| Titel: | Einige neuere Vorschläge zur mehrfachen Telegraphie. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 499 | 
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                        Einige neuere Vorschläge zur
                           								mehrfachen Telegraphie.
                        Mit Abbildungen.
                        Einige neuere Vorschläge zur mehrfachen
                           								Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Wir geben hier im Anschluß an die Artikel in diesem Journal (1874
                              									* 212 111. 1875 217 29. * 218 32. 1876 * 222 56. 1877 * 225 52) und zur
                              									Ergänzung derselben einige kurze Mittheilungen über die in den
                              									letzten Jahren aufgetauchten Vorschläge zum telegraphischen
                              									Gegen- und Doppelsprechen, wie zur Verbindung beider, und
                              									gruppiren dieselben in gleicher Weise, wie sie sich in der
                              									historischen Uebersicht über die mehrfache Telegraphie in Zetzsche's Handbuch der elektrischen
                              									Telegraphie (Bd. 1 S. 538 ff.) angeordnet finden.
                           
                        
                           A. Absatzweise
                              									vielfache Telegraphie.
                           1) Der Telegraphist Mimault hat seinen
                              									seit 1872 erdachten und im Januar 1874 patentirten, 5
                              									Leitungsdrähte erfordernden und an Highton's Typendrucktelegraph
                              									erinnernden, elektrochemischen Telegraph, welchen Du Moncel näher im Journal télégraphique, Bd. 3 S. 495
                              									beschreibt, 1876 mit blos einem Leitungsdrahte für
                              									Hughes-Typendrucker verwendbar und zur absatzweisen Beförderung
                              									mehrerer Telegramme geschickt gemacht.
                           2) Der um die Mitte des J. 1874 patentirte, ebenfalls dem
                              									Highton'schen verwandte Typendrucker des französischen
                              									Telegraphen-Verwaltungsbeamten Baudot
                              									wurde bei seiner 1875 patentirten Weiterentwicklung in einen
                              									fünffachen umgewandelt, worüber Du
                                 									Moncel ausführlich im Journal
                                 									télégraphique, Bd. 3 S. 521 ff.
                              									berichtet.
                           3) Bei Joh. C. Gräbner's am 30.
                              									December 1875 in Preußen patentirtem vierfachen Typendrucker
                              									sind je 2 Apparate zu einem Doppelapparate vereinigt; in jedem
                              									Doppelapparate bildet ein Stahlmagnet, auf dessen beide Enden je
                              									eine als Elektromagnetkern dienende Eisenröhre aufgeschraubt
                              									ist, die Achse der Contactwalze, auf welche an jedem Ende ein
                              									Typenrad und eine Contactscheibe angeschraubt ist. Auf jeder
                              									Seite der Achse liegt eine Claviatur mit 60 Tasten in 4 Reihen;
                              									da aber die Contactstifte der einen Claviatur um 1/4 ×
                              									1/60 = 1/240 des Walzenumfanges verstellt sind, so braucht jede
                              									Walze nur 60 (nicht 120) Contactstellen; ebenso sind die
                              									Contacte der beiden Contactscheiben, auf welche sich
                              									gleichgestellte Contacthebel auflegen, um je 1/240 des Umfanges
                              									gegen einander verstellt. Die Achsen der Walzen beider
                              									Doppelapparate treibt das Triebwerk mittels zweier Zahnräder auf
                              									einer gemeinschaftlichen Welle.
                           
