Titel: Bunter Aetzfarbendruck auf küpenblauer Baumwolle; von J. Dépierre.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 96
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Bunter Aetzfarbendruck auf küpenblauer Baumwolle; von J. Dépierre. Dépierre's bunter Aetzfarbendruck. Doppeltkohlensaures Natron oder Kali greifen rothes blausaures Kali in der Kälte kaum an; erst in der Siedhitze findet eine Zersetzung des doppeltkohlensauren Alkalis und eine Einwirkung auf das Ferricyankalium statt. Hierauf beruht das Verfahren Zürcher's, Weiss auf mittelblau gefärbte Baumwolle zu ätzen, welches darin besteht, dass man das verdickte Gemenge einer Ferricyankaliumlösung und einer Lösung von doppeltkohlensaurem Alkali auf den gefärbten Stoff aufdruckt und dann nach dem Trocknen dämpft, wobei eine bestimmte Feuchtigkeit des angewendeten Dampfes einzuhalten ist. Der chemische Vorgang, welcher die Entfärbung des Indigos im Gefolge hat, ist leicht zu durchschauen, wenn man sich erinnert, dass Ferricyankalium in alkalischen Flüssigkeiten die Rolle eines Oxydationsmittels spielt. Dépierre hat nach dem Bulletin de Rouen, 1877 S. 121 diese Anwendung des Ferricyankaliums noch weiter ausgebeutet, nachdem er gefunden, dass dasselbe in einer Albuminlösung sich in genügender Menge auflöst und mehrere Tage, ohne eine Veränderung zu erleiden, sich in dieser Lösung hält. Ebenso löst sich doppeltkohlensaures Natron in Albuminlösung auf, ohne, wie in wässeriger Losung, Kohlensäure frei zu geben. Indem einerseits das Albumin die Einwirkung des doppeltkohlensauren Natrons auf das Ferricyankalium nicht stört, andererseits das Albumin durch die Beimischung der genannten Salze die Fähigkeit zu coaguliren und sich auf der Baumwolle zu befestigen, nicht verliert, so hat Depierre dieses Verhalten benutzt, um einer solchen Mischung eine Albuminlösung mit doppeltkohlensaurem Natron und Ferricyankalium eine Reihe von Körperfarben, wie Zinnober, Ultramin, Chromgrün, chromsaures Blei, chromsaures Zink und chromsauren Baryt einzuverleiben. Wird eine derartig zusammengesetzte Albuminfarbe auf zuvor mittelblau gefärbte Baumwolle aufgedruckt und hernach dem Dampf ausgesetzt, so wird an den bedruckten Stellen zunächst das Indigoblau weggeätzt und dann die Körperfarbe durch das coagulirte Albumin auf den weissgeätzten Stellen fixirt. Die so befestigten Farben ertragen nicht blos das Waschen in kaltem Wasser, sondern sie können auch in einem Seifebad behandelt werden. Kl.