Titel: Anfertigung der gewöhnlichen hölzernen Webschütze.
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, S. 24
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Anfertigung der gewöhnlichen hölzernen Webschütze. Mit Abbildungen auf Tafel 1. Anfertigung der gewöhnlichen hölzernen Webschütze. Die Herstellung einer Schütze ist eine ziemlich umständliche. Das verwendete Holz ist zumeist Buxbaumholz; da solches jedoch seit Jahren immer schwieriger zu beschaffen ist, hat man auch mit anderen Hölzern Versuche angestellt, welche aber sehr ungünstig ausgefallen sind; die Kornelkirsche ergab noch die besten Resultate. Das Buxbaumholz wird in Stämmen von 20cm Durchmesser und 1m,4 Länge eingeführt, und zeigt am Umfang 1 bis 1cm,5 in radialer Richtung tiefe Risse – ein Uebelstand, zu dem dieses Holz überhaupt viel Neigung hat. Die erste Arbeit ist das Querschneiden dieser Stämme in kurze cylindrische, leicht zu behandelnde Blöcke von einer Länge, welche wenig gröſser ist als die der Schütze. Zu diesem Zerschneiden verwendet man gewöhnliche Kreissägen. Weiterhin werden diese Blöcke in Stücke von nahezu der Dicke der Schütze zerschnitten. Da das kostbare Holz möglichst wenig verwüstet werden darf, müssen die Risse in demselben aufmerksam beachtet werden und sollen sie möglichst mit dem Sägenschnitt zusammenfallen, was erfahrene und geschickte Arbeiter erfordert. Die gleich starken aber verschieden breiten Planken kommen nun unter eine Säge, mit welcher sie in Stücke geschnitten werden, die den richtigen Auſsenmaſsen der Schütze entsprechen, jedoch mit Rücksicht auf Trocknen und Fertigmachung ungefähr 1mm,5 stärker sind. Man heiſst diese Arbeit das „Blocken oder Klotzen“. Hierauf kommen die Blöcke in eine durch Dampfrohre geheizte Trockenkammer, in welcher sie je nach der Jahreszeit und der Trocknung 6, 8, auch 12 Monate liegen bleiben. Das vollständig getrocknete Holz wird dem Schützenmacher gegeben. Derselbe schneidet den Klotz zunächst auf richtige Länge und gibt ihm vollständig rechteckige, dem Schützenkörper entsprechende Form. So weit es möglich ist, werden alle nachfolgenden Arbeiten auf einer der Drehbank ähnlichen einfachen Maschine gemacht, welche aus einer sich schnell drehenden Spindel mit daran zu befestigenden, verschiedenartig geformten Köpfen und einer Art von Support besteht, in welchen man Tafeln einlegt, um der Schütze die richtige Lage zu geben und sie sicher parallel oder rechtwinklig zu der Spindelachse fortbewegen zu können. Das nächste ist, daſs man den Seitenflächen der Schütze die richtigen Gröſsenverhältnisse gibt. Der Arbeiter hält die Schütze mit den Händen am Support fest und schiebt letzteren nach dem Spindelkopf hin; die schrägen Seiten, welche bei den meisten Schützen vorkommen, erhält er durch Schrägstellung des Tisches; die an der Vorderseite und unten an der Schütze lang hinlaufenden Nuthen fräst er gleichzeitig aus. Ein anderer Arbeiter bohrt die Löcher a (Fig. 11 Taf. 1) für die Spitzenstiele aus und dreht die schmalen Ringlöcher b ein, in welche kleine, spiralförmig gewundene Drahtringe eingelegt werden, damit bei dem Spitzeneinschlagen das benachbarte Holz nicht aufreiſse. Zum Eindrücken der Spitzenstiele in die etwas enger gebohrten Löcher b bedient man sich kleiner Schraubenpressen. Damit die Spitzen nicht locker werden können, dreht man in ihre Stiele zwei schmale Rillen c ein und gibt in die Löcher a vor dem Eindrücken der Spitzen etwas heiſsen Kitt ein, welcher sich in die Rillen einquetscht. Nach dem Beschlagen hat man die in Fig. 9 Taf. 1 gezeichnete Form erhalten und es wird nun die Spulenhöhlung ausgearbeitet. An beiden Enden derselben werden Löcher gebohrt und das dazwischen liegende Holz den punktirten Linien nach mit einer kleinen, an der Drehbankspindel befestigten Kreissäge herausgeschnitten. Die innere concave Höhlung an den Langseiten der Oeffnung wird durch einen Fräser ausgearbeitet, welcher hinreichend kleinen Durchmesser hat, um in die Höhlung genügend weit eingebracht werden zu können. Hierauf folgt das Ausarbeiten der benachbarten Partie h durch einen Schaber, das Ausbohren der Schuſshöhlung w und der Augenöffnung v, ferner der Löcher für das Einstecken der Drahtstifte d, e und f, worauf die Spur n zum Aufschlagen der Schützenspindel und die Oeffnung m, welche die Spindelfeder s aufnimmt, auszuschneiden sind. Zuletzt werden alle scharfen Kanten der Schützenhöhlungen beseitigt, die Schützen in der Drehbank auſsen nach den Spitzen zu kegelförmig gedreht, dann glatt geschabt; hierauf setzen Knaben die Spindel und die Drähte d und e ein, worauf andere die Federn s einlegen und hierbei mittels kleiner Handhebel das kurze Federende niederdrücken und den Stift f eintreiben. Durch etwas Abreiben mit Sandpapier werden die Schützen für den Verkauf fertig gestellt. Ziemlich umständlich ist die für solche Schützen nöthige Metallarbeit, namentlich die Anfertigung der Spitzen und der Spindel. Früher war alles Handarbeit; jetzt hingegen benutzt man kleine Dampfhämmer mit passend geformten Gesenken (zum Ausstrecken, Runden, Fertigschmieden und Abschneiden) und erzielt mit solchen sehr gute Resultate. Der für die Schützenspitzen in Verwendung genommene Stahl hat 16mm im Quadrat, Zu den Spindeln nimmt man 10mm starkes Quadrateisen, dessen Stärke also nahezu der Gröſse des Kopfendes der Spindel entspricht. Die Spindel und die damit verbundene Feder sind halbrund gearbeitet, um sie gut in die Spulenhöhlung einschieben zu können. Die Feder ist ungehärtet und wird auf die Spindel gelöthet. Man hat zwar auch Versuche gemacht, die Spindel und die Feder aus einem Stück Stahl herzustellen; es hat sich dieses Verfahren aber als zu umständlich erwiesen. In neuester Zeit sucht man die immer noch bedeutende Handarbeit in der Schützenfabrikation dadurch zu vermindern, daſs man die Ausarbeitung der Schützenhöhlung mit selbstthätigen Maschinen vornimmt, und scheint es, daſs solche Versuche nicht ohne Aussicht auf dauernden Erfolg sind. (Nach dem Textile Manufacturer, 1877 S. 382.)

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