Titel: Neue Tellurerze.
Autor: W. K.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 98
Download: XML
Neue Tellurerze. Genth, über neue Tellurerze. Dr. Genth, der zuerst die Tellurerze Colorados untersuchte und bestimmte, hat vor Kurzem eine neue Abhandlung veröffentlicht, in welcher die seit 1874 entdeckten Varietäten der bereits bekannten Erze, sowie ganz neue Verbindungen eingehend beschrieben werden. Wir entnehmen dem Engineering and Mining Journal, November 1877 S. 326 Folgendes. Gediegen Tellur von den Gruben Keystone und Mountain Lion im Magnolia-Revier. Eine Varietät, die in dünnen Blättern mit den Erzen zusammen vorkommt und von einem eigenthümlichen, grünen vanadinhaltigen Mineral begleitet ist, zeigte nachstehende Zusammensetzung (nach Abzug von 8,9 Proc. Quarz): Gold 0,60 Silber 0,07 Tellur 96,91 Vanadiumsesquioxyd V2O3 0,49 Eisenoxyd 0,78 Quecksilber, Thonerde, Magnesia, Kali 1,15 –––––– 100,60. Aus dieser Analyse und den sie begleitenden Bemerkungen ergibt sich, dass Dr. Genth den Gehalt von Gold, Silber, Quecksilber und Eisen den Beimengungen von Calaverit, Coloradoit und Schwefelkies zuschreibt, welche so fein in dem Erze eingesprengt waren, dass sie nicht davon getrennt werden konnten. Eine andere Varietät wurde von Th. Berdell in der Grube Mountain Lion entdeckt. Sie bildet flache, tafelförmige Scheiben, ist von grauer Farbe, glanzlos, hat säulenförmige Structur (im rechten Winkel die Tafeln durchschneidend) und ist im Aussehen einem Eisenblech ziemlich ähnlich. Wiewohl selbst unter der Loupe das Erz durchaus homogen erscheint, so hält es Genth doch für eine blose Varietät und nicht für eine neue Species. Die Analyse ergab: Gold 1,38 Proc. Tellur 55,86 ThonerdeEisenoxyd 6,15 Kalk 0,48 Silber 0,25 Kieselsäure 34,72 Magnesia 0,17 –––––––––––– 99,01 Proc. Coloradoit (Tellurquecksilber). Nicht krystallisirt, ohne Blätterbruch, derb, etwas körnig. Bruch uneben bis muschelig. Härte ungefähr 3, sp. G. 8,627. Metallglanz, Farbe eisenschwarz, mit einem Stich ins Graue, etwas ins Röthliche spielend; häufig Anlauffarben (roth, blau, grün) zeigend. Vor dem Löthrohr decrepitirt es in der Röhre, schmilzt und gibt ein reichliches Sublimat von metallischem Quecksilber, Tropfen von telluriger Säure und zunächst der Probe metallisches Tellur. Auf Kohle gibt es eine grüne Flamme und einen weissen Beschlag. Es ist in Salpetersäure löslich. Obwohl es nicht möglich war, vollkommen reine Stücke zur Analyse zu verwenden, so hält doch Genth dafür, dass die Zusammensetzung der Formel HgTe entspricht, analog dem Zinnober und dem Tremanit, demgemäss es aus 60,98 Proc. Quecksilber und 39,02 Proc. Tellur bestehen würde. Exemplare von den Gruben Keystone und Smuggler ergaben bei der Analyse folgende Zusammensetzung: Nach Abzug von Smuggler Keystone Quarz und Gold 6,36 46,83 –––––– –––––– Quecksilber 55,80 52,28 Silber 2,42 Kupfer Spur Zink Spur Eisen 1,35 2,44 Tellur 42,95 36,24 Vanadiumsesquioxyd 0,70 Magnesia 0,11 Kalk 0,84 Alkalien –––––– –––––– 95,81 99,32. Die Zusammensetzung des Calaverit von der Grube Keystone entspricht nach Genth der Formel (⅞ Au ⅛ Ag)Te2, auf 100 Theile berechnet: Gold 39,61 Proc. Silber 3,06 Tellur 57,93 –––––––––––– 100,00 Proc. Tellurit (tellurige Säure) findet sich in Sprüngen im gediegenen Tellur als gelblichweisse, weisse und gelbe, kleine, prismatische Krystalle. Magnolit ist ein neues Mineral, welches in den oberen Teufen der Keystone-Grube gefunden wurde, und muss als ein Zersetzungsproduct des Coloradoit angesehen werden. Es bildet feine Nadeln von weisser Farbe, mit Seidenglanz, die oft in Büscheln um ein Kugelchen gediegenen Quecksilbers gruppirt sind. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel Hg2TeO4. Ferrotellurit bildet einen krystallinischen Ueberzug auf Quarz mit gediegen Tellur zusammen. Seine Zusammensetzung entspricht wahrscheinlich der Formel FeTeO4. Eine vorläufige Analyse ergab: Eisen 41,01 Proc. Nickel 0,72 Tellur 4,06 Schwefel 41,73 ––––––––––– 87,52 Proc. (Rest von 12,48 alsSauerstoff angenommen.) Das zur Analyse verwendete Probestück war indessen nicht das reine Mineral. Die Färbung eines eigenthümlichen, grünen Quarzes, der stets in Verbindung mit Tellurerzen auftritt, wird nach Genth nicht durch diese, wie man annahm, sondern durch ein vanadinhaltiges Silicat, ähnlich dem Roscoelit, hervorgerufen. W. K.