| Titel: | Beiträge zur Kenntniss der Leimung des Papieres; von C. Wurster. | 
| Autor: | C. Wurster | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 381 | 
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                        Beiträge zur Kenntniss der
                           								Leimung des Papieres; von C. Wurster.
                        (Schluß von S. 316 dieses
                           								Bandes.)
                        Wurster, zur  Leimung des
                           								Papieres.
                        
                     
                        
                           Gute Resultate erhält man bei Anwendung von 30 bis 34k krystallisirter Soda auf
                              									100° Harz; man verfährt dabei folgendermaßen: 65l Wasser werden in einem
                              									Kessel mit indirectem Dampfe erhitzt, darin 30 bis 34k Soda aufgelöst, in die
                              									kochende Flüssigkeit langsam 100k grob gepulvertes Harz
                              									eingetragen. Unter fortwährender Dampfzuströmung wird nun
                              									erhitzt. Die Kohlensäureentwicklung geht in dieser concentrirten
                              									Flüssigkeit nur langsam vor sich; nach 1 bis 3 Stunden ist sie
                              									so ziemlich beendet. Es muß jedoch weiter erhitzt werden, um die
                              									Flüssigkeit zu concentriren und das freie Harz in der Seife
                              									aufzulösen. 5 bis 8 Stunden werden in den meisten Fällen für die
                              									Dauer der Operation genügen. Die Harzseife ist fertig, wenn
                              									dieselbe, an einem eingetauchten Spatel hängend, durchsichtige
                              									Flächen ohne Gasbläschen bildet. Die abfallenden Massen müssen
                              									kurz abreißen, ohne Fäden zu ziehen. Beim Verdünnen mit dem
                              									gleichen Volumen heißen Wassers muß die Seife ein bräunliches,
                              									gelatinöses Aussehen annehmen und keine hellgelben Streifen
                              									zeigen. Eine Probe, in lauwarmem Wasser aufgerührt, muß sich zu
                              									einer milchigen Trübung ohne Flocken auflösen. Das Verdünnen der
                              									Harzseife geschieht so, daß 1l Flüssigkeit 20 bis 25g Harz enthält. Wo die Umstände es nicht erlauben, so viel
                              									Flüssigkeit in den Holländer hineinzubringen, muß man die Menge
                              									auf 50g Harz erhöhen;
                              									dies geschieht jedoch zum Nachtheile der leimenden Eigenschaften
                              									der Flüssigkeit. Bei Anwendung von Harzseifen, die schon viel
                              									freies Harz enthalten, ist der Unterschied, welcher bei der
                              									Anwendung dünneren oder dickeren Leimes eintritt, kein großer;
                              									er wird aber sehr bemerklich, wenn man zum Auflösen des Harzes
                              									36 oder 38k Soda
                              									anwendet, da dann ein geringer Unterschied im Gehalte an freiem
                              									milchförmigem Harze sehr hervortritt. Man wird gut thun, die
                              									Harzlösung zugleich mit etwas Stärke zu versetzen, um so die
                              									Suspension der Harzmilch zu erleichtern; man kann auf 5 bis 8k Harz 1k Stärke nehmen. Der Kessel
                              									wird zu 3/4 mit Wasser angefüllt, letzteres stark erwärmt, die
                              									vorher in lauwarmem Wasser suspendirte Stärke eingerührt und
                              									erhitzt, bis die Verkleisterung vollendet ist. Der
                              									Stärkekleister wird nun durch Zusatz von kaltem Wasser
                              									abgekühlt, die nöthige Menge Harzseife eingetragen, tüchtig
                              									umgerührt; nachdem das Meiste vertheilt ist, wird wieder Dampf
                              									zugelassen und die Flüssigkeit stark handwarm gemacht. Aus der
                              									Beschaffenheit der Flüssigkeit läßt sich schon erkennen, ob die
                              									angewendete Harzseife gut war oder nicht. Fällt hierbei das Harz
                              									flockig aus, so sammelt es sich nach Minuten langem Stehen am
                              									Boden des Kessels an, besonders wenn stärker erhitzt wurde. Der
                              									Leim wird nun durch den untern Hahn des Kessels in die
                              									Leimgefäße abgelassen. Am Ende des Rohres wird ein dünner
                              									Flanellsack oder ein Tuch angebracht, um den Leim zu filtriren.
