Titel: Praktische Mittheilungen über die Anwendung von Gasöfen bei der Tafelglasfabrikation; von Wilh. Dillinger in Offenburg.
Autor: Wilh. Dillinger
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 515
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Praktische Mittheilungen über die Anwendung von Gasöfen bei der Tafelglasfabrikation; von Wilh. Dillinger in Offenburg. Dillinger, über die Gasöfen bei der Tafelglasfabrikation. Die vor Jahren schon anerkannte Wichtigkeit der Gasheizung für die Tafelglasfabrikation gab seit mehr als zwei Decennien Veranlassung zu mehrfachen Versuchen. Zuerst war das Schinz'sche System dazu ausersehen, welches sich auch gleich anfangs bei der Hohlglasfabrikation bewährte, während dasselbe in der Tafelglasfabrikation eine größere Verbreitung nicht finden konnte. Darauf folgten die Proben mit dem Siemens'schen System und allen seinen Abarten. Die Wahl unter den Gasfeuerungssystemen war damals überhaupt mehr dem Zufall überlassen, weil diese Sache noch zu neu war und Erfahrungen darüber gänzlich fehlten. Trotzdem ist heutzutage die Einführung der Gasöfen bei der Glasfabrikation schon sehr verbreitet, und zwar in allerlei Arten. Für die Tafelglasfabrikation ist es bis heute noch nicht festgestellt, welches System sich am Besten bewährt. Nachdem ich bisher nur das Schinz'sche System in Anwendung brachte und nach vielen Abänderungen, ganz dem Gebrauche von Schinz entgegen, einen Schmelzofen mit 10 Häfen hergestellt habe, bei welchem sich durchaus keine Betriebsmängel mehr zeigen, so unternehme ich es nun, dessen Resultate nebst der Ofenconstruction bekannt und dadurch Andern eine Gelegenheit zu geben, die Erfolge ihrer Versuche damit in Vergleich zu bringen, um dann das Beste in dieser höchst wichtigen Sache endlich ausfindig machen zu können. Solchen Fabrikanten gegenüber, welche noch gar keine Gasöfen einführten, halte ich es jedoch für angemessen, vorausgehend jene Mängel hervor zu heben, welche bei Anwendung anderer verschiedener Gasöfen mir mehrseitig als nachtheilig geschildert wurden. Um denselben auch zugleich Gelegenheit zu bieten, den Unterschied der mir bekannten Systeme kennen und deren Verwendbarkeit für die Tafelglasfabrikation selbst beurtheilen zu lernen, führe ich nachfolgende Systeme mit ihren Eigenthümlichkeiten auf. 1) Schinz (1858 150 332) 1861 164 347) wendet gepreßte Luft durch Ventilatoren an zur Verbrennung des Gases sowohl, wie auch bei den Generatoren zur Gaserzeugung. Die Luft wird mit Abhitze des Schmelzofens erwärmt. 2) Siemens (1862 166 *270. 1863 167 *283. 439. 1866 180 127) hat natürlichen Luftdruck mittels getrennt stehenden Kamins; derselbe erwärmt mit der Abhitze des Schmelzofens nicht nur die Luft, sondern auch das Gas, indem die Flamme abwechselnd auf der einen Seite des Schmelzofens eintritt, um auf der andern Seite desselben durch einen Canal abzuziehen und diesen vorzuwärmen, bis die Gasflamme wieder von jener Seite her in den Schmelzofen geleitet wird. 3) Nehse benutzt auch natürlichen Luftdruck durch getrennte Kamine. Das Wechseln der Flamme ist dabei vermieden und wird hier mit der Abhitze des Schmelzofens nur die Luft erwärmt. (Vgl. *1876 220 427.) 