| Titel: | Untersuchungen über den Uebergang des in den Pyriten vorkommenden Arsens in die Schwefelsäure und in die aus letzterer in der Sodafabrikation dargestellten Producte; von E. Hjelt in Helsingfors (Finnland). | 
| Autor: | E. Hjelt | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 175 | 
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                        Untersuchungen über den
                           								Uebergang des in den Pyriten vorkommenden Arsens in die
                           								Schwefelsäure und in die aus letzterer in der Sodafabrikation
                           								dargestellten Producte; von E. Hjelt in Helsingfors
                           								(Finnland).
                        Hjelt, über Arsen in der Schwefelsäure
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Dieser Gegenstand hat bis jetzt noch sehr wenig Beachtung
                              									gefunden, und in der Literatur sind nur wenige Notizen über den
                              									Arsengehalt der Schwefelkiese, der Schwefelsäure und der daraus
                              									dargestellten Producte zu finden. Eine nähere Untersuchung über
                              									den Uebergang des Arsens aus den Kiesen in die Schwefelsäure und
                              									über sein weiteres Vorkommen in den aus dieser dargestellten
                              									Producten schien mir deswegen am Platze zu sein.
                           Eine eingehendere Behandlung dieses Gegenstandes ist nur in dem
                              									Buche von H. A. Smith H. A.
                                    									Smith: Die Chemie der
                                    									Schwefelsäurefabrikation. Aus dem Englischen übersetzt von
                                    									Friedr. Bode. Freiberg 1874. zu finden; die Resultate meiner Untersuchungen weichen
                              									aber sehr von denen Smith's ab. Viele
                              									interessante Erscheinungen, speciell das Arsen in der
                              									Schwefelsäure betreffend, sind in jener Schrift ganz
                              									unberücksichtigt gelassen. Die meisten der in den neueren
                              									Handbüchern vorkommenden analytischen Angaben über diesen
                              									Gegenstand sind der obigen Broschüre entnommen, und durchgängig
                              									stößt man in der Literatur auf dieselben Zahlen; letztere sind
                              									sogar in einigen WerkenZ.B. R. v. Wagner: Handbuch der chemischen Technologie, 1875 S. 265
                                    									und 278. Hofmann: Bericht über die
                                    									Entwicklung der chemischen Industrie. 1. Heft S. 182. falsch angewendet, indem die Werthe, welche Bode in seiner Uebersetzung als Gehalt an
                              									Arsenik, worunter er arsenige Säure
                              									versteht, angibt, als Arsengehalt
                              									angeführt wird. Selbst in der Originalübersetzung von Bode scheint in dieser Beziehung eine
                              									Begriffsverwechslung stattgefunden zu haben.
                           Meine hier folgenden Untersuchungen haben einen andern Charakter
                              									angenommen, als von Anfang an eigentlich meine Absicht war. Ich
                              									dachte durch Analysen der verschiedenen Producte einer
                              									Schwefelsäure- und Sodafabrik einen klaren Ueberblick
                              									über die Verbreitung des Arsens in dieser Fabrikation zu
                              									erhalten, bin jedoch in dieser Beziehung zu wenig positiven
                              									Resultaten gekommen, da ich das Sulfat vollkommen arsenfrei
                              									fand; folglich waren auch die übrigen Producte der eigentlichen
                              									Sodafabrikation gänzlich arsenfrei. – Bei diesen
                              									Untersuchungen bin ich jedoch auf andere bemerkenswerthe
                              									Erscheinungen gestoßen.
                           1) Arsengehalt der Schwefelkiese. Die
                              									Schwefelkiese oder Pyrite, welche das Rohmaterial der
                              									Schwefelsäurefabrikation bilden, sind alle mehr oder weniger
                              									arsenhaltig. Da sie die Grundlage der ganzen Schwefelsäure- und
                              									Sodafabrikation bilden und die in diesen Fabriken dargestellten
                              									Producte ihren Arsengehalt den Kiesen verdanken, so sind sie vor
                              									allem zu untersuchen.
                           Der Arsenik ist in den Pyriten wahrscheinlich als eingesprengter
                              									Arsenkies (FeSAs) und nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, als
                              									Schwefelarsen vorhanden, da er durch keines von dessen
                              									Lösungsmitteln auszuziehen ist. Die Fabrik, von welcher ich die
                              									Materialien für meine Untersuchungen bezog, hatte als
                              									Rohmaterial spanische Kiese. Ihr durchschnittlicher Arsengehalt
                              									betrug 0,91 Proc. Zum Vergleich habe ich auch Proben von
                              									westphälischen und norwegischen Schwefelkiesen untersucht und in
                              									erstern (von der Grube Sicilia) 0,30 Proc., in letztern (harte
                              									Kiese) nur Spuren von Arsen gefunden. Daß der Arsengehalt der
                              									Kiese, selbst wenn sie aus denselben Gegenden stammen, sehr
                              									wechselt, ergibt sich durch Vergleiche obiger Zahlen mit andern
                              									veröffentlichten Analysen.
                           Smith gibt in seiner Abhandlung den
                              									mittlern Arsenikgehalt der von ihm untersuchten Kiese, wie
                              									folgt, an:
                           
