Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 160 |
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Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von
F. Hentsch, Hauptmann
a. D. in Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf.
II [c.d/1].
(Fortsetzung von S. 62 dieses Bandes.)
Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
Der Verschlußcylinder D dient zur Aufnahme der übrigen
Verschluß- und Schloßtheile, zum Festhalten des Verschlußkopfes K bei dem Schusse, sowie zum Spannen und zur Ruhesetzung
des Gewehres. Derselbe hat äußerlich cylindrische Form, den gleichen Durchmesser wie
die innere Hülsenbohrung und auf seiner obern Fläche einen Ansatz j, Warze genannt, welcher bei dem Oeffnen des Gewehres
zur Führung des Cylinders D, bei geschlossenem Gewehre
zum Festhalten des letztern, somit auch des Verschlußkopfes K dient, dessen Aufspringen bei dem Schusse verhindert und den Druck der
Gase auf die Hülfe B überträgt. Die Warze j besitzt einen Griff zur Handhabung; vor ihr befindet
sich auf der obern Verschlußcylinderfläche ein nach oben hervorspringender Ansatz
i', welcher, wie oben erwähnt, in die im
Verschlußkopfansatze i befindliche Auslassung tritt und
den Verschlußcylinder D mit dem Verschlußkopfe K verbindet. Auf der Außenseite hat der
Verschlußcylinder D wie bei dem Modell 1866 zwei Rinnen
erhalten, von denen die bei geöffnetem Gewehre unten liegende Rinne g als Passage für den Abzugsfederstollen H und die Ejectorschraube G,
die seitwärts in Höhe der Seelenachse befindliche Rinne d als Gang für die Arretirungsschraube F
dient. Dieser Gang d ist im hintern Theile nach oben
schraubenförmig gebogen, welche Form der obern Abrundung der die Patroneneinlage
rückwärts begrenzenden Hülsenwand entspricht. Beide Längsrinnen sind mit einander
durch eine Querrinne in Verbindung gebracht, in welche die Ejectorschraube G bei geschlossenem Gewehre tritt. Während die für
letztere bestimmte Rinne g durch den Cylinder D sowohl, als auch durch den Verschlußkopf K ganz nach vorn hindurchgeht und somit das Heraustreten
des Ejectorschraubenkopfes aus ihm nach vorn gestattet, ist die für die
Arretirungsschraube bestimmte Rinne d vorn begrenzt,
wodurch das gänzliche Herausziehen des Verschlußcylinders D aus der Hülse unmöglich gemacht ist. Links von der Führungswarze j an dem hintern Ende des Cylinders D ist eine dreieckige Auslassung k angebracht, welche zur Aufnahme des das Spannen der Waffe bewirtenden
Ansatzes k' des Spannstückes J dient. Die rechte Seite dieses Einschnittes k hat die Form eines Schraubenganges, gegen die sich die entsprechend
geformte Fläche des
Spannstückansatzes k' bei dem Oeffnen des Gewehres
preßt, wodurch das Spannen des Gewehres bewirkt wird. Diese Auslassung k ist an dem vordern Ende aus Fabrikationsrücksichten
abgerundet (Fig.
36). Rechts von k befindet sich in der hintern
Cylinderwand eine flache Auslassung, die sogen. Spannrast l, in welche der Ansatz k' des Spannstückes
J bei dem Oeffnen des Gewehres greift, wodurch
letzteres gespannt erhalten wird.
Der Verschlußcylinder D besitzt der Länge nach eine
cylindrische Bohrung zur Aufnahme des Schlagbolzens L,
der Spiralfeder und des Verschlußkopfhalses K. Die
Bohrung verengt sich nach hinten, und stützt sich gegen den dadurch entstehenden
Absatz das hintere Ende der Spiralfeder; D ist der
einzige Theil im Mechanismus, welcher fähig ist, eine Rotationsbewegung auszuführen,
während alle andern nur vor und zurück sich bewegen können.