                              									Durch Klopfen auf den Sack wird das Durchlaufen beschleunigt.
                              									War die Harzseife gut, so befinden sich in dem Sacke nur die
                              									Unreinheiten des Harzes, kein freies Harz. Wird freies Harz
                              									flockig ausgeschieden, so muß der Sack häufig umgetauscht und
                              									ausgewaschen werden, da er sich leicht verstopft.
                           
                           Der so erhaltene Leim besitzt eine schöne milchweiße Farbe, die
                              									Menge des darin suspendirten Harzes beträgt 15 bis 20 Proc. 2,5
                              									bis 3k dieses Leimes
                              									werden genügen, um mittlere Papiere vollkommen leimfest zu
                              									machen. Am besten in seinen Wirkungen wird dasjenige
                              									Leimverfahren sein, bei welchem zur Bildung der Harzseife am
                              									wenigsten Soda verwendet wird und deshalb auch die größte Menge
                              									suspendirtes freies Harz ergibt. Ich lasse hier das schon
                              									erwähnte Recept von L. Müller
                              									folgen.
                           25k
                              									möglichst reiner gebrannter Kalk werden mit 50k Wasser gelöscht und zu
                              									einer dicken Kalkmilch angerührt; hierzu setzt man 20k calcinirte oder 100k krystallisirte Soda von
                              									36 Proc. kohlensaurem Natron und erhitzt unter gutem Umrühren
                              									bis zum Kochen. Hierauf gibt man dem kohlensauren Kalk Zeit und
                              									Ruhe sich abzusetzen und läßt dann die klare Lauge durch ein
                              									feines Sieb in den kupfernen Kessel ab, welcher mit doppelter
                              									Wandung versehen durch Dampf erhitzt wird. Man gibt so viel
                              									Wasser hinzu, daß die ganze Flüssigkeit 250l beträgt, erhitzt bis zum
                              									Kochen und setzt nach und nach 400k möglichst fein
                              									gepulvertes Harz hinzu. Nach 4- bis Windigem Kochen ist das Harz
                              									nun vollständig gelöst und wird die Leimauflösung in einen
                              									Bottich abgelassen, in welchem man sie 5 bis 8 Tage ruhig stehen
                              									läßt. In dieser Zeit scheidet sich die blaßgelbe Seife von der
                              									durch den Farbstoff des Harzes braun gefärbten Lauge ab, die
                              									letztere wird abgelassen, die Seife ein paar Mal mit kaltem
                              									Wasser durchgewaschen, und diese ist alsdann zum Gebrauche
                              									fertig. Vor der Anwendung wird diese Seife im 10fachen ihres
                              									Gewichtes kochenden Wassers geschmolzen und das Kochen bis zur
                              									gänzlichen Lösung 1 Stunde lang unterhalten, darauf durch ein
                              									Metalltuch Nr. 80 in einen andern Bottich übergefüllt und
                              									erkalten gelassen. Die sogen. Leimlösung ist vollständig weiß
                              									und verursacht bei der Verarbeitung keine Schaumbildung. Zu
                              									einer guten Leimung nimmt man von dieser Lösung 36l auf 100k Papier, entsprechend 2k,4 Harz.
                           Während es mir bei Anwendung von kohlensaurem Natron ohne
                              									Ausscheidung stockigen Harzes nur gelungen ist, die Sodamenge
                              									auf 32, höchstens 30 Th. für 100 Th. Harz herabzudrücken, so
                              									will L. Müller bei Anwendung
                              									kaustischen Natrons diesen Procentsatz bis auf 25 und weniger
                              									gebracht haben; da nicht angegeben wird, ob der Kalkrückstand
                              									beim Kausticiren der Soda ausgewaschen und die Waschwässer zum
                              									Auflösen mit benutzt werden, so hält dieser Rückstand noch einen
                              									großen Theil der 25 Proc. Soda zurück. Es folgt daraus, daß,
                              									während bei der Darstellung des braunen Leimes ein Kausticiren
                              									nur von Nachtheil ist, bei der Darstellung weißen Leimes
                              									Aetznatron hingegen mit großem Voltheil angewendet werden
                              									kann.
