| Titel: | Silliman's Verfahren, klanglosen Metalllegirungen Klang zu ertheilen. | 
| Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 268 | 
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                        Silliman's Lilliman's  Verfahren, klanglosen Metalllegirungen Klang zu ertheilen.
                        Silliman'sLilliman's Verfahren, klanglosen Metalllegirungen Klang zu ertheilen.
                        
                     
                        
                           Manche Legirungen von Zinn und andern weichen, durch Zusatz von Antimon, Kupfer, Zink
                              									u.s.w. gehärteten Metallen, wie Britanniametall, Pewter, Weißmetall, klingen
                              									bekanntlich beim Anschlagen nicht, sondern geben nur einen dumpfen, bleiernen Ton
                              									von sich, indem sie entweder Klangfähigkeit ursprünglich nicht besitzen, oder aber
                              									dieselbe in Folge der mechanischen Bearbeitung durch Auswalzen, Treiben, Drücken und
                              									Abdrehen einbüßen. Nachdem bisher vielfach vergebens versucht worden war, den aus
                              									derartigen Legirungen angefertigten Gegenständen durch Abänderungen in der
                              									Zusammensetzung der erstem den so geschätzten metallischen Klang zu geben, ist es B. SillimanLilliman in Newhaven (Conn.) nach Iron, November 1876
                                 									S. 582 gelungen, diesen Zweck zu erreichen.
                           Zur Ausführung dieses auf einer Veränderung der Anordnung der kleinsten Theilchen
                              									(der Molecüle) der Legirungen beruhenden, dem Erfinder patentirten Verfahrens
                              									verwendet man ein hinlänglich geräumiges, kupfernes oder schmiedeisernes Gefäß,
                              									welches mit einer dicht schließenden, in einen gut ziehenden Schornstein mündenden,
                              									abnehmbaren Haube versehen ist und mittels einer bequem zu regulirenden Wärmequelle,
                              									z.B. eines guten Gasbrennerofens, erhitzt wird. In dieses Gefäß bringt man das
                              									erforderliche Quantum von Paraffin oder einem von Leichtöl gänzlich befreiten, über
                              									260° siedenden Schweröle von mindestens 25° B. (wie ein solches als
                              											„Downer's spindle oil“ und
                              											„Merry's neutral heavy hydrocarbon
                                    										oil“ im Handel vorkommt) und erhitzt dieses Bad zunächst auf 220°, dann
                              									nach und nach auf 230°, also bis nahe zum Schmelzpunkte des
                              									Britanniametalles, welcher allerdings bei den aus verschiedenen Fabriken
                              									herrührenden Legirungen bald etwas niedriger, bald etwas höher liegt und deshalb
                              									durch vorgängige directe Versuche ebenso genau bestimmt werden muß wie der
                              									Erstarrungspunkt – Versuche, bei denen sich zeigt, daß die im Bade frei
                              									aufgehängte Legirung, ohne zu schmelzen, bezieh. zu erweichen, eine um mehrere Grade
                              									höhere Temperatur erträgt, als wenn sie mit den Wandungen des Badegefäßes in
                              									unmittelbarer Berührung ist. Bei diesen Versuchen kann als Anhaltpunkt die
                              									Erscheinung dienen, daß die Legirung, sobald sie nahe bis zu ihrem Schmelzpunkte
                              									erhitzt worden, sich mit einem aus einem etwas strengerflüssigen Metallgemische
                              									angefertigten Stäbchen oder Drahte ritzen läßt.
                           Während nun das Paraffin oder Oelbad auf einer etwa 5 bis 5°,5 unterhalb des
                              									Schmelzpunktes der Legirung liegenden Temperatur erhalten wird, taucht man die zu
                              									behandelnden Gegenstände eine kurze, ihrer Größe und ihrem Gewichte entsprechend
                              									verschiedene Zeit lang in das erstere ein. Bei kleinen und ziemlich dünnen Artikeln
                              									genügen dazu 15 bis 30 Secunden; größere und schwerere Gegenstände, wie Urnen,
                              									Vasen, Suppenterrinen u. dgl. läßt man 1 Minute oder noch länger im Bade. Bei der
                              									angegebenen Temperatur werden die Gegenstände so weich und biegsam, daß man sehr
                              									vorsichtig mit ihnen umgehen und sie in geeigneter Weise stützen muß, damit sie sich
                              									nicht verbiegen oder gar zusammenfallen; namentlich muß man jede Berührung mit
                              									metallenen Werkzeugen im heißen Bade vermeiden.
                           Gegenstände, welche nur mit einer Fläche der Einwirkung des Bades ausgesetzt werden
                              									sollen, können im letztern etwas länger bleiben als solche, die gänzlich eingetaucht
                              									werden. Ein intelligenter Arbeiter wird sich die nöthige Gewandtheit in den
                              									erforderlichen Arbeiten bald erwerben. Die Berührung des heißen Bades mit Wasser,
                              									selbst mit einer nur feuchten Oberfläche der zu behandelnden Gegenstände muß
                              									sorgfältigst vermieden werden, indem durch eine plötzliche Dampfbildung eine von
                              									ernstlichen Unfällen begleitete Explosion verursacht werden könnte. Da das
                              									angestrebte Resultat – die Veränderung im Molecularzustande des Metalles
                              									– fast augenblicklich erfolgt, so vermag der erfahrene Arbeiter leicht zu
                              									urtheilen, ob der richtige Grad der Klangfähigkeit erreicht ist, und kann den Proceß
                              									nöthigenfalls wiederholen. Es ist gleichgiltig, ob man die behandelten Gegenstände
                              									nach ihrer Entfernung aus dem Bade rasch abgekühlt oder langsam erkalten läßt; in
                              									beiden Fällen erhalten sie die gleiche Klangfähigkeit und die gleiche Steifigkeit;
                              									kühlt man sie aber, um Zeit zu ersparen, in Wasser rasch ab, so muß man sie, wenn
                              									sie nochmals in das Bad
                              									gebracht werden sollen, aus dem oben angegebenen Grunde zuvor sorgfältigst
                              									abtrocknen.
                           Erfolgte die Erhitzung eines Gegenstandes im Bade ungleichmäßig, so daß an irgend
                              									einer Stelle des erstern die zum Krystallinischwerden der Legirung erforderliche
                              									Temperatur nicht erreicht wurde, so wird dadurch der Klang des Metalles mehr oder
                              									weniger beeinträchtigt, indem die unkrystallinisch gebliebenen Theilchen desselben
                              									nicht im Einklange mit den übrigen Theilchen schwingen und ein Mißton entsteht. Zwar
                              									büßen die Legirungen in Folge der beschriebenen Behandlung einen Theil ihrer durch
                              									die mechanische Behandlung (Walzen, Treiben etc.) gewonnenen Dichtigkeit ein; doch
                              									fallen die Gegenstände nicht porös aus wie beim Gießen, erhalten auch gleichzeitig
                              									einen höhern Grad von Steifigkeit oder Härtung und dadurch größere
                              									Widerstandsfähigkeit gegen rauhe Handhabung. Sie lassen sich löthen, abdrehen,
                              									plattiren, poliren, lackiren u.s.w., nicht aber anderweitig auf mechanischem Wege
                              									bearbeiten, wie walzen, hämmern, drücken o. dgl., ohne ihre Klangfähigkeit
                              									einzubüßen.
                           
                              H. H.