| Titel: | Ueber Bestimmung des Bindevermögens der Thone; von Dr. Carl Bischof. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 196 | 
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                        Ueber Bestimmung des
                           								Bindevermögens der Thone; von Dr. Carl Bischof.Im
                                 								Separatabzug aus dem Notizblatt des Deutschen Vereines für
                                       								Fabrikation Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement vom
                                 								Verfasser gef. eingeschickt. 
                        Bischof, Bestimmung des Bindevermögens der
                           								Thone.
                        
                     
                        
                           Das Bindevermögen, die Bindefähigkeit, oder auch Bindekraft
                              									genannt, diese technisch höchst werthvolle Eigenschaft, beruht
                              									bekanntlich auf der Fähigkeit der Thone, wenn sie mit Wasser
                              									angemacht werden, andere pulverförmige oder auch grobkörnige
                              									Massen in sich aufzunehmen und, nachdem sie zusammengetrocknet,
                              									ein Ganzes von gewisser mechanischer Festigkeit zu geben.
                           Mit der bezeichneten sehr wichtigen und in der Praxis ausgiebig
                              									verwertheten Erscheinung steht eine ganze Reihe von
                              									wissenschaftlich interessanten Thatsachen in Zusammenhang,
                              									welche alle sich bei dem Verhalten der Thone gegen Wasser,
                              									sowohl bei dessen Aufnahme wie Abgabe, kundgeben. Es gehört
                              									dahin die Wassersaugkraft der Thone, deren damit sich
                              									einstellende Klebrigkeit, Schlüpfrigkeit, Verschmierbarkeit,
                              									Bildsamkeit, Formbarkeit – bekannte Wahrnehmungen, die
                              									wir mit dem allgemeinen Namen Plasticität bezeichnen, und beim
                              									Fortgehen des Wassers, sei es durch Trocknen oder Glühen, als
                              									Schwinden sich äußern. Der Plasticität verdankt der Thon
                              									überhaupt seine Bearbeitsamkeit, und wie sie die
                              									charakteristischste, so ist sie auch zugleich die nützlichste
                              									Eigenschaft der Thone, welche gewissermaßen dieselbe Rolle
                              									spielt, wie bei den Metallen die Hämmerbarkeit, beim Eisen die
                              									Schweißbarkeit, oder beim Glase die so fügsame Erweichbarkeit im
                              									Feuer, wodurch alle diese Materialien eine wirthschaftlich wie
                              									industriell unermeßliche Bedeutsamkeit erlangt haben.
                           Man kann das Bindevermögen mit einer gewissen Sicherheit nur auf
                              									empirischem und indirectem Wege bestimmen, und zwar in
                              									verschiedener Weise: 1) Mit Hilfe von Quarzpulver oder Sand
                              									unter Beobachtung des Abstaubens oder der Ablösbarkeit der
                              									Sandtheile.
                           Der Grad des Bindevermögens eines Thones, ausgedrückt in einer
                              									bestimmten Zahl, läßt sich ermitteln durch ein Titriren des
                              									Thones mit Sand und Feststellung des geringern oder größern
                              									Zusammenhaltes der Theile der so gebildeten und getrockneten
                              									Gemenge. Die Art der Bestimmung wird bekanntermaßen vorgenommen,
                              									indem man zu dem zu prüfenden Thone die 1, 2, 3 u.s.w. fache
                              									Volummenge feinen Quarzpulvers hinzusetzt, das von stets gleich
                              									feiner Korngröße ist, aldann die Gemengtheile sorgfältig, erst
                              									trocknen, dann im breiartigen Zustande vollständigst
                              									vermischtUm einen sichtlichen Anhalt zu gewinnen, wie weit und
                                    									vollständig die Durchmischung zu treiben ist, mische man etwa
                                    									weißen Sand mit einen Zehntel oder noch mehr rothen oder gelben
                                    									Thon und durchknete beide im breiartigen Zustande so lange, bis
                                    									eine völlig gleichmäßige Färbung erreicht ist.,
                              									hierauf Proben in Gestalt kleiner Cylinder formt, welche mit der
                              									Zahl, die der Quarz- oder Sandmenge entspricht, numerirt werden,
                              									und sie zuletzt genügend trocknet. Werden endlich die einzelnen
                              									(keinenfalls mehr warmen) Proben durch gelindes Streichen gegen
                              									den Ballen des Zeigefingers geprüft, so wird bei einem gewissen
                              									Zusatze stets eine Masse erhalten, welche sich abreiben oder
                              									abkörnen läßt. Beim ersten kräftigen Anstreichen findet oft ein
                              									geringes Abfallen einzelner Körnchen statt, welches aber sehr
                              									bald aufhört und von dem der innern Masse deutlich zu
                              									unterscheiden ist. Die Probe, welche, in der beschriebenen Weise
                              									gestrichen, ein leichtes und reichliches Abreiben der Theile
                              									zeigt, wurde als Norm angenommen.
