Titel: | Ueber den Betrieb von Doppelventilatoren; von Berginspector E. Cappell. |
Autor: | E. Cappell |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 31 |
Download: | XML |
Ueber den Betrieb von Doppelventilatoren; von
Berginspector E.
Cappell.
Mit Abbildungen auf Tafel
4.
Cappell, über den Betrieb von Doppelventilatoren.
Auf der Grubenabtheilung Albertschacht der
Steinkohlengrube Gerhard-Prinz Wilhelm bei Saarbrücken
wurde die zunehmende Ausdehnung der Baue und das zeitweise überaus heftige Auftreten
von schlagenden Wettern in der 4. Tiefbausohle die Veranlassung, auf die Verstärkung
der zur Ventilation dienenden Betriebskräfte Bedacht zu nehmen.
Wie aus der Situation in Fig. 1 Taf. 4 hervorgeht,
ist die Wetterführung dieses Feldes in der Weise angeordnet, daſs der östliche und
westliche Wetterstrom, welche je besondere einfallende Schächte besitzen und
gänzlich von einander getrennt sind, sich erst auf der Grundstrecke des Maxflötzes
der 2. Tiefbausohle vereinigen und von hier aus
zusammen die Hauptwetterstrecke hinaufziehen, von deren Kopfe sie durch das seigere
Schächtchen a zu zwei Guibal'sche Ventilatoren von 7m
Durchmesser gelangen.
Da östlich der Hauptwetterstrecke eine Fahrstrecke von geräumigen Dimensionen, von
der ersteren durch einen unverritzten Kohlenpfeiler getrennt, vorhanden war, so lag
der Gedanke nahe, diese zur ausziehenden Strecke des Oststromes in der Absicht zu
machen, daſs durch völlige Trennung beider Ströme und ein gleichzeitiges Arbeiten
beider Ventilatoren auf die getrennten Luftströme eine entsprechende Vermehrung der
Wettermengen erzielt werde, welche bisher bei 60 Umdrehungen eines Ventilators in
der Minute und 40mm Depression etwa 1100cbm minutlich betragen hatten. Zu dem Ende wurde
die Fahrstrecke mit dem Saugkanal des Ventilators I
durch das seigere Ueberbrechen b verbunden und sowohl
in der Grundstrecke der 2. Tiefbausohle wie in dem Wetterkanal an den Punkten c und d Wetterthüren
aufgestellt. Die nach Ausführung dieser Maſsnahmen mit beiden Ventilatoren
gleichzeitig angestellten Versuche sind in nachfolgender Tabelle I zusammengestellt.
Tabelle I.
Nr. d. Versuches
Ventilator I
Ventilator II
Summe der Luft-mengen
beigeschloss. | geöffnetenWetterthür in der2. Sohle
von Ventila-tor I und II.
Tourenzahlin 1 Minute
Depression
Minutliche Luftmengebei
Tourenzahlin 1 Minute
Depression
Minutliche Luftmengebei
geschloss.
geöffneten
geschloss.
geöffneten
Wetterthüren in der2. Sohle
Wetterthüren in der2. Sohle
1
30
mm15
cbm290,3
cbm304,4
30
mm13
cbm310,4
cbm259,4
cbm 600,7
cbm 563,8
2
40
21
380,0
420,7
40
17
388,0
367,2
776,0
787,9
3
50
28
450,1
540,4
50
28
479,2
447,9
929,3
988,3
4
60
38
553,3
614,5
60
42
581,0
526,2
1134,3
1140,7
Aus dieser Tabelle geht hervor, daſs die alleinige Wirkung der Trennung der
Wetterströme nebst den zugehörigen Ventilatoren in einer veränderten Vertheilung der
Luftmengen auf das östliche (Ventilator I) und westliche (Ventilator II) Grubenfeld
besteht, während die Gesammtmenge der angesaugten Wetter in beiden Fällen constant
geblieben ist. Der erstere Punkt wird genügend durch den Umstand erklärt, daſs die
Wetterwege des Ostfeldes (Ventilator I) erheblich kürzer als diejenigen des
Westfeldes sind, in Folge dessen bei geöffneten Thüren dem ersteren eine relativ
gröſsere Luftmenge zugeführt werden muſste.