                              
                                 Spanische
                                 a)
                                 1,651
                                 Proc.
                                 As₂O₃
                                 
                              
                                 „
                                 b)
                                 1,745
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Westphälische
                                 
                                 1,878
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Norwegische
                                 a) harte
                                 1,649
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 b) mürbe
                                 1,708
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Von diesen ganz abweichend sind in Richardson und Watt's Chemical Technology folgende Angaben zu
                              									finden:
                           
                              
                                 Spanische
                                 0,21 bis 0,31 Proc. As
                                 
                              
                                 Westphälische
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Norwegische
                                 –
                                 
                              
                           Andere Arsenbestimmungen in Kiesen sind in der Literatur nicht zu
                              									finden; die angeführten zeigen schon, wie schwankend der
                              									Arsengehalt in der That ist.
                           Die abweichenden Angaben der Arsengehalte in westphälischen
                              									Kiesen sind wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß unter
                              									westphälischen Kiesen sowohl die aus den Gruben Sicilia
                              									und Siegera bei Meggen, als die aus den Schwelmer Feinkieslagern
                              									einbegriffen sind. Die letztern haben nämlich einen bedeutend
                              									höhern Arsengehalt als die von den Meggener Gruben.
                           Was die Bestimmung des Arsens in den Kiesen betrifft, so habe ich
                              									das auch von Smith empfohlene
                              									Schmelzen mit kohlensaurem Natron-Kali und Salpeter, dann Fällen
                              									mit Magnesiamischung als die zweckmäßigste Methode gefunden, und
                              									zwar ist folgender Gang der Analyse zu empfehlen: 2g,5 des feingeriebenen
                              									Kieses werden mit 7g,5
                              									kohlensaurem Kali-Natron und 5g Salpeter in einem
                              									Porzellantiegel 1/4 Stunde auf dem Gebläse geschmolzen. Die
                              									Schmelze wird mit Wasser ausgekocht und filtrirt. Der Sicherheit
                              									wegen wird der ungelöste Rückstand noch einmal in derselben
                              									Weise geschmolzen, da die Oxydation beim ersten Schmelzen oft
                              									unvollständig ist. Diese Schmelze wird in dem Filtrat von der
                              									vorigen ausgekocht und alles in einen 250cc-Kolben gebracht. Hiervon
                              									werden 100cc
                              									abfiltrirt, mit Salzsäure neutralisirt, mit Magnesiamischung
                              									versetzt, 12 Stunden stehen gelassen und die Fällung auf ein
                              									gewogenes Filter gebracht. Als Controle können andere 100cc mit H₂S gefällt
                              									werden, sofern man sie nicht zur Schwefelbestimmung benutzen
                              									will.
                           Bei allzu kleinen Mengen Arsen ist diese Methode nicht zureichend
                              									genau, weil bekanntlich die arsensaure Ammoniak-Magnesia nicht
                              									ganz unlöslich ist, und diese Fehlerquelle wird natürlich bei
                              									kleinen Quantitäten im Verhältniß größer. Es ist bei dieser
                              									Methode auch zu berücksichtigen, daß die Kiese bisweilen
                              									Thonerde enthalten (wahrscheinlich von mechanisch beigemengtem
                              									Thon herrührend); dieselbe geht beim Schmelzen in
                              									Thonerde-Natron über und kann dadurch zur Fehlerquelle bei der
                              									Analyse werden. Eine vorherige Prüfung mit Ammoniak, ehe die
                              									Magnesiamischung zugesetzt wird, ist daher nothwendig.
                           2) Arsengehalt der Schwefelsäure. Die
                              									von mir untersuchte Schwefelsäure stammt aus den oben
                              									angeführten spanischen Kiesen her. Ich habe sowohl die
                              									Kammersäure, als auch die Säure aus den Glover- und
                              									Gay-Lussac-Thürmen untersucht, da die Vermuthung nahe lag, daß
                              									ihr Arsengehalt nicht gleich sei. Nachstehend die
                              									Durchschnittswerthe der Analysen. Berechnet sind dieselben
                              									durchgängig auf reines Hydrat (H₂SO₄).
                           