4) Boetius (*1870 197 498) wendet natürlichen Luftdruck an, stellt aber den Kamin über den Schmelzofen. Die Lufterhitzung geschieht durch jene Wärme, welche die Feuerungsräume der Generatoren an einen Mauerpfeiler abgeben, der die beiden Generatoren trennt und durch welchen die Luftcanäle geführt sind. So vortrefflich sich die Siemens'schen Regenerativöfen für viele andere Zwecke bewähren, so ist doch durch Erfahrungen schon längst festgestellt, daß dieses System bei Verwendung für Tafelglasöfen mit wesentlichen Mängeln verbunden ist. Bei einem Schmelzofen für Tafelglas besteht nämlich die Anforderung nicht blos darin, einen sehr hohen Hitzegrad zu erzielen, sondern es muß vielmehr in der Wahl eines Systemes ebenso sehr darauf Rücksicht genommen werden, daß die Eigenart desselben auch den Eigenthümlichkeiten dieser Fabrikation allseitig anpaßt, was aber grade bei den Regenerativöfen durchaus nicht zutrifft. In der Zeit der Verarbeitung des geschmolzenen Glases muß der Schmelzofen auf eine niedrige Temperatur herabgebracht werden, besonders dort, wo Trommeln im Gebrauche sind, damit die Glasmasse die zum Anfangen entsprechende Consistenz erhält. Es liegt hierin ein sehr wesentlicher Factor zur Erhaltung der Reinheit des geschmolzenen Glases, welches verarbeitet werden soll, und jeder erfahrene Fachmann wird wissen, welche Nachtheile bei ungleichmäßiger Ofenhitze entstehen. Das beständige Wechseln der Flammeneinströmung bewirkt nun aber, daß das Glas auf jener Seite zu heiß wird, wo die Flamme eintritt, und zum Anfangen somit zu weich, auf der Ausströmungsseite dagegen zu streng flüssig wird, weil das Glas dort durch das Eindringen der äußern Luft erkaltet. Die Mittelhäfen aber stehen immer in der Flamme, in welchen dann auch nicht leicht lauteres Glas zu bekommen ist. Diesem Uebelstande wurde bei dem Nehse'schen Gasofen ziemlich abgeholfen; die Flammeneinströmung ist hier bleibend, es zieht sich die Flamme von der Mitte des Ofens aus seitwärts zwischen den Häfen hindurch, hinter welchen die Abhitze durch die Abzugscanäle abwärts und von da durch den Kamin weiter geführt wird. Zwischen diesen Ableitungscanälen wird durch die Erwärmungscanäle die Luft aufwärts zum Verbrennungsraume geleitet, wobei dieselbe erhitzt wird. So sinnreich dieser Lufterwärmungsapparat auch ist, theilt er doch wieder denselben Nachtheil mit den Siemens'schen Gasöfen, welcher im Erkalten jener Canäle besteht, die zur Lufterhitzung bestimmt sind. Wie schon erwähnt, steht der Schmelzofen zur Zeit der Verarbeitung des geschmolzenen Glases in sehr gemäßigter Temperatur. Der Druck der kalten Luft außerhalb des Feuerungsraumes bewirkt das starke Einströmen der äußern Luft durch die Arbeitsöffnungen in den Schmelzofenraum, welche in der Arbeitszeit geöffnet sein müssen. Hierdurch erkalten nach und nach mit dem Ofen auch die Canäle ganz bedeutend, welche für die Ableitung der Abhitze bezieh. zur Lufterwärmung bestimmt sind, und die zur Gasverbrennung zuzuführende Luft ist somit nicht mehr ausreichend, zu erwärmen. Dieser Uebelstand führt dann beim Wiederbeginn der Schmelzzeit zur Nothwendigkeit, daß der Schmelzofen jeweils vor dem erstmaligen Einfüllen der Häfen mit dem Gemenge 3 bis 4 Stunden lang vorgeheizt werden muß, damit die erkalteten Lufterwärmungscanäle wieder entsprechend erhitzt werden. Darin liegt ein großer Zeit- und Brennmaterialverlust, der sehr hoch anzuschlagen ist, weil hierbei die Erzeugung im Monate um eine ganze Schmelze sich verkürzt und der leere Schmelzofen lange Zeit ganz nutzlos geheizt wird. Bei solchen