Der Schlagbolzen L ist von Stahl gefertigt, besitzt im
Haupttheile 7mm,1 Durchmesser, an seinem
vordern Ende cylindrische Gestalt, ist vorn abgerundet und in dem hieran nach hinten
anschließenden Theile im Querschnitte oval geformt. Wie schon oben erwähnt, treten
diese letztern Theile in den Verschlußkopf K, und
verhindert der ovale Theil ein Drehen des letztern. Dieser ovale Theil wird nach
hinten durch den dickern und scharf abgesetzten Schlagbolzenkopf m begrenzt, welcher mit seiner vordern Fläche sich gegen
die hintere Seite des Verschlußkopfes K bei dem
Vorschnellen legt und dadurch dieser Bewegung des Bolzens eine Grenze setzt, gegen
dessen hintere Fläche sich die Spiralfeder mit ihrem vordern Ende stützt, und dessen
Querschnitt genau demjenigen der Verschlußcylinderbohrung, in welcher er sich vor
und zurück bewegt, entspricht. Um den hinter diesem Kopfe m befindlichen, dünnern, längsten Theil, den sogen. Schaft, legt sich die
Spiralfeder. In dem hintern Theile besitzt der Schaft oben und unten je einen
horizontalen, vorn und hinten senkrecht begrenzten Einschnitt n, wodurch sein Ende die Form eines T erhält.
Diese Einrichtung dient zum Aufschieben der Muffe M,
durch welche der Bolzen L in dem Spannstücke J fixirt wird.
Das Spannstück J ist ebenfalls aus Stahl hergestellt und
bei dem Spannen des Schlosses betheiligt; es begrenzt ebenfalls das Vorschnellen des
Schlagbolzens L. Dasselbe wird eingetheilt in den
cylindrischen Haupttheil und die Leitschiene o, welche
den erstem nach vorn überragt. Der cylindrische Haupttheil besitzt denselben
Durchmesser wie der Verschlußcylinder D, an seiner
untern Seite zwei Einschnitte, Rasten p, welche eine
nach hinten ansteigende, schräge Fläche bilden, nach vom dagegen senkrecht und
scharf abgeschnitten sind. Gegen die senkrechten Flächen legt sich die hintere
Seite des Abzugsfederstollens H und hält dadurch das
Spannstück J zurück und somit die Waffe gespannt; die
schrägen Flächen sind angebracht, damit bei dem Zurückziehen des Spannstückes J dasselbe leicht über den Abzugsfederstollen H hinweggleitet. Hinten und vorn ist das Spannstück J senkrecht zur Seelenachse abgeschnitten. In dem
Winkel, welcher durch die untere Fläche der Leitschiene o und die vordere Fläche des cylindrischen Haupttheiles gebildet wird, ist
links von o der nach vorn hervorstehende und zum Spannen
dienende Ansatz k' angebracht. Derselbe besitzt
dreieckige, der Gestalt der oben beschriebenen Auslassung k des Verschlußcylinders D entsprechende Form;
seine nach rechts gerichtete Seite bildet eine schiefe Fläche, gegen welche sich bei
dem Oeffnen des Gewehres die entsprechende schiefe Fläche des
Verschlußcylinderausschnittes k legt. Der cylindrische
Haupttheil besitzt der Länge nach eine cylindrische, centrale Bohrung, welche der
Stärke des Schlagbolzenschaftes entspricht. Diese Bohrung ist im hintern Theile
absatzartig erweitert zur Aufnahme entsprechender Ansätze oder Flügel n' der Muffe M und nimmt
hinter dieser Erweiterung wieder den Durchmesser des Schlagbolzenschaftes an. In
diesem engern Theile befindet sich oben und unten je ein Gang zum Einführen der
Muffenflügel n' in die für sie bestimmte
Erweiterung.
Die Leitschiene 0 verhindert bei zusammengesetztem Schlosse durch Anlegen an die
Seitenwände des Hülsenganges B jede Drehung des
Spannstückes J, endigt im hintern Theile in einen mit
Reifelung versehenen Griff, welcher zur Handhabung des Spannstückes J dient; an der hintern Seite dieses Griffes ist eine
verticale Marke angebracht, welche das richtige Einsetzen der Muffe erleichtern
soll.
