| Titel: | Verbesserte Beer'sche trockene chemische Reinigung der Wolle: von J. Delamare Sohn und Comp. | 
| Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 543 | 
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                        Verbesserte Beer'sche
                           								trockene chemische Reinigung der Wolle: von J. Delamare
                              								Sohn und Comp.
                        Mit Abbildungen auf Taf. IX [b.c/2].
                        Delamare's verbesserte Beer'sche trockene
                           								Carbonisirung.
                        
                     
                        
                           Der Gedanke, das Entkletten oder Carbonisiren der Wolle statt mit
                              									einer flüssigen, mit einer gasförmigen Säure auszuführen, ist
                              									schon in einem Patent Schlosser's vom
                              									J. 1871 enthalten. Drei Jahre später ließ sich Beer ein ebensolches Patent ertheilen und
                              									verkaufte es sofort an das Haus der HHrn. Delamare Sohn und Comp. in
                              									Elbeuf, in deren Händen dasselbe allmälig die in Armengaud's Publication industrielle, 1877 Bd. 24 S.
                                 									49 mitgetheilte Form und Ausführung (Fig. 26
                              									bis 30)
                              									erhielt.
                           In einem 2m langen und
                              									6m,6 breiten Local
                              									befinden sich drei abgeschlossene Kammern A, B, C (Fig. 26).
                              									Die erste Kammer A ist gemauert und
                              									dient zum Abtrocknen des zu entklettenden Wollgewebes x, welches in diesen geheizten Raum von
                              									seinem Lagerplatz aus über den Spannstab h und über die strahlförmig gerippten Wälzchen j₁ durch den Spalt j eingeführt wird. Es wird durch
                              									denselben von den in einem Holzgestell A laufenden Holzwälzchen a
                              									hindurchgezogen, wobei die gerippten, mit selbstständiger
                              									Bewegung rotirenden Wälzchen a₁ das Gewebe in der nöthigen Spannung und Breite
                              									erhalten, um ein Zusammengehen oder Faltenbilden desselben zu
                              									verhindern. Um allenfallsige Falten zu entfernen, ist sogar der
                              									untern Seite des Spaltes j die Form
                              									eines gerippten Spannstabes gegeben. Unterhalb der Trockenkammer
                              									A befindet sich die Heizung G, bestehend aus der Feuerung g und einem System von erhitzten
                              									Blechröhren I, dessen eines Ende aus
                              									dem Canal J die kalte Luft aufnimmt
                              									und dessen anderes Ende die unterdessen erwärmte Luft in den
                              									Canal J₁ abgibt (Fig.
                                 									27), von wo dieselbe durch die Oeffnungen i in dem Mauergewölbe und durch die
                              									Zuglöcher e im Fußboden der
                              									Trockenkammer in die letztere selbst eintritt. An der Decke der
                              									Kammer A sind wiederum Zuglöcher f angebracht, um mittels eines
                              									Schraubenwindflügels die warme, aber mit Feuchtigkeit gesättigte
                              									Luft in den Kasten K und von hier
                              									durch das Blechrohr K₁ in den
                              									Kasten D abzuziehen (Fig. 28).
                              									Die Temperatur in der Kammer A kann
                              									niedriger als 100° sein.
                           Von der Trockenkammer A gelangt die
                              									Waare durch die Oeffnung j₂ über das offene eiserne
                              									Gerüste L₁ und durch den
                              									Spalt j₃ in die Säurekammer
                              									B; auf dem Weg über die von dem
                              									Gerüste L₁ getragenen
                              									Holzrollen a₂ und
                              									Spannwälzchen a₃ hat die
                              									Wolle Zeit, sich abzukühlen. Die Windflügel k haben den Zweck, diese Abkühlung zu
                              									befördern.
                           Die Säurekammer B ist ganz der
                              									Trockenkammer A entsprechend
