Titel: | Poppe's Arithmograph; von Ingenieur Franz Graf in Frankfurt a. M. |
Autor: | Franz Graf |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 152 |
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Poppe's Arithmograph; von Ingenieur Franz Graf in Frankfurt a. M.
Mit Abbildungen im Text und auf Taf. IV [b.c/1].
Graf, über Poppe's Arithmograph.
Das Bedürfniß des Menschen, durch mechanische und maschinelle Hilfsmittel die große
Menge derjenigen Verrichtungen, welche ihm zur Fristung seines Daseins unentbehrlich
sind, sich zu erleichtern oder ganz vom Halse zu schaffen, ist wohl so alt, wie das
Menschengeschlecht selbst. Der Mensch haßt instinctiv die mechanische Arbeit und
sucht sich ihrer zu erwehren. Die Tretmühlen-Arbeit, sei dieselbe nun
körperlicher oder auch geistiger Art, sucht er auf jede mögliche Art zu umgehen, um
seine Kraft, sowohl die geistige wie die körperliche, anderswo vortheilbringender
und zwar da zu verwenden, wo sie durch Maschinen und sonstige Hilfsmittel nicht zu
ersetzen ist. Diesem Streben verdanken wir die unzähligen Erfindungen und
Constructionen, welche auf haus- und volkswirthschaftlichem, technischem
Gebiete u.a. tagtäglich gemacht und patentirt werden.
Merkwürdiger Weise wurde auf diesem Gebiete das Streben, gewisse, scheinbar nur durch
den Verstand zu lösende Aufgaben durch mechanische Vorrichtungen besorgen zu lassen,
viel früher rege, als man denken sollte, und lange bevor die erste Nähmaschine ihren
segensreichen Einzug in die Familie hielt, haben wir schon die verschiedensten mehr
oder weniger vollkommenen „Rechenmaschinen“ aufzuweisen. Es mag hieran auch ein gewisser
kindlich naiver Zug der Zeit Schuld gewesen sein – es ist hier das Ende des
vorigen Jahrhunderts gemeint – einer Zeit, welche sich in mechanischen, dem
gemeinen Manne übernatürlich vorkommenden Spielereien gefiel und einen Vaucanson seine fressende und verdauende Ente, seinen
Flötenspieler u.s.w. construiren ließ. Genug, wir besitzen schon lang
Rechenmaschinen, d.h. solche Apparate, welche gewisse rechnerische Manipulationen
auf rein mechanischem Wege und ohne viel Kopfzerbrechen lösen lassen. Gewöhnlich
handelt es sich hier um die Ausführung der vier Grundoperationen und unter diesen
wieder speciell um die Multiplication und Division.
Es würde hier viel zu weit führen, auch nur die wichtigeren dieser Apparate
andeutungsweise einer Besprechung zu unterziehen, denn ihre Zahl ist nicht gering,
und von dem wunderbar vielseitigen logarithmischen Rechenschieber, dem fast keine
Aufgabe unlöslich ist, bis zum neuerdings in Amerika erfundenen Additionsstift (*
1876 219 401. 222 29) sind
alle Zwischenstufen reichlich vertreten. Es befinden sich viele Apparate darunter, die in keiner Hinsicht
etwas zu wünschen übrig lassen und auch in Lebens- und
Feuerversicherungs-Gesellschaften, in Renten- und
Pensions-Anstalten u.s.w. noch heute und zwar mit größtem Nutzen ihre
Verwendung finden. Wenn dieselben nun trotzdem nicht die allseitige Verbreitung
gefunden haben, die sie vermöge der guten Leistungen verdienten, so ist daran ihre
complicirte Einrichtung und der in Folge dessen so hohe Anschaffungspreis
Schuld.
