Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, Nr. , S. 395 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Woolf'sche Maschinen bei Locomotiven.
In diesem Bande wird S. 187 einer leichten Locomotive von nur 18t Gewicht und 47qm Heizfläche bei 10at Kesselspannung Erwähnung gethan, welche
der französische Ingenieur A. Mallet nach dem System der
Woolf'schen Maschinen mit Kurbeln unter 90° und Zwischenbehälter in Creuzot
bauen ließ, und es ist von dem Berichterstatter die Bemerkung gemacht: „es
wäre interessant zu wissen, bis zu welchen Geschwindigkeiten man bei der so
ungleichen Kraftäußerung der beiden Maschinenseiten gehen kann, ohne die
Stabilität zu gefährden.“
Schreiber dieser Zeilen glaubt, daß in dem besprochenen System die Locomotive der
nächsten Zukunft zu erblicken, und jede mit andern Maschinen erzielbare
Geschwindigkeit zulässig sei, da selbstverständlich die Construction eben so
getroffen werden muß, daß die indicirte Leistung auf beiden Seiten gleich ausfällt,
wenn die Maschine mit normaler Kraft arbeitet. Aus den Dimensionen der erwähnten
Maschine läßt sich schließen, daß dies wirklich der Fall sein wird; denn der
Durchmesser des kleinen Cylinders beträgt 240, jener des großen 400mm, die Durchmesser stehen also im
Verhältniß 3 : 5, daher die Volume bei gleichem Hub im Verhältniß 9 : 25 = 1 : 2,78.
Bei diesem Volumverhältniß der Cylinder, bei 9at factischem Ueberdruck im Kessel, halb geöffnetem Regulator,
Coulissensteuerung, welche in beiden Cylindern die Absperrung nach dem gleichen
Kolbenweg bewirkt, und unter Voraussetzung eines nicht zu kleinen Zwischenbehälters,
der sehr vortheilthaft mit einem Dampfmantel versehen werden kann, wird es zulässig
sein, die Füllung im kleinen Cylinder mittels Coulissensteuerung und einfachen
Schiebers von 0,5 bis 0,8 zu variiren, ohne daß die Leistung des einen Cylinders
wesentlich anders ist als jene des andern, während die gesammte Leistung sehr
wesentlich verändert wird, die Dampfvertheilung viel zweckmäßiger ist, als bei
gewöhnlichen Maschinen, und die Anwendung der 5 1/2 bis 3 1/2fachen Gesammtexpansion
eine erheblich größere Pferdestärke bei demselben Dampfverbrauch garantirt. Wir
glauben daher die Mallet'sche Construction als einen sehr
bedeutenden und sehr nahe liegenden Fortschritt begrüßen zu dürfen.
Um wirklich indiciren zu können und sich zu überzeugen, ob man die richtigen
Dimensionen getroffen hat, wäre es allerdings nothwendig, eine stationäre Maschine
mit denselben Abmessungen, derselben Kesselspannung, Droßlung und
Kolbengeschwindigkeit arbeiten zu lassen, wozu sich in Anbetracht der Wichtigkeit
der Sache wohl bald eine Gelegenheit finden lassen dürfte.
G. S.
Ueber Kohlenersparniß bei Dampfmaschinen und über Dampfmäntel
für Locomotiven; von Otto H. Müller in Budapest.
Der Verfasser obiger Abhandlungen (* 1876 219 473. 220 1. 97. – 1876 222
18) bedient sich bei seinen Arbeiten ausschließlich des „englischen
Maßes“ und der „Zollgewichte“. Die
Indicatorangaben sind aber nach den Anzeigen der Instrumente in englischen Pfunden auf den Quadratzoll englisch
ausgedrückt. Durch Uebersehen dieses Umstandes sind die Druckangaben in den
angezogenen Artikeln in „Kilogramm pro Quadratzoll englisch“
eingesetzt, daher zur Vermeidung aller Mißverständnisse wie nachfolgend richtig zu
stellen.