                           
                           Diese Methode, welche von demselben Beobachter und in derselben
                              									gleichen Weise mit einer für technische Zwecke genügenden
                              									Genauigkeit sich ausführen läßt, ist dennoch einiger
                              									Vervollkommnungen fähig, da sie von den möglichen Schwankungen
                              									in der Kraft des Angriffes der Prüfungsobjecte, d.h. dem
                              									subjectiven Ermessen abhängig ist, was unter gelindem Streichen
                              									gegen den Ballen des Zeigefingers zu verstehen. Benrath (Glasfabrikation S. 78) schlägt
                              									daher vor, den Finger als Reibfläche durch eine Gänsefederfahne
                              									oder einen Roßhaarpinsel von bestimmter Haarlänge zu ersetzen,
                              									mit welchem die Probe abzustäuben wäre.
                           Verfolgen wir diesen Gedanken näher und versuchen, die
                              									bezeichnete Prüfungsweise in diesem Punkte zu einer mehr
                              									objectiven zu machen, indem wir eine zu dem Zwecke rein
                              									mechanische Behandlung der Proben mittels einer einfachen
                              									Drehvorrichtung an die Stelle setzen. Man kann sich dazu eines
                              									an einen Tisch anschraubbaren Holzes, etwa einer Art
                              									Nähschraube, bedienen, welche oben rechtwinklig durchbohrt ist.
                              									Legt man durch die runde Oeffnung eine horizontale Welle und
                              									bringt auf der einen Seite einen rechtwinkligen Arm an, in den
                              									ein zurecht geschnittener gewöhnlicher feiner Anstreichpinsel
                              									aus Schweineborsten gesteckt wird, und auf der andern Seite
                              									einen Schwengel zum Drehen, so ist der Apparat fertig. Beim
                              									Versuche streift der Pinsel, den man statt zu rotiren besser hin
                              									und her sich bewegen läßt, an den bis zur Hälfte des Cylinders
                              									fest und unausweichbar eingespannten Thonproben vorbei. Stellt
                              									man die Vorrichtung jedesmal genau so ein, daß der Pinsel die
                              									Proben nicht blos eben berührt, sondern in gleichem Uebergreifen
                              									um einige Millimeter überfaßt, und zählt das Hin- und
                              									Herstreichen gleichmäßig in bestimmter Zahl ab, so läßt sich
                              									unter Beobachtung der beschriebenen Vorsichtsmaßregeln bei ein
                              									und denselben Proben ein überraschend sicheres Zutreffen
                              									beobachten. Auch ist diese Prüfungsart im Ganzen einfach und
                              									nicht zeitraubender als die frühere. Ferner sind es noch zwei
                              									Momente: das Abmessen und die Kornbeschaffenheit des
                              									Sandzusatzes, deren genauere Regelung im Stande ist, die Methode
                              									zu verschärfen, um für die Praxis recht genügend genaue
                              									Resultate zu geben, wenn dieselbe auch immerhin auf vollständige
                              									wissenschaftliche Genauigkeit keinen Anspruch erheben kann.
