Titel: Neuerburg's rotirendes Stängelsieb.
Autor: S–l.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 240
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Neuerburg's rotirendes Stängelsieb. Mit Abbildungen auf Tafel 15. Neuerburg's Stängelsieb. Zur ersten Sortirung eines Haufwerkes, besonders für Kohlen, wird meist ein Stängelsieb (Rätter) angewendet. Das grosse Gefälle, welches einem solchen Siebe gegeben werden muss, damit die Kohlen nicht darauf liegen bleiben, sondern herunter rutschen, hat zur Folge, dass dieselben einmal durch den Fall auf die unteren Siebe, dann aber durch das in Folge der angenommenen Geschwindigkeit erfolgende Zusammenstossen der Kohlen am Fusse des Siebes zertrümmert werden. Dadurch wird, zumal bei den besseren Kohlensorten, ein grosser Verlust an Stückkohlen und in Folge dessen ein sehr empfindlicher Geldverlust herbeigeführt. Man hat nun schon seit langer Zeit nach einem Mittel gesucht, um diesen Verlust zu vermindern. Zunächst wurden die Siebe beweglich gemacht, so dass sich dieselben zur Aufnahme der Kohle, jedesmal beim Entleeren eines Wagens, fast horizontal legten, und sich dann allmälig wieder hoben, so dass die Stückkohlen nur langsam herab rutschen sollten. Der Zweck wurde aber nur halb erreicht; was an der verminderten Vehemenz der rutschenden Kohle gespart wurde, ging durch die vermehrte Fallhöhe vom Förderwagen auf das nun tiefer liegende Stängelsieb wieder verloren. Ich habe in letzter Zeit mehrfach schwingende Siebe angewendet, habe dabei auch wesentliche Vortheile erzielt und bin bis auf eine Neigung von nur 20 Proc. der Länge herabgekommen; doch verlieren diese Siebe durch die Rückwärtsbewegung einen grossen Theil des Effectes, nichts destoweniger ist diese Construction sehr werthvoll befunden worden. Nunmehr ist mir aber eine Construction gelungen, welche ohne Gefälle und ganz horizontal arbeiten kann, wodurch also die Kohle gar nicht mehr leidet, und welche, was ebenso viel werth ist, zum Absieben der Stückkohlen und zu deren Verladung in die Waggons fast kein Gefälle mehr beansprucht, wonach also auch die ganze Förderung einer Kohlengrube um etwa 3 bis 4m weniger hoch gehoben zu werden braucht. Fig. 4 bis 6 Taf. 15 geben ein Bild dieses Apparates. Zwei Stängelsiebe sind so zusammengebaut, dass sich die Stäbe a des einen fest an die Stäbe b des andern anlegen. Unter den Stängelsieben liegen zwei Wellen A und B, welche von irgend einem Punkt aus bewegt werden. Die Bewegung der einen Welle wird auf passende Weise der andern in gleichem Sinne übertragen. Auf jeder der Wellen A und B sitzen vier Excenter, wovon zwei das Stängelsieb a, die beiden andern – um 180° verdreht – das Stängelsieb b tragen. Bewegt man nun die Wellen in der Richtung der eingezeichneten Pfeile, dann schieben die Stängel in Folge ihrer abwechselnden Vor- und Rückwärtsbewegung die auf ihnen liegen gebliebenen Kohlen sehr sanft und doch sehr schnell vom Einlauf D nach E, von wo man sie dann zur Verladung bringt. Ausser dieser Stängelsiebconstruction habe ich auch ein Patent auf ein dreigetheiltes Sieb nachgesucht, in welchem zwei Stäbe a und b festliegen, zwischen welchen sich der mittlere Stab c (Fig. 7), wie oben beschrieben, bewegt. – N. Den Grundgedanken der vorbeschriebenen Construction findet Referent bereits in Briart's Kohlenrätter (* 1873 209 22) verwerthet, welcher in Belgien erfolgreich verwendet werden soll. Die Construction mit zwei beweglichen Stängelsieben erscheint zweckmässiger als die angedeutete mit einem beweglichen und zwei festen Stängeln. In letzterem Falle treten längere Ruhepausen für die Sortirmassen ein, welche nicht allein die Leistung verkleinern, sondern auch die vollständige Sortirung, die bei möglichst ununterbrochener Bewegung gefördert wird, beeinträchtigen. Nicht minder nachtheilig ist es, die Auflagefläche der Massen zu vergrössern; aus diesem Grunde dürfte es sich wohl empfehlen, die Stängel – auch bei der erstbeschriebenen Construction – aus hochkantig gestellten Bandeisen herzustellen, da hierbei, bei gleicher Breite des Apparates, mehr freier Raum für das Durchfallen gewonnen würde, kleinere Stücke auch weniger leicht liegen bleiben. Den Namen rotirendes Stängelsieb hat Neuerburg mit Rücksicht auf die drehende Bewegung der Triebwellen gewählt. S–l.

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