Zweck dieser Zeilen nun ist es, auf einen Apparat aufmerksam zu machen, der in einem
gewissen Grade die Vortheile der bessern Rechenmaschinen theilt, ohne deren
Nachtheile zu besitzen. Es ist dies der von Dr. Adolph
Poppe erfundene (von demselben in Gemeinschaft mit
Ingenieur Ludwig Poppe patentirte) und Arithmograph
genannte Multiplicationsapparat.
Alle Rechnungen kommen mehr oder weniger zuletzt auf die Anwendung der vier Species
hinaus. Von diesen ist am leichtesten ausführbar und bietet deshalb hinsichtlich der
Schnelligkeit und Sicherheit der Ausführung am meisten Chancen: die Addition. Dr. Poppe kam nun auf die
glückliche Idee, einen Apparat zu construiren, welcher die Multiplication (und damit
indirect auch die Division, denn a/b = a × 1/b) auf eine Addition reducirt, wodurch eben ein nicht zu
unterschätzender Gewinn an Zeit bei erhöhter Sicherheit für das Resultat erzielt
wurde. So schwierig die gestellte Aufgabe auch auf den ersten Blick erscheinen mag,
so überraschend einfach ist deren Lösung, und eben diese große Einfachheit ist der
rühmenswerthe Vorzug des Poppe'schen Arithmographen. Ein jedes Product mehrstelliger
Zahlen setzt sich bekanntlich aus einer Anzahl Theilproducte zusammen und erst die
Addition dieser Theilproducte liefert das Resultat. Stellt man sich nun die Aufgabe,
eine Multiplication durch die Addition zu ersetzen, so bildet man sich ganz einfach
alle Theilproducte im Voraus und bleibt dann nur übrig, diese zu addiren.
Um nun über das Wesentliche des Apparates klar zu werden, wollen wir vorerst einen
Blick auf die beigegebene Figur 22 werfen, welche
uns den aufgeklappten Apparat in halber natürlicher Größe zeigt. Im zugeklappten
Zustande bildet er einen einfachen Holzkasten, dessen Innenseite bei C sichtbar ist, und welcher weiter keinen Zweck hat als
den, die einzelnen losen Theile aufzubewahren. Der eigentliche Mechanismus befindet
sich auf der Innenseite des Deckels D, welcher nach
unten durch einen Knopf sich auf die Tischplatte stützt und so eine Art Pult
bildet.
Textabbildung Bd. 223, S. 154
Auf dieser Deckelfläche sind Führungsleisten aa und
bb befestigtVgl. auch vorstehenden Holzschnitt, in welchem aber ein anderes
Multiplicationsbeispiel gewählt ist und zum Theil andere Buchstaben
gebraucht sind wie in Figur 22., zwischen denen sich der Schieber A an dem
Knopfe c bequem hin und her schieben läßt. Die obere
Coulisse aa ist mit einer Verzahnung versehen, in
welche die Klinke m durch eine Feder eingedrückt wird,
so daß sie, wenn man den Schieber nach links zieht, in jede Zahnlücke ein schnappt.
Links bei z angekommen, stößt ein an der Klinke m anliegender Hebel n gegen
einen dort befindlichen Stift, wodurch n normal und in
Folge dessen die Klinke m parallel zur Zahnleiste sich
stellt, resp. auslöst. Der Rückwärtsbewegung des Schiebers A nach rechts steht somit kein Hinderniß mehr im Wegs, bis derselbe bei
p den Hebel n wider
einen Vorsprung stoßen läßt, wodurch er sich in der Richtung des Pfeiles bewegen
muß, die Feder wieder frei gibt und die Klinke m in die
Verzahnung einschnappen läßt, so daß das Spiel von Neuem beginnen kann. Diese ganze
Auslösungsvorrichtung, welche an gewisse Steuerungen bei Wasserhaltungsmaschinen u.