Die Muffe M ist zur Vereinigung des Schlagbolzens L und des Spannstückes J
bestimmt. Dieselbe zerfällt in drei Theile, nämlich den vordern, das T-förmige Ende des Schlagbolzens aufnehmenden, den
hinter diesem liegenden, cylindrischen Theil, Hals genannt, und den Griff. Der
erstere Theil besitzt rechteckige Form und ist mit einem T-förmigen Einschnitte versehen, welcher zur Aufnahme des
Schlagbolzenendes dient. Die durch die rechteckige Form entstandenen, seitwärts
vorspringenden zwei Flügel n' treten in die Erweiterung
der Spannstückauslassung und halten auf diese Weise die Muffe M selbst und dadurch den Schlagbolzen L in dem
Spannstücks J fest. Der cylindrische Theil oder Hals
liegt in dem engern Theile der Spannstückbohrung. Der zur Handhabung der Muffe
dienende Griff hat kreisförmigen Querschnitt, legt sich mit seiner vordern
senkrechten Fläche gegen die hintere des Spannstückes, ist auf seinem Rande behufs
leichtern und sichern
Erfassens gereifelt und besitzt auf der rückwärtigen gewölbten Fläche, als Marke zum
richtigen Einsetzen der Muffe in das Spannstück, einen Einschnitt. Diese Marke hat
dieselbe Richtung wie die Flügel n des vordern
Muffentheiles und muß mit der entsprechenden Marke an der hintern Fläche des
Spannstückgriffes bei dem Einführen der Muffe correspondiren. Ist dies der Fall, so
haben die Flügel n' der Muffe senkrechte Stellung über
einander und können durch die ihnen entsprechenden Gänge der Spannstückbohrung in
die Erweiterung der letztern eingeführt werden. Durch Drehung der Muffe um
45° nimmt die Marke horizontale Lage an, ebenso die Flügel n', und sind diese in der Erweiterung der
Spannstückbohrung derartig fixirt, daß sie keine Vor- und Rückwärtsbewegung
ausführen können.
Die Spiralfeder zum Vorschnellen des Schlagbolzens ist von 1mm,5 starkem Stahldrahte gefertigt und
besitzt 25 Windungen auf 75mm Länge; in
gespanntem Zustande übt sie einen Druck von 13k aus.
Was nun das Functioniren des Mechanismus betrifft, so erfordert das Laden des
Gewehres zwei Griffe, nämlich 1) Oeffnen des Laufes und 2) Schließen desselben.
Bei geschlossenem und abgeschossenem Gewehre nehmen die Schloßtheile folgende
Stellung zu einander ein: Der Schlagbolzen L liegt mit
seiner Spitze dort, wo er den Patronenboden getroffen hat, steht somit etwas über
die vordere Fläche des Verschlußkopfes K hervor; die
Spiralfeder ist ausgedehnt, die vordere Fläche des Spannstückes J liegt an der hintern des Verschlußcylinders D, der Spannansatz k' des
erstern in der betreffenden Auslassung k des letztern,
die vordere Fläche des Schlagbolzenkopfes m an der
hintern des Verschlußkopfes K, der Extractor E mit dem Haken seines untern Armes vor dem mit seinem
hintern Theile in der vordern Auslassung des Verschlußkopfes K befindlichen Patronenboden. Der Hebel j des
Verschlußcylinders ist nach rechts niedergelegt, der vor dem Hebel liegende Ansatz
i' des letztern aus der betreffenden Auslassung i der Verschlußkopfschiene herausgetreten, die
Halteschraube F und der Ejectorschraubenkopf G befinden sich in den betreffenden Quergängen des
Verschlußcylinders D.