                           4) Während bei Gräbner's Telegraph jeder Drucker während 1/240
                              									einer Umdrehung der Walze mit der Linie verbunden ist, ging M.
                              									Koch in Chur bei seinem vierfachen
                              									Typendrucker darauf aus, jeden Hughes so lange an der Linie zu
                              									lassen, bis auf ihm ein Buchstabe gedruckt wird. Der druckende
                              									Strom sollte zugleich in eine allen 4 Hughes gemeinschaftliche,
                              									von einem Triebwerke mit etwas schwererem Gewichte und
                              									schwererem Schwungrade in Umdrehung versetzte Welle die
                              									Contactwalze des nächsten Hughes einrücken, damit dieselbe und
                              									mit ihr zugleich sein Typenrad eine volle Umdrehung machen
                              									könnte. Die Stromsendungen vermitteln die auf der Contactwalze
                              									in einer Schraubenlinie stehenden Contactstücke bei ihrer
                              									Berührung mit einer niedergedrückten Taste. Nach dem Drucken
                              									sollte eine Spiralfeder das Correctionsrad in seine
                              									ursprüngliche Lage zurückführen. In der zu einem Umlaufe des
                              									Typenrades (oder der gemeinschaftlichen Welle) nöthigen Zeit
                              									(1/120 Minute) können selbst bei zweckmäßiger Aufeinanderfolge
                              									der Buchstaben höchstens 4 Buchstaben (auf jedem Typenrade
                              									einer) gedruckt werden, weil die erste Contactwalze ihren Umlauf
                              									vollendet haben muß, bevor die vierte drucken kann; dabei hat
                              									aber die gemeinschaftliche Welle bald 1, bald 2, 3 oder 4
                              									Contactwalzen zu treiben.
                           
                        
                           B.
                              									Gleichzeitige Doppeltelegraphie.
                           
                              a)
                                 										Gegensprechen.
                              
                                 I) Ausgleichung durch eine Spannfeder Auch Moses G. Farmer ließ
                                          											sich am 15. November 1859 in Amerika eine solche
                                          											Einschaltung patentiren. oder magnetische
                                       											Anziehung.
                                 5) Gerritt Smith in New-York
                                    											ließ den als Sender benutzten Klopfer bei der
                                    											Stromsendung seinen Ankerhebel so bewegen, daß eine
                                    											Feder einen mit dem Relais und der Linie verbundenen
                                    											Hebel gegen den mit dem einen Batteriepole verbundenen
                                    											Ankerhebel des Relais legte, letzteres daher nur seinen
                                    											Anker anziehen konnte, wenn gleichzeitig auch der Sender
                                    											der andern Station arbeitete und den Linienstrom auf die
                                    											doppelte Stärke brachte. (Vgl. Telegrapher, 1876 Bd. 12 S. 7.)
                                 6) Hierher läßt sich auch der Gegensprecher vom Secretär
                                    											F. Fuchs in Frankfurt (1875)
                                    											rechnen; derselbe ließ mittels des besonders
                                    											eingerichteten Tasters den abgesendeten Strom blos durch
                                    											die eine Spule des eigenen Relais gehen. (Vgl. Journal
                                       											télégraphique, Bd. 3 S. 235.)
                                 7) Noch anders suchte T. A. Edison in New-Jersey 1873 das Gegensprechen zu
                                    											ermöglichen. Er gab der Station I ein polarisirtes, nur auf positive Ströme ansprechendes Relais und einen
                                    											Taster, welcher beim Niederdrücken einen großen
                                    											Widerstand ausschaltete, der Station II als Sender einen
                                    											Klopfer, dessen Ankerhebel (mit Hilfshebel) in der
                                    											Ruhelage einen negativen, in der Arbeitslage einen
                                    											positiven Strom in die Linie sendete, ließ beide Ströme
                                    											in zwei verschiedenen Elektromagneten mit
                                    											gemeinschaftlichem Ankerhebel wirken, dessen Spannfeder
                                    											jedoch seine Bewegung verhinderte, so lange nicht der
                                    											Taster in I durch Ausschaltung des Widerstandes den
                                    											Strom verstärkte. In II muß also das Relais bald auf
                                    											positive, bald auf negative Ströme ansprechen, was ein
                                    											Zerreißen der Zeichen veranlassen kann. (Vgl. Prescott: Electricity [New York 1877] p. 822.)
                                 
                              
                                 II) Ausgleichung zwischen den Strömen verschiedener
                                       											Batterien in demselben Stromwege.
                                 
                                    
                                    Fig. 1., Bd. 226, S. 501
                                    8) Dem am 3. Juni 1874 in England zu vorläufigem
                                       												Schutz angemeldeten, im Journal télégraphique, Bd. 2 S.
                                       												500 beschriebenen Gegensprecher des
                                       												Telegrapheninspectors Luigi Vianisi in Messina liegt die in Figur 1 dargestellte
                                       												(Poggendorff'sche) Stromskizze zu Grunde.
                                    
