Titel: Japans Mineralschätze.
Autor: W. K.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 199
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Japans Mineralschätze. Munroe, über Japans Mineralschätze. Wir entnehmen einem ausführlichen Berichte von H. S. Munroe, Professor an der kaiserl. Universität zu Tokio, in dem Engineering and Mining Journal folgende Mittheilungen. Steinkohle ist in so grosser Menge vorhanden, dass selbst bei einer gleichen Förderung wie die Englands eine Dauer von wenigstens 200 Jahren gesichert ist. Eisenerz kommt als titanhaltiger Eisensand in Lagern am Meeresstrande und als Magneteisenstein in mächtigen Gängen vor. Andere Eisenerze sind seltener; die ebengenannten aber treten so reichlich auf, dass eine bedeutende nachhaltige Eisenproduction zu erwarten steht. Bereits sind einige Hohöfen in Betrieb, weitere Anlagen, mit Puddel- und Walzwerken verbunden, im Bau begriffen; es wird also binnen Kurzem die Production, die bisher (bis zum J. 1875) nur 1500t jährlich betrug, einen grossen Aufschwung nehmen. Kupfererze finden sich fast überall. Im Allgemeinen jedoch sind die Lagerstätten nach Mächtigkeit und Erzgehalt keine so bedeutenden, wie man früher wohl annahm. Das Haupterz ist Kupferkies von 2,5 bis 7 Proc. Gehalt, welcher vor der Verhüttung durch Aufbereiten auf durchschnittlich 12 Proc. Gehalt angereichert wird. Der Hüttenprocess besteht in einem Verschmelzen des gerösteten Erzes auf Rohstein und Schwarzkupfer, mehrmaligem Rösten und Concentriren des Steines, mit darauf folgendem Schmelzen zu Schwarzkupfer und Rosettenkupfer; letzteres wird nachher raffinirt. Bei silberhaltigen Erzen wird das Schwarzkupfer gesaigert. Die von den Japanesen betriebenen Werke sind sehr primitiv angelegt, geben aber gute Ausbeute, so dass man sich noch nicht hat bewegen lassen, abendländische Neuerungen einzuführen. Die ganze Kupferproduction Japans kann auf 3360t jährlich geschätzt werden. Bleierze sind in nur unbedeutender Menge und zwar ausschliesslich als Bleiglanz vorhanden. Sie kommen gewöhnlich mit Kupfererzen zusammen vor und werden überhaupt nur abgebaut, um das zur Entsilberung des Kupfers nöthige Blei darzustellen. Nachdem sie sorgfältig aufbereitet worden sind, werden sie geröstet, wobei ein wenig metallisches Blei fällt, und darauf mit Roheisen in einem Herdofen auf Blei verschmolzen. Die Schlacken werden gepocht, gewaschen und nochmals geschmolzen. Von geübten Arbeitern ausgeführt, gibt dieses Verfahren ausgezeichnete Resultate. Es wurden von 70 bis 75 Proc. Gehalt in Erz bis zu 60 Proc. ausgebracht, obwohl dies allerdings nur selten erreicht wird. Die Bleiproduction Japans i. J. 1874 betrug nur 207t. Silber. Es kommt theils mit Kupfer- und Bleierzen zusammen vor, theils auch als wirkliches Silbererz (Glaserz und Rothgültig) und gediegenes Silber in besondern Gängen. Früher (im 17ten Jahrhundert) war die Production an Silber bedeutend und betrug 3 bis 4 Millionen Doll. jährlich; heute ist sie auf 350000 Doll. zurückgegangen. Nichtsdestoweniger muss der Silberreichthum Japans als ein bedeutender angesehen werden; denn wenn auch der Gehalt der Erze kein besonders hoher ist, so treten sie doch in zahlreichen, regelmässigen, tief niedersetzenden Gängen auf, deren Abbau kaum unter die Wasserlinie niedergegangen ist. Mit Hilfe zweckmässiger Maschinen und bei rationellem Betriebe wird also voraussichtlich die Production wieder ihre frühere Höhe erreichen und sogar noch übersteigen. Es muss noch erwähnt werden, dass an einer der bedeutendsten Gruben jetzt eine Silberextractionsanstalt nach Ziernagel's Methode von einem deutschen Ingenieur C. Netto angelegt worden ist und sehr befriedigende Resultate liefert. Auch ein Amalgamirwerk ist von Japanesen bereits angelegt worden, und wenn es auch sehr roh und unvollkommen betrieben wird, so beweist es doch, dass die Einführung anderer Methoden als der ursprünglich angewendeten Saigerung die Zugutemachung vieler armer Silbererze wieder ermöglichen wird. Gold. Sehr viele Silbererze sind goldhaltig; aber auch in selbständigen Lagerstätten kommt Gold vor, wenn auch nicht in der Fülle, wie es nach geschichtlichen Ueberlieferungen in früheren Jahrhunderten gefunden wurde. Das Vorkommen scheint meist auf Seifen beschränkt gewesen zu sein, die selbst noch heute, wenn auch mit nur geringem Erfolge, bearbeitet werden. Während von 1649 bis 1671 jährlich für 3 Millionen Doll. Gold ausgeführt wurde, ist die Production jetzt (1874) auf 250000 Doll. Werth gesunken. Die Hauptbasis des Goldbergbaues werden in Zukunft die Quarzgänge bilden, die in ziemlich grosser Anzahl bekannt sind, auch schon früher dem Anscheine nach flüssig bearbeitet wurden; im Ganzen jedoch wird die Goldproduction Japans keine besondere Bedeutung mehr erreichen. Zinn kommt in geringer Menge auf Gängen vor; es sind i. J. 1874 nur 8t producirt worden. Antimon, Quecksilber und Kobalt sind ebenfalls aufgefunden worden, aber nur in ganz unbedeutenden Mengen, und haben zu keinem Betriebe Anlass gegeben. Von grösserer Wichtigkeit scheinen die Schwefellager zu sein, die in den vulkanischen Districten des Landes in grosser Anzahl angetroffen werden. Besonders ist ein Punkt von Bedeutung. Am nordöstlichen Ende der Insel Yesso befindet sich am Abhänge eines Berges ein Krater von 50m Durchmesser und 10m Tiefe, welchem beständig Schwefeldämpfe entströmen. Rings um diesen Krater ist eine Fläche von über 3ha mit einer Schwefelschicht von 15cm Dicke bedeckt, deren Totalgewicht von Lyman mit 3200t geschätzt wird. Vielleicht liesse sich auch der Schwefel des Kraters selbst durch Ausbaggern oder Auspumpen fortdauernd gewinnen. Es ergibt sich aus dieser Uebersicht, dass der Schwerpunkt der Mineralschätze Japans in seinen Kohlen- und Eisenlagerstätten zu suchen ist und nicht, wie früher angenommen wurde, in Edelmetallen. Silber allein und Kupfer werden zu dauerndem, einträglichem Betriebe Anlass geben, auch Schwefel mag für die Zukunft von Wichtigkeit werden; von allen übrigen Metallen aber, als Gold, Blei, Zinn u.a., wird keine Production von einiger Bedeutung zu erwarten sein. W. K.