| Titel: | Anwendung des Principes der Eugen Bourdon'schen gekrümmten Metallröhren von nicht kreisförmigem Querschnitt auf verschiedene Apparate. | 
| Autor: | A. P. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 26 | 
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                        Anwendung des Principes der Eugen Bourdon'schen
                           								gekrümmten Metallröhren von nicht kreisförmigem Querschnitt auf verschiedene
                           								Apparate.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									3.
                        Bourdon's Metallröhren für verschiedene Apparate.
                        
                     
                        
                           Längst bekannt und viel verbreitet sind jene Manometer und Metallbarometer, deren
                              									Hauptorgan eine gekrümmte elastisch-biegsame Metallröhre von nicht kreisförmigem
                              									Querschnitt bildet. Weniger bekannt jedoch dürfte es sein, daſs der Erfinder, Eugen Bourdon, seine Röhren noch auf eine Menge anderer
                              									Instrumente und Maschinen in Anwendung zu bringen gewuſst hat, bei denen entweder
                              									die Aenderung der Krümmung oder des Rauminhaltes oder beides zugleich
                              									zweckentsprechend verwerthet ist. Wir entnehmen einer in Armengaud's
                                       												Publication industrielle, 1877 Bd. 24 S. 161
                              									erschienenen umfangreichen Abhandlung die Beschreibung einiger der bemerkenswerthesten Anwendungen des in
                              									Rede stehenden Principes, ohne jedoch in der Lage zu sein, über den praktischen
                              									Erfolg derselben Näheres berichten zu können.
                           1) Dampfmaschine mit elastisch-biegsamer Röhre (Fig. 1 bis 5 Taf. 3). Fig. 1 und 2 stellen
                              									diesen Motor in der äuſseren Ansicht und im Grundrisse dar. Fig. 3 ist ein Querschnitt
                              									durch die Kurbelwelle. Obgleich vorliegendes System für den Dampfbetrieb bestimmt
                              									ist, so können doch Fälle eintreten, wo der Betrieb mit comprimirter Luft ebenso gut
                              									anwendbar und vorzuziehen ist. Bourdon hat deshalb bei
                              									seinen Maschinen zweierlei Vertheilungssysteme (innere Steuerungen) eingeführt,
                              									nämlich für den Dampfbetrieb den in Fig. 4 nach einem
                              									gröſseren Maſsstabe dargestellten „Hohlkolbenschieber“, für den Betrieb mit
                              									comprimirter Luft die in Fig. 5 im
                              									Verticaldurchschnitt abgebildete „Abwicklungsklappe“ (tiroir à
                                 										déroulement). Erwägt man, daſs bei seinem bekannten Manometer die gekrümmte
                              									Metallröhre, von welcher die Bewegung des Zeigers abhängt, in eine Curve von
                              									gröſserem Krümmungshalbmesser übergeht, wenn sie mit einem Raum in Verbindung steht,
                              									welcher Dampf von gewisser Spannung oder comprimirte Luft enthält, dagegen vermöge
                              									ihrer Elasticität ihre ursprüngliche Krümmung wieder annimmt, sobald der Dampf- oder
                              									Luftdruck aufhört, so ist leicht einzusehen, wie bei dem vorliegenden System die
                              									Kolbenbewegung durch das Spiel der biegsamen Röhre ersetzt werden kann.