                              									eingerichtet. Unter ihr befindet sich der Apparat für die
                              									Darstellung der Salzsäure, bestehend aus den beiden gußeisernen
                              									Retorten H₁ mit gemeinsamer
                              									Feuerung in dem Ofen H (Fig.
                                 									26). Hier wird die Salzsäure in bekannter Weise mittels
                              									Kochsalz und Schwefelsäure bereitet und durch das thönerne
                              									Röhrensystem T und T₁ (Fig. 28
                              									und 30) in
                              									den gemauerten Gasometer F geleitet.
                              									Letzterer hat einen säurefesten Bewurf; die Glocke ist von Holz
                              									und taucht in ein Oelbad ein; das gesammelte Salzsäuregas tritt
                              									schließlich durch das Rohr V und den
                              									Rohraufsatz V₁ in die
                              									Säurekammer B (Fig. 26).
                              									An der Decke der Säurekammer sind vier Oeffnungen angebracht,
                              									aus welchen die Salzsäure durch die kleineren Gasröhren l und das gemeinsame Hauptrohr E₁ in den Abzugskamin E (Fig. 28)
                              									abgeleitet wird.
                           Auch die dritte Kammer C ist gemauert
                              									und wie die beiden vorhergehenden eingerichtet; in ihr hat die
                              									vom Stoff in der Säurekammer aufgenommene Salzsäure zu wirken,
                              									und wird sie zu diesem Zweck auf 120 bis 130° erhitzt
                              									mittels einer Warmluftheizung G₁, welche ähnlich, nur in größerm Maßstab,
                              									ausgeführt ist wie die Heizung G für
                              									die Trockenkammer A. Die warme Luft
                              									dringt bei den Oeffnungen e₁
                              									ein, passirt einen Siebboden C₁, geht staubfrei zwischen den Tüchern durch, und
                              									gelangt durch die Oeffnungen f₁ in das Abzugsrohr K₁. Auch hier ist wieder in dem Kasten D₁, welcher mit dem Abzugsrohr in
                              									Verbindung steht, ein Windflügel angebracht.
                           Der Antrieb der ganzen Maschine ist aus den Figuren, in welchen
                              									gleiche Theile mit denselben Buchstaben bezeichnet sind, ohne
                              									weiteres zu entnehmen.
                           Es bleibt nur noch zu erwähnen, daß das Wollgewebe x, welches durch die Oeffnung j₆ aus dem Heizkasten C ausgetreten und durch den Selbstleger
                              									M abgelegt ist, nachher, um die
                              									zerstörte Baumwolle von der Wolle zu entfernen, gründlich
                              									gewaschen und geklopft werden muß. Leider fehlt in der citirten
                              									Quelle jede Zeitangabe für die Dauer des Aufenthaltes der Waare
                              									in den verschiedenen Räumen. Und doch wäre diese Angabe so
                              									nothwendig, um sich ein Urtheil zu bilden, ob dieses
                              									continuirliche Carbonisirungsverfahren, namentlich auch in
                              									Hinsicht auf den Verbrauch von Salzsäure und Heizmaterial,
                              									wirklich so große Vortheile bietet, daß sich die Aufstellung
                              									eines so kostspieligen Apparates lohnend herausstellt. Endlich
                              									spricht unsere Quelle auch von dem Vorzug, daß dieses Verfahren
                              									mit gasförmiger Salzsäure die Farben ganz unberührt lasse.
                              									– Referent, als praktischer Farbenchemiker, erlaubt sich
                              									beizufügen, daß diejenigen gefärbten Stoffe, welche in ihrer
                              									Farbe durch flüssige Salzsäure beeinträchtigt werden, denselben
                              									Schaden auch durch gasförmige Säuren erleiden werden; ob ein
                              									Bischen mehr oder weniger, darauf kommt es nicht an, eine
                              									angegriffene Farbe ist unter allen Umständen nicht verkäuflich.
                              									(Vgl. 1877 226 328.)
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                     
                  
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