| Titel: | Deprez und Napoli's Apparat zur Prüfung des Werthes der Schmiermittel. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 30 | 
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                        Deprez und Napoli's
                           								Apparat zur Prüfung des Werthes der Schmiermittel.
                        Mit einer
                           								Abbildung.
                        Apparat zur Prüfung der
                           								Schmiermittel.
                        
                     
                        
                           Dieser in Frankreich patentirte, von Th. und Ch. Roux in Paris ausgeführte Apparat ist
                              									viel complicirter als die früher beschriebenen Apparate von Thurston und von Ingram und Stapfer (*1877 225 537), was in der Verschiedenheit des
                              									Constructionsprincipes begründet ist. Der beistehend nach der
                              									Revue industrielle, Februar 1877 S. 53
                              									veranschaulichte Apparat mißt direct die durch die Reibung
                              									zweier Flächen unter Zwischentritt irgend eines Schmiermittels
                              									verzehrte Arbeit, welche entweder als Fläche aufgezeichnet oder
                              									sogleich in Verhältnißzahlen angegeben wird; in letzterm Falle
                              									ist jede weitere Flächenberechnung erspart, in ersterm Falle
                              									aber durch das von dem Apparate gezeichnete Diagramm ein
                              									graphisches Vergleichsmittel geboten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 226, S. 30
                              