                                 Bedeuten W₁, W₂
                                    											und W₃ die
                                    											Widerstände, J₁, J₂ und J₃ die Stromstärken in
                                    											den aus der Skizze ersichtlichen Stromwegen a B₁, b, a B₂ b und a u
                                       											b, E₁ und E₂ endlich die elektromotorischen Kräfte
                                    											der Batterien B₁ und
                                    											B₂, so ist nach den
                                    											Kirchhoff'schen Gesetzen (vgl. 1877 225 52):
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 226, S. 501
                                    
                                 und es wird J₂ = 0, sobald E₁ : E₂
                                    											= (r₁ + r₃) : r₃; dann ist zugleich J₁ = J₃ = E₁ : (r₁ + r₃). Vianisi legt nun den Empfänger
                                    											M in den Stromweg a B₂ b und benutzt den Stromweg a B₁ b als Linie. Er braucht dabei
                                    											einen Taster, welcher gleichzeitig einen Stromweg
                                    											abbricht und dafür zwei andere herstellt, und bringt
                                    											einen solchen mit einarmigem Hilfshebel und
                                    											vorübergehendem kurzen Schluß beider Batterien in
                                    											Vorschlag, welcher dem Nyström's (* 1855 138
                                    											408) ganz nahe
                                    											steht. Vianisi gibt beiden
                                    											Stationen gleichstarke Batterien und legt sie mit
                                    											entgegengesetzten Polen an Erde. Einige Abänderungen der
                                    											Einschaltung, welche S. 232 des 3. Bandes des Journal
                                       											télégraphique beschrieben sind, sind
                                    											darauf berechnet, durch zweckmäßige Vertheilung der
                                    											Elemente auf beide Stationen die Zahl der im Ganzen
                                    											nöthigen Elemente zu vermindern.
                                 
                                 9) Von derselben Stromskizze ausgehend, gelangte der
                                    											Assistent-Elektriker der „Western Union
                                       											Telegraph Company“ in New-York, Gerritt Smith zu einem am 6. Juli 1875 in
                                    											Amerika patentirten Gegensprecher, der sich von dem Vianisi's nur dadurch
                                    											unterscheidet, daß der Stromweg a
                                       											u b als Linie benutzt ist. Näheres darüber enthält
                                    											das Journal of the
                                       											Telegraph, Bd. 8 S. 273 und der Telegrapher, 1875 Bd. 11 S.
                                    											239.
                                 
                              
                                 III) Ausgleichung durch Zweigströme derselben Batterie in
                                       											verschiedenen Stromwegen.
                                 10) Der Anfang 1874 erfundene Gegensprecher von Charles
                                    											H. Haskins in Milwaukee hat,
                                    											an Stelle der doppelten Umwicklung beim
                                    											Siemens-Frischen'schen Gegensprecher, zwei getrennte
                                    											gerade Elektromagnete, zwei halbmondförmige Polschuhe an
                                    											jedem Kern und zwischen den so erlangten 8 Polen zwei
                                    											Magnetstäbe auf gemeinschaftlicher Achse; die Batterien
                                    											beider Stationen wurden mit ungleichen Polen zur Erde
                                    											abgeleitet, vom Ruhecontacte des Tasters aber kein Draht
                                    											zur Erde geführt. (Vgl. Telegrapher, 1875 Bd. 11 S. 295.)
                                 11) Thomas Alva Edison wollte
                                    											1874 den beiden von den sich ausgleichenden Stromzweigen
                                    											durchlaufenen Windungen einen gemeinschaftlichen geraden
                                    											Kern geben, über diesen in seiner Mitte eine
                                    											Inductionsspule stecken und in deren Schließungskreis
                                    											ein polarisirtes Relais einschalten. Der nur durch die
                                    											eine Windung gehende ankommende Strom mußte dann
                                    											Inductionsströme erzeugen, der durch beide Windungen
                                    											gehende abgesendete Strom nicht. (Vgl. Prescott a. a. O. S. 823.)
                                 