                           Das Messen, wenn es auf der Gewichtsbestimmung beruht, ist für
                              									den stets eine bedeutende Größe, ein Vielfaches, bildenden
                              									Sandzusatz der einfachern und raschern Handhabung wegen als
                              									genügend sicher beizubehalten; dagegen wird die Genauigkeit
                              									erhöht, wenn man sich die ein für alle Mal als Einheit dienende
                              									kleine Thonmenge stets abwiegt. Bei einer
                              									verhältnißmäßig kleinen Menge kann, je nachdem das Abstreichen
                              									der Meßprobe mehr oder weniger scharf geschieht, ein Fehler
                              									gemacht werden, der unbemerkt das Resultat zu beeinflussen
                              									vermag. Es empfiehlt sich daher, wenn man etwa 0cc,1 des feinst geriebenen
                              									und durch ein Sieb von 225 MaschenEin nicht allzu feines Sieb, das
                                    									die beigemengten Sandkörner leichter durchfallen läßt, ist
                                    									absichtlich gewählt. auf 1qc gesiebten Thones als
                              									Einheit annimmt, dafür als Gewicht in runder Zahl ein dem
                              									QuarzpulverDie specifischen Gewichte des Quarzes und Thones, welche
                                    									nicht sehr abweichen, einander als gleich angenommen. gleiches von 0g,16 zu setzen. Der Sandzusatz wird alsdann nach wie
                              									vorher abgemessen mittels kleiner knöcherner oder hölzerner
                              									vertiefter Löffel oder Cylinder, welche mit dem gekörnten
                              									Sandpulver, wovon also 0cc,1 = 0g,16,
                              									geeicht genau 1, 2, 4, 6 Gewichts-, sowie demnach auch
                              									Maßtheilen des Sandpulvers entsprechen. In Betreff der Korngröße
                              									des Sandes hat eine zu große Feinheit den Nachtheil, daß alsdann
                              									das Abkörnen der Proben weniger deutlich hervortritt. Eine
                              									gewisse Korngröße ist daher nur zweckmäßig, womit indeß
                              									anderseits, um nicht an Gleichmäßigkeit bei der Herstellung der
                              									Proben zu verlieren, nicht zu weit gegangen werden darf. Das
                              									Sieben eines von fremden Beimengungen freien natürlichen
                              									reinweißen QuarzsandesDerselbe darf selbstredend Wasser
                                    									nicht trüben und ist sonst vorher sorgfältigst zu waschen., welcher durch ein Sieb von 225 Maschen auf 1qc fällt und von dem
                              									alsdann der Staubsand durch ein solches von 1296 Maschen
                              									entfernt worden, scheint so den genannten Bedingungen am
                              									entsprechendsten. Von einem so erhaltenen feinen und feinsten
                              									Sande sind am zweckmäßigsten gleiche Maßtheile mit einander zu
                              									vermischen, und dient alsdann dieses Gemenge als das bezeichnete
                              									Titrirmittel.
                           Um die vorstehenden Angaben einer Controle zu unterwerfen, wurde
                              									einer der bindendsten oder fettesten Thone, die es gibt, und um
                              									uns an einen aufgestellten Normalthon zu halten, der beste
                              									belgische Thon mit 10, 20 und 30 Proc. eines Magerungsmittels,
                              									und zwar mit gebranntem feinstem Saarauer Thon Nr. I (gesiebt
                              									durch ein Sieb von 1296 Maschen auf 1qc) versetzt und alsdann
                              									ermittelt, wie weit sich das damit nothwendig abnehmende
                              									Bindevermögen in einer gewissen regelmäßigen Uebereinstimmung
                              									verfolgen und feststellen läßt. Nachdem der belgische Thon in
                              									den bezeichneten Verhältnissen mit feinstem Saarauer
                              									Chamottemehl, beide bei 100° getrocknet, auf das innigste
                              									erst trocken und dann breiartig vermischt worden, hierauf 0g,16 des Gemenges abgewogen
                              									und je mit der 10, 11, 12, 13 und 14fachen Menge des
                              									doppelt gesiebten Sandes ebenso vollständig vermengt war, wurden
                              									die betreffenden Proben geformt, entsprechend numerirt und bei
                              									100 bis 120° getrocknet. In Folge der Chamottebeimengung
                              									wird der belgische Thon nicht blos heller und verliert an
                              									Klebrigkeit, sondern verdichtet sich dadurch. Bei dem Verkneten
                              									des Thones mit dem Sande mittels eines Spatels in der Handfläche
                              									ist darauf zu achten, daß dies so lange fortgesetzt wird, bis
                              									kein Thonbrei mehr aus der Masse, sei es streifenweise oder
                              									stellenweise, hervortritt. Auch ist die Menge des zugesetzten
                              									Wassers nicht gleichgiltig, sondern man muß einen jedes Mal
                              									annähernd gleich steifen Brei zu erhalten suchen. Die
                              									Wassermenge darf nicht zu reichlich sein, da sonst die
                              									getrockneten Proben sich loserEs können so Schwankungen
                                    									eintreten und kann alsdann eine niedere Probe gleich einer
                                    									höhern und selbst weniger fest als diese erscheinen.