                           Bei diesen Darstellungen bleiben alle oder der größte Theil der
                              									Farbstoffe des Harzes in dem Leime; man muß also für feinere
                              									Papiere ganz helle Sorten verwenden. Es ist jedoch möglich, auch
                              									das Verbessern der Farbe des Harzes durch Waschen der Harzseife
                              									beim weißen Leime anzuwenden. Man kann dann aber die Operation
                              									nicht auf einmal vollenden, sondern wird zuerst eine völlig gelöste
                              									Harzseife mit Ueberschuß von Alkali darstellen, diese nach dem
                              									oben angegebenen Verfahren durch Waschen mit Kochsalz reinigen,
                              									die reine Harzseife dann wieder in den Kessel bringen, durch
                              									Erhitzen von Wasser befreien und nun 10 bis 15 Proc. oder mehr
                              									Helles Harz besserer Sorte eintragen und so lange erhitzen, bis
                              									die Beschaffenheit der Harzseife anzeigt, daß das Harz völlig in
                              									der Seife aufgelöst ist.
                           Da der weiße Leim in seinen leimenden Eigenschaften den braunen
                              									bei weitem übertrifft, seine Darstellung weniger kostet, man zu
                              									einer guten Leimung mit weißem Leim nur die Hälfte des Harzes
                              									braucht, welches zur Leimung mit braunem Leime nothwendig ist,
                              									sodann noch bedeutend weniger Alaun zur Fällung bedarf und die
                              									Wirkung dieses Leimes so zu sagen eine nie versagende ist, so
                              									erscheint die Anwendung des weißen Leimes dringend geboten.
                              									Einige Uebelstände jedoch bringt der weiße Leim auch mit sich.
                              									Es ist bei seiner Anwendung nicht zu vermeiden, daß Theile des
                              									suspendirten Harzes sich an den Wandungen der Gefäße
                              									niederschlagen; wir finden deshalb alle Gefäße, in denen weißer
                              									Leim sich befindet, mit freiem Harz überkleidet. Hierdurch ist
                              									nun allerdings die Gefahr vorhanden, daß solche gröbere
                              									ausgeschiedene Harztheile in das Papier gelangen und dort als
                              									Harzflecken erscheinen. Durch peinliche Reinlichkeit und
                              									Aufmerksamkeit wird diese Gefahr leicht vermieden werden können,
                              									besonders bei nochmaligem Filtriren des Leimes durch Beuteltuch,
                              									ehe er in den Holländer gegeben wird.
                           Wir werden uns nun mit der Fällung des Harzleimes zu beschäftigen
                              									haben. Die Wirkung der Thonerdesalze bei der Fällung des
                              									Harzleimes habe ich dahin erklärt, daß dieselben lediglich als
                              									freie Säuren wirken. Das harzsaure Natron wird durch
                              									schwefelsaure Thonerde im Ueberschuß zersetzt in freies Harz,
                              									basisches Thonerdesalz und schwefelsaures Natron. Es muß
                              									weiterhin so viel Thonerdesalz zugesetzt werden, um die
                              									natürliche Alkalinität des Wassers des Papierbreies aufzuheben,
                              									und zwar sowohl des schon im Holländer enthaltenen, als auch der
                              									auf der Maschine zufließenden Wassermengen. Die Alkalinität des
                              									Wassers ist meistentheils bedingt durch einen Gehalt an gelöstem
                              									kohlensaurem Kalk; derselbe setzt sich ebenfalls mit der
                              									schwefelsauren Thonerde um in schwefelsauren Kalk und basisch
                              									schwefelsaure Thonerde.
                           Die beizufügende Menge schwefelsaurer Thonerde wird sich deshalb
                              									richten nach der Menge des beim Auflösen des Harzes verwendeten
                              									Alkalis, oder nach dem in der Harzseife noch vorhandenen Alkali,
                              									sofern die Lauge abgeschöpft wurde, ferner nach der Alkalinität
                              									des Wassers und dem Grade der Verdünnung des Gangzeuges auf der
                              									Maschine.