                              
                                 IV) Ausgleichung durch Zweigströme derselben Batterie in
                                       											demselben Stromkreise.
                                 12) Bei der zuerst (1863) von Maron benutzten Einschaltung nach der
                                    											Wheatstone'schen Brücke hat L. Schwendler (englisches Patent vom 27. Juni 1874)
                                    											bei seinem zur Zeit zwischen München und Nürnberg gut
                                    											arbeitenden Gegensprecher die Verhältnisse und
                                    											Regulirung der Widerstände eigenthümlich gewählt.
                                 13) In abweichender, die Stromwirkungen vollständig
                                    											ändernder Weise benutzte George d'Infreville in New-York 1875 die Brückenschaltung
                                    											(Vgl. Telegrapher, 1875 Bd.
                                    											11 S. 272. Bd. 12 S. 245). Die so entstandene Schaltung
                                    											bezeichnete G. K. Winter als
                                    											mit der einen ihm am 1. März 1873 in England patentirten
                                    											übereinstimmend.
                                 
                              
                                 
                                 V) Ausgleichung durch einen von der andern Station
                                       											kommenden Strom (vgl. 1874 212 127).
                                 14) L. Vianisi legt die
                                    											gleichstarken Batterien beider Stationen mit gleichen
                                    											Polen an die Linie und hält sie in der Ruhelage des
                                    											Tasters geschlossen, so daß sie sich ausgleichen. Wird
                                    											ein Taster niedergedrückt, so stellt er für die Batterie
                                    											seiner Station einen neuen Schluß blos durch den eigenen
                                    											Empfänger (mit einfacher Umwicklung) her, so daß sich in
                                    											diesem noch die Ströme beider Batterien ausgleichen,
                                    											während der Empfänger der fremden Station durch deren
                                    											Batterie anspricht. Sind beide Taster gleichzeitig
                                    											niedergedrückt, so ist die Linie ganz isolirt und jeder
                                    											Empfänger arbeitet durch die Batterie seiner Station.
                                    											Der Taster braucht bei diesem Gegensprecher, welcher mit
                                    											gutem Erfolge auf mehreren italienischen und
                                    											schweizerischen Linien zur Verwendung kam, einen Contact
                                    											mehr wie ein gewöhnlicher Morse-Taster. (Vgl. Journal
                                       											télégrahpique, 1876 Bd. 3 S.
                                    											233.)
                                 
                              
                           
                              b)
                                 										Doppelsprechen und c)
                                 										Doppelgegensprechen.
                              Die neueren Vorschläge zum Doppelsprechen fassen zugleich
                                 										dessen Verbindung mit dem Gegensprechen ins Auge, sind also
                                 										auf das Doppelgegensprechen gerichtet. Die neueren
                                 										Doppelgegensprecher, über welche namentlich F. W. Jones in seinem am 17. Februar 1875
                                 										in Chicago in der American Electrical
                                    										Society (vgl. deren Journal Bd. 1 S. 16 bis 29)
                                 										gehaltenen Vortrage und einem Nachtrage dazu, noch
                                 										vollständiger Prescott (a. a. O.
                                 										S. 792 bis 862, mit guten Abbildungen) Aufschluß gibt,
                                 										bieten rücksichtlich der Gegensprecheinrichtung nichts
                                 										Neues, da sie entweder die Differentialschaltung oder die
                                 										Brückenschaltung anwenden; dagegen zeigen mehrere in Bezug
                                 										auf die vier zum Doppelsprechen erforderlichen Stromstärken
                                 										die Eigenthümlichkeit, daß bei ihnen die während der Ruhe
                                 										beider Taster in der Linie vorhandene Stromstärke S₀ nicht = 0 ist. Als Sender
                                 										treten ferner in den amerikanischen Schaltungen stets
                                 										Klopfer anstatt der Taster auf; doch mögen diese Klopfer in
                                 										den nachfolgenden kurzen Angaben auch mit T₁ und T₂ bezeichnet werden. Besonders fruchtbar an
                                 										Doppelgegensprechern war in den letzten 3 Jahren Amerika;
                                 										nach einer dem Scientific
                                    										American entnommenen Notiz im Journal of the Telegraph Bd. 10 S. 184 arbeitet jetzt
                                 										die „Western Union Telegraph Company“
                                 										auf 20 000 Meilen ihrer Drähte, zwischen New-York und allen
                                 										großen Städten, wie Boston, Philadelphia, Washington,
                                 										Chicago, St. Louis, New Orleans, täglich mit
                                 										Doppelgegensprechen.
                              