Gasöfen hat aber auch erfahrungsgemäß die Witterung noch einen sehr nachtheiligen Einfluß, wodurch der Verlauf der Schmelze sich oft verändert und vielfach verzögert. Bläst der Wind nämlich direct unter die Roste der Generatoren, so übt er einen großen Druck auf den innern Raum der Generatoren und des Schmelzofens aus, und die Verbrennung geht vortrefflich vor sich. Bei der entgegengesetzten Windrichtung aber bereitet derselbe dann einen Gegendruck auf die durch den Kamin ausströmende Luftfäule. Der rasche Zutritt der äußern kalten Luft in die Generatoren wird dadurch gehemmt und die Verbrennung des Gas erzeugenden Brennstoffes unmöglich gemacht oder doch wenigstens sehr reducirt, wodurch dann eine große Verzögerung im Schmelzprocesse unausbleiblich erfolgen muß, weil das erforderliche Gas zur Beheizung des Schmelzofens unzureichend wird. Unter solchem Mißstande kann die Regelmäßigkeit des Geschäftsganges und die Sicherheit einer bestimmten Erzeugung nach Quantität und Qualität sich niemals ergeben, auch wenn der Betrieb in allen Theilen sonst makellos vor sich geht. Ganz frei von allen diesen Mängeln ist dagegen das Gasheizungssystem von Schinz mit Anwendung von gepreßter Luft, welches ich, wie erwähnt, ausschließlich anwendete. Allerdings ist für den Ventilator eine Betriebskraft nöthig, welche da jedoch keinen Kostenaufwand verursacht, wo eine constante Wasserkraft zur Verfügung steht. Ist eine solche aber nicht vorhanden, so muß eine Dampfmaschine für ein Pochwerk oder einen Kollergang ohnehin aufgestellt werden, welche dann auch für den Ventilatorbetrieb benutzt werden kann. Der Brennmaterialverbrauch wird hierdurch freilich erhöht, doch erhält man dafür einen regelmäßigen und zuverlässigen Verlauf der Schmelzzeit und in Folge dessen eine gesicherte Production, welche die Grundlage für das Gedeihen des Geschäftes bildet. Die Construction dieses Schmelzofens mit 10 großen Häfen ist folgende: Derselbe hat vier Generatoren, wovon beiderseits des Schmelzofens je zwei einen Pfeiler bilden und durch einen Zwischenraum von etwa 4m Breite getrennt sind. Die Einfüllungsöffnungen derselben reichen bis zur Sohle des Hüttenraumes hinauf, und auf dieser Höhe ist durch ein Verbindungsgewölbe über diesem Zwischenraum eine Fläche für den Schmelzofen hergestellt. Die Generatoren stehen somit unter und der Schmelzofen über der Hüttensohle, während der Raum zwischen den zwei Generatorpfeilern eine Art Keller unter dem Schmelzofen darstellt. Unmittelbar an die vier Ecken des Schmelzofens anschließend befindet sich je eine der vier Trommeln, welche auf den Generatoren ruhen und zwar so, daß jede Trommel einen Pfeiler auf jeder Ecke des Schmelzofens abgibt, in welchem dann über der Trommel je ein Lufterwärmapparat eingemauert ist. Der Schmelzofen hat keine Tonne und die Bank desselben ist in der Mitte des Ofens etwa 10cm höher als an der Langseite des Ofens. In zwei geschlossenen Reihen stehen je 5 Häfen im Schmelzofen, und zwischen beiden in der Mitte desselben ist ein Zwischenraum von etwa 15cm für die mittlern Flammen. Die Häfen sind auf der Seite der Brustmauer nach unten stark verjüngt, wodurch dieselben oben an der Mauer anstehen, während unten auf der Bank zwischen der Hafenwand und der Brustmauer ein Raum für die Flamme hinter den Häfen bleibt. In der Mitte des Ofens auf beiden Seiten hinter den Häfen ist das Ablaufloch