                           
                           Die anzuwendende Menge Thonerdesalz läßt sich durch Rechnung nur
                              									schwer, leicht dagegen durch den Versuch bestimmen. Die Menge
                              									ist zu gering bemessen, wenn das von dem Siebe der
                              									Papiermaschine ablaufende Wasser noch alkalisch oder neutral
                              									ist; es muß so viel des Salzes zugesetzt werden, um das Wasser
                              									schwach sauer reagirend zu machen.
                           Darstellung, Eigenschaften und chemischer Werth der verschiedenen
                              									Präparate, welche schwefelsaure Thonerde enthalten, sind in den
                              									neueren Handbüchern über Papierfabrikation ausführlich und
                              									sachgemäß behandelt, und brauche ich deshalb hier nicht näher
                              									darauf einzugehenVgl. das oben citirte Werk von Dr. L. Müller, ferner Carl Hofmann Praktisches Handbuch für
                                    									Papierfabrikation. (Berlin 1875. Julius Springer.).
                           Setzt man zu weißem Leim so lange Alaun zu, bis in der
                              									Mutterlauge kein freies Harz mehr nachweisbar ist, sondern ein
                              									schwacher Gehalt an Thonerde auftritt, so ist neben dem
                              									suspendirten freien Harze hauptsächlich harzsaure Thonerde
                              									vorhanden. Man bedarf hier nach einem von mir ausgeführten
                              									Versuche zur Fällung von 100 Th. Harz als weißen Leim 33,3 Th.
                              									Alaun. Die Reaction findet nach folgender Gleichung statt: 6
                              									C₂₀H₂₉O₂Na + Al₂
                              									(SO₄)₃ =
                              									(C₂₀H₂₉O₂)₆ Al₂
                              									+ 3 Na₂SO₄. Wir brauchen also auf 6 Mol.
                              									Silvinsäure 1 Mol. schwefelsaure Thonerde, oder 1 Mol.
                              									Alaun.
                           Das Moleculargewicht der Silvinsäure ist 302, das der
                              									schwefelsauren Thonerde 342,8, des Alauns 949. Wir benöthigen
                              									also für 6 × 302 = 1812 Silvinsäure 949 Alaun, oder für
                              									100 Th. Harz 52,4 Th. Alaun. Es wurden aber nicht 45,6
                              									krystallisirte Soda angewendet, um 100 Th. Harz zu lösen, wie
                              									die Theorie es vorschreibt, sondern nur 32; wir haben also die
                              									Proportion 45,6 : 32 = 52,4 : x oder
                              									x = 32 × 52,4 : 45,6 = 36,6.
                              									Diese Zahl stimmt zwar mit der durch den Versuch gefundenen nur
                              									annähernd überein; aber es sind die Fehlerquellen in der Technik
                              									zu große, besonders war die verwendete Soda nicht rein, sondern
                              									schwächer.
                           Die Technik hat durch Erfahrung bewiesen, daß man bei der Leimung
                              									auf 1k Harz mindestens
                              									1k Alaun bedarf. Dieses
                              									Verhältniß würde aber der Bildung eines basischen Thonerdesalzes
                              									von der Formel Al₂O (SO₄)₂ entsprechen. Wir
                              									können deshalb die Reaction des Alauns im Ueberschuß auf die
                              									gebildete harzsaure Thonerde durch die Gleichung ausdrücken:
                              									(C₂₀H₂₉O₂)₆ Al₂
                              									+ 2Al₂ (SO₄)₃ + 3 H₂O = 6
                              									C₂₀H₃₀O₂ + 3 Al₂O
                              									(SO₄)₂.
                           Die Fällung der Harzseife mittels Alaun im Ueberschuß kann
                              									ausgedrückt werden durch die Gleichung: 6
                              									C₂₀H₂₉O₂Na + 3 Al₂
                              									(SO₄)₃ + 3 H₂O = 6
                              									C₂₀H₃₀O₂ + 3 Al₂O
                              									(SO₄)₃ + 3 Na₂SO₄.