                              									verhalten oder sich leichter abreiben lassen. Der Wasserzusatz
                              									ist so abzupassen, daß sich das Gemenge gut formbar zeigt, aber
                              									es darf nicht aus einander fließen; hat letzteres aus Versehen
                              									stattgefunden, so sind die Proben vorher zu trocknen und dann
                              									von Neuem mit Wasser vorsichtig bis zu dem gedachten und bei
                              									einiger Uebung bald zu treffenden Punkte zu versetzen.
                              									Schließlich wurden die in Gestalt kleiner Cylinder geformten und
                              									in einer mit Tuch gepolsterten Reißfeder eingespannten, völlig
                              									abgekühlten Proben mittels der oben beschriebenen
                              									Drehvorrichtung mit dem 2cm langen und an seinem dicksten Ende 1cm breiten Borstenpinsel
                              									behandelt. Der Pinsel bestrich dabei 3 bis 5mm übergreifend und 25 Mal
                              									auf und ab gehend die Proben, so daß jede Probe 50 Pinselstriche
                              									erhielt.
                           Die ungemagerten belgischen Prüfungskörper ergeben: Probe Nr. 10
                              									wie Nr. 11 und 12 zeigen keinen Angriff des Pinsels, höchstens
                              									läßt sich ein ganz leises Abstauben bemerken. Bei Nr. 13 beginnt
                              									ein leiser Angriff, welcher bei Nr. 14 ziemlich, aber erst bei
                              									Nr. 15 deutlich hervortrittGenau dieselben Zahlenwerthe geben
                                    									zwei Mal hinter einander, aber nicht gleichzeitig hergestellte
                                    									Proben. Als dritter Versuch wurden die Proben hierauf, nachdem
                                    									sie zur einmaligen Bestimmung gedient hatten, zerdrückt, mit
                                    									Wasser wiederum angemacht, geformt, getrocknet und von Neuem
                                    									geprüft, wobei sich denn ein allerdings leichteres Abreiben der
                                    									Proben, das aber nur 1/2 bis höchstens 1 Theil betrug,
                                    									herausstellte. und sich in der doppelten Weise
                              									sowohl durch ein sichtbares Abfallen der Sandkörnchen, als auch
                              									durch ein Abgefressensein der betreffenden Proben zu erkennen
                              									gibt. Als Kennzeichen stellt sich hierbei folgendes heraus. Ist
                              									das Abreiben gering, so erscheint die abgefressene Fläche
                              									convex; ist es stärker, so hat sie ein concaves ausgenagtes
                              									Ansehen, und ist es noch reichlicher eingetreten, so zeigt sich
                              									die abgeriebene Fläche völlig eben, wie abgeraspelt. Nimmt man
                              									ein deutliches Abreiben, welches mit dem concaven Ansehen
                              									der abgeriebenen Probe bereits eintritt, als Norm an, so erhält
                              									man nach der in Rede stehenden verbesserten Methode für den
                              									belgischen Thon das Bindevermögen = 14 bis 15, d.h. also vier
                              									Nummern höher, als es früher nach der alten Bestimmungsweise von
                              									mir gefunden wurde. Da diese höhere Zahl um so annehmbarer ist,
                              									weil sich damit die Scale erweitert, also an Meßbarkeit gewinnt,
                              									so wurde absichtlich kein steiferer Pinsel sowie auch kein
                              									reichlicheres Bestreichen, als zur bezeichneten Kennzeichnung
                              									ausprobirt und angegeben, gewählt.
                           Wird der um 10 Proc. gemagerte belgische Thon ebenso versetzt,
                              									verknetet, geformt, getrocknet und die Proben bestrichen, so
                              									zeigt die gleichfalls wiederholte Bestimmung bereits ein
                              									beginnendes Abreiben der Probe 12 und ist der Angriff ein
                              									deutlicher bei Nr. 13. Die 10 Proc. Magerung haben also
                              									entschieden das Bindevermögen völlig um einen ganzen Zusatz
                              									vermindert. Desgleichen zeigt die Prüfung des um 20 Proc.
                              									gemagerten belgischen Thones bereits für die Probe Nr. 11 ein
                              									ziemlich deutliches Abreiben, so daß hier das Bindevermögen = 11
                              									bis 12 zu setzen ist. Ferner tritt bei dem um 30 Proc.