                              
                                 
                                 Fig. 2., Bd. 226, S. 504
                                 15) T. A. Edison in Newark, N.
                                    											J., und G. B. Prescott in
                                    											New-York, welche am 1. September 1874 einen
                                    											Gegensprecher mit Ausgleichungsbatterien in Amerika
                                    											patentirten, stellten gegen Ende 1874 zwischen New-York
                                    											und Boston mit einem Doppelgegensprecher mit
                                    											Brückenschaltung die ersten Versuche an (vgl. auch Telegraphic Journal, Bd. 2 S. 362). Sie
                                    											wählten S₀ = + E und ließen durch den ersten
                                    											oder zweiten Taster (Klopfer) T₁ oder T₂ der Linie die Stromstärken S₁ = – E oder S₂ = + 2 E (3 E oder 4 E), durch
                                    											beide Taster zugleich die Stromstärke S₃ =
                                    											– 2 E (3 E oder 4 E) zuführen. Der Klopfer T₁ spielt die Rolle eines Doppeltasters
                                    											(Polwechsels), T₂ die
                                    											eines einfachen Tasters. Die Linienunterbrechungen sind
                                    											durch Anwendung von Hilfshebeln verhütet, unter
                                    											vorübergehendem kurzen Batterieschluß. Die in diesem
                                    											Journale (1875 *217 32. Vgl.
                                    											auch *218 32) skizzirte
                                    											Tastereinschaltung stimmt im wesentlichen ganz mit der
                                    											von Prescott und Edison überein.Eine verwandte Tasterverbindung beschrieb ferner 1876
                                          											G. K. Winter für S₀ = + 3 E, S₁ = E, S₂ = – 3 E, S₃ = – E im Telegraphic Journal, Bd. 2 S. 430. Ein polarisirtes Relais R₁ läßt den Empfänger M₁ auf S₁ und S₃ schreiben, ein
                                    											gewöhnliches R₂ (Fig. 2) den Schreibapparat M₂ nur auf ± 2 E;
                                    											das Absetzen von M₂
                                    											beim Uebergange von + 2 E in
                                    											– 2 E soll dadurch
                                    											verhütet werden, daß R₂ zunächst ein „Localrelais“ R und erst durch dieses M₂ arbeiten läßt (Prescott a. a. O. S. 841. Telegraphic Journal, 1876 Bd. 4
                                    											S. 6), und zwar schließt der ruhende Ankerhebel a
                                    											von R₂ und c von R den Strom der Localbatterie b₂ und b bezieh. durch R und M₂, damit bei dem raschen Stromwechsel der
                                    											Ankerhebel a gar nicht oder
                                    											doch nicht so lange Zeit, als zur Anziehung des Ankers
                                    											c von R nöthig ist, an den Ruhecontact x gelangt. So lange aber a nicht an x anliegt, ist c an der Ruhecontactschraube Z und schließt somit die
                                    											Localbatterie b₂
                                    											durch M₂, und M₂ schreibt. Auch ein
                                    											Condensator, in verschiedener Einschaltung, soll das
                                    											Absetzen verhüten helfen.
                                 