                           
                           In der Regel wendet man mehr Alaun an, nach Carl Hofmann oft 2 bis 3 und selbst 5k auf 1k Harz. Eine eisenfreie
                              									schwefelsaure Thonerde wird in ihrer Wirkung dem Alaun
                              									vollkommen gleich stehen, dagegen viel billiger in ihrer
                              									Anwendung kommen. Alaun enthält 36,1 Proc. trockene
                              									schwefelsaure Thonerde; die verschiedenen Präparate –
                              									Patent-Alaun, geschmolzene schwefelsaure Thonerde,
                              									Kryolith-Alaun u.s.w. – enthalten 40 bis 51 Proc.
                              									schwefelsaurer Thonerde. Der einzig wirksame Bestandtheil des
                              									Alauns bei der Leimung ist die schwefelsaure Thonerde; so lange
                              									der Preis der letzteren in den Alaunsurrogaten sich niedriger
                              									stellt als in dem Alaun selbst, so sind für die meisten Zwecke
                              									die Surrogate dem Alaun vorzuziehen.
                           Daß ein geringer Gehalt der schwefelsauren Thonerde an freier
                              									Schwefelsäure dem Papiere nachtheilig wird, scheint mir kaum
                              									wahrscheinlich, da die freie Säure die Wirkung der
                              									schwefelsauren Thonerde nur unterstützt und jedenfalls nach der
                              									Fällung des Harzleimes im Papierbrei keine freie Säure mehr
                              									vorhanden sein kann, welche schädlich auf Farben u.s.w.
                              									einwirken könnte. Wie weit der Gehalt der schwefelsauren
                              									Thonerde an freier Säure gesteigert werden darf, ohne die
                              									Leimung zu beeinträchtigen, konnte ich noch nicht ermitteln.
                              									Jedenfalls ist es von Wichtigkeit, diese Grenze zu bestimmen, um
                              									so möglicherweise einen Theil der Arbeit der schwefelsauren
                              									Thonerde der viel billigeren Schwefelsäure zu überlassen.
                           Das Auflösen der schwefelsauren Thonerde sollte nicht in
                              									kupfernen Gefäßen geschehen, da diese stark angegriffen werden,
                              									sondern in hölzernen Bottichen, die eventuell mit einem
                              									Dampfrohre versehen sind, um durch Erhitzen mit directem Dampf
                              									das Auflösen zu befördern. Das Auflösen der harten Kuchen von
                              									schwefelsaurer Thonerde erfolgt schon von selbst und in der
                              									Kälte, wenn man die Kuchen nicht direct in das Gefäß wirft, wo
                              									sie auf dem Boden liegen bleiben und nur durch heftiges Rühren
                              									aufgelöst werden können, sondern dafür Sorge trägt, daß die
                              									schwefelsaure Thonerde nur mit dem obern Theile der Flüssigkeit
                              									in Berührung kommt und dort der auflösenden Wirkung des Wassers
                              									ausgesetzt wird, entweder durch Auflegen auf ein Holzgitter,
                              									oder durch Einhängen in Tüchern im obern Theile des Wassers,
                              									wodurch gleich ein Filtriren der schwefelsauren Thonerde bewirkt
                              									wird. Die Alaunlösung oder die Lösung der schwefelsauren
                              									Thonerde wird man zum Gebrauche ziemlich gesättigt anwenden
                              									können.
                           Die Fällung des Harzleimes kann so vorgenommen werden, daß zuerst
                              									der Harzleim in den Holländer gegeben wird und, nachdem dieser
                              									in dem Ganzstoffe gehörig vertheilt ist, der Zusatz des
                              									Thonerdesalzes erfolgt. Soll zugleich noch Stärke
                              									zugesetzt werden, so wird dies am zweckmäßigsten nach dem
                              									Harzleim und vor dem Thonerdesalz geschehen, um durch die Stärke
                              									womöglich noch eine feinere Vertheilung des Harzes bei der
                              									Fällung zu bewirken.