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Bd.
220
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Die Red.
Anti-Kesselstein von Meyn
und Comp.
40 Proc. Ersparniß für Dampfkesselbesitzer. Patentirte Composition zur vollständigen
Beseitigung und gegen Neubildung des Kessel- oder Wassersteins in
Dampfkesseln oder Locomotiven. Antikesselstein. Durch die Anwendung dieser
Composition wird der in Dampfkesseln und Locomotiven lagernde Kessel- oder
Wasserstein vollständig gelöst, jede Neubildung desselben vermieden, jeder Explosionsgefahr vorgebeugt und 30 bis 40 Proc. an
Brennmaterial erspart. Lieferungsgeschäft für Eisenbahn- und Fabrikbedarf von
Meyn und Comp. in Berlin
O. Raupachstr. 7. – So lautet der Titel einer mittels Rundschreiben von der
Firma Meyn und Comp., deren
„Specialität“ angeblich patentirter Antikesselstein ist,
versendeten Broschüre.
In derselben wird zunächst die Entstehung des Kesselsteins zu erklären versucht, dann
werden die Nachtheile desselben und die Mittel dagegen besprochen. Geradezu komisch
ist in dieser, übrigens sehr mangelhaften Darstellung die Warnung vor verschiedenen
Geheimmitteln, z.B. Hallogenin, Katalan u.s.w. „Nach jahrelangen
Bemühungen und Versuchen ist es uns gelungen, der Industrie ein Mittel gegen den
Kesselstein zu übergeben“ . . . Dieses Mittel ist nun das früher von
Marohn vertriebene Gemisch von Chlorbarium, Salmiak
und Eisenoxyd. Es scheint die neuliche Besprechung dieses Mittels (1876 220 262) 221 92) nicht ohne
Einfluß auf diesen Namenwechsel gewesen zu sein.
F.
Hörbares Distanzsignal für Eisenbahnen.
Das Problem, ein auch beim Nebel bemerkliches Distanzsignal einzurichten, hat schon
mehrfach die Köpfe der Erfinder beschäftigt, und es ist nicht zu läugnen, daß ein
solches entschieden ein Bedürfniß wäre. Leider aber sind die bis jetzt erschienenen
Erfindungen kaum geeignet, sich in der praktischen Ausführung zu bewähren. So
scheint die automatisch-elektrische Pfeife von Lartigue und Forest (1874 213 356) und gleichermaßen Crichton und Craig's hörbares Signal (1875 218 461) nie über das Stadium des Versuches herausgekommen zu sein.
Einfacher oder, wenn man will, primitiver als beide, ist der demselben Zwecke
bestimmte Apparat von T. Brown, welcher im Engineer, August 1876 S. 112 mit den betreffenden
Zeichnungen publicirt ist. Hier erfolgt das Oeffnen der Dampfpfeife durch ein
kleines Sternrad, das seitlich vom Bahnräumer der Locomotive angebracht ist und
durch einen passenden Anschlag um eine Vierteldrehung bewegt werden kann. Letzterer
befindet sich neben der Schiene, ist mit einem Gegengewicht versehen und kann von
der Station aus mittels eines Drahtes gehoben oder gesenkt werden, um erforderlichen
Falles das gewünschte Signal zu veranlassen. Gleichzeitig wird von dem Hebelwerke,
welches die Bewegung des Sternrades auf die Pfeife überträgt, ein Zeiger bewegt, der
auf einem Zifferblatte angibt, wie oft das hörbare Distanzsignal in Anspruch
genommen wurde.
R.
Ueber die Streifen im Puddeleisen.
Zur Nachweisung, daß das Puddeleisen in seiner Masse vertheilt Schlacke enthält, hat
Chatelier (Comptes
rendus, 1876 t. 82 p.