                           Das Hauptorgan der Maschine ist die biegsame Röhre A,
                              									welche in ihrer Mitte auf zwei an die Bodenplatte C
                              									befestigten eisernen Trägern B festgeschraubt ist. Mit
                              									der nämlichen Bodenplatte sind die beiden guſseisernen Ständer D der doppeltgekröpften Welle E verbunden, desgleichen die Lager der vier Hebel F, welche durch die gabelförmigen Schubstangen H mit der Antriebwelle E und durch die
                              									Gelenke G mit den Enden der Röhre A verbunden sind. Die Röhre besteht hier aus zwei
                              									ungefähr 1mm,5 dicken, kreisförmig gebogenen und
                              									mit ihren Rändern zusammengenieteten Stahlblechbändern. An ihrer tiefsten Stelle und
                              									in der Mitte ihrer Breite steht sie durch einen kurzen Rohransatz a (Fig. 3 und 4) mit der cylindrischen
                              									Kammer b in Verbindung, welche den Dampfschieber c umschlieſst. Der Dampf strömt durch das Rohr b' in die Ventilkammer, und das mit dem Regulator I in Verbindung stehende Drosselventil d regulirt den Dampf zutritt. Sobald nun der dicht vor
                              									dem letzteren angeordnete Hahn K geöffnet wird, strömt
                              									der Dampf in die elastische Röhre A. Dem inneren Drucke
                              									nachgebend, bläht sich diese leicht auf; dadurch entfernen sich die beiden Enden von
                              									einander und stoſsen die beiden Hebel F rechts und
                              									links mit Gewalt zurück. Die Schubstangen H
                              									übertragen diesen Impuls
                              									auf die gekröpfte Welle E und bewirken dadurch eine
                              									halbe Umdrehung des Schwungrades V. In diesem Momente
                              									ändert der Dampfschieber, dessen Bewegung durch Vermittlung der Stange f und des Hebels g mit der
                              									Umdrehung der Kurbel e zusammenhängt, seine Stellung
                              									und die Ausströmungsöffnung wird frei. Der Dampf, welcher die beiden Schenkel der
                              									elastischen Röhre ausgestreckt hielt, entweicht nun durch das Ausströmungsrohr C, die Enden der Röhre, welche vermöge ihrer
                              									vollkommenen Elasticität ihrer ursprünglichen Krümmung wieder zustrebt, nähern sich
                              									wieder einander, indem sie die Schubstangen H nach sich
                              									ziehen, und das Schwungrad vollendet, diesem neuen Impuls folgend, seinen Umlauf.
                              									Dieses bei jeder Tour sich wiederholende Spiel erzeugt eine regelmäſsige Drehung, so
                              									lange der Dampf hinzuströmt.
                           Man könnte nun den Einwurf erheben, daſs bei dieser Maschine, wo das Kolbenspiel
                              									durch die abwechselnde Ausdehnung und Zusammenziehung einer biegsamen Röhre ersetzt
                              									ist, das Innere der letzteren einen schädlichen Raum bilde, welcher den
                              									Dampfverbrauch ohne entsprechende Nutzarbeit um ein Beträchtliches vermehre. Diesem
                              									Einwurf zu begegnen, füllt der Erfinder die Röhre mit kurzen, an beiden Enden
                              									geschlossenen Rohrstücken A' (Fig. 3) von entsprechendem
                              									Querschnitt, welche lose, an einander gereiht, ein biegsames, den Formveränderungen
                              									der Röhre A sich anschmiegendes System bilden. Es ist
                              									somit kein schädlicher Raum vorhanden, und der Dampfverbrauch bleibt der durch den
                              									Motor entwickelten Arbeit proportional.
                           Der Hohlkolbenschieber (Fig. 4) besteht aus einem
                              									Bronzering c, welcher in einem zweiten an die
                              									Ventilkammer b befestigten Bronzering c' gleitet. Der feste Ring besitzt zwei im Kreise über
                              									einander angeordnete Löcherreihen, wovon die eine mit dem Dampfeinströmungsrohr b', die andere mit dem Ausströmungsrohr C in Verbindung steht. Angenommen der Schieber c befinde sich in seiner tiefsten Lage, wobei er die
                              									untere Löcherreihe verdeckt, so strömt der Dampf aus der Röhre b' durch die obere Löcherreihe in die Ventilkammer und
                              									von da in die elastische Stahlröhre, deren beide Schenkel er durch seinen Druck aus
                              									einander treibt. In diesem Augenblick bewegt sich jedoch der Schieber aufwärts,
                              									indem er die obere Löcherreihe verdeckt, zugleich aber die untere freiläſst, worauf
                              									der in der elastischen Röhre enthaltene Dampf durch die Ventilkammer und die Röhre
                              										C ins Freie oder in den Condensator strömt.
