Titel: Yale's Sicherheitsschloss.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 480
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Yale's Sicherheitsschloss. Mit Abbildungen auf Taf. XI [b/3]. Yale's Sicherheitsschloß. Von den amerikanischen Sicherheitsschlössern hat das nach seinem Erfinder Linus YaleYale hat auch das Sicherheitsschloß construirt, welches durch Wertheim in Wien bei Geldschränken etc. vielfache Verbreitung auf dem Continente gefunden hat und von Kick in der Zeitschrift des n.-ö. Gewerbevereines, 1864 S. 571 beschrieben und abgebildet wurde.D. Red. benannte Yale-Schloß einerseits seiner großen Vollkommenheit wegen, anderseits zufolge des trotz guter Arbeit und schöner Ausstattung billigen Preises die weiteste Verbreitung gefunden. Da sich dasselbe auch am Continent bald einbürgern dürfte, halten wir eine Beschreibung seiner Einrichtung nach E. Bilhuber (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1877 S. 106) immerhin für mittheilenswerth. Die auf gewöhnliche Weise die einzelnen Riegellagen sichernde Zuhaltung ist mit einem kleinen Cylinder verbunden, welcher in einen zweiten, im Schloßkörper befestigten Cylinder geschoben ist (Fig. 6 und 7). Beide Cylinder sind ihrer Länge nach mit einer Reihe von Bohrungen versehen, in welche ebenso viele Stifte gesteckt sind, deren jeder durch eine kleine Spiralfeder, die vorher in die Bohrung des äußern Cylinders eingebracht wurde, niedergehalten wird. Diese Stifte, welche zum Theil in einen dünnen Spalt des innern Cylinders treten, sind an einer Stelle entzwei geschnitten, und da der Schnitt bei jedem Stifte an einer andern Stelle liegt, so müssen auch die Stifte verschieden hoch gehoben werden, wenn ihre Schnittstellen mit der Trennungsfläche der beiden Cylinder zusammenfallen sollen. Nur wenn dies bei allen Stiften gleichzeitig der Fall ist, kann der innere Cylinder sammt der Zuhaltung gedreht und der Riegel verschoben werden. Dies zu bewerkstelligen, ist man aber nur mit dem richtigen Schlüssel im Stande. Dieser ist ein ganz dünner Plattenschlüssel, welcher, in den Spalt des innern Cylinders gedrückt, vermöge seines stufenförmigen Randes die einzelnen Stifte entsprechend einstellt, worauf mit ihm die Drehung des innern Cylinders, also das Oeffnen, erfolgen kann. Es ist klar, daß die geringste Verstellung der Schnittstelle auch nur eines einzigen Stiftes gegenüber der Trennungsfläche der beiden Cylinder schon hinreicht, das Oeffnen unmöglich zu machen. In der That läßt auch die an und für sich nicht beträchtliche Schloßweite zehn verschiedene Lagen der Schnittstelle zu, was also bei Anwendung von sieben Combinationsstiften zehn Millionen verschiedenen Combinationen entspricht. Weniger als vier Stifte finden sich bei keinem Schlosse vor, Bankschlösser werden mit sieben Stiften ausgeführt. Bei einem einfachen Schubkastenschloß wird der äußere Cylinder von außen in das Schloßgehäuse geschraubt, nachdem dieses bereits von innen mittels Holzschrauben an den Schubkasten befestigt wurde; hierauf wird der Cylinder mit dem Gehäuse verbohrt, damit ein nachträgliches Lösen desselben von außen nicht möglich ist. Der innere Cylinder liegt im untern Theil des äußern; an seinem Ende tritt die Zuhaltung vor, welche die Riegellage sichert. Eine weitgehende Anwendung findet dieses Schloß auf Postämtern; eine diesbezügliche Modelleinrichtung befindet sich im Stuttgarter Musterlager der Centralstelle für Gewerbe und Handel. Die Wand des Postzimmers wird von den Brieffächern gebildet, welche auf der von außen zugänglichen Seite mit je einem in Bronze gefaßten Glasthürchen geschlossen sind. Die mit fortlaufenden Nummern bezeichneten Fächer werden an das Publicum vermiethet und dem jeweiligen Miether der Schlüssel seines Faches eingehändigt. Der Postbeamte sortirt von innen die ankommenden Poststücke, während der Empfänger sich dieselben nach Belieben abholen kann, da der äußere Zugang zu den Fächern auch während der Nachtzeit offen bleibt. Die Verbindung des Yale-Schlosses mit Uhrwerken (sogen. Zeitschloß), welche den Zweck hat, das Oeffnen desselben nur zu ganz bestimmten StundenDiese Idee ist schon ziemlich alt, da dieselbe, nach dem Scientific American, November 1875 S. 321, schon im J. 1847 von dem Amerikaner John Y. Savage patentirt und auch mehrfach ausgeführt wurde.D. Red. v. D. p. J. zuzulassen, soll nach unserer Quelle in Amerika sehr beliebt sein. F. H.

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