                              
                                 
                                 Arsengehalt.
                                 Als
                                    											Arsensäurevorhanden.
                                 
                              
                                 Kammersäure
                                 0,202
                                 Proc.
                                 0,040
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Säure aus dem Gloverthurm
                                 0,33
                                 „
                                 0,041
                                 „
                                 
                              
                                 Säure aus dem Gay-Lussac-Thurm
                                 0,3441
                                 „
                                 0,132
                                 „
                                 
                              
                           
                           Aus den Kiesen resultirt hiernach eine Kammersäure von 0,202
                              									Proc. metallischem Arsen. Diese Säure wird vor Anwendung zur
                              									Sulfatfabrikation im Gloverthurm auf 60° B. concentrirt;
                              									sie nimmt während ihres Laufes von den ihr entgegenkommenden
                              									Gasen arsenige Säure auf, so daß ihr Gehalt an Arsen auf 0,331
                              									Proc. gestiegen ist. Ein Theil dieser Säure wird direct zur
                              									Sulfatfabrikation angewendet, ein zweiter Theil zur Absorption
                              									der nitrosen Dämpfe, welche die Kammergase begleiten, im
                              									Gay-Lussac-Thurm benutzt. Auf diesem Wege muß natürlich der
                              									Arsengehalt unverändert bleiben, sofern nicht die Kammergase
                              									noch arsenige Säure enthalten. Daß die Kammergase von letzterer
                              									befreit sind, glaube ich in so fern behaupten zu können, als ich
                              									in der Schwefelsäure der letzten Kammer nur 0,019 Proc. Arsen
                              									gefunden habe. Daß ich, wie oben angeführt, den
                              									Durchschnittsgehalt der Gay-Lussac-Säure an Arsen ein wenig
                              									größer als den der Glover-Säure gefunden habe, muß also auf
                              									einem Zufall beruhen, da ein so kleiner Unterschied wie der
                              									obige leicht begreiflich ist, indem der Arsengehalt der
                              									Glover-Säure kein absolut constanter
                              									ist oder sein kann. Diese Differenz braucht deswegen nicht
                              									weiter berücksichtigt zu werden.
                           Nach den meisten Angaben ist das Arsen in der Schwefelsäure als
                              									Arsensäure vorhanden, was ich nur zum Theil bestätigt gefunden
                              									habe. Von dem Arsengehalt ist in der Kammersäure 0,040, in der
                              									Glover-Säure 0,041 Proc. als Arsensäure vorhanden; das übrige in
                              									Form von arseniger Säure. Ein großer Theil der letztern wird
                              									aber während ihres Laufes durch den Gay-Lussac-Thurm von den
                              									nitrosen Gasen zur Arsensäure oxydirt. Es beträgt nun das als
                              									Arsensäure vorkommende Arsen der Gay-Lussac-Säure
                              									durchschnittlich 0,132 Proc. Die den Gloverthurm passirenden
                              									Gase bewirken eine Wiederreduction der Arsensäure, wie aus
                              									obiger Tabelle ersichtlich ist.
                           Daß diese Oxydation im Gay-Lussac-Thurm auf Kosten der nitrosen
                              									Gase stattfindet, ist selbstverständlich; und es ist hierdurch,