für das Herdglas, welches ganz beliebig in den Keller abgelassen werden kann. Die Abhitze wird auf jeder Ecke des Schmelzofens in die Trommeln geleitet, um dieselben während der Schmelzzeit glühend zu erhalten, und von den Trommeln aus führt ein seitwärtiger Canal durch das Mauerwerk die Abhitze weiter hinauf zu den darüber eingemauerten Lufterwärmapparaten. Aus einem gemeinschaftlichen Canal, welcher quer vor jeder der beiden Schmalseiten des Schmelzofens und unter den beiderseitigen Trommeln sich hindurchzieht, wird das Gas, von je zwei Generatoren aufgenommen, dann in die drei Verbrennungsschlitze des Schmelzofens und zu den beiden Trommeln geleitet, wenn diese zur Arbeitszeit geheizt werden müssen. Ueber diesem Gascanal liegt frei auf der Höhe der Schmelzofenkuppel zwischen den beiden Trommelpfeilern parallel eine Gußröhre, welche die erwärmte Luft durch die Ableitungsröhren zu den Verbrennungsschlitzen des Schmelzofens und zu den Trommeln führt. Hier kann mittels Schieber die Luft und das Gas bis auf ein Minimum regulirt werden, wie es mit natürlichem Luftdruck zu erreichen unmöglich ist. Eine Erkaltung der Lufterwärmapparate kann bei dieser Construction niemals eintreten. Durch die Verwendung des Gases bei den Trommeln bleiben auch bei der Arbeitszeit die Generatoren in gleicher Wärme, welche andernfalls in der Temperatur sehr verlieren würden, da der Gasverbrauch in jener Zeit für den Schmelzofen allein sehr gering ist. Unmittelbar nach der Arbeitszeit kann daher mit dem Einlegen des Gemenges sofort begonnen werden, denn während des Abnehmens der Walzen wird der Schmelzofen schon wieder in die ausgiebigste Hitze gebracht. Aus diesem Umstände ersieht man, wie die Leistungsfähigkeit dieses Ofens auch in dieser Richtung ausgenutzt werden kann, der ohnehin nie durch Witterungsverhältnisse Störungen erleidet und Zeit- und Brennmaterialverlust erfordert. Vorzügliche Wirkung ergeben die Flammen hinter den Häfen während des Schmelzens, wie auch zur Zeit der Arbeit. Das Glas erhält dadurch eine gleichmäßige Consistenz und kann somit weder rauh noch windisch werden, weil hier die Wärme durch die geöffneten Arbeitslöcher sich herausdrückt, bei den andern Oefen dagegen die kalte Luft in den Ofenraum hineindringt. Die Flammenvertheilung ist nur bei diesem System in der Weise ausführbar, daß man die Flammen beliebig an jedem Platze eintreten lassen kann, wo sie am nützlichsten zu wirken im Stande sind. Diese Vorzüge zusammengenommen verschaffen solche schwer wiegende Vortheile, daß diesen gegenüber der Brennmaterialverbrauch für den Ventilatorbetrieb mehr wie ausgeglichen wird, wenn dazu Dampfkraft nöthig ist. Die Form der Häfen ist nicht ohne Einfluß beim Schmelzen und nicht minder wirkt dieselbe, nach meinen Beobachtungen, auf die Reinheit des Glases. Diese Ofenconstruction erfordert ohnehin schon eine besondere Form der Häfen, welche grade so beschaffen ist, daß sie nach beiden Seiten hin wesentliche Vortheile hervorbringen muß. Mit diesem Schinz'schen Systeme machte ich vor 17 Jahren schon den ersten Versuch bei einem Ofen mit zwei Häfen, welche Schinz selbst damals überall einführte. Bei gleich großen Häfen und mit demselben Gemenge, welches gleichzeitig in einem Schmelzofen mit Rostfeuer in Verwendung war, wurde in dem Gasofen die Schmelzdauer um 6 Stunden verkürzt. Trotz diesem vorzüglichen Resultate konnte