                              16) Da die Brückenschaltung beim Doppelgegensprechen auf
                                 										Linien von mehr als 200 engl. Meilen wegen des geringen, der
                                 										Linie zugeführten Theiles des Stromes manche Schwierigkeiten
                                 										bot, so versuchte es F. W. Jones
                                 										mit dem Elektriker der „Western Union Telegraph
                                    										Company“, C. H. Summers, gegen Ende 1874 mit der
                                 										Differentialschaltung. Sie nahmen erst mit mäßigem Erfolg
                                 										S₀ = 0, S₁ = 2 E,  S₂
                                 										= E, S₃ = – 3 E, zwei (nach Figur I in diesem Journal, 1875
                                 										218 33 eingeschaltete) Klopfer
                                 										und zwei Relais, von denen das erste mit sehr kurzen Spulen
                                 										versehene, nur auf S₁,
                                 										und S₃ ansprechende,
                                 										einen S₂ ausgleichenden
                                 										Localstrom durch eine dritte Windung von R₂ sendete; nur fügten sie
                                 										zur Verzögerung der Ladung und Entladung des zweiten Relais
                                 										einen Condensator hinzu, dessen Platten sie zwischen beiden
                                 										Relais die einen an die nach der Linie, die andern an die
                                 										nach der Erde führende Umwicklung legten.
                              Einen Condensator in der nämlichen Schaltung benutzten sie im
                                 										Juli 1875 (bei S₁ = E, S₂ = – 3 E, S₃ = + 3 E) zur Beseitigung des Absehens von
                                 										M₂ beim Wechsel zwischen
                                 										S₂ und S₃, wobei sie jedoch M₂ mit dem sehr kurze Spulen
                                 										besitzenden R₂ unter
                                 										Vermittlung eines „Localrelais“
                                 										verbanden; R₁ ist
                                 										polarisirt und läßt M₁ in
                                 										gewöhnlicher Weise schreiben. Die Einschaltung der Sender
                                 										ist minder einfach, weil der Klopfer (Doppeltaster) T₂ bei ruhendem (einfachem)
                                 										Klopfer T₁ den Strom von
                                 										B₂ = – 3 E entsendet, bei arbeitendem T₁ dagegen dem von T₁ entsendeten Strome von B₁ = + E noch den Strom einer dritten Batterie B' = + 2 E hinzufügt. (Journal of the
                                    										American Electrical Society, 1875 Bd. 1 S. 26.)
                              17) Ganz in derselben Weise, nur mittels anders
                                 										eingerichteter Taster (mit je zwei Hilfshebeln), beschafft
                                 										der Telegraphenstationschef Giuseppe Gattino in Brindisi bei seinem Doppelgegensprecher,
                                 										welcher im Journal
                                    										télégraphique, 1877 Bd. 3 S. 635
                                 										beschrieben ist, mittels dreier Batterien B₁, B₂ und B' die drei
                                 										Stromstärken S₁ = + E, S₂ = – 4 E, S₃ = + 4 E. Dabei werden die sich
                                 										entsprechenden Batterien beider Stationen mit gleichen Polen
                                 										an die Linie gelegt, so daß sich also z.B. die Ströme der
                                 										beiden Batterien B₁ in
                                 										der Linie aufheben. Als Empfänger dienen aus jeder Station
                                 										ein polarisirtes Relais R₁, welches blos auf + Ströme (+ E und + 4 E) anspricht, und ein gewöhnliches Relais R₂, welches nur auf die
                                 										Stromstärke ± 4 E
                                 										anspricht; beide Relais sind entweder in der
                                 										Differentialschaltung oder in der Brückenschaltung. R₁ setzt in gewöhnlicher
                                 										Weise durch die Localbatterie b₁ den Schreibapparat M₁ in Thätigkeit. Damit dagegen M₂ nicht absetze, wenn die
                                 										Stromstärke + 4 E in – 4
                                 										E umschlägt oder umgekehrt, ist
                                 										in den Stromkreis der Localbatterie b₂ noch ein ElektromagnetEinfacher noch wäre es, dazu gleich den Elektromagnet von
                                       										Mg zu benutzen und diesen nur
                                       										noch mit einem zweiten Ankerhebel n auszurüsten. m in der aus Fig. 3 (a.
                                 										f. S.) ersichtlichen Weise eingeschaltet. Während in der
                                 										Ruhelage (auf e) des Ankerhebels
                                 										a von R₂ der Strom von b₂ zwischen f und
                                 										h unterbrochen ist, schließt der
                                 										angezogene, an v liegende
                                 										Hebel a die Batterie b₂ über cdavqrM₂kmip.
                              
                                 
                                 Fig. 3., Bd. 226, S. 506
                                 Daher legen sich der Schreibhebel
                                    											N und der Ankerhebel n von M₂ und m an die
                                    											Contactschrauben c und f; damit stellt zunächst N einen neuen, a nicht enthaltenden Schluß von
                                    											b₂ über cNrM₂kmip her, und M₂ setzt nun nicht ab,
                                    											wenn auch a die Schraube v verläßt, sofern nur a sich nicht an die Schraube e anlegt. Letzteres darf
                                    											vielmehr erst geschehen, wenn M₂ das geschriebene Zeichen beenden soll;
                                    											dann stellt nämlich a einen
                                    											kürzern Schluß von b₂
                                    											über cdaefnhip her und
                                    											N und n fallen nun ab, und n
                                    											unterbricht dabei zugleich den kurzen Schluß.
                                 