Um das Gewehr zu öffnen, wird der Verschlußcylinderhebel j von rechts nach links gedreht, bis daß er die linke Hülsenwand trifft
und somit senkrechte Stellung angenommen hat. Der Verschlußcylinder D hat sich hierbei um seine Achse gedreht und der Fuß
des Hebels eine solche Lage angenommen, daß er in der Verlängerung des für ihn in
der Hülse B angebrachten Ganges liegt. Diese Drehung hat
der Verschlußkopf K nicht mitgemacht und ist daran durch
den Extractor E verhindert, dessen vordere Enden sich in der
betreffenden Auslassung a befinden und somit nicht nach
der Seite ausweichen können; auch verhindert der Verschlußkopfansatz i eine Rotation dadurch, daß er sich gegen die linke
Hülsenwand legt. Da nun der Schlagbolzen L mit seinem
ovalen Theile in dem ebenso gestalteten des Verschlußkopfes liegt, so wird auch er
an einer Rotation verhindert. Auch das Spannstück J kann
die Drehung des Verschlußcylinders D nicht mitmachen,
weil seine Schiene 0 zwischen den Hülsenwänden liegt und sich nicht nach der Seite
bewegen kann. Da nun aber der Spannansatz k' des
Spannstückes J sich in der betreffenden Auslassung k des Verschlußcylinders D
befindet, so erfolgt bei der Rotation des letztern ein gegenseitiger Druck der an
einander liegenden schiefen Flächen des Ansatzes k' und
der Auslassung k, dieselben müssen an einander entlang
gleiten, der Ansatz k' somit nach hinten ausweichen. Das
Spannstück J führt in Folge dessen bei dem Drehen des
Verschlußcylinders D eine geradlinige Rückwärtsbewegung
aus; bei Beendigung der Rotation tritt die vordere Spitze des Spannstückansatzes k' in die oben angegebene Spannrast l des Verschlußcylinders D,
und wird dadurch das Spannstück J in dieser Stellung
fixirt. Der durch die Muffe M mit dem Spannstücke
verbundene Schlagbolzen L muß ebenfalls die
Rückwärtsbewegung mitmachen. Da nun aber der Verschlußcylinder D bei der Rotationsbewegung keine Rückwärtsbewegung
ausgeführt hat, so kann die Spiralfeder nicht nach hinten ausweichen und wird
zwischen dem Schlagbolzenkopfe m und dem
Verschlußcylinderboden zusammengepreßt und gespannt. Bei diesem Zurückgehen hat die
vordere Fläche des Schlagbolzenkopfes m die hintere
Seite des Verschlußkopfes K verlassen und die
Schlagbolzenspitze ist hinter die vordere Fläche des letztern zurückgetreten. Ferner
ist der vor dem Griffe j des Verschlußcylinders
befindliche Ansatz i' in die betreffende Auslassung der
Verschlußkopfschiene i getreten und dadurch der
Verschlußkopf K und der Verschlußcylinder D fest mit einander verbunden. Endlich sind die. Rasten
p an der untern Seite des Spannstückes J über den Abzugsfederstollen H nach hinten hinweggeglitten, und hat sich letzterer vor die vordere
Seite des erstern gelegt. Bei der Notation hat der Verschlußcylinder D sich aber auch schon etwas zurückbewegt, und zwar ist
dies durch die hintere geschweifte Form des für die Halteschraube bestimmten Ganges
d bewirkt, indem die Halteschraube F an der schiefen Fläche dieses Ganges d entlang geglitten und in den Längengang getreten ist.
Hierdurch sind auch die übrigen Schloßtheile zu einer geringen Rückwärtsbewegung von
etwa 4mm veranlaßt, und ist dadurch die
Patronenhülse, welche durch den Druck der Gase fest gegen die Seitenwände der
Laufbohrung gepreßt
worden war, in ihrem Lager gelockert und das spätere gänzliche Herausziehen
bedeutend erleichtert. Der Ejectorschraubenkopf G
endlich ist aus dem Quer- in den Längsgang g des
Verschlußcylinders D getreten.
Nunmehr wird der Verschlußcylinder D zurückgezogen und
zwar so weit, als es die Halteschraube F gestattet.
Dieselbe begrenzt die Rückwärtsbewegung, sobald sie das vordere Ende ihres hier
geschlossenen Ganges d erreicht, und ist der ganze
Mechanismus alsdann so weit zurückgegangen, daß die Patroneneinlage frei gemacht
ist. Diese Rückwärtsbewegung hat der Verschlußkopf K und
mit ihm der Extractor E mitmachen müssen. Der Haken des
untern Armes des letztern erfaßt hierbei den Patronenboden, zieht die Patronenhülse
zurück, und trifft die Ejectorschraube G, welche aus
ihrem Längsgange g nach vorn aus dem Verschlußkopfe K hervorgetreten ist, den Patronenboden. Die
Rückwärtsbewegung der Patronenhülse wird dadurch plötzlich unterbrochen; dieselbe
dreht sich um die Extractorkralle E und wird aus der
Hülse B automatisch herausgeworfen. Der
Abzugsfederstollen H ist bei der Rückwärtsbewegung des
Verschlußcylinders D in dessen Längsgang g getreten, das Spannstück J
verharrt in derselben Lage wie vorher und wird, wie schon erwähnt, dadurch hierin
erhalten, daß die vordere Spitze seines Spannansatzes k'
in der Spannrast l des Verschlußcylinders D liegt.