                              									wenngleich in geringem Grade, doch immerhin ein Verlust an
                              									Salpetersäure bedingt. Nach der Formel As₂O₃ + 2
                              									N₂O₃ = As₂O₅ + 4 NO berechnet,
                              									beträgt der Verlust an salpetriger Säure in diesem Falle 0,096
                              									Proc., entsprechend 0,159 Salpetersäurehydrat auf 100
                              									Schwefelsäure. Die Salpetersäure wird 36° B. stark
                              									angewendet, und der Verlust an derselben beträgt hiernach 0,360
                              									von der Menge des reinen Schwefelsäurehydrates, welches den
                              									Gay-Lussac-Thurm passirt. Da die Säuremenge, welche zur
                              									Absorption der nitrosen Gase benutzt wird, gerade die Hälfte der
                              									ganzen Production beträgt, so ist der durch den Arsengehalt
                              									verursachte Salpetersäureverlust 0,18 Proc. von producirter
                              									reiner Schwefelsäure. Es ist eine wohl
                              									beachtenswerthe Verlustquelle, da der ganze
                              									Salpetersäureverbrauch bei diesem Betriebe nur 1,62 Proc. der
                              									producirten Schwefelsäure beträgt. Der
                                 									Salpetersäureverbrauch bei der Schwefelsäurefabrikation ist
                                 									hiernach zum Theil abhängig von dem Arsengehalt der Säure, resp.
                                 									der als Rohmaterial angewendeten Kiese.
                           Es ist dies in der That bei dem angeführten Betriebe bestätigt
                              									gefunden worden. Bei Anwendung von westphälischen Kiesen mit
                              									einem Arsengehalt von 0,30 Proc., welche eine Schwefelsäure von
                              									0,014 Proc. Arsen lieferten, betrug der Salpetersäureverbrauch
                              									1,32 Proc. von der producirten Säure; bei den spanischen Kiesen
                              									hingegen 1,62 Proc. Man darf wohl annehmen, daß dieser
                              									Unterschied im Salpetersäureverbrauch zum Theil bedingt ist
                              									durch den verschiedenen Arsengehalt der Schwefelsäure.
                           Ich kann noch folgende Angaben aus verschiedenen Fabriken, die
                              									ich Gelegenheit zu besuchen gehabt habe, zufügen. Nach einer
                              									gütigst mir gegebenen Privatmittheilung von Prof. Cl. Winkler beträgt der Salpetersäureverlust
                              									bei der Schwefelsäurefabrikation in Freiberg 1,7 Proc. Der
                              									Arsengehalt der rohen Säure schwankt zwischen 0,05 und 0,30
                              									Proc.
                           Bei der Schwefelsäurefabrik in Grewenbrück in Westphalen, welche
                              									die arsenarmen westphälischen Kiese aus der Grube Sicilia
                              									röstet, beträgt der Salpetersäureverlust 1,10 Proc. In der
                              									chemischen Fabrik Rhenania in Stolberg ist der
                              									Salpetersäureverlust ungefähr 1 Proc.; das Rohmaterial, Kiese
                              									aus Siegena und Iserlohn, sowie Zinkblende, ist arsenarm. Die
                              									Säure aus der chemischen Fabrik in Beuel bei Bonn, welche
                              									arsenreiche Kiese röstet, soll 1,0 bis 1,5 Proc. Arsen
                              									enthalten; Salpetersäureverlust 1,5 bis 2,0 Proc.
                           Folgende Zusammenstellung dieser Zahlen zeigt deutlich den
                              									Unterschied im Salpetersäuverlust, je nachdem die Fabriken
                              									arsenreiche oder arsenarme Kiese verbrennen.
                           