                           Soll comprimirte Luft als Kraftquelle dienen, so tritt die in Fig. 5 dargestellte
                              									Ventilkammer an die Stelle der beschriebenen. Diese Ventilkammer besteht aus zwei
                              									Abtheilungen M und M' in
                              									deren jeder ein Hebel m und m' angeordnet ist. Der Hebelachse gegenüber ist jede dieser Abtheilungen
                              									mit zahlreichen Löchern durchbohrt, welche die comprimirte Luft jedesmal
                              									durchlassen, so oft der betreffende Hebel ein über die Löcher sich legendes, einerseits an das
                              									Hebelende, andererseits an die Ventilkammer befestigtes Kautschukband n oder n' hinwegzieht. Das
                              									eine Band n dient als Einlaſsventil, das andere n' als Auslaſsventil, und die Vertheilung der Luft
                              									geschieht durch das abwechselnde Zu- und Aufdecken der Oeffnungen mit sehr geringem
                              									Kraftaufwand, ohne daſs es nöthig wäre, die Berührungsflächen zu schmieren. Beide
                              									Hebel m und m', deren
                              									Achsen luftdicht aus den Kammern treten, erhalten ihre Bewegung von eisern auf der
                              									Welle sitzenden Excenter durch Vermittlung der auf die Achsenenden festgekeilten,
                              									durch eine Stange N an einander gekuppelten Hebel l und l'.
                           Der Erfinder macht zu Gunsten seiner Maschine mit elastischem Rohr, der gewöhnlichen
                              									Dampfmaschine gegenüber, folgende Vortheile geltend: sie ist in ihrer Construction
                              									einfacher, bedeutend leichter, gestattet, frei von Stöſsen oder Erschütterungen,
                              									groſse Geschwindigkeiten ohne Räderwerk oder Riemenscheiben; der Arbeitsverlust in
                              									Folge der Reibung des Kolbens und der Kolbenstange, die Dampfentweichung durch die
                              									Stopfbüchse der letzteren, und ebenso das beständige Schmieren dieser Organe fällt
                              									hinweg u s. w.
                           2) Tachymeter oder Tourenzähler (Fig. 6 und 7 Tafel 3). Die Function
                              									dieses Instrumentes beruht auf der Aenderung des Rauminhaltes seiner elastischen
                              									Röhre. Diese ist aus dünnem Messing hergestellt und mit einer Flüssigkeit gefüllt,
                              									welche in der mit ihr communicirenden Glasröhre B
                              									steigt oder sinkt, je nachdem der Rauminhalt der Röhre ab- oder zunimmt. Der kurze
                              									kupferne Rohransatz a, welcher die Verbindung mit der
                              									Glasröhre herstellt, tritt durch den Hals eines an den Holzsockel D befestigten eisernen Trägers C. Ueber diesem sind zu beiden Seiten der Glasröhre zwei von 0 bis 140
                              									getheilte kupferne Scalen angebracht, auf denen die Tourenzahl der betreffenden
                              									Maschine abgelesen werden kann. Die elastische Röhre ist an eine in der Hülse E laufende Verticalspindel befestigt, welche von der
                              									Maschine, deren Rotationsgeschwindigkeit ermittelt werden soll, mittels der
                              									Schnurscheibe G und zweier Winkelräder ihren Antrieb
                              									erhält. Vermöge der Centrifugalkraft entfernen sich die an den Enden der Röhre A angebrachten Metallkugeln mehr oder weniger von
                              									einander; dadurch ändert sich der innere Rauminhalt der Röhre A und somit das Flüssigkeitsniveau in der Glasröhre B. Auf der Scale, welche die den verschiedenen
                              									Flüssigkeitshöhen entsprechenden Tourenzahlen anzeigt, läſst sich der bequemeren
                              									Beobachtung wegen ein Zeiger auf- und niederschieben.