Man bringt nun die neue Patrone in den Lauf und rückt den Verschlußcylinder D vor, wobei die vordere Fläche des Verschlußkopfes K die hintere der Patrone trifft und diese gänzlich in
den Lauf A schiebt. Der Haken des untern Extractorarmes
ist hierbei über den Patronenbodenrand hinweg geglitten, hat sich vor letztern
gelegt und wird in dieser Stellung dadurch erhalten, daß der obere Extractorarm mit
seiner vordern schiefen Fläche unter die betreffende Abschrägung der Lauf-
und Hülsenauslassung a tritt, niedergedrückt und die
Feder E dadurch angespannt wird. Das Spannstück J hat diese Vorwärtsbewegung mitgemacht, ohne seine
Stellung zum Verschlußcylinder D zu verändern, der
Abzugsfederstollen H ist nach hinten aus dem Gange g des letztern heraus, die Ejectorschraube G in den für sie bestimmten Gang g hinein getreten. Bei der Vorwärtsbewegung des Verschlußcylinders D trifft seine Halteschraube F die geschweifte Fläche des Ganges 6, veranlaßt dadurch den Cylinder D zu einer Drehung nach rechts, welche durch die
Abschrägung der die Patroneneinlage hinten begrenzenden rechten Hülsenwandfläche
ermöglicht wird, und tritt im ersten Momente dieser Rotation der Ansatz k' des Spannstückes aus der Spannrast l des Cylinders D heraus.
Nunmehr wird der Hebel j gänzlich nach rechts
niedergelegt und der Cylinder
D also um seine Achse um 45° gedreht. Der
Spannansatz k' kommt dadurch in die Richtung der ihm
entsprechenden Auslassung k des Cylinders D zu stehen, und würde das Spannstück J vorschnellen, wenn es daran nicht durch den sich vor
seine vordere senkrechte Fläche legenden Abzugsfederstollen H verhindert würde. Das Gewehr wird somit durch letztern in gespanntem
Zustande erhalten. Der Verschlußkopf K hat sich nicht
mitgedreht und ist hieran durch die Extractorarme E
verhindert, welche in die betreffende Laufsauslassung a
getreten sind. Endlich ist der Ejectorschraubenkopf G in
die betreffende Querauslassung des Cylinders D getreten.
Das Gewehr ist jetzt geschlossen und zum Abfeuern bereit.
Wird nunmehr die Abzugsstange H' zurück- und
dadurch der Abzugsfederstollen H niedergezogen, so wird
das Spannstück J frei, die Spiralfeder kann sich
ausdehnen, schleudert den Schlagbolzen L vor, so daß
dessen Spitze den Patronenboden trifft, und macht diese Vorwärtsbewegung, durch die
Muffe M gezwungen, das Spannstück J mit, wobei dessen Ansatz k' in die
entsprechende Auslassung k des Cylinders D tritt.
Was die Ruhestellung anbelangt, so waren die zu den Versuchen bei den Truppen
verwendeten Waffen mit einer Vorrichtung zur Sicherung versehen, welche den
Mechanismus in einer gewissen Stellung hemmen und das Vorschnellen des Spannstückes
J verhindern sollte, selbst in dem Falle, wenn man
gegen den Abzug H' drückte. Allein im Laufe der Versuche
wurde auf Antrag der Truppen und der Prüfungscommission diese Vorrichtung als nicht
nothwendig beseitigt. Auf den Wunsch einiger Officiere, in besondern exceptionellen
Fällen aber doch die Waffe geladen und das Spannstück J
in der Spannstellung lassen zu können, ohne ein Losgehen befürchten zu müssen, wurde
dennoch eine Einrichtung dieser Art getroffen und zu diesem Zweck eine einfache
Rast, die Ruhrast p an dem Spannstücke angebracht. Um
die geladene Waffe in Ruhe zu setzen, dreht man den Verschlußcylinder D langsam so weit nach links, daß sein Ansatz j in der Richtung der rechten Hülsenwand liegt. Darauf
legt man die linke Hand unter die Hülse B, den Finger
unter den Knopf j des Cylinders D, um sein vollständiges Niederlegen nach rechts zu verhindern, drückt
leicht mit dem Zeigefinger der rechten Hand gegen den Abzug H', hält das Spannstück J mit dem Daumen
derselben Hand und läßt es langsam so weit vorgleiten, wobei man den Abzug H' losläßt, daß der Abzugsfederstollen H in die Ruhrast p des
Spannstückes J eintritt. Alsdann ist die Spiralfeder nur
wenig gespannt, und würde das Spannstück J durch diese
wirklich vorgeschnellt, so hätte es nur eine Entfernung von 1mm,5 zu durchlaufen, bis daß der
Schlagbolzen L die Zündmasse erreicht, und würde dieser Weg um so mehr
unzureichend sein, um dem Schlagbolzen L die
erforderliche Kraft zur Detonation zu ertheilen, als die Feder nicht ganz gespannt
ist und daher nicht die hierzu erforderliche Spannung besitzt.
