Titel: Ueber Braunsteinanalyse; von Perrey.
Fundstelle: Band 226, Jahrgang 1877, S. 194
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Ueber Braunsteinanalyse; von Perrey. Perrey, über Braunsteinanalyse. Der Verfasser hat die 5 verschiedenen Verfahren von Fresenius und Will, Hempel, Mohr, Gay-Lussac und von Bunsen zur Werthbestimmung eines und desselben Musters Braunstein verwendet und ist dabei zu folgenden Resultaten gekommen: Fresenius. Mohr. Hempel. Gay-Lussac. Bunsen. 100,15 98,7 100,8 97,4 98,7   99,85   98,65 100,6 98,0 98,0 100,0 99,6 100,8   97,25 98,7 100,0 99,1   100,25 98,4 98,0 99,1 100,3 97,9 98,5 99,1 97,8 97,2 98,4 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0 99,1 100,6 97,8  98,4. Es ist hierbei der nach Fresenius' Methode gefundene Gehalt von 78,4 Proc. MnO₂ mit 100 bezeichnet und sind in derselben Weise die übrigen Resultate umgerechnet. Da die aus der Tabelle ersichtlichen Unterschiede nicht auf Rechnung von Versuchsfehlern gesetzt werden können, so scheint eine vorherige Einigung zwischen Käufer und Verkäufer, nach welcher Methode untersucht werden soll, unerläßlich; außerdem dürfte eine Aufklärung darüber, worin der Grund für diese Verschiedenheit zu suchen ist, von großem Werthe sein. Zieht man nun in Erwägung, daß die beiden Verfahren, welche die höchsten Resultate liefern, die von Fresenius und von Hempel sind, und daß in beiden der Braunstein in schwefelsaurer Lösung als Oxydationsmittel dient, während anderseits im Gay-Lussac'schen und Bunsen'schen Verfahren die Oxydation in salzsaurer Lösung vor sich geht, und bedenkt man weiter, daß eine im Braunstein enthaltene Eisenoxydulverbindung, wie z.B. Magneteisenstein (Fe₃O₄), in Salzsäure viel leichter löslich und leichter oxydirbar ist als in Schwefelsäure, so genügt dies, um die beobachteten Differenzen zu erklären. Denn die oxydirende Wirkung des Minerales oder die Menge Chlor, welche man aus ihm entwickeln kann, entspricht stets dem wirklichen Gehalt desselben an MnO₂ weniger der Menge, welche zur Oxydation der Eisenoxydulverbindung erforderlich wird. Diese letztere vollzieht sich aber weniger vollständig in den Verfahren von Fresenius und von Hempel als in den letztgenannten von Gay-Lussac und Bunsen. Im Verfahren von Mohr ferner überträgt das Manganhyperoxyd seine oxydirende Wirkung auf den Ueberschuß der Eisenoxydullösung, und die im Mineral selbst enthaltene Eisenoxydulverbindung entgeht folglich der Oxydation ganz und gar; später jedoch entfärbt sie eine entsprechende Menge Permanganatlösung und gibt demnach einen um so viel niedrigeren MnO₂-Gehalt an. Daß nun die Verfahren von Gay-Lussac und von Bunsen einen geringern Gehalt geben als das von Mohr, liegt wohl daran, daß beim Mohr'schen Verfahren in Folge der großen Oxydationsfähigkeit der Titrationsflüssigkeit an der Luft die oxydirende Wirkung des Minerales größere Aussicht hat, zu hoch geschätzt zu werden; daß dagegen bei dem Gay-Lussac'schen und dem Bunsen'schen Verfahren in Folge der Schwierigkeit, alles Chlor überzudestilliren, die oxydirende Wirkung Aussicht hat, zu niedrig bemessen zu werden. Diese Schwierigkeit ist im Bunsen'schen Verfahren geringer, weil die Zuführungsröhre nicht in die Flüssigkeit taucht und man das Kochen der Flüssigkeit viel länger fortsetzen kann, ohne fortwährend ein Zurücksteigen fürchten zu müssen. Zur Erklärung der Differenzen, welche zwischen den Resultaten nach Fresenius und nach Hempel gefunden wurden, genügt jedoch die Gegenwart einer Eisenoxydulverbindung nicht, sie würde vielmehr das grade Gegentheil beweisen können. Zum Schluß kommt Perrey zu dem Resultate, daß für den Käufer allein das Chlor von Werth sein könne, was er wirklich aus dem Braunstein erhält, und er daher fordern dürfe, daß die Analyse nach dem Verfahren Gay-Lussac oder Bunsen ausgeführt werde. (Nach dem Bulletin de Rouen, März 1877 S. 104.)