Titel: Feuerwehrharnisch von Joh. Wilh. Oestberg in Stockholm.
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 579
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Feuerwehrharnisch von Joh. Wilh. Oestberg in Stockholm. Mit Abbildungen auf Taf. XIII [a.b/1]. Feuerwehrharnisch. Im Anschluß an die frühere Mittheilung (1876 221 567) bringen wir mit Bezug auf die Figuren 15 bis 18 eine nähere Beschreibung des neuen Feuerwehrharnisches (Feuertaucherapparates) – einer Rüstung, welche dem damit Bekleideten den gefahrlosen Zutritt zum Feuer behufs Löschung desselben oder behufs Rettung von Personen und Werthsachen gestattet. Diese Rüstung besteht aus einer doppelwandigen Kleidung, welche den ganzen Körper umschließt; sie läßt sich in zwei Haupttheile zerlegen, einen für den Körper bis zum Hals, den andern für Kopf und Hals; beide Theile werden am Halse luft- und wasserdicht mit einander verbunden. Die innere Hülle der Rüstung ist aus Kautschuk gefertigt, die äußere aus mit Plüsch gefüttertem porösem Stoff, gewöhnlich sogen. englischem Leder. Außerdem ist auf dem Kopf noch ein von doppeltem Segeltuch gefertigter, mit Canälen versehener „Panzer“ k befestigt. Zwischen dem Körper des Feuertauchers und der innern Kautschukhülle circulirt abgekühlte Luft, welche continuirlich mittels einer Luftpumpe o. dgl. zugebracht wird. Die äußere Wandung wird fortwährend mit Wasser gekühlt, welches in den auf dem Kopfe befestigten Panzer k geleitet wird, durch die Canäle desselben strömt und über die ganze Oberfläche sich ergießt. Die innere Kopfbedeckung ist durch Federn a (Fig. 18) verstärkt und an diese die doppelwandige Gesichtsmaske b befestigt, welche mit drei Sehlöchern c und einer kleinen Oeffnung d versehen ist; diese Löcher lassen sich nach Bedarf mittels Schieber mehr oder weniger verdecken. Um eine Erwärmung dieser Schieber hintanzuhalten, sind dieselben hohl und mit Bimsstein o. dgl. gefüllt. Die Füße werden durch Sohlen von Kork, dickem Filz und Drahtgewebe geschützt. Das Wasser wird durch einen Schlauch o zugeführt, der sich bei p in zwei Stränge theilt: dem Strahlrohr s und dem Schlauch p, welcher das Wasser in die Gesichtsmaske zur Abkühlung leitet; aus der Gesichtsmaske geht das Wasser durch das Rohr h nach dem Panzer und überfließt bei i austretend die ganze äußere Hülle. Das Luftrohr n ist behufs Kühlhaltung von dem Wasserschlauch o umschlossen und mündet bei m an ein Rohrstück, welches an dem Ledergürtel l angeschraubt ist; der Gürtel selbst ist an der innern Hülle angenäht. Die zugepumpte Luft kühlt den Körper des Feuertauchers, ermöglicht das Athmen und wehrt durch den Austritt aus den Löchern c und der Gesichtsmaske das Andringen von rauch oder Flammen ab. Das Strahlrohr s ist mit einem Sperrhahn versehen und kann im Haken t (Fig. 15) aufgehängt werden, wenn der Feuertaucher die Hände frei machen will; zum Geben von Signalen wird eine Trompete benutzt. Zum Gebrauche der Rüstung zieht man zuerst die Leib- und Beinbekleidung an und schnallt den Ledergürtel fest um; hierauf wird die Kopfbekleidung angelegt, der obere Theil der Leibbekleidung zugehakt und mittels Schnur über die untern Theile der Kopfhülle fest zusammen gezogen, dann der am Kopfstück befestige Panzer heruntergelassen und zugehakt. Zuletzt schraubt man den Luftschlauch bei m, den Wasserschlauch g bei r (Fig. 16) an und verbindet das Ende des Hauptschlauches o und des Luftschlauches n mit der Feuerspritze, bezieh. der Luftpumpe. Bei verschlossenem Hahn am Strahlrohre genügen einige Hübe der Wasserpumpe, um die Rüstung ordentlich zu nässen. Diese ganze Manipulation nimmt bei einiger Uebung nur wenige Minuten in Anspruch. Die Vertretung hat die Firma J. Brandt und G. W. v. Nawrocki in Berlin übernommen.