| Titel: | Mills' hydraulischer Drehkrahn. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 338 | 
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                        Mills' hydraulischer
                           								Drehkrahn.
                        Mit Abbildungen auf Taf. VIII [a/2].
                        Mills' hydraulischer Drehkrahn.
                        
                     
                        
                           Der hier zu beschreibende Krahn, dessen Skizzen wir Engineering, August 1877 S. 134 entnehmen,
                              									gehört zu der in England vielfach verbreiteten, in
                              									Deutschland aber noch wenig angewendeten Klasse von Drehkrahnen,
                              									bei welchen sowohl die Verticalbewegung der Last, als die
                              									Verdrehung der Krahnsäule durch hydraulische Druckcylinder
                              									bewerkstelligt wird. Zu ersterm Zweck dient der große Cylinder
                              									H (Fig. 3 und
                              									4), dessen Kolben einen Kreuzkopf mit drei Kettenrollen
                              									h trägt, gegenüber drei gleichen
                              									Rollen h', welche unterhalb des
                              									Druckcylinders H gelagert sind. Die
                              									Lastkette ist am einen Ende fest eingespannt, geht abwechselnd
                              									über die sechs Rollen und zuletzt über die Rollen i zur Spitze des Krahnes.
                           Der Hub des Plungerkolbens ist 2m,540, die Uebersetzung
                              									durch den Flaschenzug sechsfach, daher die ganze Lastbewegung
                              									15m,240.
                           Zum Drehen des Krahnes nach rechts oder links dient abwechselnd
                              									einer der beiden Druckcylinder D
                              									– und zwar gewöhnlich derart, daß deren Plungerkolben
                              									Rollen d tragen, über die eine Kette
                              									geht, welche an den obern Enden der Cylinder D befestigt ist, nach abwärts zu den
                              									Rollen d, dann nach aufwärts zu den
                              									Leitrollen k gelangt und endlich die
                              									Rolle l auf der Krahnsäule umspannt.
                              									Jeder der drei hydraulischen Cylinder hat sein eigenes Ventil,
                              									um Druckwasser ein- oder auszulassen; die Ventile der beiden
                              									Drehcylinder D müssen jedoch so
                              									verbunden sein, daß beim Niedergange des einen Plungers unter
                              									Druck der andere, durch die gemeinschaftliche Kette gezogen,
                              									nach aufwärts gehen kann, also auch für das in seinem Cylinder
                              									enthaltene Wasser freien Ausgang findet.
                           Die bis jetzt beschriebene Anordnung stellt die allgemein
                              									gebräuchliche Form solcher Krahne, wie sie speciell bei
                              									Waarenhäusern verwendet werden, dar und könnte zu keiner
                              									speciellen Bemerkung veranlassen. Eine interessante Neuerung
                              									dagegen ist die Art, wie Robert Mills
                              									die beiden Drehcylinder D dazu
                              									verwendet, eine Veränderlichkeit der Kraftäußerung des Krahnes
                              									zu erzielen. Es ist klar, daß der Dienst solcher Krahne das
                              									Heben sehr verschiedenartiger Lasten erfordert, daß aber bei der
                              									oben beschriebenen Anordnung auch die kleinsten Lasten zum
                              									Erheben der vollen Füllung des großen Cylinders H bedürfen und einen gleichen Verbrauch
                              									an Druckwasser erfordern, wie die auf gleiche Höhe gehobene
                              									Maximallast des Krahnes. Die bis jetzt zur Vermeidung dieses
                              									Uebelstandes versuchten Constructionen, meistens ein zweiter
                              									kleinerer Kolben in dem Hauptplunger und ähnliches, hatten alle
                              									eine so große Complication in der Bedienung und Erhaltung der
                              									verschiedenen Dichtungen zur Folge, daß sie sich, gegenüber der
                              									mäßigen damit erzielbaren Druckwasser-Ersparung, nicht
                              									einbürgern konnten.
                           Mills' Erfindung dagegen ist von dem
                              									Einwande unnöthiger Complication völlig frei zu sprechen, da
                              									er zur Erzielung variabler Leistungskraft nichts anderes als
                              									bereits vorhandene Bestandtheile benutzt. Statt den
                              									Plungerkolben der Drehcylinder D
                              									einen Hub von etwa 650mm zu geben, wie er bei der Verdopplung des Hubes durch
                              									die Rolle d zum Zwecke der Verdehung
                              									des Krahnes genügend wäre, werden die Drehcylinder verlängert
                              									und ihre Kolben erhalten einen Hub von 1920mm so daß sie sich nach
                              									völliger Verdrehung des Krahnes noch um 1270mm weiter bewegen können.
                              									Endlich wird die Verdrehungskette, nachdem sie die Rollen d verlassen hat, nicht fest mit den
                              									Cylindern D verbunden, sondern über
                              									zwei feste Rollen r geleitet und mit
                              									dem Kreuzkopfe des Hauptplungers verbunden. Dadurch wird an der
                              									Verwendbarkeit der Cylinder zum Zwecke des Verdrehens nichts
                              									geändert, da der sechsfach vergrößerte Widerstand des
                              									Hauptplungers gegen die Bewegung stets größer ist wie der
                              									Widerstand der Krahnsäule gegen Verdrehung, also die Kettenenden
                              									als feste betrachtet werden können. Wenn aber den beiden
                              									Drehcylindern gleichzeitig Druck
                              									gegeben wird, können sie keine Verdrehung des Krahnes
                              									hervorbringen, und ihre Kette hebt in Folge dessen beim Ausgange
                              									der Plunger mit den Rollen d den
                              									Kreuzkopf des Hauptplungers und setzt mithin ohne
                              									Arbeitsleistung des Hebecylinders H
                              									die Last in Bewegung. Da die Drehplunger, wie immer sie auch zu
                              									einander stehen, noch mindestens einen gemeinschaftlichen Hub
                              									von 1270mm haben und
                              									ihre Uebersetzung auf die Lastkette zwölffach ist, so können sie
                              									dieselbe verticale Lastbewegung von 15m,240 leisten wie der
                              									Hauptplunger.
                           Auf diese einfache Art, nur durch Verlängerung der Cylinder D und der Verdrehungskette, ist die
                              									Leistungsfähigkeit des Krahnes innerhalb dreier extremer Grenzen
                              									veränderlich gemacht, indem für geringe Lasten die beiden
                              									Drehcylinder allein anheben, bei schwereren Lasten der
                              									Hauptcylinder allein und bei den größten Lasten endlich alle
                              									drei Cylinder gemeinschaftlich als Hebecylinder wirken. Zu
                              									bemerken ist schließlich noch, daß alle Cylinder mit
                              									Saugventilen versehen sind, die nach innen öffnen und
                              									ungespanntes Wasser zulassen, damit unterhalb der nicht
                              									arbeitenden, aber doch nach auswärts geschobenen Kolben Wasser
                              									nachströmen könne.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