                              
                                 Salpetersäureverlust bei
                                    											Fabriken,welche arsenarme Kiese rösten.
                                 Salpetersäureverlust bei
                                    											Fabriken,welche arsenreiche Kiese rösten.
                                 
                              
                                 1,32
                                 Proc.
                                 1,62
                                 Proc.
                                 
                              
                                 1,10
                                 „
                                 1,70
                                 „
                                 
                              
                                 1,00
                                 „
                                     
                                    											1,5–2,0
                                 „
                                 
                              
                           Dieser Umstand ist nicht unberücksichtigt zu lassen bei der
                              									jetzigen großen Concurrenz der spanischen Kiese mit den
                              									westphälischen. Da eine vollständige Aufklärung und besonders
                              									eine ganz sichere praktische Bestätigung dieser meiner
                              									Voraussetzungen fehlt, so dürfte es für den Praktiker
                              									wünschenswerth und von ganz speciellem Interesse sein, in diesem
                              									Punkte noch Beobachtungen und Untersuchungen vorzunehmen.
                           
                           Die in der letzten Kammer sich bildende Schwefelsäure habe ich
                              									für sich untersucht und nur einen Arsengehalt von 0,019 Proc.
                              									gefunden. Da diese Säure einen so geringen Arsengehalt hat und
                              									von Eisen fast gänzlich frei ist, kann sie gewiß zu vielen
                              									Zwecken, zu denen die gewöhnliche Kammersäure untauglich ist,
                              									Verwerthung finden. Ihre Concentration müßte selbstverständlich
                              									in diesem Falle nicht im Gloverthurm, sondern in Pfannen
                              									stattfinden.
                           Vergleicht man meine Resultate über den Arsengehalt der
                              									Schwefelsäure mit andern veröffentlichten Analysen, so ergibt
                              									sich ein nicht unwesentlicher Unterschied.
                           Smith hat in der Schwefelsäure,
                              									welche aus harten norwegischen Kiesen mit einem Arsengehalt von
                              									1,649 Proc. (= 1,246 Proc. As) resultirt, durchschnittlich 1,051
                              									As₂O₃ (= 0,794 Proc. As) gefunden, also bedeutend
                              									mehr als ich in der von mir untersuchten. Richardson und Watt geben in
                              									ihrer Chemical Technology an, daß
                              									aus Kiesen mit einem Gehalt von 0,21 bis 0,31 Proc. Arsenik eine
                              									Säure von 1,0 bis 1,5 Proc entsteht. Daß dies eine vollständig
                              									falsche Angabe ist, leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß aus 100
                              									Kies gewöhnlich 100 bis 110 reine Schwefelsäure erhalten wird,
                              									folglich die Säure nicht fünf Mal mehr Arsen enthalten kann als
                              									die Kiese.
                           Um hier noch andere Angaben anzuführen, erwähne ich auch die
                              									Analyse von Filhol und Lacassin Repértoire de chimie appliquée, 1862 p. 222., welche in 1k käuflicher Schwefelsäure (66° B.?) folgende
                              									Arsenmengen gefunden haben:
                           
                              
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,287
                                 As₂O₃
                                 =
                                 0,053 Proc. As
                                 
                              
                                 0,569
                                 „
                                 =
                                 0,023    „      „
                                 