                           Neben einem (zum Zwecke der Erhaltung gleichförmiger Tourenzahl
                              									während der Dauer des Versuches) ziemlich schweren Schwungrade
                              									sitzen auf der horizontalen Antriebwelle zwei Riemenscheiben fest und
                              									lose, durch welche die Maschine angetrieben oder abgestellt
                              									wird. Zwei Kegelräder übertragen die rotirende Bewegung von der
                              									ersten Antriebwelle auf die im Gestelle gelagerte Verticalwelle
                              									und durch diese auf eine genau ebene und glatt polirte Scheibe
                              									A, welche auf ihr festgekeilt ist.
                              									Auf A ruht eine zweite Scheibe B mittels drei unter einem Winkel von
                              									30° geneigt darin befestigten Backen S bis S₂, deren jede der Scheibe A genau 10qc
                              									Berührungsfläche darbietet; letztere übertragen den durch den
                              									Gewichtshebel R und B ausgeübten Druck gleichförmig
                              									vertheilt auf A. Durch die Reibung
                              									zwischen der Scheibe A und den
                              									Backen S bis S₂ werden letztere und durch diese die Scheibe B mitgenommen. Am Umfange der Scheibe
                              									B ist aber ein dünnes Stahlband
                              									angebracht, dessen zweites Ende am Umfange einer zwischen
                              									Spitzen leicht drehbaren Rolle befestigt ist, welche mit dem in
                              									der Ruhelage vertical nach abwärts hängenden Pendel P aus einem Stücke besteht. Die Drehung
                              									der Scheibe B bewirkt somit einen
                              									Ausschlag des Pendels P, welcher um
                              									so größer wird, je größer die zwischen den Backen S bis S₂ und der Scheibe A
                              									auftretende Reibung ist. Ein Vorsprung am Pendel P, der in dem verticalen Schlitze V des horizontal und senkrecht zur
                              									Drehachse des Pendels auf dem Tische der Maschine gerade
                              									geführten Wagens C geführt ist,
                              									veranlaßt eine dem Ausschlage des Pendels proportionale
                              									Verschiebung dieses Wagens.Bezeichnet L den Abstand des Schwerpunktes des Pendels von seiner
                                    									Drehachse, P dessen Gewicht, α den Ausschlagwinkel desselben,
                                    									T die Größe des durch das Stahlband
                                    									auf die Rolle vom Halbmesser R
                                    									übertragenen, dem Reibungswiderstande proportionalen Zuges, so
                                    									ist TR = PL sin
                                       									α. Ist ferner l die
                                    									Entfernung des die Verschiebung veranlassenden Vorsprunges am
                                    									Pendel von dessen Drehungsachse, y
                                    									die Größe der Wagenverschiebung, so ist y = l sin α.
                                    									Substituirt man hierin den Werth für sin
                                       									α, so erhält man:y = lR/PL T.Es
                                    									ist also die Wagenverschiebung y
                                    									auch dem Zuge T und somit dem
                                    									Reibungswiderstande proportional. Senkrecht zur
                              									Richtung dieser Verschiebung wird ein Stift F mit von der Tourenzahl der Scheibe A abhängiger Geschwindigkeit über den
                              									Wagen C bewegt, auf welchem sich ein
                              									Papierstreifen aufgelegt befindet. Durch die beiden genannten
                              									auf einander senkrechten Bewegungen, deren eine dem
                              									Reibungswiderstande an der Scheibe A, deren zweite dem Wege derselben Scheibe A proportional ist, wird ein Diagramm
                              									gezeichnet, dessen Fläche (Product aus Kraft und Weg) der
                              									Reibungsarbeit direct proportional ist. Unter sonst gleichen
                              									Umständen wird aber bei einem schlechtern Schmiermittel mehr,
                              									bei einem bessern weniger Arbeit durch Reibung verzehrt, und es
                              									kann daher aus der Größe der erhaltenen Diagramm flächen ohne
                              									weiters der Werth der der Prüfung unterzogenen Schmiermittel
                              									gefolgert werden.
                           Um die Berechnung der Diagrammflächen zu ersparen, wurde von Deprez und Napoli an ihrem Apparat noch eine Vorrichtung angebracht,
                              									welche die sofortige Ablesung der Verhältnißzahl der während
                              									einer bestimmten Zeit bei Anwendung irgend eines Schmiermittels
                              									verbrauchten Reibungsarbeit gestattet. Dieselbe besteht im
                              									Principe aus einer Rolle, welche durch eine Feder beständig
                              									gegen den Umfang einer mit A
                              									concentrischen Scheibe anliegend erhalten wird. Die Achse dieser
                              									Rolle kann alle möglichen Neigungen in einer und derselben
                              									verticalen Ebene annehmen und ist mit dem Pendel P in der Weise verbunden, daß sie gegen
                              									die Horizontale stets denselben Winkel einschließt, den jenes
                              									mit der Verticalen bildet. Wird dieser Winkel wieder mit α und mit ds ein unendlich kleiner Weg des
                              									Scheibenumfanges, an dem die Rolle anliegt, bezeichnet, so ist
                              									ds cos
                                 									α die Componente der Bewegung parallel zur Achse der
                              									Rolle, welche ohne Einfluß auf die Rollenbewegung ist, dw = ds sin α die Componente
                              									senkrecht zur Rollenachse, also die Größe der Rollenbewegung
                              									selbst. Substituirt man den Werth für sin
                                 									α, so erhält man:
                           dw = R/PL
                                 									Tds.
                           Es ist somit der Rollenweg w proportional der Reibungsarbeit ∫ Tds. Die von dem Apparate
                              									angegebene Tourenzahl dieser Rolle ist daher der Anzahl der
                              									durch die Reibung verzehrten Meterkilogramm proportional und
                              									kann sofort zur Beurtheilung des Werthes des geprüften
                              									Schmiermittels dienen.
                           Von dem zu prüfenden Schmiermittel werden 5g zwischen die Scheibe A und die Backen S bis S₂ eingebracht.
                              									Um vergleichbare Resultalte zu erzielen, muß die Tourenzahl des
                              									Apparates möglichst constant erhalten werden, und es wird aus
                              									diesem Grunde von Deprez und Napoli in solchen Fällen, wo die zur
                              									Verfügung stehende Betriebsmaschine mit sehr veränderlicher
                              									Tourenzahl arbeitet, an ihrer Maschine ein eigens für dieselbe
                              									construirter Regulator R°
                              									angebracht.
                           Man kann sich des Apparates von Deprez
                              									und Napoli auch zu dem Zwecke
                              									bedienen, um die durch die Reibung bewirkte Abnutzung
                              									verschiedener Materialien zu messen. Hierzu ist es nur nöthig,
                              									an Stelle der Scheibe A und der hier
                              									aus Metall gefertigten Backen S bis
                              									S₂ solche Theile aus den auf
                              									Abnutzung zu prüfenden Materialien einzusetzen und diese nach
                              									einer bestimmten Dauer des Versuches wieder abzuwägen. Der
                              									Gewichtsverlust repräsentirt die Größe der Abnutzung.
                           Der Preis der Apparate schwankt zwischen 1840 und 1440 M., je
                              									nachdem er mit Regulator und Diagrammschreiber versehen ist oder
                              									nicht.