jener Ofen dennoch im Betriebe nicht erhalten werden, weil das Arbeitspersonal dafür im Verhältnisse zur Production zu groß war. Jener Ofen wurde mit Holz geheizt. Bei diesem Versuche aber habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß dieses System zur Tafelglasfabrikation sich vortrefflich eignet, wenn nämlich die Erzeugung mit einem Gasofen in den gleichen Umfang gebracht werden kann, welche ein gewöhnlicher Rostofen ergibt. Ich versuchte es daher später in Kolbermoor bei Torfverwendung mit einem Schmelzofen von 8 Häfen, neben welchem auch noch 4 Trommeln mit Gas geheizt wurden. Das Resultat damit war eine monatliche Erzeugung von 9200qm Tafelglas in 19 Schmelzen und bei folgendem Gemenge: 1500k weißen Sand, 467k Sulfat, 538k Kalk und 19k Kohle. Der Torf wurde über dem Schmelzofen durch abgehende Wärme vorgetrocknet, und erwies sich dieses Brennmaterial bei dieser Gasheizung als ganz vortrefflich geeignet für den Betrieb einer Tafelglasfabrik. Auf Grund dieses Ergebnisses habe ich mich dann entschlossen, in der Tafelglasfabrik Köflach (Steiermark), welche ich eingerichtet habe, einen Schmelzofen nach demselben System mit 10 großen Häfen zu erbauen, weil hier ohnehin auch eine Wasserkraft zur Verfügung stand. Als Brennmaterial dient die Braunkohle dieses Reviers, welche im Kohlenstoffgehalt gegen die Steinkohle an der Saar sich wie 24 zu 80 verhält. Der Heizeffect bei dieser Braunkohle wird aber noch durch den Gehalt von 14 Proc. gebundenem Wasser geschwächt, so daß deren Brennwerth gegenüber der Saarkohle wie 1 zu 4 angenommen werden muß. Es ist noch zu erwähnen, daß in Steiermark, wie auch allgemein in Oesterreich, ausschließlich sehr hartschmelzender Quarz vorkommt, welchen die österreichischen Tafelhütten nur bei einem Zusatze von 60 bis 90 Proc. Sulfat schmelzen können. Während ich den weißen Kieselsand von Penzberg in dem Kolbermoorer Torfgasofen mit 31 Proc. Sulfat geschmolzen habe, bedarf ich beim Köflacher Quarz 44 Proc. Sulfat, was indessen gegen den sonst gewöhnlichen hierländischen Zusatz als sehr gering anzunehmen ist. Ich mache auf die Beschaffenheit dieses Materials aufmerksam, weil dieselbe auf die quantitative Erzeugung einen nachtheiligen Einfluß ausübt und beim Vergleiche mit der nachfolgenden Productionsleistung des 10häfigen Ofens daher in Rechnung zu nehmen ist. An der Hand meiner Erfahrungen habe ich mit Rücksicht auf große Erzeugung und unter Beobachtung aller Umstände, welche auch auf die Reinheit des Glases wesentlich einwirken, diesen großen 10häfigen Schmelzofen zu einer Vollkommenheit gebracht, daß nach der Betriebszeit von 5 Jahren auch nicht das Geringste daran zu verbessern war, weil derselbe sich seitdem in jeder Beziehung bewährt hat. Für eine ganze Schmelze brauchen die 10 Häfen dieses Schmelzofens 6471k Gemenge und Scherben zur Einfüllung. Daraus werden erhalten in Walzen für Tafelglas 4369k,5, Abfälle als Kappen und Nebel 1365k; das geschmolzene Glas einer Schmelze wiegt somit 5734k,5. Das Gewicht zwischen dem eingefüllten Material und jenem des geschmolzenen Glases differirt also um 736k,5, wonach sich in einer Schmelze durch Verflüchtigung und sonstigen Abgang der Verlust auf 11,38 Proc. beziffert. Ein Hafen erfordert also in einer Schmelze 647k Gemenge und liefert daraus 573k geschmolzenes Glas, woraus eine Tafelfläche von 79qm,5 eingeschlossen des üblichen