                              
                                 Spuren.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Es ist selbstverständlich, daß der Arsengehalt der käuflichen
                              									rohen Schwefelsäure sehr wechselt, da der Gehalt derselben von
                              									folgenden Factoren abhängig ist: 1) Arsengehalt der Kiese, aus
                              									welchen sie dargestellt ist. 2) Betriebseinrichtungen: Ofenbau,
                              									Länge des Canales vom Ofen nach den Kammern, Vorhandensein von
                              									Gloverthurm oder nicht u. dgl. 3) Ob die Säure im Gloverthurm
                              									oder in Pfannen concentrirt ist.
                           Den zweiten Punkt betreffend, ist besonders die Länge des
                              									Verbindungscanales zu berücksichtigen, da die Gase während ihres
                              									Weges arsenige Säure absetzen, und zwar um so reichlicher, je
                              									länger der Verbindungscanal ist. Bei dem hier angeführten
                              									Betriebe haben die Gase von dem Ofen bis zum Gloverthurm einen
                              									Weg von 10m,1
                              									(eingerechnet die Staubkammer) zurückzulegen. Der in dem
                              									Verbindungscanal sich massenhaft absetzende weiße Flugstaub
                              									enthält sehr viel arsenige Säure. Der in dem Schiff des
                              									Gloverthurmes sich absetzende Schlamm besteht ebenfalls zum
                              									großen Theil aus arseniger Säure.
                           3) Arsengehalt der Abbrände. Nach
                              									meinen Analysen enthalten die Abbrände von den obengenannten
                              									spanischen Kiesen noch 0,19 Proc. Arsen.
                           4) Arsengehalt der übrigen in den
                                 									Sodafabriken dargestellten Producte. a) Sulfat. Smith hat in dem von
                              									ihm untersuchten Glaubersalz, zu welchem eine Säure mit 1,051
                              									Proc. As₂O₃ angewendet worden war, noch 0,029
                              									Proc. von letzterer gefunden. Diese in der That sehr geringe
                              									Arsenmenge findet er auch in der Rohsoda, den Sodarückständen
                              									und sogar in dem regenerirten Schwefel wieder. Die fertige Soda
                              									hat Smith ganz arfenfrei gefunden.
                              									Hingegen hat Fresenius Zeitschrift für analytische Chemie, 1867 S. 202.
                              									einige Analysen veröffentlicht, wonach er Arsen sowohl im Sulfat
                              									als in fertiger Soda gefunden hat. Das von mir untersuchte
                              									Sulfat war vollkommen arsenfrei. Mit dem Marsh'schen Apparate
                              									war nicht die geringste Reaction auf Arsen zu erhalten. Es kann
                              									mithin bei Anwendung von diesem arsenfreien Sulfat nichts von
                              									dem Arsen der Kiese in die eigentliche Sodafabrikation
                              									übergehen.
                           Bei nicht zu hohem Arsengehalt der Schwefelsäure und bei gut
                              									geleitetem Betriebe ist es auch sehr unwahrscheinlich, daß Arsen
                              									in dem Sulfat zurückbleiben sollte. Bedenken wir, daß schon
                              									während des Vorwärmens in der Pfanne des Sulfatofens der größte
                              									Theil des Arsens als Chlorarsen sich mit der Salzsäure
                              									verflüchtigt, so muß dieser so flüchtige Körper gänzlich
                              									ausgetrieben werden durch das spätere starke Erhitzen auf dem
                              									Herde. Ein Arsengehalt des Sulfates könnte nur dann denkbar
                              									sein, wenn etwas freie Schwefelsäure in letzterm zurückgeblieben
                              									ist. Durch das Sulfat würde das Arsen in Form von arseniger
                              									Säure in die eigentliche Sodafabrikation übergeführt werden.
                              									Aber auch hier ist kaum zu erwarten, daß bei einer so kräftigen
                              									Reduction und bei einer so hohen Temperatur als die, welche die
                              									Sodaschmelze fordert, mehr als höchstens Spuren von Arsen (wegen
                              									des Vorhandenseins von starken alkalischen Basen) sich nicht
                              									verflüchtigen sollte.
                           Smith folgt dem Arsen bis zu dem aus
                              									den Sodarückständen hergestellten regenerirten Schwefel und
                              									findet in diesem sogar noch 0,441 bis 0,901 Proq. arsenige
                              									Säure. Es kann wohl mit Gewißheit behauptet werden, daß dieser
                              									Arsengehalt aus der rohen Salzsäure, welche bei dem
                              									Regenerationsproceß angewendet wird, herstammt.
                           