Was das Auseinandernehmen und Zusammensetzen des Schloß- und
Verschlußmechanismus betrifft, so wird behufs Auseinandernahme zunächst die
Arretirungsschraube F aus der rechten Hülsenwand B entfernt, worauf der Verschlußcylinder D nebst allen andern Schloßtheilen aus der Hülse B nach hinten herausgenommen werden kann, wobei der
Abzugsfederstollen H niedergezogen werden muß. Alsdann
entfernt man den Verschlußkopf K, dreht die Muffe M so, daß ihre Flügel n' in
der Richtung der hintern Gänge der Spannstückbohrung liegen, stützt den nunmehr vorn
über den Verschlußcylinder hervorragenden Schlagbolzen L
auf einen festen Gegenstand und drückt ihn in den Verschlußcylinder D, wobei man die Spiralfeder spannt und das hintere Ende
des Schlagbolzens L aus dem Spannstücke J nach hinten heraustritt. Alsdann zieht man die Muffe
M nach der Seite von dem Schlagbolzen L ab, worauf dieser nebst Spiralfeder nach vorn aus dem
Verschlußcylinder D herausgenommen werden kann. Hierbei
fällt zugleich das Spannstück J ab. Behufs Entfernung
des Extractors E aus dem Verschlußkopfe K werden die Arme des ersteren zusammengedrückt, dadurch
der Ansatz des obern Armes aus der betreffenden Auslassung entfernt und der
Extractor E nach vorn aus seinem Lager
herausgezogen.
Um das Schloß zusammenzusetzen, wird die Spiralfeder auf den Schlagbolzen L geschoben, der Cylinder D
in die linke Hand genommen und der Schlagbolzen L mit
der Spiralfeder in ihn eingeführt. Alsdann setzt man die Spitze des Schlagbolzens
L auf einen festen Gegenstand oder in die Ausfräsung
des Entladestockes, wobei man das Gewehr vertical, den Abzugsbügel nach vorn
gewendet, hält, drückt die Spiralfeder zusammen, so daß der Schlagbolzen L nach hinten weit aus dem Verschlußcylinder D heraustritt, schiebt das Spannstück J auf den Schlagbolzen L, so
daß sein Spannansatz k' in die entsprechende Auslassung
k des Cylinders D tritt,
ergreift den Verschlußcylinder D mit der linken Hand,
die Muffe M mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten
Hand, übt mit beiden Händen einen geringen Druck auf das Spannstück J aus, wodurch die Spiralfeder zusammengedrückt wird und
der Schlagbolzen L nach hinten aus dem Spannstück J heraustritt. Hierauf schiebt man die Muffe M von der Seite her auf den Schlagbolzen L, wobei ihre Stellungsmarks senkrecht und in der
Verlängerung der entsprechenden Marke des Spannstückes J
stehen muß, führt durch die betreffenden Gänge die Flügel n' der Schlagbolzenmuffe M und letztere selbst
in die Bohrung des Spannstückes J, indem man mit dem
Drucke auf die Spiralfeder aufhört, worauf diese sich ausdehnt und den Schlagbolzen
L nebst der Muffe M
vortreibt. Sodann dreht man die Muffe M mittels ihres
Griffes so weit, daß ihre Stellungsmarke horizontal liegt. Mit dieser Drehung haben
die Flügel n' horizontale Stellung angenommen und sich
in die Erweiterung der Spannstückbohrung gelegt, so daß die Muffe M nunmehr in dem Spannstücke K fixirt ist. Alsdann bringt man den Extractor E in den Verschlußkopf K, ergreift beide
Theile mit dem Daumen und den beiden ersten Fingern der rechten Hand, den
Mittelfinger auf die schräge Fläche des obern Extractorarmes legend, um ihn in
seinem Lager festzuhalten, führt den Hals des Verschlußkopfes K in die Bohrung des Cylinders D, wobei die
Spitze des Schlagstiftes L in die Bohrung des
Verschlußkopfes K eintritt, und dreht letztern so weit,
daß sein Ansatz i in die Verlängerung der Warze j des Verschlußcylinders D
zu liegen kommt, der Ansatz i' des letztern in die
betreffende Auslassung des Verschlußkopfes J tritt, und
befinden sich jetzt die Theile des Verschlußmechanismus in derselben Stellung zu
einander wie bei abgeschossenem Gewehre. Hierauf ergreift man den
Verschlußmechanismus mit beiden Händen, und zwar umfaßt die linke den Cylinder D, die rechte das Spannstück J, bewegt beide Hände in entgegengesetztem Sinne, dreht somit Cylinder D und Spannstück J in
entgegengesetzter Richtung, die schiefen Flächen gleiten an einander entlang, und
tritt der Ansatz k' des letztern in die Spannrast l des erstem. Alsdann führt man den Verschlußmechanismus
in die Hülse B wie bei dem Modell 1866 und schraubt die
Halteschraube F gänzlich ein.
