Titel: | Ueber die Darstellung von Phtalsäure für das Laboratorium; von Carl Häussermann. |
Autor: | Carl Häussermann |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 310 |
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Ueber die Darstellung von Phtalsäure für das
Laboratorium; von Carl
Häussermann.
Häußermann, über Darstellung von Phtalsäure für das
Laboratorium.
Die von P. und E. Depouilly (Bulletin de la société chimique de Paris, 1865 Bd. 4 S. 10)
angegebene Methode der Darstellung von Phtalsäure aus Naphtalin durch Behandeln mit
Kaliumchlorat und Salzsäure und Zersetzung des gechlorten Productes mit
Salpetersäure eignet sich zwar in Folge des hohen Preises des genannten Salzes nicht
für die technische Gewinnung dieser Säure, sie erlaubt jedoch die Darstellung
kleiner Mengen dieses Körpers für den Laboratoriumsbedarf auf verhältnißmäßig
einfache Weise, wenn man folgende Abänderung des ursprünglichen Verfahrens
befolgt.
Man trägt eine Mischung von 1 Th. Naphtalin mit etwa 2 Th.
Kaliumchlorat in die 5 fache Menge gewöhnlicher Salzsäure nach und nach in kleinen
Mengen ein und wäscht das erhaltene Gemenge von Chloradditions- und
Substitutionsproducten des Naphtalins mit lauem Wasser, am besten durch Decantiren,
vollkommen aus. Hierauf trocknet man die Masse bei ganz gelinder Wärme, um ein
Zusammenschmelzen derselben zu vermeiden, und entzieht dann der lufttrocknen
Substanz die eingeschlossenen flüssigen Chlorüre durch mehrstündiges Digeriren mit
sogen. Petroleumbenzin in der Kälte. Nach dem Abfiltriren und Waschen mit demselben
Lösungsmittel trocknet man abermals bei einer 80° nicht übersteigenden
Temperatur.
Die nun dem größten Theile nach aus Naphtalintetrachlorid bestehende Masse wird mit
der 5- bis 6 fachen Menge Salpetersäure von höchstens 1,350 spec. Gew. im
Sandbade so lange erhitzt, bis die Flüssigkeit homogen geworden ist, wozu mehrere
Stunden erforderlich sind. Nach dem Verjagen der überschüssigen Salpetersäure wird
erkalten gelassen, worauf die Phtalsäure auskrystallisirt. Die von der Mutterlauge
getrennte Säure wird dann durch mehrmaliges Umkrystallisiren aus heißem Wasser
gereinigt. – Nimmt man zur Zersetzung des Chlorids stärkere Salpetersäure als
1,350, so geht zwar die Reaction rascher von statten, aber es bilden sich dann
leicht bemerkbare Mengen von Nitrophtalsäure, die nicht auf einfache Weise von der
Phtalsäure getrennt werden kann.
Will man die Phtalsäure in Anhydrid überführen, so ist es nur nöthig, sie zu
schmelzen und die Temperatur so lange auf 180° zu halten, als noch Wasser
entweicht, wobei sich übrigens immer etwas Anhydrid verflüchtigt. Der Rückstand
besteht dann, wenn die Temperatur nicht höher gesteigert wurde, aus
Phtalsäureanhydrid in einem für die Darstellung von Fluoresceïn u.s.w.
hinlänglich reinen Zustande.
Man erhält nach dieser Methode aus 100 Th. Naphtalin etwa 30 Th. Anhydrid. Zur
völligen Reindarstellung muß man das Anhydrid sublimiren und die Säure selbst durch
Kochen desselben mit Wasser, wie schon Marignac
vorgeschlagen, darstellen.
Für die technische Gewinnung von Phtalsäure behandelt man Naphtalin nach der Methode
von Laurent und von Faust und
Saame mit Chlor, zweckmäßig unter Zusatz geringer
Mengen eines Lösungsmittels, um Verstopfungen der Gasleitungrühren vorzubeugen, und
preßt das Reactionsproduct in hydraulischen Pressen stark aus. Das bei der
Zersetzung mit Salpetersäure auftretende Dichlordinitromethan kann man leicht von
der mit überdestillirenden Säure trennen. Die Sublimation des Anhydrids nimmt man im
Großen unter Zuhilfenahme eines Luft-, besser Kohlensäurestromes vor.
Die sonst bekannten Bildungsweisen, sowie auch die von Vohl (1867 186 143) vorgeschlagene Methode
eignen sich nicht für Darstellung der Phtalsäure.