dgl. erinnert, hat nur den Zweck, eine in gleichen Intervallen stattfindende
Bewegung des Schiebers A zu ermöglichen, ohne daß man
nöthig hätte, dieser Operation irgend welche Aufmerksamkeit zu schenken. In diesem
Schieber A läßt sich ein zweiter Schieber in der Nuth
r hin und her bewegen, welcher dazu dient, gewisse
mit Ziffern bezeichnete Holz- oder Pappstäbchen – in Figur 22 sind es deren
zwei – zusammen zu halten, was dadurch bewerkstelligt wird, daß er sie mittels eines bei r befindlichen Stiftes gegen die Leiste gg andrückt. Diese und noch mehrere andere
Stäbchen oder Täfelchen sind, wie auch theilweise aus der Figur ersichtlich, in dem
Kasten C untergebracht, woselbst sich auch, so lange der
Apparat nicht gebraucht wird, der Rahmen B befindet.
Dieser Rahmen trägt unterhalb der Mittlern Querleiste in mehreren Colonnen, deren
Anzahl sich nach der Maximalzahl der Factoren richtet (hier sind deren sechs
angenommen), die Ziffern von 1 bis 9 und daneben noch die Null. Ueber diesen
Zahlenreihen, und dieselben vollständig deckend, bewegen sich die Stäbchen d. Wie aus der Zeichnung ersichtlich, sind dieselben bei
q mit kreisrunden Ausschnitten versehen, welche,
wenn sie darunter durchgezogen werden, die vom Schieber A getragenen Ziffern ablesen lassen. Auf der Zeichnung sind drei dieser
Stäbchen bis zu verschiedenen Punkten aufgezogen. Die Ziffern correspondiren
sämmtlich bezüglich ihrer Höhe, und ist die Anordnung derart, daß wenn, wie z.B.
beim ersten Stäbchen, dasselbe bis zur Ziffer 7 aufgezogen, dessen Oeffnung q auch über die siebente Ziffercolonne des Schiebers A, also hier nach und nach über die Zahlen 1–2
6–5 zu stehen kommt, sobald der Schieber A nach
links bewegt wird. Ferner ist die Größe dieses Ausschnittes derart bemessen, daß er,
wenn sich der Schieber A, in Folge der Verzahnung aa (deren Theilung natürlich mit der Breite der
Stäbchen d und der Zifferntäfelchen übereinstimmen muß)
stoßweise unter dem Rahmen B nach links bewegt, bei
jedesmaligem Einschnappen des Hebels m, zuerst die
Ziffer 1, dann 2 und 6 zusammen und schließlich die Ziffer 5 sichtbar werden
läßt.
Der Rahmen B läßt sich, wie gesagt, für gewöhnlich im
Kasten unterbringen. Will man den Apparat in Gebrauch nehmen, so klappt man den
Deckel D auf und legt den Rahmen B so zwischen dessen beide Querleisten tt und ss, daß die obere Querleiste des
Rahmens unter die überstehenden Enden eben dieser Leisten zu stehen kommt, wodurch
derselbe genügend festgehalten wird. Man zieht nun den Schieber A nach links, bis sich die Klinke m auslöst, um ihn alsdann nach rechts so weit wie möglich hinauszuführen,
wodurch der Hebel n, wie oben bemerkt, wieder vorwärts
gestoßen wird und die Klinke m hierdurch zum
Einschnappen bereit steht.
Haben wir nun die einfache Aufgabe, zwei Zahlen z.B. 907 und 83 mit einander zu
multipliciren, so nehmen wir aus den im Kasten C in
genügender Menge bereit liegenden Stäbchen zwei Stücke, welche mit der
entsprechenden Kopfziffer (also hier 3 und 8) bezeichnet, heraus und ordnen sie, wie
in der Figur
22 angegeben, in umgekehrter Reihenfolge an. Diese Umkehrung der
Ziffernfolge hat mit der Theorie des Multiplicationsapparates nichts zu thun, sondern
geschieht nur aus Gründen, welche durch die gewünschte Handlichkeit sich ergeben.
