| Titel: | B. Bouniard's Frischofen. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 393 | 
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                        B. Bouniard's
                           								Frischofen.
                        Bouniard's Frischofen.
                        
                     
                        
                           Der von B. Bouniard erfundene Ofen zur
                              									Umwandlung von Roheisen in Schmiedeisen oder Stahl (ähnlich wie
                              									in der Bessemerbirne) besteht, so weit die Mittheilung im Iron, Juni 1877 S. 742 verständlich ist,
                              									aus einer Schmelzkammer, welche entweder nach Siemens-System mit
                              									Gasen oder auf gewöhnliche Weise geheizt wird. Der das Metall
                              									aufnehmende Theil hängt nebst Zubehör allerseits frei in dem
                              									feststehenden Theil des Ofens, durch welchen die Gase ein- und
                              									austreten; ersterer trägt im Scheitel des ihn bedeckenden
                              									Gewölbes ein mit feuerfestem Thon umkleidetes Windrohr, durch
                              									welches ein Luftstrom innerhalb gewisser Grenzen mit beliebiger
                              									Pressung auf das entweder schon vorher oder im Ofen selbst
                              									geschmolzene Eisen geblasen werden kann. Der Windstrom hat den
                              									doppelten Zweck, das Eisen zu feinen und sämmtliche
                              									Eisenpartikelchen durch die ihnen künstlich mitgetheilte
                              									Bewegung der Reihe nach in Berührung mit dem Wind zu bringen;
                              									deshalb erhält das Windrohr von irgend einer Kraftquelle aus
                              									durch Riemenscheiben und Zahnräder eine kreiselnde Bewegung,
                              									während es selbst schraubenförmig ausgebohrt ist; auch kann das
                              									Windrohr durch denselben Mechanismus in verticaler Richtung
                              									gehoben und gesenkt werden. Es ist einleuchtend, daß hierdurch,
                              									außer der schnellen Verwandlung des Eisens in Stahl, die
                              									Homogenität des Productes befördert wird. Sobald die Operation
                              									beendet ist, stellt man mittels zweier Zahnstangen durch
                              									Umdrehen eines Handrades das Windrohr ab, worauf das
                              									geschmolzene Metall untersucht werden und die zur Erlangung
                              									eines bestimmten Productes erforderlichen Zusätze erhalten kann.
                              									Zum Eingießen des Metalles in die Formen wird der Schmelzofen
                              									gekippt; das Bett des Ofens sowie der ganze bewegliche Theil
                              									desselben können auf einem mit eisernen Platten bedeckten
                              									Transportwagen fortbewegt werden. Die kippende Bewegung wird dem
                              									beweglichen Theile an der gewünschten Stelle durch Handrad,
                              									Vorgelege und Zahnsegment ertheilt. Während dessen
                              									wird die Temperatur des Ofens durch einen fortdauernden Gasstrom
                              									auf ihrer Höhe erhalten. Durch die beschriebene Construction
                              									sollen folgende Vortheile erzielt werden: 1) Die Schmelzung des
                              									Metalles in einem einzigen Herd macht die Anlage einfacher und
                              									billiger. 2) Die Feinung des Metalles durch den eingeblasenen
                              									Luftstrom und die durch das Windrohr erzeugte Bewegung erhöht
                              									die Homogenität. 3) Der Eisenzuschlag zu dem Metallbad wird
                              									erleichtert und gegen das Ende des Processes eine ähnliche
                              									Beschickung wie beim Martinproceß gestattet. 4) Die Möglichkeit,
                              									den beweglichen Ofentheil nach Belieben umzukippen, erleichtert
                              									das Ausgießen des Metalles. 5) Der Ofen braucht zum Zwecke einer
                              									Reparatur nicht stillgesetzt zu werden, weil der bewegliche
                              									Theil desselben sich selbst während des Betriebes sehr leicht
                              									und schnell durch einen andern ersetzen läßt.
                           –r.