                           Ob unter Umständen ein geringer Zusatz von schwefelsaurer
                              									Thonerde in den Holländer vor dem Harzleime zweckmäßig ist oder
                              									nicht, wage ich nicht zu entscheiden. Es ließe sich allerdings
                              									ein Grund dafür anführen: Die schwefelsaure Thonerde macht aus
                              									dem kohlensauren Kalk Kohlensäure frei, welche, wie wir wissen,
                              									die Abscheidung von freiem Harze in Milchform bewirken kann; ist
                              									die zugesetzte Menge schwefelsaurer Thonerde jedoch größer, so
                              									hebt sich dieser Vortheil wieder auf.
                           Die Menge des zu dem Papier zuzusetzenden Harzes richtet sich
                              									außer dem Grade der Vertheilung ganz nach der Größe der
                              									Oberfläche, welche gegen die benetzende Wirkung der
                              									Flüssigkeiten geschützt werden soll. Da nun durch einen Zusatz
                              									pulverförmiger Stoffe die zu schützende Oberfläche sehr
                              									vergrößert wird, so muß bei Anwendung von Beschwerungsmitteln
                              									auch die Harzmenge vergrößert werden. Die große Bedeutung der
                              									Feinheit der auf der Faser abgeschiedenen Harztheilchen und die
                              									dadurch erreichte möglichst große Oberfläche, welche der
                              									benetzenden Flüssigkeit entgegengesetzt wird, ist schon
                              									hervorgehoben worden.
                           Verwendet man das Harz in Form von weißem Leim, welcher 20 Proc.
                              									freies Harz enthält, so braucht man 2k,5 Harz, um 100k eines mittleren Papieres
                              									zu leimen. Nimmt man hingegen das Harz in Form von braunem Leim,
                              									so bedarf man, um die gleiche Wirkung zu erreichen 5k Harz auf 100k Papier. Es wirken also
                              									die 20 Proc. = 0k,5
                              									freien milchigen Harzes ebenso viel wie 3k Harz, welches durch
                              									schwefelsaure Thonerde ausgefällt wird.
                           Daß die Stärke wirklich nur die ihr von mir zugeschriebene Rolle
                              									bei der vegetabilischen Leimung spielt, geht aus ihrem ganzen
                              									physikalischen Verhalten in unzweifelhafter Weise hervor.
                              									Trockener Stärkekleister bildet eine durchsichtige Haut, die
                              									leicht von Tinte durchdrungen wird. Es kann demnach die Stärke
                              									als solche für sich weder das Leimen noch die Farbe verbessern.
                              									Der Stärkekleister, wie er in der Papierfabrikation angewendet
                              									wird, ist bekanntlich keine Lösung der Stärke in Wasser, sondern
                              									nur die aufgequollene zerplatzte Stärkesubstanz. Da hierdurch
                              									die Stärke die ganze Flüssigkeit so zu sagen in eine Unmasse
                              									einzelner kleiner Abtheilungen zerlegt, auch die Strömungen und
                              									molecularen Bewegungen der Flüssigkeit bedeutend beeinträchtigt,
                              									ja zuweilen vollständig aufhebt, so ist es erklärlich, daß durch
                              									einen Zusatz von Stärkekleister die
                              									Geschwindigkeit der chemischen Reaction bedeutend verlangsamt
                              									wird, und es liegt ganz in der Natur der Sache, daß ein in
                              									Stärkekleister hervorgebrachter Niederschlag aus kleineren
                              									Theilen bestehen kann, als ein in einer reinen, leicht
                              									beweglichen Flüssigkeit gebildeter; jedenfalls verhindert der
                              									Stärkekleister eine spätere Vereinigung des Niederschlages zu
                              									dichteren Theilchen. Durch längeres Kochen mit Wasser geht die
                              									unlösliche Stärke über in die lösliche; letztere wird nach
                              									meiner Ansicht beim Leimen keinerlei Rolle spielen, also ganz
                              									unnöthig sein. Es ist also sehr unzweckmäßig, eine Stärkelösung
                              									zum Gebrauche des Leimens länger zu kochen, ja sogar das
                              									Erhitzen bis zum Kochen selbst sollte vermieden werden; da die
                              									Verkleisterung der Stärke zwischen 75 bis 80° eine
                              									vollständige wird, so ist jedes weitere Erhitzen unnöthig und
                              									nur von Nachtheil.