Den zweiten Factor formirt man einfach dadurch, daß man die Stäbchen des Rahmens B bis zur gewünschten Ziffer aufzieht und zwar in der
gewöhnlichen Rechenfolge, so daß sich uns, wie in der Zeichnung, der Factor 907
präsentirt. Es ist natürlich ganz einerlei, welchen der beiden Factoren man in den
Schieber oder in den Rahmen nehmen will. Da die Herstellung einer Zahl mittels der
Schiebleisten d jedoch immerhin etwas schneller geht,
wie diejenige mittels der Zifferstäbchen auf dem Schieber A, so wird man auf diesem immer den kleinern Factor formiren. Das ganze
Arrangement nimmt übrigens kaum mehr Zeit in Anspruch, wie das Niederschreiben der
Zahlen auch erfordern würde.
Nun fasse man den Schieber A bei dem Knopfe c und zwar mit der linken Hand, während die Rechte den
Schreibstift bereit hält, um die Partialproducte zu notiren. Bewegt man nun den
Schieber nach links, so wird beim ersten Einschnappen der Klinke m in dem kreisrunden Ausschnitt q der ersten Schiebleiste d, die Ziffer l erscheinen; diese notire man als die
Einer-Ziffer des gesuchten Productes. Das zweite Einschnappen bringt in
demselben Fensterchen die beiden Ziffern 2 und 6 zum Vorschein; man addire diese und
notire 8 als die Zehner-Ziffer des Resultates. Das dritte Einschnappen wird
in den Fenstern des ersten und dritten Stäbchens die Ziffern 5 und 7 erscheinen
lassen; diese addirt, geben 12, davon notire man 2 als die Hunderter-Ziffer
des Resultates und addire die 1 zu denjenigen Ziffern, welche der nächste Zug
bringen wird, d. J. im dritten Stäbchen 2 und 2; demnach erhalten wir zusammen 5,
welches die Tausender-Ziffer des Productes repräsentirt. Ein weiterer Zug
bringt nochmals unter dem dritten Stäbchen eine Ziffer und zwar die 7 zum Vorschein;
dieselbe bildet die Zehntausender-Ziffer des Productes, welches, da beim
vollständigen Durchziehen des Schiebers keine weiteren Ziffern mehr erscheinen,
demnach = 75281 sein wird.
Es wird nun, nachdem der Apparat beschrieben und in seiner Wirksamkeit gezeigt
worden, kaum noch nöthig sein, dessen Theorie zu erklären. Die zu Grunde liegende
Idee ist ebenso einfach, wie geistreich, und sieht man wohl auf den ersten Blick,
daß man in den im Kasten C aufbewahrten Zifferstäbchen
das Resultat fertig vor sich hat, dessen Herstellung man eben durch Anwendung der
Rechenmaschine ersparen will, die Partialproducte nämlich. In dem Augenblick, in dem
wir die beiden Factoren in Rahmen und Schieber arrangiren, ist auch schon die
Multiplication gemacht, denn jedes dieser Täfelchen enthält sämmtliche Theilproducte
der entsprechenden
Kopfziffer, allerdings in umgekehrter Ordnung geschrieben; doch geschieht diese
Umkehrung, wie schon gesagt, nur aus rein constructiven Gründen. Wir finden da also
auf dem Täfelchen 8 alle Producte von 8 der Reihe nach über einander stehen, wie 16,
24, 32, 40 u.s.w. bis 72. Ist nun der Schieber d bis zur
Ziffer 7 aufgezogen, so läßt dessen Oeffnung q nur die
in der Höhe der siebenten Reihe auf dem Schieber A
vorkommenden Theilproducte sichtbar werden, in Bezug auf 8 also 56 und, um wieder
auf obiges Beispiel zurück zu kommen, in Bezug auf 3 die Zahl 21.
