Titel: | Ueber Schlackenwolle und deren Herstellung; von Ingenieur H. Schliephacke in Alsenhurg a. Harz. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 70 |
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Ueber Schlackenwolle und deren Herstellung; von
Ingenieur H. Schliephacke in
Alsenhurg a. Harz.
Mit Abbildungen.
Schliephacke, über Schlackenwolle und deren
Herstellung.
Unter den vielen als schlechte Wärmeleiter empfohlenen und angewendeten Materialien
nimmt die SchlackenwolleVgl. 1873 209 314. Tunner 1873 210 276. Kletzinski 1876 219
90. Wolpert 1876 221 284. ihrer Vorzüge wegen eine hervorragende Stellung ein; letztere bestehen nicht
allein in ihrem sehr schlechten Wärmeleitungsvermögen, sondern hauptsächlich auch in
der großen Dauerhaftigkeit eines aus Schlackenwolle hergestellten schützenden
Ueberzuges. Die Schlackenwolle verträgt einen bedeutenden Hitzegrad, in welchem
bereits andere, dem schlechten Wärmeleitungsvermögen derselben gleichkommende
Substanzen zerstört werden; ebensowenig ist die Schlackenwolle dem Verderben durch
Feuchtigkeit, oder den zerstörenden Einwirkungen von Gasen unterworfen.
Die Schlackenwolle wird bis jetzt nur aus Hohofenschlacken dargestellt. Die Idee
hierzu gab die schon lange gemachte Erfahrung, daß, wenn in einem Hohofen die
Gebläseluft durch kleine Undichtigkeiten zwischen Düse und Form etwas flüssige
Schlacke nach außen hinausschleudern kann, sich diese hier in Gestalt von
außerordentlich feinen Fäden ansammelt.Nach einer im Scientific American, November 1875 S. 321
enthaltenen Notiz hat John
Player die Herstellung der Schlackenwolle erfunden, und wurde
das amerikanische Patent am 31. Mai
1870 an Amalie
Player ertheilt.Die Red.
Fig. 1., Bd. 223, S. 70
Die Herstellung der Schlackenwolle geschieht am vortheilhaftesten durch Blasen mit
einem Dampfstrome. Die Apparate, deren man sich dazu bedient, sind sehr einfach. Nachdem die Schlacke in
einem möglichst gleichmäßigen, nicht zu starken Strome den Hohofen verlassen hat,
was sich am besten durch eine Lürmann'sche Schlackenform (* 1875 217 460) erreichen läßt, wird sie auf einer aus eisernen
Platten zusammengestellten Rampe in einem Bett von Kohlenasche und Sand nach dem
Orte hingeleitet, wo die Wolle geblasen werden soll. Durch einen in der Rampe
befindlichen kurzen Rinnenansatz fällt, wie die Skizze I zeigt, die flüssige
Schlacke in einem etwa 1cm starken Strahl
ununterbrochen herab. Unter diesem Rinnenansatz befindet sich, etwa 105mm tiefer, eine Dampfdüse von
sichelförmiger Gestalt, deren vortheilhaftesten Dimensionen in Holzschnitt II ersichtlich sind. Sobald die flüssige
Schlacke in den Bereich des aus der Düse austretenden Dampfstrahles gelangt, wird
sie augenblicklich in feine Fäden zerrissen, die in einem dazu hergerichteten
abgeschlossenen Raume aufgefangen werden und sich in einem Zustande präsentiren, der
lebhaft an aufgelockerte Baumwolle erinnert.
Fig. 2., Bd. 223, S. 71
Es ist nur zu bedauern, daß die während der Zeit des Blasens mit Milliarden unendlich
kleiner, feinster Glasfäden beladene Luft den mit dem Wolleblasen beschäftigten
Arbeitern lästig und gefährlich wird, da die mit Glasnadeln verunreinigte Luft, tief
eingeathmet, die Lungen verletzt.
Das Einhüllen mit Schlackenwolle geschieht erfahrungsmäßig am vortheilhaftesten,
indem man die Wolle je nach der Größe des zu umhüllenden Gegenstandes in einer 25
bis 60mm starken Schicht gleichmäßig
ausbreitet, und bei engen Rohrleitungen dieselben nach der Einpackung mit in
Streifen geschnittener Packleinwand gleichmäßig umwickelt. Die Umhüllungen weiter
Röhren und von Dampfcylindern werden in Zwischenräumen von etwa 50mm mit Streifen von schmalem Bandeisen
parallel der Längsachse belegt, welche, durch Umwicklung mit Bindedraht
festgehalten, das Abfallen der Schlackenwolle verhindern. Gegen Abstoßen der
Schlackenwolle schützt man die eingepackten Gegenstände durch Umwickeln mit Streifen
von Packleinwand.
Zur Herstellung der Isolirschichten von Eiskellern oder Eisschränken ist die
Schlackenwolle ebenfalls als ein ganz vorzügliches Material zu empfehlen. Da ferner
die Schlackenwolle der Fäulniß nicht unterworfen ist, so kann sie auch dauernd als
Filter bei der Filtration neutraler FlüssigkeitenFlüsigkeiten, und wo die Filtrationsrückstände nicht weiter zu benutzen sind, wie z.B.
schlammhaltigen Gewässer, angewendet werden.