1057) ein Stück streifiges Eisen im Chlorstrom erhitzt und so das Eisen
verflüchtigt. Es blieb eine weißgrüne leichte Masse von der Form des Eisenstückes
zurück, welches aus fein vertheilter Schlacke bestand. Holzkohleneisen enthielt 0,7
Proc. Schlacke, belgisches Eisen 1,3 Proc. Die Schlacken bilden lange, der Richtung,
in welcher das Eisen gewalzt war, parallele Reihen.
Das Vernickeln durch Ansieden, angewendet auf polirte
Eisen- und Stahlobjecte; von F. Stolba.
Man bringt zu einer verdünnten (5 bis 10proc.) Auflösung von möglichst reinem
Chlorzink so viel Nickelsulfat, daß dieselbe stark grün gefärbt wird, und erhitzt
(am besten in einem Porzellangefäß) zum Kochen. Man trägt nun (unbekümmert um die
sich einstellende Trübung durch Ausscheidung eines basischen Zinksalzes) die vollkommen fettfreien gereinigten Gegenstände derart ein,
daß sich dieselben am besten gar nicht oder doch nur an wenigen Stellen berühren,
und erhält, unter zeitweiligem Ersatz des verdampften Wassers durch destillirtes, 30
bis 60 Minuten lang im Kochen.
Während dieser Zeit schlägt sich das Nickel in Form einer glänzenden blanken Schicht
nieder, und zwar überall dort, wo dem Objecte kein Oxyd oder Fett anhaftet. Man kann
auch ohne Schaden stundenlange kochen, ohne aber eine wesentlich stärkere
Nickelschichte erzielen zu können.
Erscheint der Gegenstand überall vernickelt, so spült man ihn mit Wasser ab, worin
etwas Kreide suspendirt ist, und trocknet ihn hernach sorgfältig ab. Die
Nickelschicht verträgt Putzen mit Kreide ganz wohl und empfiehlt sich überall dort,
wo eine zwar sehr fest haftende aber dünne Nickelschichte
dem Zwecke Genüge leistet. Das Ansehen der so vernickelten Gegenstände ist ein sehr
gefälliges, namentlich bei polirten Objecten, wo die Schicht glänzend weiß mit einem
Stich ins Gelbliche erscheint.
Bezüglich des zu verwendenden Chlorzinks wäre noch zu bemerken, daß es kein durch
Eisen fällbares Metall enthalten soll. Man bereitet es dort, wo man es käuflich von
guter Qualität nicht haben kann, am besten durch Auflösen von Zinkabfällen in
möglichst reiner Salzsäure und Stehenlassen der Lösung mit überschüssigem Zink zum
Behufe der Ausfällung der durch Zink fällbaren Metalle. Die Lösung wird nach
24stündiger Einwirkung abfiltrirt und ist zum Gebrauche fertig, wobei zu
berücksichtigen ist, daß dieselbe für jeden Theil gelösten Zinkmetalles nahezu 2,1
Th. Chlorzink enthält.
Auch das verwendete Nickelsulfat soll möglichst rein sein, und insbesondere darf die
Auflösung, mit blankem Eisen zusammengebracht, in der Kälte kein dadurch fällbares
Metall, wie z.B. Kupfer, absetzen. Man muß auch während der Ausführung der
Operation, wenn in Folge der Bildung der Nickelschicht die Flüssigkeit schwach grün
gefärbt erscheint, frisches Nickelsalz bis zum Eintritte einer intensiv grünen
Färbung zusetzen.
Die zum Vernickeln verwendete Flüssigkeit scheidet beim Stehen an der Luft, zufolge
des aufgenommenen Eisens, Eisenhydroxyd ab und kann hiervon durch Filtration befreit
werden, um nach Zusatz von etwas Chlorzinklösung und Nickelsulfat wiederholt zum
Vernickeln zu dienen.
In ganz gleicher Art kann man bei Anwendung von Kobaltsulfat metallisches glänzendes
Kobalt auf polirten Eisen- und Stahlobjecten niederschlagen. Dieses
unterscheidet sich dem Ansehen nach vom polirten Stahl nur schwierig an einem
schwachen Stich ins Röthliche und haftet ebenfalls außerordentlich fest, wie sich
Verfasser an Schlüsseln überzeugt hat, die er stets bei sich trägt, und welche nun
bereits seit Monaten mit Kobalt überzogen sind.