Textabbildung Bd. 223, S. 157
Die Art und Weise, wie sich die Ziffern bei den hier nöthigen fünf Zügen Präsentiren,
ist in vorstehenden Holzschnitten angedeutet. Es erhellt daraus auch, warum die
Ziffern auf den Stäbchen bezüglich ihrer Zwischenräume so
angeordnet sind, wie in Figur 22 ersichtlich.
Beim ersten Zug ist das Stäbchen 3 nur halb sichtbar; beim zweiten Zug dagegen sind
die Stäbchen 3 und 8 beide unter demselben Fenster zu sehen und zeigen die in Bezug
auf das Resultat gleichwerthigen Ziffern 2 und 6, weshalb diese auch addirt werden.
Beim dritten Zug ergibt sich durch diese Addition eine nächsthöhere Rangstufe, da
beide Ziffern die Hunderter ergeben, im gewählten Beispiel 1200, also ein Tausender,
welcher sich im vierten Zuge mit den vorhandenen vier andern Tausendern vereinigt
u.s.f.Das Product 907 × 83 ergibt nachfolgende Theilproducte:7Einheiten×3Einheiten000210Zehner×3„00009Hunderter×3„0277Einheiten×8Zehner00560Zehner×8„0009Hunderter×8„72––––––Summe75281Es entsprechen somit die einzelnen ZügeZugI=SummeallerEinheiten„II=„„Zehner„III=„„Hunderter„IV=„„Tausender„V=„„Zehntausender.
Der Apparat setzt also nichts voraus wie die Fähigkeit, einzelne Ziffern addiren zu
können, und gewährt dazu besonders bei mehrstelligen Zahlen eine ganz bemerkenswerthe
Zeitersparniß. Muß man beispielsweise mit dem Apparate zur Multiplication zweier
6stelligen Zahlen im schlimmsten Falle 72 Ziffern addiren, so erfordert diese
Operation anderseits erstens 36 Multiplicationen und außerdem noch die Addition von
96 Ziffern.
Hierin allein liegt jedoch der Werth des Poppe'schen Arithmographen nicht und ist
dessen Wirksamkeit damit noch lange nicht erschöpft; wie einfach gestaltet sich die
Sache schon, wenn es sich um die Ausführung der abgekürzten Multiplication von
Decimalbrüchen handelt: Man behandelt selbstverständlich die Decimalbrüche wie ganze
Zahlen, läßt aber so viele Züge unbeobachtet vorüber gehen, als man Decimalen
vernachlässigen will. Hierdurch vereinfacht sich die Arbeit ungemein und behält man
doch die Genauigkeit des Resultates in der Hand. Man denke nur an das Rechnen mit
benannten Zahlen, z.B. mit unserm Geld. Da braucht man nie mehr wie 2 Decimalen,
obschon sich durch die Rechnung deren oft viel mehr ergeben können. Ordnet man nun
in solchem Falle nur die Factoren an und läßt die nöthige Anzahl Zähne überspringen,
so wird ohne die geringste Mühe, das auf 1 Pfennig (zweite Decimale) richtige
Resultat erscheinen.
Damit wäre der Arithmograph nur als Multiplicationsapparat erklärt. Sein Erfinder hat
aber das Instrument weiter noch so ausgestattet, daß man eine außerordentliche
Anzahl von Rechnungsoperationen mit demselben auf rein mechanischem Wege lösen kann.
Zu diesem Zwecke sind ihm eine Menge von Tabellen- und Zifferntäfelchen
beigegeben, auf die ins Detail einzugehen, uns hier zu weit führen würde. Nur einige
Beispiele seien deshalb erwähnt.
Es ist wohl klar, daß, um z.B. die 5procentigen Zinsen des Kapitals 627 pro Jahr zu
berechnen, man nur die Zahl 627 auf dem Rahmen B zu
arrangiren hat, während man das Ziffertäfelchen 5 auf den Schieber A bringt. Schneidet man von dem sich ergebenden Resultat
zwei Stellen ab, so hat man die Zinsen mit 31,35. – Für 4 1/2, 5 1/2 u.a.
procentige Zinsen sind dem Apparat eigene Täfelchen beigegeben.
