Titel: Füllmasse für Gasuhren und Gasometer; von Brünjes und Jacobsohn.
Autor: Brünjes , Jacobsohn
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 77
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Füllmasse für Gasuhren und Gasometer; von Brünjes und Jacobsohn. Brünjes und Jacobsohn's Füllmasse für Gasuhren etc. Die von uns für das Deutsche Reich und andere Industriestaaten patentirte Füllmasse für Gasuhren und Gasometer, welche wir aus einer Mischung von Chlormagnesium und Chlorcalcium oder aus einer Lösung von Chlorcalcium oder Chlormagnesium darstellen, wird in einer Concentration von 1,12 bis 1,3 spec. Gew. angewendet. Dieselbe entzieht dem durchströmenden und darüber stehenden Leuchtgase die darin enthaltene Feuchtigkeit und bewirkt somit nicht nur eine Trocknung und Verbesserung desselben, sondern verhütet auch die Undichtigkeiten, welche bei mit Wasser gefüllten Gasuhren durch Verdunstung desselben leicht entstehen. Die als Abhilfe gegen diesen Uebelstand bisher in Anwendung gebrachte Füllung der Gasuhren mit Glycerin hatte, ganz abgesehen von dem wesentlich höheren Preise, den grossen Nachtheil, dass die Metalltheile der Gasuhren durch das meist unreine Glycerin stark angegriffen wurden, was bei unserer völlig neutralen Füllmasse nicht der Fall ist. Unsere Lösungen bewirken, obgleich neutral, neben der Trocknung des Gases auch eine nachträgliche chemische Reinigung desselben, indem sie das darin enthaltene Ammoniak und die flüchtigen Ammoniaksalze fixiren, sowie auch Kohlensäure aus dem Leuchtgase entfernen. Es ist ferner hervorzuheben, dass durch die Füllung der Gasuhren mit der bezeichneten Lösung sich der messende Raum in denselben zu einem unverändert richtigen gestaltet, während bei den mit Wasser gefüllten Gasuhren durch unausbleibliche Verdunstung desselben der messende Raum sich leicht über die Gebühr vergrössert und folglich ein gewisser Theil des Leuchtgases ungemessen die Gasuhr durchströmt. Endlich wird durch die Anwendung unserer Füllmasse das überaus lästige und mit nicht unwesentlichen Kosten verknüpfte Nachfüllen der Gasuhren vermieden und so dadurch eine ganze Reihe von Vortheilen geboten, welche der allgemeinen Beachtung werth erscheinen. Wir weisen sodann noch ganz besonders darauf hin, dass der fraglichen Füllmasse die Eigenschaft innewohnt, den Einwirkungen von Hitze und Kälte zu widerstehen, was namentlich für die Füllung freistehender Gasometerbehälter ein wichtiger Punkt unserer Erfindung ist und wodurch die Ueberdachungen dieser Behälter, sowie die Heizvorrichtungen in den Gasometerräumen vollständig entbehrlich werden. Wir erwähnen zum Schluss, dass die vorstehenden Angaben durch praktische Anwendung unserer Füllmasse sich in jeder Beziehung bestätigt haben, und führen als Beispiel an, dass der auf dem Fabrikgebäude Nr. 6 der Vereinigten chemischen Fabriken zu Leopoldshall befindliche Gasmesser von 0cbm,6 Inhalt, welcher am 24. Januar 1877 mit der patentirten Lösung (von 220 B.) gefüllt und am 31. Juli entleert wurde: 0,41 Proc. freies Ammoniak, 0,89 Proc. gebundenes Ammoniak und 0,31 Proc. kohlensaure Magnesia enthielt. Durch die Gasuhr passirten während des genannten Zeitraumes 27591cbm Gas, welchem der Wassergehalt vollständig entzogen war. Auch der freistehende Gasometerbehälter der genannten Gesellschaft ist seit Jahresfrist mit der patentirten Lösung gefüllt und functionirte ohne Feuerungsvorrichtung bei der im verflossenen Winter zeitweilig eingetretenen strengen Kälte ohne die geringste Störung. Der Frachtersparniss wegen empfiehlt es sich, das betreffende leicht lösliche Material in concentrirter Form zu versenden und an Ort und Stelle durch entsprechenden Wasserzusatz die erforderliche Lösung herzustellen. Wir haben den Vertrieb unserer Füllmasse auf eine längere Zeitdauer den Vereinigten chemischen Fabriken zu Leopoldshall, Actiengesellschaft in Leopoldshall bei Stassfurt übertragen, welche jede gewünschte Auskunft bereitwilligst ertheilen werden. Auf die Versuche, welche gegenwärtig von den Gasanstalten in Berlin und Hannover angestellt werden, kommen wir später zurück.