Noch ist hervorzuheben, daß auch Eisen- und Stahlobjecte, welche Anlauffarben
zeigen, z.B. blauangelaufene Stahlfedern, ohne weiteres in angegebener Art
vernickelt werden können, da die Anlauffarbe beim Kochen rasch verschwindet und bald
durch eine glänzende Nickelschichte ersetzt wird. (Nach den Sitzungsberichten der k.
böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.)
Zur Galvanoplastik.
Heeren (1872 204 487) schlug
bekanntlich vor, die Formen für galvanoplastische Niederschläge, statt dieselben mit
Graphit leitend zu machen, sie mit einer mit Ammoniak übersättigten alkoholischen
Silbernitratlösung zu überziehen und dann Schwefelwasserstoffdämpfen auszusetzen. P.
Cazeneuve schlägt nun (in den Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 1341) vor, die Formen in eine Lösung von Silbernitrat
in Methylalkohol zu tauchen, nach dem Trocknen zuerst Ammoniakdämpfen, dann bei
100° entwickelten Quecksilberdämpfen auszusetzen. Die Reduction des Silbers
ist in wenigen Minuten vollendet. Cazeneuve gibt an, daß
auf diese Weise auch Blätter, Blumen, Insekten und andere organische Körper
galvanoplastisch mit einer Kupferschicht überzogen werden können.
Ueber Schweißflecken im Leder.
Als Ursache der sogen. Schweißflecken im Leder sind anzusehen die in den
gerbstoffhaltigen Rinden, namentlich der Fichtenlohe, außer Farbstoff und Gerbstoff
noch enthaltenden festen, harzigen oder harzähnlichen Bestandtheile, ferner Wärme
und Druck. Es wird nun (im Gerber, 1876 S. 530) hervorgehoben, daß das Verblassen
und Schattiren der Farben, welches namentlich bei Lammleder, fast nie bei gut
gefärbten Ziegenleder vorkommt, auf dieselbe Ursache zurückzuführen ist als die
sogen. Schweißflecken, nämlich auf die Anwendung concentrirter gerbstoffhaltiger
Brühen. Die zur Herstellung heller Farben zu verwendenden gerbstoffhaltigen Rinden,
wie Erlen- und Weidenrinden, sind nur in gehörig abgeklärtem und möglichst
mit Wasser verdünntem Zustand zu gebrauchen, auch diese Rinden nicht vorherrschend
oder wohl gar ausschließlich als Grundfarbe anzuwenden, ferner nicht durch die
bekannten, leicht veränderlichen Beerensäfte zu dunkeln. Im Allgemeinen liebt man
härteres Wasser zu Zwecken der Lederfärberei, vorausgesetzt, daß es nicht zu stark
(?) kalkhaltig ist. Man nimmt an, daß auf härteres Wasser die Farben klarer und
kräftiger stehen als auf solches, welches allzu weich ist.
Zur Bierfälschung.
Der dritte deutsche Brauertag hat auf Antrag des Vorsitzenden Henrich folgende Resolutionen angenommen:
Die aus allen Gauen Deutschlands, Oesterreich Ungarns und der deutschen Schweiz am 3.
August 1876 versammelten Mitglieder des deutschen Brauerbundes erklären gegenüber
den unbegründeten und unbewiesenen Verdächtigungen, welche gegen ihren
Gewerbebetrieb in einzelnen Blättern der Tagespresse erhoben wurden:
1) Daß ein gutes, kräftiges und gesundes Bier nur aus Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und
Wasser herzustellen ist, und daß statt des Gerstenmalzes nur Stärkemehl und Reis zum
theilweisen Ersatz verwendet werden dürfen, daß sie aber alle sonstigen Zusätze für
unstatthaft, ungesetzlich und verwerflich erachten.