Uebermaßes erzeugt wird. 1qm Tafelglas 4/4 (2mm) stark hat in Köflach ohne Uebermaß ein Gewicht von 5500g, mit dem Glasmacher-Uebermaß 5770g. Die monatliche Erzeugung in 15 Schmelzen ergibt 86 017k,5 geschmolzenes Glas, woraus, nach Abzug der Abfälle (Kappen und Nebel) im Gewicht von 20 475k, 65 542k,5 in Walzen für Tafelglas abgeliefert werden. Bei dieser Production hat der Schmelzofen nebst den vier Trommeln einen Brennmaterialaufwand von durchschnittlich 500t Köflacher Braunkohle im Monat, wovon in der Arbeitszeit von 13 Stunden (vom Abgeben bis Glasmacherfeierabend) 8t, somit im Monat 120t für den Schmelzofen und die vier Trommeln verwendet werden; die übrigen 380t bedarf der Schmelzofen während der Zeit des Schmelzens im Laufe eines Monates. Die Betriebsperiode (Campagne) eines solchen Schmelzofens hat eine Dauer von 12 Monaten ohne irgend welche Unterbrechung oder einer Reparatur. Die Anwendung von Unterwind bei den Gasgeneratoren verleiht diesem Gasfeuerungssystem einen großen Vorzug, weil die Gaserzeugung ganz genau nach Bedarf hergestellt werden kann. Den hohen Werth dieser Einrichtung hat auch Siemens dadurch anerkannt, daß er in neuester Zeit an Stelle des Unterwindes seine patentirten Dampfstrahlgebläse zur Benutzung bei Gasgeneratoren empfiehlt. Alle von ihm aufgeführten Vortheile, welcher damit zu erreichen wären, bezweckt der gepreßte Wind vollständig, welcher bei vorhandener Wasserkraft jedenfalls noch billiger ist als der Dampfverbrauch bei dem Siemens'schen Patent. Neben allen diesen Vorzügen, welche die Schmelzöfen des Schinz'schen Systemes nach meiner Construction für die Tafelglasfabrikation ergaben, sind deren Anlagekosten keinesfalls höher als jene der Siemens'schen oder Nehse'schen Schmelzöfen. Bei Hohlglas- und Flaschenfabrikation sind dieselben schon längst in Verwendung und zwar mit den erfreulichsten Resultaten. Alle Anhaltspunkte sind in den vorstehenden Mittheilungen über die Betriebsergebnisse meines Schinz'schen Schmelzofens zu dem Zwecke gegeben, dieselben mit den Leistungen anderer Gasöfen vergleichen zu können, und ich glaube hiermit den Weg eröffnet zu haben, auf dem man endlich durch gegenseitige Aufklärung zu der Einsicht gelangen wird, welches Gasheizungssystem für die Tafelglasfabrikation die besten Erfolge aufweist. Ich beschäftigte mich schon lange mit dem Gedanken, diesem Fabrikationszweig auch ein Gasheizungssystem mit natürlichem Luftdrucke ebenso anzupassen, wie ich es mit dem Schinz'schen Systeme durchgeführt habe, und kam zu der Ueberzeugung, daß sich hierzu das oben erwähnte System von Boetius durchaus eignet. Eine vollständige Verbrennung kann nur bei richtiger Mischung von Gas und Luft erreicht werden, wenn zugleich ihre Verbindung auch rasch stattfindet. Dies wird neben der Einfachheit des genannten Systemes hier ebenso vollständig erreicht, als es bei jedem andern Gasofen mit natürlichem Luftdrucke herzustellen möglich ist, und zwar mit weit geringern Kosten für die Anlage dieses Schmelzofens. Zur bessern Handhabung bei der Zuleitung von Gas und Luft habe ich eine Vorrichtung angebracht, wodurch dieselbe genau zu reguliren ist, und man hat den Betrieb dieses Gasofens hierdurch vollständig in der Gewalt. Beim Verbrennungscanal vertheilt ein Apparat die warm einströmende Luft in mehrere Säulen, womit die Mischung von Gas und Luft bestens bewirkt und nebenbei noch