                              									gemagerten belgischen Thon, gemäß dem ebenso doppelt
                              									angestellten Versuch, bereits ein deutlicher Angriff bei der
                              									10proc. Probe auf, also ist hier das Bindevermögen = 10. Mittels
                              									der verbesserten, mehr objectiven, wie verschärften
                              									Bestimmungsweise des Bindevermögens ist somit nicht blos die
                              									Magerung eines fetten Thones um 10 Proc. augenfällig und sicher
                              									nachzuweisen, sondern gibt sich auch die einer größern Magerung
                              									entsprechende allmälige Abnahme des Bindevermögens maßgebend
                              									kund.
                           Bestimmen wir so noch das Bindevermögen der übrigen 6
                              									Normalthone, so wird für den sehr wenig bindenden Eaarauer Thon
                              									(Cl. I) das Bindevermögen = 3 gefunden. Probe 1 staubt leise ab
                              									beim ersten Anstreichen des Pinsels, aber ein deutliches
                              									Abreiben und Abfressen zeigt erst die Probe 3. Für den
                              									Zettlitzer geschlämmten Kaolin (Cl. II) ergibt sich nunmehr das
                              									Bindevermögen zwischen 6 und 7. Probe 3 zeigt das feine
                              									Abstauben beim ersten Anstreichen und ein sehr geringes
                              									Abreiben, desgleichen Nr. 4 und 5, Nr. 6 reibt sich ziemlich und
                              									Nr. 7 deutlich ab. Der Mühlheimer Thon (Cl. IV) zeigt erst bei
                              									Probe 12 ein leises Abstauben und geringes Abreiben, desgleichen
                              									Nr. 13. Probe 14 reibt sich deutlich ab, ziemlich glatt. Das
                              									Bindevermögen stellt sich auf 14. Der Grünstädter Thon (Cl. V)
                              									gibt das Bindevermögen = nahe 12. Probe 9 und 10 lassen ein
                              									feines Abstauben und einen ganz leisen Angriff, Probe 11 ein
                              									ziemliches und 12 ein deutliches Abreiben beobachten. Der Thon
                              									von Oberkaufungen (Cl. VI) gibt das Bindevermögen = nahe 13. Probe 11
                              									und 12 zeigen ein feines Abstauben und leisen Angriff, Probe 12
                              									ein ziemliches und 13 ein deutliches Abreiben. Der Thon von
                              									Niederpleis (Cl. VII) gibt endlich das Bindevermögen = 11. Probe
                              									10 läßt bereits ein ziemliches Abreiben und 11 ein concaves
                              									Abfressen wahrnehmen. Alle Thone haben, wie schon der belgische
                              									Thon voraus gezeigt, mit der neuen Methode gewonnenDer
                                    									Gewinn liegt theils in der jetzt auf der Gewichtsbestimmung des
                                    									Sandes beruhenden Methode., am meisten die fetten,
                              									bei denen die Scale fast durchweg um vier Nummern erweitert
                              									ist.
                           Anstatt das Abstauben oder Abkörnen zu beobachten, läßt sich auch
                              									das Bindevermögen aus der Zerdrückbarkeit der mit Sand
                              									versetzten Proben bestimmen.
                           Wiewohl sich diese Bestimmungsweise durch ähnliche, wenn auch
                              									leichter construirte Vorrichtungen, wie sie für die Cementproben
                              									in Anwendung sind, zu einer völlig objectiven machen läßt, so
                              									wird dieselbe doch von einigen andern Mißständen begleitet,
                              									welche eine solche Methode gegenüber der vorgenannten in eine
                              									tiefere Linie stellen. Abgesehen von der größern Umständlichkeit
                              									der bezüglichen Ausführung und des dabei erforderlichen längern
                              									Zeitaufwandes bietet dieselbe den Nachtheil, daß sie die
                              									bekannten Bedingungen der in Form, Größe wie Dichtigkeit
                              									jedesmaligen ganz gleichen und nothwendig mehrfachen
                              									Prüfungskörper, um Mittelzahlen zu erhalten, nur auf erschwertem
                              									Wege erfüllen kann, wobei aber die Einfachheit der Herstellung
                              									der Proben, wie zugleich, was wichtiger, die Verläßlichkeit
                              									leidet. Da die Proben mit dem steigenden Sandzusatze immer
                              									umfangreicher werden, so müßte man entweder von den in
                              									hinreichender Menge abgewogenen oder abgemessenen Gemengtheilen
                              									je eine gleiche Größe stets abnehmen, oder eine Berechnungsweise
                              									mit einer Reihe von Bruchtheilen eintreten lassen, was die
                              									Ausführung compliciren und sie immer erschweren wird, ja, wie
                              									gesagt, Anlaß zu einer größern Fehlerquelle geben würde.