2) Sie erkennen in der häufig vorkommenden Beschuldigung, daß statt des Hopfens
Surrogate verwendet werden, umsomehr eine die Ehre des Brauereigewerbes verletzende
Verleumdung, als fast nur giftige oder doch der Gesundheit schädliche Stoffe als
solche angebliche Surrogate bezeichnet zu werden pflegen, als mithin in der
Behauptung die schwere Anklage der Giftmischerei enthalten ist.
3) Sie weisen diese Verleumdungen als unwahr und thatsächlich unbegründet zurück, so
lange nicht Namen genannt und Beweise beigebracht werden.
4) Sie erwarten vom Präsidium des Brauerbundes, daß es, im Falle von Neuem
Verdächtigungen des Gewerbebetriebs der Brauer in oben bezeichneter Art in
öffentlichen Blättern verbreitet werden sollten, in der bisherigen Weise verfahre,
nämlich die Redactionen der betreffenden Blätter öffentlich aufzufordern, entweder
Namen zu nennen und Beweise beizubringen, oder aber ihre Behauptungen und
Verleumdungen öffentlich zu widerrufen.
5) Sie ermächtigten ihr Präsidium, im Falle Brauer namhaft gemacht werden könnten,
welche statt des Hopfens Surrogate, also der Gesundheit schädliche Stoffe verwenden
sollen, dem Thatbestand nöthigenfalls unter obrigkeitlicher Assistenz festzustellen
und das Ergebniß zu veröffentlichen, auch, wenn sich wirklich eine Verschuldung
herausstellen wird, gegen den Schuldigen die Einleitung des Strafverfahrens zu
veranlassen, damit der Uebertreter, welcher durch unredliches und gemeinschädliches
Verfahren die Ehre des ganzen Gewerbes gefährdet, zur gebührenden Strafe gezogen
werde. (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauer, 1876 S. 481.)
Der Congrès international des Sciences
médicales, welcher im September 1875 in Brüssel tagte, nahm in der
Sitzung vom 23. September folgende Resolution an:
1) Nur diejenigen gegohrenen Getränke sind „Bier“, welche aus
Getreide und Hopfen hergestellt werden.
2) Keine andere Substanz kann diese Bestandtheile ganz oder theilweise ersetzen.
Der abgehende Dampf zum Vorwärmen des Brauwassers.
Nicht selten pflegt man Wasser mittels directer Einströmung des Dampfes zu erwärmen
und dieses Wasser alsdann zum Einmaischen und Anschwänzen zu verwenden; dies geschah
auch (nach einer Mittheilung an die Zeitschrift für Bierbrauerei, 1876 S. 273) in
einer neuen Bierbrauerei. Die Würze lief anfangs sehr schön und, was nach spätern
Beobachtungen sogar auffallend ist, recht klar von den Trebern, und es zeigten sich
bei den ersten Gebräuen, welche mit diesem so erwärmten Wasser hergestellt wurden,
keinerlei auffallende Erscheinungen; das Bier wurde klar, mild, recht vollmundig und
krystallhell.
Schon beim 4. oder 5. Gebräue ergab sich bei der Gährung eine auffallende Abnahme in
der Kräusenbildung, die Hefen degenerirten immer mehr und zwangen den Brauer, sich
mit anderer Satzhefe zu versehen; diese hielt auch kaum 2 oder 3 Sätze aus und mußte
alsdann wieder durch neueren Zeug ersetzt werden, welcher dann, noch weniger lang
günstig wirkend, sehr bald durch eine 3., 4., 5. Probe abgelöst werden mußte, bis
endlich selbst bei der schönsten, frischen, gesundesten Satzhefe eine halbwegs
zufriedenstellende Gährung nicht mehr zu erzielen war.