                           Betrachten wir noch das Verhalten des geleimten Papieres auf der
                              									Maschine während des Trocknens. Wie im Anfange dieser Abhandlung
                              									erwähnt wurde, erweichen gewisse Harzsorten schon bei ziemlich
                              									niederer Temperatur zwischen 50 und 70°. Je feuchter das
                              									Papier, je höher die Trockentemperatur, desto größer wird die
                              									Gefahr sein, daß das Harz sich zusammenballt, oder zu größeren
                              									Theilchen zusammenschmilzt, in Folge dessen seine Oberfläche
                              									also sehr verringert wird und möglicherweise ganze Fasern oder
                              									Fasertheile des schützenden Ueberzuges beraubt werden.
                           Die gute Wirkung der niedergeschlagenen, unlöslichen basischen
                              									Thonerdesalze und der Stärke beim Leimen habe ich außer der bei
                              									der Fällung des Harzes stattfindenden Vorgänge hauptsächlich
                              									auch darauf zurückgeführt, daß diese Körper dieses
                              									Zusammenschmelzen des Harzes auf den Trockencylindern
                              									verhindern. Wird das Papier trockener, also der Widerstand,
                              									welchen die Stärke und die basischen Thonerdesalze einer
                              									Vereinigung des Harzes entgegensetzen, größer, so wird auch ein
                              									stärkeres Erhitzen bis zum Schmelzen des Harzes die Leimung
                              									nicht mehr wesentlich beeinträchtigen. Das ausgeschiedene, fein
                              									vertheilte Harz bildet ein zartes Weihes Pulver; auch bei
                              									dunkleren Sorten ist dieses Pulver kaum gefärbt, so daß die
                              									Farbe des gewöhnlichen weißen Papieres durch Harzpulver nicht
                              									schlechter wird. Die gelbe Farbe des Harzes tritt erst dann auf,
                              									wenn das Harzpulver schmilzt. Es ist dieser Umstand bei der
                              									Darstellung feinerer Papiere wohl zu beachten, und ein möglichst
                              									langsames Trocknen mit nicht zu heißen Cylindern anzurathen.
                           Vegetabilisch geleimtes Papier wird geleimt sein für neutrale und
                              									schwach saure Flüssigkeiten, nicht aber für alkalische. Die
                              									Tinte, mit der wir schreiben, muß also stets schwach sauer
                              									gehalten werden. Aus demselben Grunde ist die Leimprobe mit der
                              									Zunge eine sehr unsichere, da der Mundspeichel meistens schwach
                              									alkalisch ist, also besonders dünne, neutral
                              									gehaltene Papiere leicht durchdringen kann, auch wenn das Papier
                              									gut geleimt ist.
                           Fassen wir nochmals die Hauptmomente vorliegender Abhandlung
                              									zusammen, so geht daraus hervor: Die vegetabilische Leimung des
                              									Papieres wird bewirkt durch freies, mit dem Papiere innig
                              									vermengtes Harz.
                           Die Vertheilung des Harzes wird erreicht: 1) durch Auflösen des
                              									Harzes in Alkalien, als harzsaures Alkali, und Zersetzen des
                              									harzsauren Alkalis mittels schwefelsaurer Thonerde im
                              									Ueberschuß, in freies Harz, schwefelsaures Alkali und basisch
                              									schwefelsaure Thonerde, der braune
                              									Leim; – 2) durch Auflösen freien Harzes in dem
                              									concentrirten harzsauren Alkali, Fällen des freien Harzes in
                              									Milchform durch Verdünnen der Harzseife mit Wasser und weiteres
                              									Zersetzen des harzsauren Natrons mit schwefelsaurer Thonerde,
                              									der weiße Leim.
                           Das durch Wasser in Milchform ausgeschiedene Harz ist in seiner
                              									leimenden Wirkung dem durch die schwefelsauren Thonerde
                              									niedergeschlagenen Harze bei weitem überlegen, und ist deshalb
                              									die Darstellung eines weißen Leimes mit möglichst viel freiem
                              									Harze in Milchform anzustreben.