Titel: Carl Sholl's pneumatische Hämmer.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 343
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Carl Sholl's pneumatische Hämmer. Mit Abbildungen auf Tafel 22. Sholl's pneumatische Hämmer. Pneumatischer Hammer mit directem Dampfbetrieb. Der zum Erzlochen bestimmte, von Carl Sholl in Manchester construirte Hammer, welcher in Fig. 1 und 2 Taf. 22 dargestellt ist, war in Philadelphia 1876 ausgestellt. Derselbe verdient als verbessertes Erzpochwerk Beachtung und soll als solches hauptsächlich in England und den Colonien sich Eingang zu verschaffen suchen. Die Praxis warf den primitiven pneumatischen Pochwerken ausserordentlich grosse Abnutzung vor, welche eine fortwährend schlechte Beschaffenheit der Hämmer und durch die ununterbrochenen Reparaturen an denselben häufige Stillstände mit sich bringt. Die Ursache davon liegt in den vielen Bestandtheilen derselben und der hohen Geschwindigkeit, mit welcher diese zu wirken haben. Diese Uebelstände sind an dem neuen Pochwerke Sholl's durch die Anwendung des Systemes mit directem Dampfbetriebe beseitigt. In der That werden dadurch alle Leitstangen, Wellen, Riemen und andere sonst erforderlichen Bestandtheile vermieden, indem der Kolben des mit dem Hammerbär fest verbundenen Luftcylinders mit jenem des oben am Hammergerüste befestigten Dampfcylinders durch eine gemeinsame Kolbenstange in directer Verbindung steht. Das System dieses Hammers kann ohne weiteres auch für gewöhnliche Schmiedehämmer Anwendung finden und besitzt in dieser Hinsicht bedeutende Vorzüge. Ein solcher Hammer nimmt nämlich wenig Raum ein und beansprucht nur geringe Fundirung; dabei kann er mit sehr hoher Geschwindigkeit arbeiten und wird dennoch die Abnutzung viel geringer ausfallen als bei den gewöhnlich gebräuchlichen Hämmern. Die Geschwindigkeit und Stärke des Schlages stehen ganz unter der Controle des Maschinisten. Die ausserordentliche Wucht der Schläge und die Leichtigkeit, mit welcher diese nach Belieben variirt werden kann, sind in der Wirkung des Luftcylinders begründet. Die Figuren 1 und 2 lassen die Function des Hammers unmittelbar erkennen. Der Dampfkolben A ist mit dem Luftkolben B durch die gemeinsame Kolbenstange C in unmittelbarer Verbindung; die Luft wird in dem Cylinder B durch das Spiel des Hammers abwechselnd verdichtet und bildet so einen elastischen Buffer von beliebiger Spannung. Dieses elastische Zwischenglied der verdichteten Luft wirkt, wie schon im D. p. J. * 1875 215 397 des näheren erläutert wurde, wie die Feder eines Federhammers und eignet sich ganz besonders für hohe Geschwindigkeiten, was bei Pockwerken namentlich als ein bedeutender Vortheil hervorzuheben ist. Um die sich durch die abwechselnde Compression der Luft nothwendig ergebende Erhitzung zu beseitigen, wird durch eine Rohrleitung D ununterbrochen Kühlwasser auf den Luftcylinder geleitet. Die Zuführung und übrige Behandlung des Erzes erfolgt hier wie bei dem in D. p. J. * 1871 200 177 beschriebenen Dampfhammer zum Pochen von Erz und stimmt auch die Construction des Gehäuses, welches den Ambos umgibt, mit dem dortigen überein, weshalb wir hier nicht näher darauf eingehen. Ein solcher als Pockwerk zum Pochen von Zinnerzen bestimmter Hammer mit einfach cylindrischem, hohlem Luftkolben B aus Metall, in der durch Fig. 3 und 4 Taf. 22 dargestellten Construction, ist nach dem Engineer, 1877 Bd. 43 S. 101 für Killipeth im Chacewater-District gebaut worden. Der Luftcylinder B ist dabei ohne jede Art Stopfbüchse ausgeführt. Auch bei diesem wird durch die Rohrleitung D Kühlwasser auf den Luftcylinder geleitet. Dieses Pochwerk hat 500k Hammergewicht und arbeitet mit 120 Hüben in der Minute bei einer Leistung gleich 8e. Stündlich soll mittels desselben 1t Erz so weit zerkleinert werden, dass es durch ein Sieb mit 6 Maschen auf 1qc hindurchgeht. Demnach wäre dieses Pochwerk 24 alten Stampfen äquivalent in seiner Leistungsfähigkeit. Pneumatischer Hammer mit Transmissionsbetrieb. Dieser zum Schmieden bestimmte Hammer (Fig. 5 und 6 Taf. 22) zeigt äusserlich den Typus der gewöhnlichen Federhämmer und unterscheidet sich von diesen nur dadurch, dass als elastisches Medium statt einer Stahlfeder die comprimirte Luft eingeführt ist. Eine kurze Beschreibung dieses Hammers ist schon im D. p. J. * 1875 215 397 enthalten. Wie aus den Figuren ersichtlich, steht die durch eine Kurbelscheibe angetriebene Leitstange A mit dem einfach cylindrischen Kolben des Luftcylinders B in Verbindung. Der Luftcylinder ist wieder mit dem Hammerbär fest verbunden und wird mittels der zwischen dem Kolben und dem Cylinderdeckel verdichteten Luft gehoben. Während nun der Luftcylinder noch im Aufwärtsgehen begriffen ist, hat der Kolben schon seinen Hub vollendet und geht nach abwärts. Dadurch wird die Luft unterhalb des Kolbens verdichtet, wie bei einem Federhammer die Feder gespannt wird, und es erfolgt der Niedergang des Hammercylinders mit durch die Expansivkraft der verdichteten Luft vergrösserter Geschwindigkeit. Der Antrieb ist derselbe wie bei den neueren Federhämmern (vgl. * 1874 213 195). Die Construction des Luftcylinders und Kolbens ist übrigens hier genau dieselbe wie bei dem pneumatischen Hammer mit directem Dampfbetriebe (Fig. 4 und 5). Solche Hämmer werden von H. Holford, Newton Moor, Manchester ausgeführt.

Tafeln

Tafel Tafel
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Tafel 22