Nach langen vergeblichen Versuchen über die Ursache dieses Uebelstandes machte man
endlich die Beobachtung, daß das heiße Anschwänzwasser fetthaltig war. Dieses Wasser
wurde vom abgehenden Maschinendampfe vorgewärmt, indem derselbe in einem
geschlossenen Reservoir über der Wasseroberfläche der einen Seite eintrat, um nach
erfolgter Condensation theilweise am andern Ende wieder auszutreten. Beim Oeffnen
des Behälters zeigten sich die Ränder des Behälters mit einer Fettschicht überzogen.
Der abgehende Dampf
wurde nun durch ein im Behälter angebrachtes Schlangenrohr geleitet, und damit waren
alle Hindernisse im Betriebe beseitigt.
Hopfen als Ferment.
Gegen die Angaben von Sacc (1876 219 471) über die Anwendung des Hopfens als Ferment beim Brodbacken zeigt
jetzt auch Pasteur (Comptes
rendus, 1876 t. 83 p. 107), daß Hopfen das Aufgehen des Teiges in keiner Weise befördert, daß
daher von einem Gährungserreger im Hopfen nicht die Rede sein kann. (Vgl. auch 1876
221 92.)
Sacc (Comptes rendus, 1876
t. 83 p. 361) gibt dann
zu, von dem betreffenden Bäcker falsch berichtet worden
zu sein. Der Hopfenabkochung wird Mehl und Sauerteig zugesetzt, gähren gelassen und
das erhaltene Product zur Brodbereitung verwendet. Der Hopfen dient nur zur
Conservirung des Sauerteiges.
Ueber eine Abänderung der Zuckerraffinerie.
Statt des Kalkes bei der Raffination des Zuckers empfiehlt D. Klein (Bulletin de la société
chimique de Paris, 1876 t. 26 p. 127) die Anwendung von Calciummonoborat (CaO, BO₃, 5 HO).
Dasselbe verhindert ebenso wie Kalk die Bildung von Glucose, wirkt aber nicht wie
dieser zersetzend auf die bereits vorhandene ein, liefert daher weniger dunkle Säfte
(vgl. 1876 222 95) als Kalk. Von Knochenkohle wird das
borsaure Calcium ebenso vollständig zurückgehalten als Kalk. Die von Klein mitgetheilten Versuchsresultate sind sehr
günstig.
Ueber die Umwandlung der Saccharose in reducirenden Zucker bei
der Raffination.
Den ersten Platz unter den Unreinigkeiten, welche bei der Raffination des Rohzuckers
einen Einfluß auf das Rendement ausüben, gebührt dem reducirenden Zucker, Glucose
genannt. A. Girard (Comptes
rendus, 1876 t. 83 p. 196) zeigt nun, daß bei der Raffination, selbst bei 70° und
weniger, ein Theil des Zuckers nach und nach in Glucose übergeht, und zwar sowohl in
neutralen, als auch in schwach sauren Lösungen (vgl. 1876 220 547). Girard glaubt, daß diese Umwandlung
durch die Glucose selbst veranlaßt wild.
Nachweisung des Arseniks in mit Fuchsin gefärbtem Wein.
Husson (Comptes rendus, 1876
t. 83 p. 199) schlägt
zur Auffindung des Arseniks im Weine vor, dasselbe in bekannter Weise in
Arseniksäure überzuführen und dann in den Marsh'schen Apparat zu bringen. Zur
quantitativen Bestimmung wird das Gas in eine Lösung von 10mg Jod in 10cc Benzin geleitet, welche durch
Arsenwasserstoff entfärbt wird, und zwar entspricht 1mg arsenige Säure 2mg Jod.
Solvay's
Destillationsapparat.
Hr. Dr. G. Th. Gerlach in Kalk
bei Deutz theilt der Redaction mit, daß er mehrere Solvay'sche Destillationsapparate
(* 1876 222 83) für Gaswasser im Gebrauch habe und sie
nicht rühmend genug empfehlen könne.