                           3) Manometer mit zwei communicirenden elastisch-biegsamen
                                 										Röhren (Fig. 8 bis 10 Taf. 3). Bei diesem
                              									Manometer, welches Drucke von 300 bis 400at, wie
                              									solche bei hydraulischen Pressen vorkommen, anzeigt, hat Bourdon beide Eigenschaften seiner Röhre, die Aenderung der
                                 										Krümmung und des Rauminhaltes verwerthet. Das Instrument besteht aus einer
                              									Büchse von Glockenmetall, deren beide Theile B und B' an ihrem Umfange durch Bolzen und Muttern und in der
                              									Mitte durch eine starke Schraube C hermetisch mit
                              									einander verbunden sind. Um die Fläche, welche dem enormen Drucke des durch den
                              									Kanal b' von der hydraulischen Presse kommenden Wassers
                              									ausgesetzt ist, möglichst zu vermindern, ist der Raum a
                              									zwischen Boden und Deckel der Büchse durch einen ringförmigen Vorsprung b der Rückwand vermindert. In diesen Raum ist eine
                              									gekrümmte Stahlröhre A von elliptischem Querschnitt,
                              									aus mehreren Metalldicken bestehend, eingeschlossen – letzteres, um dem von auſsen
                              									einwirkenden hydraulischen Drucke den nöthigen Widerstand leisten zu können. Das
                              									eine Ende dieser durch einen Metallpfropf geschlossenen Röhre ist frei, das andere
                              									in ein Rohr D geschraubt, welches durch den Körper B' der Büchse tritt und an einen bronzenen Rohransatz
                              										a' geschraubt ist, durch den die erste Röhre mit
                              									der zweiten A' in Verbindung steht, wie aus der
                              									Detailansicht Fig.
                                 										10 hervorgeht. Die Röhre A' ist aus Kupfer,
                              									von der Wandstärke der gewöhnlichen Manometerröhren, und die Bewegungsübertragung
                              									auf den Zeiger E erfolgt durch den nämlichen
                              									Mechanismus, wie bei diesen. Die Röhre A zieht sich
                              									unter dem von auſsen auf sie einwirkenden hydraulischen Druck zusammen, wodurch ihr
                              									Rauminhalt eine Verminderung erleidet, und dehnt sich bei nachlassendem Drucke
                              									wieder aus. Die Aenderung des Rauminhaltes aber hat eine Aenderung der Krümmung der
                              									zweiten Röhre A' zur Folge, weil beide Röhren mit
                              									einander verbunden und mit Wasser gefüllt sind. Alle Biegungen und momentanen
                              									Formveränderungen der Röhre A theilen sich in
                              									entgegengesetztem Sinne der Röhre A' mit, indem diese
                              									sich ausdehnt, wenn die erstere sich zusammenzieht und umgekehrt.
                           4) Dampfdruckregulator (Fig. 11 und 12 Taf. 3).
                              									Dieser Apparat besteht nach der Revue industrielle,
                              									1877 S. 398 aus einer mit Rohransätzen O, M versehenen,
                              									durch einen aufgeschraubten Deckel C verschlossenen
                              									Büchse B, welche die gekrümmte Manometerröhre T umschlieſst; letztere wirkt auf ein Doppelventil S und wird durch ein auf dem Hebel C verstellbares Gegengewicht P äquilibrirt. Der Dampf strömt auf dem Wege nach dem Apparate, wo er
                              									wirken soll, durch das Rohr M und das Ventil in die
                              									Büchse. Nach Maſsgabe des zunehmenden Druckes zieht sich die Röhre T zusammen, schlieft das Ventil mehr und mehr, und
                              									sperrt endlich, wenn die vorgeschriebene Druckgrenze erreicht ist, den Dampf
                              									vollständig ab. Bei abnehmendem Drucke streckt sich die elastische Röhre, öffnet das
                              									Ventil und läſst von neuem Dampf hinzu.
                           
                              A.
                                 										P.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