                           2) Nicht blos indirect sondern von einer andern Beobachtung
                              									ausgehend, ist das Bindevermögen zu ermitteln aus der Größe der
                              									Wasseraufnahme der Thone, wovon die fetten oder die meist
                              									bindenden mehr verschluckenVgl. Aron, Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrikation
                                    									von Ziegeln etc., 1873 S. 171. – C. Bischof: Die feuerfesten Thone S. 124., um
                              									eine bildsame Masse zu geben, als die weniger fetten und die
                              									magern.
                           Je plastischer ein Thon ist, desto mehr Wasser nimmt er auf, d.h.
                              									desto mehr Wasser muß man dem trocknen Thone zusetzen, um damit
                              									einen Teig von einem gewissen Grade der Weichheit zu bilden,
                              									und desto längere Zeit ist aber auch erforderlich, diesem Teig
                              									das Wasser zu entziehen. Es ist zu dem Zwecke unter der
                              									Voraussetzung, daß die so aufgenommene Wassermenge dem
                              									Bindevermögen eines Thones proportional sei, eine hauptsächlich
                              									analytische Methode vorgeschlagen worden. Man trocknet eine
                              									gewogene Menge des zu prüfenden Thones über Schwefelsäure
                              									mehrere Tage, bis kein Gewichtsverlust mehr stattfindet, wägt
                              									von diesem trocknen Thon 25 bis 30g ab, bringt dieselben in
                              									ein tarirtes Becherglas und übergießt sie mit destillirtem
                              									Wasser. Das Wasser läßt man darauf 12 Stunden stehen, gießt den
                              									vom Thone nicht aufgenommenen Antheil „gut“
                              									ab, stellt das Glas dann eine Stunde über Schwefelsäure und
                              									wiegt.
                           Offenbar findet sich in dieser Bestimmungsweise nicht nur ein
                              									recht ungenauer, sondern noch dazu ein selbst fehlerhafter
                              									Punkt. Man soll das Wasser „gut“ abgießen und dann das Glas eine Stunde
                              									über Schwefelsäure stellen, was ersteres selbstredend eine sehr
                              									willkürliche Operation, während letzteres, wenn man selbst bei
                              									gleichmäßigster Behandlung ein wenigstens relatives Zutreffen
                              									annehmen wollte, von dem erwähnten Umstande abhängig ist, daß
                              									der bindendere Thon das Wasser hartnäckiger und länger
                              									zurückhält, als die aufgenommene Wassermenge überhaupt
                              									schwankend und in diesem Falle zu gering gefunden wird. Will man
                              									eine solche analytische Bestimmungsweise befolgen, so kann sie
                              									nur verläßliche Resultate geben, wenn sie auf sicher
                              									feststehenden Beobachtungen und richtigen Methoden begründet
                              									wird. Eine in dieser Hinsicht weit zuverlässigere, wenn auch
                              									langwierige Bestimmung gibt so die Ermittlung der Menge der
                              									Wasseranziehung des völlig trocknen Thones in einer mit
                              									Wasserdampf gesättigten Atmosphäre unter einer Glasglocke
                              									ab.Vgl.
                                    									1870 196 438. Das hygroskopische
                                    									Wasser oder das Wasser, welches der lufttrockne Thon bei einer
                                    									Temperatur von 110° verliert, gibt keinen Anhalt für die
                                    									Bestimmung des Bindevermögens. 
                           In den bei 110° getrockneten, von mir aufgestellten
                              									Normalthonen wurde so als Maximum der Wasseranziehung gefunden:
                              									Bei dem höchstbindenden (B in
                              									früherer Bestimmung = 10 bis 11), dem besten belgischen Thon
                              									(Cl. III) 10,73 Proc. Bei dem nächstbindenden (B = 9 bis 10), dem Mühlheimer Thon (Cl.