                              Gattino weist zugleich darauf
                                 										hin, daß diese Apparatverbindung die Anwendung von
                                 										Condensatoren überflüssig mache. Auf außerordentlich langen
                                 										Linien hätte man nur durch Einschaltung eines kleinen
                                 										Widerstandes w die Magnetisirung
                                 										von n und M₂ noch etwas zu verlangsamen.
                              18) G. K. Winter (1875) hält sich
                                 										zum Doppelgegensprechen an die Brückenschaltung und wählt in
                                 										der Linie entweder S₀ = +
                                 										4 E, S₁ = + 2 E, S₂ = – 2 E und S₃ = 0 oder bezieh. – 2 E, – E, + E und 0. Im erstem
                                 										Falle (Telegraphic Journal, Bd. 3 S. 218 und 233) erlangt er die 4
                                 										Stromstärken mittels zweier Doppeltaster T₁ und T₂ von 4 gleichen Batterieabtheilungen B₁ bis B₄, welche in der Ruhelage beider Taster ihre
                                 										Ströme summiren, während T₁ die Pole von B₁, T₂ die
                                 										von B₁, B₂ und B₃ umkehrt, T₁ und T₂
                                 										zugleich also blos die von B₂ und B₃.
                                 										Durch die beiden Relais R₁ und R₂
                                 										gehen die Linienströme in gleichem Sinne; zugleich
                                 										durchläuft aber ein Localstrom, in dessen Schließungskreise
                                 										ein entsprechend großer Widerstand liegt, von der Stärke S' = + 2 E beide Relais, und zwar R₁ in demselben und R₂ in einer zweiten Umwicklung im
                                 										entgegengesetzten Sinne; R₁ spricht bezieh. auf 6 E, 4 E, 2 E an, um b₁ durch M₁
                                 										zu schließen, kann dies aber nur, wenn der eine Anker des
                                 										polarisirten Relais R₂
                                 										nicht durch S₀ –
                                 										S' = + 2 E abgestoßen wird; der zweite Anker von R₂ schließt auf – 4
                                 										E und – 2 E in gewöhnlicher Weise b₂ durch M₂. Im zweiten Falle (Telegraphic Journal, Bd. 3 S. 258) bilden R₁ und R₂ an deren Verbindungsdraht die Linie geführt
                                 										wird, mit zwei hinter einander geschalteten Batterietheilen,
                                 										deren Mitte mit der Erde verbunden ist, einen
                                 										Localstromkreis mit S' = 2 E, für den Linienstrom aber zwei
                                 										Zweige und der (+) Linienstrom ist in R₁ mit S'
                                 										entgegengesetzt, in R₂
                                 										gleichgerichtet; die Einschaltung von M₁ und M₂
                                 										bleibt die nämliche.
                              19) Von Gerritt Smith in New-York
                                 										beschreibt Prescott (a. a. O. S.
                                 										843) drei Doppelgegensprecher, wovon der älteste (1875) und
                                 										jüngste (Patent vom 19. December 1876) die
                                 										Differentialschaltung zeigt, beim zweiten irgend eine
                                 										Gegensprecheinschaltung verwendet werden soll. Als
                                 										Stromstärken werden benutzt, für S₀ bezieh. 0, + E,
                                 										+ 4 E, für S₁ + E, 0 + E, für S₂ – E, – 3 E, – 4 E und für
                                 										S₃ + 3 E, – E, – E; in allen 3
                                 										Fällen kommen zwei Batterieabtheilungen zur Verwendung, von
                                 										denen die eine dreimal so kräftig ist als die andere. Bei
                                 										dem ältesten darf R₁ blos
                                 										auf positive, bei dem zweiten und jüngsten R₂ blos auf negative Ströme
                                 										ansprechen; das andere Relais bekommt in allen 3 Fällen eine
                                 										eigenthümliche Schließung unter Hinzufügung eines oder
                                 										zweier Hilfshebel mit verschieden kräftigen Spannfedern zum
                                 										Ankerhebel. Die beiden ersten Einschaltungen wurden am 7.
                                 										und 27. December 1875 patentirt. (Vgl. Telegrapher, 1877 Bd. 13 S. 21.)
                              
                                 E–e.