
ist, und der obere Theil des letztern in Folge dessen vorgeschleudert. Der
Spannhebel H bringt das Verschlußstück B in die zum Verschließen des Laufes erforderliche,
horizontale Stellung und legt sich unter die untere Fläche g desselben, wodurch dasselbe in dieser Lage erhalten wird. Der Schieber
D ist hierbei mit vorgegangen und hat die vordere
Fläche des Schlagstückes G frei gemacht. Erfolgt nun ein
Druck gegen den Abzug O, so wird die Stange N aus der Rast n entfernt
und treten die Schlagfeder S und Stangenfeder M in Thätigkeit. Beide vereint schleudern den obern
Theil des Schlagstückes G gegen die hintere Fläche des
Schlagbolzens F, treiben diesen vor und bewirken die
Entzündung der Patrone.
Das Gewehr erfordert somit zwei Griffe, nämlich 1) Zurückziehen des Hahnes und 2)
Vorlegen desselben. Eine Ruhestellung existirt nicht, und ist dies als großer Mangel
zu bezeichnen.
Das Auseinandernehmen und Zusammensetzen erfordert das Lösen einer Menge Schrauben.
Der Mechanismus besteht somit aus folgenden Theilen:
1
Verschlußgehäuse
8
Schlagstück mit Schraube
2
Verschlußstück mit Pivotschraube
9
Stange mit Schraube
3
Schlagbolzen mit Haltestift
10
Stangenfeder mit Schraube
4
Hahn mit Welle und Hahnschraube
11
Kettchen mit Stift
5
Spannhebel
12
Schlagfeder
6
Schieber mit Stift
13
Ejector mit Pivotschraube
7
Rolle mit Stift
14
Ejectorfeder mit Schraube.
Läuger suchte diese Construction zu vereinfachen und zu
verbessern, besonders aber den Schieber zu beseitigen, und führte dieses Bestreben
zu der in Figur
22 im Längenschnitt bei geschlossenem und abgeschossenem Zustande
dargestellten Construction. Hierbei ist die Einrichtung des Verschlußgehäuses A, Verschlußstückes B,
Schlagbolzens F, Hahnes V
und der Welle W im großen Ganzen unverändert geblieben.
Eine erhebliche Aenderung hat dagegen der Spannhebel H
erlitten. Derselbe ist auf gleiche Weise wie bei dem soeben besprochenen Modelle auf
der Welle W befestigt und mit dem nach oben gerichteten
Arme, welchem dieselben Functionen wie früher obliegen, versehen; allein derselbe
hat an seiner hintern Fläche noch einen Absatz p
erhalten, welcher zum Zurückdrücken und Spannen des Schlagstückes G dient und somit an Stelle des Schiebers D getreten ist.
Die bei ersterer Construction unter der Welle liegende Rolle R ist entfallen und statt dessen die untere Seite mit zwei einen stumpfen
Winkel bildenden, geraden Flächen r und s versehen, wodurch dasselbe erreicht werden soll wie
vorher durch die Rolle; gegen die vordere Fläche r legt
sich der obere Arm der Schlagfeder bei geschlossenem, gegen die hintere Fläche s bei geöffnetem Gewehre. Bei dem Drehen des Spannhebels
H wird durch die weiter von der Achse entfernte
Kante der beiden Flächen r und s der obere Schlagfederarm niedergedrückt, und schnellt, sobald diese
Kante unter der Pivotwelle vorbeipassirt ist, der Spannhebel vor resp. zurück, je
nachdem sich die Feder gegen die vordere oder hintere Fläche legt. Die Rolle dürfte
indessen letzterer Einrichtung vorzuziehen sein, da die Reibung eine geringere ist
und somit keine so große Kraft zur Ueberwindung derselben verloren geht.
Eine bedeutende Veränderung hat das Schlagstück G
erfahren. Dasselbe wird nicht mehr durch eine besondere Schraube festgehalten,
sondern ist ebenfalls auf die Welle W des Spannhebels
H und zwar derart geschoben, daß es sich um dieselbe
drehen kann. Das Schlagstück G liegt in der verticalen
Ebene der Seelenachse, das Spannstück H rechts neben ihm. Ersteres ist
an seiner vordern Seite, der Schlagfläche, mit einem nach rechts hervorstehenden
Ansatze q versehen, gegen welchen, wie schon bemerkt,
bei dem Spannen der hintere Absatz p des Spannhebels H drückt. In der nach hinten gekehrten, einen
Kreisabschnitt bildenden Fläche des Schlagstückes ist eine Rast n angebracht, in welche ein Absatz der Stange N bei gespanntem Gewehre t
itt. Nach vorn besitzt das Schlagstück eine Verlängerung u, an welcher mittels eines Kettchens K der
untere Arm der Schlagfeder S befestigt ist. Das Kettchen
K ist in die an dem hintern Ende befindliche
Auslassung des untern Armes der Schlagfeder S
eingehängt. Der obere Arm der letztern ist schmäler als der untere, die ganze
Verschlußgehäusebreite einnehmende Arm der Schlagfeder, weil ersterer den zur
Anbringung der Kette befindlichen Raum frei lassen muß.
Die Stange N hat denselben Zweck wie bei dem ersten
Modelle, indessen eine etwas veränderte Form erhalten. Auf einen an der hintern
Seite befindlichen Absatz drückt von oben die Stangenfeder M, an der vordern, die Gestalt eines Kreisabschnittes besitzenden Fläche
ist ein Absatz angebracht, welcher bei gespanntem Gewehre in die Rast des
Schlagstückes tritt.
Der Ejector E faßt die Patrone nicht mehr zu beiden
Seiten in Höhe der Seelenachse, sondern genau wie bei dem Peabody-Gewehre,
nämlich mit dem nach oben gerichteten Arme senkrecht unter der Seelenachse. Die
Ejectorfeder J ist unverändert geblieben.
Die Stangenfeder M ist nicht mehr an der Stange N selbst, sondern an der untern Seite des Schwanzstückes
A befestigt, dient nur allein als Stangenfeder und
nicht noch wie vorher zur Verstärkung der Wirkung der Schlagfeder S.
Das Zusammenwirken der Schloßtheile ist ganz unverändert geblieben; doch wird das
Spannen des Schlagstückes nicht mehr wie bei dem ersten Modelle durch einen
besondern Schieber, sondern durch den Absatz p des
Spannstückes bewirkt.
Die Zahl der Schloß- und Verschlußtheile hat sich demnach um folgende Stücke
verringert:
6 Schieber mit Stift
7 Rolle mit Stift
8 Schlagstückschraube.
Der Mechanismus ist also vereinfacht worden, dennoch enthält er noch eine zu große
Anzahl Schrauben. Das Auseinandernehmen ist in Folge des letztern Umstandes
schwierig, nur unter Anwendung besonderer Instrumente ausführbar und dies ein großer Mangel der
Construction, welcher allerdings durch eine Einrichtung wie bei dem Gewehre von Werder zum Theile gehoben werden könnte.
(Fortsetzung folgt.).