eine rasche und innige Verbindung derselben hergestellt wird. Mit diesen Verbesserungen habe ich einen Schmelzofen construirt, bei welchem die Generatoren getrennt stehen und der vorerwähnte Zwischenpfeiler beseitigt ist. In den Wandungen der Generatoren nämlich ist ein System von Gußröhren eingemauert, welche zur Erwärmung der durchströmenden Luft dienen. Der Wärmegrad derselben erhöht sich dadurch bedeutend, daß die eindringende Luft auf eine weit größere Wärmfläche vertheilt ist als bei der Canalleitung in dem massiven Mauerpfeiler. Selbstverständlich kann bei diesem Lufterwärmapparat keine Erkaltung vorkommen, und beim Beginn der Schmelze wird daher der Schmelzofen sofort wieder in hohe Temperatur gebracht werden. Bei den Generatorrosten, wie bei den Einströmungsöffnungen zu dem Lufterwärmapparate ist vorzugsweise darauf Rücksicht genommen, daß sich bei stürmischer Witterung der Wind von keiner Richtung her fassen und dadurch Unregelmäßigkeiten im Gange des Schmelzofens herbeiführen kann. Die Trommeln werden auch mit Gas und erwärmter Luft geheizt. Die Schmelzofenconstruction wird genau beibehalten, wie sie bei gewöhnlicher Rostfeuerung im Gebrauche ist, nämlich mit einer tiefen Tonne, deren Mitte ein Sattel ausfüllt. In dieser sammelt sich das Herdglas, welches ganz beliebig in den Kellerraum abgelassen werden kann. An jener Stelle, wo sonst der Rost angebracht ist, befindet sich der Verbrennungscanal. Die Flamme tritt daher seitwärts aus der Tonnentiefe in den Schmelzofen, womit dieselbe im Ofenraume selbst eine längere Strömung erhält und somit vollständig ausgenutzt wird. Ich gehe von der Ansicht aus, daß bei allen Schmelzöfen mit Gasheizung bei natürlichem Luftdrucke die frühere Ofenconstruction beibehalten werden soll, weil sie in dieser längst bewährten Form bei Rostfeuerung aus den Erfahrungen mancher Menschenalter herausgewachsen ist. Mit der Einführung von Gasheizung gestalteten sich aber bekanntlich auch die Schmelzöfen anders, und welcher Glasfabrikant weiß nicht von Betriebsstörungen zu erzählen, welche ihm bei Einführung der Regenerativöfen allein durch Hafenbruch und Herdglas erwachsen sind, weil dabei auf den Glasablauf nicht gedacht wurde. Jeder Glasfabrikant wußte auch, daß es bei einem Ofen mit Rostfeuerung nöthig ist, die Häfen auf eine erhöhte Bank zu stellen, um einen heißgehenden Schmelzofen zu bekommen. Im Ofenraum selbst wurde dadurch ein Höhenunterschied zwischen der Rostfläche und dem Stande der Häfen hergestellt, wodurch die Flammenströmung eine raschere wurde und in Folge dessen eine bessere Verbrennung stattfand. Außerdem erhielt die Flamme eine längere Strecke durch den Ofen, wobei die Stichflamme noch die Häfen berührte. Diese Vorrichtung entspricht ganz den Grundsätzen der Pyrotechnik, welche bei der Gasheizung ja ebenso gut zur Geltung kommen müssen, und es liegt somit gar kein Grund vor, jene Schmelzofenform für Rostfeuerung bei den heutigen Gasöfen nicht anzuwenden, nachdem sich dieselbe seit langer Zeit bestens bewährte und sich der Eigenart dieser Fabrikation in langem Zeitlaufe ganz nachgebildet hat. Bei allen mir bekannten Gasheizungssystemen mit natürlichem Luftdrucke wurde aber grade darauf bisher gar keine Rücksicht genommen, weil man den Werth davon verkannte, und ich glaube besonders in dieser Abweichung eine jener Ursachen zu finden, welche manchem Glasfabrikanten