Da die betreffende belgische Fabrik, in welcher Solvay
seine Apparate anfertigen läßt, die einzelnen Gußtheile in den Größen vorräthig
hält, wie sie sich in der Praxis als die zweckmäßigsten herausgestellt haben, so
empfiehlt Gerlach bei Anschaffung solcher Kessel sich mit Ernst
Solvay in Brüssel (Rue Prince Albert Nr. 33) in
Verbindung zu setzen. Auch erklärt sich Hr. Dr. Gerlach selbst zu weiterer Auskunft über die
Leistungsfähigkeit dieser Kessel gerne bereit.
Analyse der Salzsäure auf ihren Gehalt an
Schwefelsäure.
Zur Bestimmung der Schwefelsäure in der käuflichen Salzsäure wird diese verdünnt und
mit Chlorbarium gefällt. Auch der Gypsgehalt der Knochenkohle wird meist in stark
salzsaurer Lösung bestimmt. F. Sachs (Zeitschrift des
Vereins für Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1876 S. 773) findet nun, daß
hierbei erhebliche Mengen von schwefelsaurem Barium gelöst bleiben, daß es daher
nöthig ist, die überschüssige Salzsäure vor der Fällung mit Chlorbarium zu
verdampfen.
Fabrikation von Jod aus Varec.
Zur Verhütung des Verlustes an Jod bei der Veraschung der Varec schlägt Herland (Comptes rendus, 1876
t. 82 p. 1490) vor, den
frischen Seetang kalt mit einer dünnen Kalkmilch auszuziehen, so daß die
concentrirten Laugen mit der frischen Pflanze, die theilweise ausgezogenen Tange
aber in verdünntere Flüssigkeiten kommen (vgl. 1875 218
485). Die so erhaltenen, möglichst concentrirten Laugen werden eingedampft und der
Rückstand schwach geglüht. Während die bei der Verbrennung der Pflanzen erhaltene
Salzmasse kaum 15 Proc. nutzbare Kalisalze als Chlorür und Sulfat, sowie höchstens 1
Proc. Jodide enthielt, sind in dem erwähnten Abdampfrückstande 45 bis 50 Proc.
Kaliverbindungen und selbst 5 bis 6 Proc. Jodide enthalten.
Ein neues Mittel gegen ödematöse u.a. Anschwellungen; von
Albert Ungerer.
Die Entfernung von Infiltrationen der Haut gelingt nach wiederholten Versuchen sehr
leicht mittels Osmose, worauf mich eine sehr ausgedehnte Verbrühung der Hand führte,
welche eine sehr starke und äußerst schmerzhafte Anschwellung ohne offene Wunden zur
Folge hatte; 12stündige kalte Umschläge milderten die Anschwellung nicht im
geringsten, und waren die Schmerzen fast unerträglich bei nur Secunden langem
Herausnehmen der Hand aus dem kalten Wasser. Ich machte daher einen einen
Diffusionsversuch und tauchte die Hand in eine gesättigte Kochsalzlösung; der Erfolg
war überraschend. Obgleich die Salzlösung nicht die Temperatur des Eiswassers hatte,
ließ der Schmerz nach kurzer Zeit nach, wie mir schien augenblicklich; nach 1/2
Stunde war die von dem Wasser ganz aufgequollene Haut wieder normal, nach 4 Stunden
waren Geschwulst und Schmerz völlig verschwunden. Die so behandelte Hand unterschied
sich den andern Tag nur durch eine schwache Röthung und sehr gelinde Schwellung von
der gesunden Hand.
Pratt's
Schraubenmutter-Versicherung.
Wir werden nachträglich darauf aufmerksam gemacht, daß die Skizze von Pratt's
Schraubenmutter-Versicherung (Figur 14 Tafel V Bd. 221) mit dem Texte (S. 201
Bd. 221) nicht stimmt. Die Mutter wurde nämlich in grade verkehrter Lage auf den
Schraubenbolzen gezeichnet, wobei der Kautschuk wirkungslos bliebe.
Selbstverständlich ist die Mutter umgekehrt auf den Bolzen geschraubt zu denken.
Die Red.