Andere Täfelchen, die man nur auf den Schieber zu legen braucht, ermöglichen mittels
einer einfachen Handbewegung, die täglichen Zinsen eines
jeden Kapitals für die verschiedenen Procentsätze sofort zu bestimmen, eine Arbeit,
die sich in einigen Secunden ohne jede weitere Uebung vollziehen läßt und dabei die
Möglichkeit eines Rechenfehlers so gut wie ausschließt.
Will man fernerhin den Betrag wissen, zu welchem ein Kapital von 24840 M. z.B. bei 4
1/2 Proc. Zinsen und Zinseszinsen binnen 12 Jahren erwächst, so bringt man einfach
die Ziffer 24840 in umgekehrter Reihenfolge auf den Schieber A und sucht in einer dem Apparate beigegebenen Tabelle die dem Zinsfuße
von 4 1/2 Proc. und der Zeit von 12 Jahren entsprechenden Ziffer 169588. Diese
Ziffer ordnet man im Rahmen, und man braucht nur den Schieber darunter wegzuziehen,
um das Resultat zu finden. Beigefügte Formeln geben außerdem noch an, wie viel Züge
man vernachlässigen kann.
In ähnlicher Weise läßt sich mittels einer andern Tabelle der kapitalisirte Werth
einer jährlichen Einzahlung von 1 bis 100 000 M. nach 1 bis 50 Jahren berechnen.
Auch die Berechnung des discontirten Werthes eines Kapitals reducirt sich mittels
des Apparates und der beigegebenen Tabelle auf die Addition einiger einstelligen
Ziffern.
Weitere beigegebene Verhältnißzahlen, Tabellen und Täfelchen ermöglichen ferner die
Umwandlung der verschiedenen Maße in Meter, wie auch umgekehrt, ferner die
Verwandlung von Fußpfund in Kilogrammmeter, von Pfund pro laufenden Fuß in
Kilogrammmeter pro laufenden Meter, von Kilogrammmeter pro Secunde in Pferdekraft
und umgekehrt. Ebenso sind deutsche Meilen pro Stunde in Meter pro Secunde zu
verwandeln, und alle Formen, unter denen π am
häufigsten vorkommt, wie 4π/3, π/4, π/6,
1/4π, π², 1/π², ausgerechnet.
Will man z.B. wissen, wieviel Pferdekraft (e) 412 Kilogrammmeter pro Secunde gleich sind, so arrangirt man 412 auf dem
Rahmen B und legt das betreffende Täfelchen auf den
Schieber A. Eine Addition von nur 5 Ziffern gibt beim
Durchziehen des letztern das Resultat mit 5e,48.
Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um einen Begriff von der Leistungsfähigkeit
des Arithmographen zu geben. Versicherungsanstalten, Bankinstitute, Catasterbureaux,
überhaupt alle diejenigen Anstalten und Geschäfte, welche viel mit monotonen
Zahlenrechnungen geplagt sind, mögen sich den neuen Rechenapparat einmal genauer
ansehen. Bedeutende Zeitersparnis bei großer Sicherheit gegen Rechenfehler und die
Möglichkeit, mit weniger qualificirten, also auch billigern Kräften, die
complicirtesten Aufgaben lösen zu können, – diese großen Vorzüge des
Poppe'schen Apparates dürften die geringen Anschaffungskosten desselben wohl bald
aufgewogen haben. Der Erfinder beabsichtigt, den Arithmograph durch die Firma Gutbrod und Comp. in Stuttgart
herstellen und vertreiben zu lassen, und soll der Preis desselben nur 20 M.
betragen.Die Redaction hat einen solchen Apparat von der genannten Firma bezogen und
kann die oben aufgezählten Vortheile desselben nur bestätigen und seinen
Gebrauch warm empfehlen.Z.