                              									IV), 10,46 Proc. Bei dem wenigstbindenden (B = 1 bis 2), dem Saarauer Thon Nr. 1
                              									(Cl. I), 3,26 Proc. Ferner ergeben sich als abweichend von den
                              									vorstehenden Zahlen, wie auch theils von denen des
                              									Bindevermögens, für den Grünstädter Thon (B = 8) 7,43 Proc.; für den von Oberkaufungen (B = 9) 6,88 Proc. und für den von
                              									Niederpleis (B = 8 bis 9) 6,55
                              									Proc.
                           
                           Am abweichendsten und unzutreffendsten verhält sich der
                              									Zettlitzer geschlämmte Kaolin, welcher mit dem Bindevermögen = 3
                              									doch die außerordentliche Maximalwasseranziehung von 8,90 Proc.
                              									aufweist. Dieses auffallende und völlig abnorme Ergebniß
                              									verlangt eine nähere Erklärung, welche indeß naheliegend ist und
                              									in Gemeinschaft mit vorstehenden Abweichungen auf die hier
                              									einflußreichen störenden Verhältnisse hindeutet.Beiläufig bemerkt, ist das geringe Bindevermögen des
                                    									Zettlitzer Kaolins oder dessen „Kürze“
                                    									nicht in einer großen Beimengung von unzersetzten
                                    									Mineraltrümmern (vgl. Aron,
                                    									Notizblatt, 1873 S. 171, 187 und 192) zu suchen, da nach den
                                    									neuern interessanten Bestimmungen von Seger (Notizblatt, 1876 Nr. 14) in diesem Kaolin ganz bedeutend weniger Mineraltrümmer
                                    									sich finden als in den ebenso untersuchten fetten Thonen von
                                    									Liegnitz und Kottiken. 
                           Nicht unwahrscheinlich dürfte mit einem lange Zeit andauernden
                              									Suspendirtsein eines Thones in Wasser und einem dabei
                              									herbeigeführten mehr aufgequollenen Zustande ein großes
                              									Bindevermögen in Zusammenhang zu bringen sein, aus welchem
                              									Grunde daher im Allgemeinen die Thone secundärer Ablagerung weit
                              									bindender sind, als die primärer.
                           Unter sämmtlichen Normalthonen ist der geschlämmte Zettlitzer
                              									Kaolin am specifisch leichtesten, d.h. auf dasselbe Gewicht
                              									bezogen, gibt er ganz augenscheinlich die größte Raum- oder
                              									Volummenge, oder ist er am voluminösesten. Bei einer voluminösen
                              									oder mehr lockern Masse ist aber die Oberflächenanziehung eine
                              									größere und wird daher bei sonst gleichen Verhältnissen von
                              									einer solchen mehr Wasser aufgenommen als von einer specifisch
                              									schwerern oder mehr dichten. Bei voluminösen Thonen wird daher
                              									das Bindevermögen, wenn man dasselbe aus der Wasseraufnahme
                              									bestimmen will, zu hoch gefunden, ja, wie der vorliegende Fall
                              									zeigt, kann dies in sehr erheblichem Grade geschehen. Ferner ist
                              									hier auch der Kohlegehalt der Thone, welcher wechselnd und nicht
                              									unbedeutend sein kann, in Betracht zu ziehen, und wissen wir ja
                              									in bestimmter Weise aus den Untersuchungen von Aron, daß die drei und zwar auf nassem
                              									Wege abgeschiedenen Körper, namentlich das Kieselsäurehydrat,
                              									sowie das Thonerde- und Eisenoxydhydrat, ein großes
                              									wasseranziehendes Vermögen besitzen. Die hygroskopische
                              									Eigenschaft der Kohle ist bekannt, und lehrt die
                              									Landwirthschaft, daß ein humusreicher Boden weit mehr
                              									Feuchtigkeit anzieht und aufnimmt wie auch zurückhält, als ein
                              									humusarmer.