                           b) Salzsäure. In der rohen Salzsäure ist ein großer Theil von
                              									dem in der Schwefelsäure enthaltenen Arsen wieder zu finden. Wie
                              									schon oben erwähnt, geht das Arsen aus den Sulfatöfen in Form
                              									von Chlorarsen mit den Salzsäuredämpfen in die
                              									Condensationssysteme über. Die Sulfatöfen bestehen, wie bekannt,
                              									aus zwei Abtheilungen, der Pfanne und dem Herde. Beide
                              									Abtheilungen haben für die entweichenden Salzsäuredämpfe
                              									verschiedene von einander getrennte Condensationssysteme. Ich
                              									habe die Säure aus den verschiedenen Systemen für sich
                              									untersucht und in der Pfannensäure von 23° B. 0,066 Proc.
                              									As, in der Herdsäure von 20° B. 0,014 Proc. As gefunden.
                              									Es ist also in dieser Beziehung ein gewaltiger Unterschied, ob
                              									die Säure von der Pfanne oder dem Herde des Sulfatofens stammt,
                              									was wohl zu beobachten ist, wenn es eine möglichst arsenfreie
                              									Salzsäure zu erhalten gilt. Der Arsengehalt der Salzsäure hängt
                              									auch von der Länge des Canales vom Ofen bis zu den
                              									Condensationssystemen ab, indem in demselben eine arsenreiche
                              									Substanz sich absetzt. In dem hier angeführten Betriebe haben
                              									die Canäle eine Länge von ungefähr 10m.
                           Smith hat in der von ihm untersuchten
                              									Salzsäure 0,691 Proc. As₂O₃ (= 0,518 Proc. As)
                              									gefunden, also bedeutend mehr als in der oben angeführten. Filhol und Lacassin (a. a. O. S. 222) fanden in 1k roher käuflicher
                              									Salzsäure aus verschiedenen Fabriken:
                           
                              
                                 
                                    g
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1,0210
                                 As₂O₃
                                 =
                                 0,081 Proc. As.
                                 
                              
                                 2,0225
                                 „
                                 =
                                 0,174    „    
                                    											„
                                 
                              
                                 5,0070
                                 „
                                 =
                                 0,428    „    
                                    											„
                                 
                              
                           Diese Angaben lassen erkennen, wie schwankend der Arsengehalt der
                              									Salzsäure sein kann.
                           c) Chlorkalk. Den Chlorkalk, zu dessen Darstellung die obige
                              									Salzsäure benutzt wurde, fand ich vollkommen arsenfrei.
                           Es ergibt sich also aus der vorliegenden Untersuchung, daß in
                              									diesem Betriebe nur die Schwefelsäure und die Salzsäure von dem
                              									Arsen der Kiese verunreinigt werden.
                           Schließlich erfülle ich eine angenehme Pflicht, indem ich dem
                              									Hrn. Regierungsrathe Prof. Dr. W.
                              									Stein, der mit Rath und Hilfe mich
                              									bei der Ausarbeitung dieser Unternehmungen im
                              									technisch-chemischen Laboratorium des k. Polytechnicums zu
                              									Dresden stets sehr unterstützt hat, hier meinen Dank
                              									ausspreche.