bei Einführung der Gasöfen bedeutenden Schaden brachten und den Vortheil derselben bei Tafelglasfabrikation für längere Zeit in Frage stellten. Aus diesen Gründen unterzog ich mich der Aufgabe, das beschriebene Gasheizungssystem mit Kamin der schon längst bewährten Schmelzofenconstruction bei der frühern Rostfeuerung ganz genau anzufügen, damit beim Betriebe nur die Heizungsart neu ist und die Vortheile des bisherigen Ofenbaues mit jenen verbunden werden, welche die Gasheizung gegenüber der gewöhnlichen Rostfeuerung unzweifelhaft bietet. Haben sich die Gasöfen mit Regeneratoren in der Eisenindustrie vorzüglich bewährt, so entsprechen dieselben eben zufällig den Manipulationen des Eisenhüttenwesens, welche aber von den unserigen sehr verschieden sind. Ferner ist ein Schmelzofen mit 8 bis 10 großen Häfen für Tafelglas in der äußern Form und nach dem innern Raume ein Riese gegen die Dimensionen eines Schweißofens, wobei außer dem hohen Hitzegrade sonst noch sehr wichtige Factoren in Rücksicht zu nehmen sind. Wenn nun die Construction eines Schweißofens der eintretenden Flamme einen langen Weg im Ofen selbst nicht bieten kann, so darf bei dem großen Raume eines Tafelglasofens dagegen nicht außer Acht gelassen werden, die Strömung der Flamme möglichst zu verlängern, damit die ausgiebigste Stichflamme auch dort noch wirkt, wo man den größten Nutzen daraus zieht. Mir sind indessen Schmelzöfen für Tafelglas mit Gasheizung bekannt, bei denen die einströmende Flamme nur auf 1m Länge den Raum des Ofens bestreicht; darin liegt doch offenbar ein großer Verlust im Heizeffect. Obschon die Abhitze in den Regeneratoren zwar auch noch Verwerthung findet, so ist dieselbe für die Lufterwärmung viel zu werthvoll, weil man sie jenem Gegenstande entzieht, welchem zu dienen dieselbe doch vor Allem die Bestimmung hat. Bei dem von mir construirten Kaminschmelzofen aber erhält die einströmende Flamme eine rotirende Bewegung durch den Ofenraum, und zwar in einer Länge von mehr als 4m. Durch diese Ausnutzung wird noch die Stichflamme zur Wirkung gebracht, welche den höchsten Heizeffect abgibt. Die Ausströmung der abziehenden Ofenwärme erfolgt durch die Arbeitsöffnungen direct in den Kamin. Die vorerwähnte Art der Erwärmung des Luftstromes, welcher durch Gußröhren in den Generatorwandungen zum Verbrennungsraum geleitet wird, ist nur für Glasöfen kleinern Umfanges verstanden. Für große Schmelzöfen mit 10 Häfen fällt jener Lufterwärmapparat ganz weg, weil hier genug Raum dafür geboten ist, die Luftcanäle im untern Theile der durchglühten Hafenbank (Gesäß) des Schmelzofens anzulegen, worin die hindurchströmende Luft auf hohe Temperatur gebracht wird. Durch diese Vorrichtung ist ein neues Gasheizungssystem eigens für die Tafelglasfabrikation geschaffen worden, bei welchem allen Umständen dieser Fabrikation vollständig Rechnung getragen ist. Neben den Betriebsvortheilen dieses Ofens stellen sich dessen Herstellungskosten in keinem Falle höher, als sich solche bei Anlage eines gewöhnlichen Rostfeuerungsofens mit Kamin ergeben, weil die Ofenconstruction nicht geändert wird und die dabei erforderlichen Gußtheile, aus einigen Schiebern bestehend, kaum erwähnenswerth sind. Bei der Ausführung solcher Kamingasschmelzöfen erwachsen daher weitere Kosten einzig nur durch die zwei erforderlichen Generatoren, welche bekanntlich von geringem Belange sind.