                           Dasselbe Vermögen ist von Einfluß auf die Thone je nach ihrem
                              									verschiedenen Kohlegehalt, und wird daher ein mehr kohlehaltiger
                              									Thon Mehr bindend erscheinen als ein kohlefreier, wenn auch
                              									sonst beide Thone in ihren Eigenschaften sich gleich sind. Auch
                              									hierin liegt also ein Grund, weshalb aus der
                              									Bestimmung der Wasseranziehung zutreffende Zahlen im Allgemeinen
                              									nicht zu erhalten sind, wenn man auch anderseits bei sonst sehr
                              									gleichartigen Materialien sich dieser Bestimmungsweise bedienen
                              									kann, wie z.B. der belgische und Mühlheimer Thon zeigt. Dazu
                              									kommt, namentlich im Vergleich zur Sandmethode, überhaupt die
                              									Kleinheit des Prüfungsmittels, d.h. die auch vom fettesten Thone
                              									aufgenommene Wassermenge bildet keine verhältnißmäßig bedeutende
                              									Größe, d. i. nur einen kleinern Bruchtheil der Thonmenge selbst.
                              									Fehler in der Bestimmungsweise multipliciren sich daher um so
                              									mehr. Endlich aber ist hervorzuheben: wollte man die 8 bis 10
                              									Tage Zeit erfordernde Wasseranziehung durch ein directes
                              									Zutröpfeln des Wassers zu dem Thon aus einer Bürette ersetzen,
                              									so entsteht die Schwierigkeit, den Zeitpunkt der Sättigung zu
                              									bestimmen, oder nimmt man einen gewissen Grad der Weichheit des
                              									mit Wassers versetzten Thones als Norm an, so ist dessen scharfe
                              									Feststellung nicht zu erreichen. Diese Schwierigkeiten kann man
                              									allenfalls umgehen durch Anwendung einer einfachen Restmethode,
                              									indem man den auf ein durchnäßtes und bedecktes Filter
                              									gebrachten Thon mit einer abgemessenen Menge Wasser übergießt,
                              									den Ueberschuß ablaufen läßt und hierauf denselben zurückmißt;
                              									doch bleiben auch dann noch Ungenauigkeiten übrig. Bei sonst
                              									sehr gleichen Thonen läßt sich in dieser letzten Weise bei
                              									möglichst gleicher jedesmaligen Ausführung von derselben Hand
                              									eine geringe Verschiedenheit der Wasseraufnahmefähigkeit eines
                              									Thones resp. des Bindevermögens noch ermitteln, während die
                              									überhaupt gerügten Fehlerquellen der Bestimmung des
                              									Bindevermögens aus der Wasseraufnahme bestehen bleiben.
                           Zum Schluß erwähne ich noch kurz der Vollständigkeit halber die
                              									praktischen Proben, deren man sich bei der Bestimmung des
                              									Bindevermögens oder der Bildsamkeit bedient. Hinsichtlich der
                              									Verarbeitung eines Thones im Allgemeinen muß ein aus demselben
                              									bereitetes, länglich cylinderförmiges Stück sich zu einem Ringe
                              									zusammenlegen lassen, ohne daß letzterer aus einander reißt und
                              									Sprünge bekommt. Formt man aus dem Thone Kugeln von
                              									verschiedener Größe, so müssen sich dieselben ungefähr um die
                              									Hälfte ihres Durchmessers verflachen lassen, ohne an den Rändern
                              									Risse zu zeigen, und zieht man den Thon aus einander, so muß
                              									eine gewisse ductile Dehnbarkeit der Thontheilchen zu beobachten
                              									sein. Als Maßstab zur Vergleichung der Bildsamkeit verschiedener
                              									Thone hat man die Länge von freihängenden Fäden genommen, welche
                              									sich aus einer Henkelpresse heraustreiben lassen, bis sie durch
                              									ihr eigenes Gewicht abreißen; oder bei zwei verschiedenen
                              									Massen, die aber gleichen Wassergehalt und gleiche Feinheit
                              									haben, kann man ihre relative Plasticität bestimmen nach der
                              									Länge, bis zu welcher man einen Ballen ausrollen kann, ohne ihn
                              									zu zerreißen.
                           Selbstredend bleiben solche von verschiedenen wechselnden
                              									Bedingungen und Umständen abhängige empirische Proben, welche
                              									ohne Bezug auf eine zahlenmäßige Einheit nur ein und derselbe
                              									und in derartigen Versuchen sehr geübter Arbeiter mit
                              									annähernder Genauigkeit ausführen kann, ziemlich unsichere
                              									Bestimmungsmittel und können keinen Anspruch auf eine größere,
                              									geschweige eine nur einigermaßen wissenschaftliche
                              									Zuverläßlichkeit machen.