Was die übrigen Theile des Gewehres betrifft, so ist die Schäftung bei Vermeidung
aller scharfen Kanten elegant und zierlich. In dem Kolben befindet sich die
Einlassung für die Nase des Kolbenbleches und dessen zwei Schrauben. Eine
Kolbenbacke besitzt das Gewehr nicht. In dem kräftig gehaltenen Kolbenhalse ist auf
der untern Seite eine Auslassung zur Aufnahme des Abzugsbleches N und eine solche für den Abzug H' angebracht, welche letztere bis in die Laufnuth hineinreicht. Der
lange, vordere Theil des Schaftes besitzt auf der obern Seite die Laufnuth, in deren
rückwärtigem, bis in den Kolbenhals reichendem Ende das Loch für die Kreuzschraube
enthalten ist. In diesem hintern Theile, dem sogen. Schloßkasten, befinden sich
außerdem die Auslassungen für die Abzugsfeder H und
deren zwei Schrauben. In dem untern Theile des langen Theiles des Schaftes ist die
Entladestocknuth angebracht, an der Seite Auslassungen für die zwei Ringfedern und
endlich an der untern
Seite des Kolbens ein Blech mit Ansatz zur Befestigung des hintern Riemenbügels. Der
Schaft ist aus Nußbaumholz gefertigt.
Zur Garnitur des Gewehres gehören folgende aus Eisen resp. Stahl gefertigte Theile:
die zwei Ringe mit den Ringfedern, der Abzugsbügel mit Schraube, das Abzugsblech mit
Schraube, die Riemenbügel, das Kolbenblech mit Schrauben.
Die zwei Ringe dienen zum Festhalten des Laufes im Schafte, und ist der eine Ring an
dem vordern Ende des Schaftes befestigt. Derselbe umschließt ebenso wie der hintere
den Lauf und Schaft, wird in seiner Lage durch eine Feder gehalten und ist an der
untern Seite mit einer Nase versehen, welche eine Durchbohrung zum Durchlassen des
Entladestockes besitzt. Der Ring dient zugleich zum Schutze der Hirnfläche des
Schaftes, so daß dieselbe nicht so leicht bestoßen und beschädigt werden kann. Der
untere, mit seiner hintern Fläche auf einem Absatze des Schaftes ruhende Ring wird
ebenfalls durch eine Feder in seiner Stellung gehalten, reicht mit dem unter dem
Schafte liegenden Theile weiter nach vorn und ist hier mit einem senkrecht nach
unten hervorstehenden Ansatze versehen, an welchem mittels einer horizontalen
Schraube der vordere Riemenbügel befestigt ist.
Das Abzugsblech ist auf der untern Schaftseite angebracht und wird an dem hintern
Ende mittels der Kreuzschraube, an dem vordern Ende mittels einer Schraube, deren
Muttergewinde im Schafte liegt, festgehalten. Zwischen diesen beiden Schrauben ist
ein viereckiges Loch zum Durchlassen des Abzuges und vor diesem ein kleineres zur
Aufnahme eines Ansatzes des Abzugsbügels angebracht. Letzterer wird durch eine
Schraube, welche durch seine hintere Verlängerung hindurchgeht, und durch einen
hakenförmigen Ansatz an seinem vordern Theile auf der untern Fläche des Abzugsbügels
befestigt.
(Schluß folgt.)