Bekanntlich hat man die eigenthümliche Erscheinung, daſs zwei Centrifugalventilatoren
von gleicher Construction und gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit, welche auf eine
gemeinschaftliche Wetterstrecke arbeiten, keine gröſsere Luftmenge zu fördern
vermögen, als ein Ventilator unter gleichen Verhältnissen, durch die Entstehung von
Luftwirbeln u. dgl., sowie durch die Unmöglichkeit zu erklären versucht, beiden
Ventilatoren einen genau übereinstimmenden Gang zu geben und dem entsprechend eine
gleiche Depression zu erzeugen. Der Unhaltbarkeit dieser Erklärung gegenüber, welche
durch die Ziffern der beiden letzten Spalten in Tab.
I bewiesen wird, dürfte Folgendes die fragliche Erscheinung unter den
richtigen Gesichtspunkt bringen.
Die Beziehung, welche zwischen dem in der Zeiteinheit geförderten Luftvolum V, der Depression h und
dem in der Luftleitung auftretenden Widerstand w
stattfindet, läſst sich in ihrer einfachsten Form durch die Gleichung
V=\alpha\sqrt{\frac{h}{w}} darstellen, in welcher α einen gewissen Coefficienten bezeichnet. Beachtet man
nun, daſs die Depression h, welche der Ausdruck der
luftbewegenden Kraft ist, nur von der Construction, den Dimensionen und der
Umdrehungsgeschwindigkeit des Ventilators und der Widerstand w nur von der Beschaffenheit der Wetterwege (Länge, Querschnitt) abhängt,
so folgt daraus unmittelbar, daſs so lange der letztere (wie im vorliegenden Falle)
nicht geändert wird, auch V durch die gleichzeitige
Arbeit mehrerer Ventilatoren nicht verändert werden kann, weil die Depression h der angeführten Thatsache zufolge constant bleiben
muſs. Der einzige Unterschied in dem Falle, daſs n
Ventilatoren statt eines einzigen arbeiten, wird vielmehr nur darin bestehen, daſs
im ersteren Falle die von jedem Ventilator geleistete Arbeit nur 1/n der von dem
allein arbeitenden Ventilator erreichten ist, während die Gesammtarbeit Vh ungeändert bleibt. Aus Vorstehendem folgt das für
die Anordnung von Ventilationsanlagen bemerkenswerthe Ergebniſs, daſs es durchaus
unmöglich ist, einem Grubenfelde durch Vermehrung der Zahl der Ventilatoren eine
vergröſserte Luftmenge zuzuführen, wenn nicht die Lage derselben so gewählt ist,
daſs dadurch eine erhebliche Abkürzung der Wetterwege erzielt wird. Aber selbst in dem
letzteren Falle wird immer erwogen werden müssen, ob nicht durch Neuanlage eines
einziehenden Schachtes dasselbe Ziel (Abkürzung der Wetterwege) erreicht werden
kann; letzteren Falls würde die Neuanlage eines Ventilators fehlerhaft sein, wie
auch in gleicher Weise die häufig vorkommende Anordnung verurtheilt werden muſs,
zwei je an den Enden eines Grubenfeldes liegende Ventilationsanlagen durch einen in
der Mitte des letzteren liegenden einziehenden Schacht zu speisen. Die Concentration
des Betriebes spielt hiernach bei den Centrifugalventilatoren eine noch mehr
hervorragende Rolle, wie bei den meisten übrigen Arbeitsmaschinen; der innere Grund
hierfür liegt, wie die oben angeführte Formel unmittelbar erkennen läſst, in dem
Umstände, daſs die Arbeit eines Ventilators von gegebenen Dimensionen und gegenbener
Umdrehungsgeschwindigkeit zwischen den Grenzen 0 und ∞ variiren kann.
Um die oben mit den beiden Grubenventilatoren erhaltenen Resultate
gegen Einwürfe, welche aus der hypothetischen Wirksamkeit zufälliger Ursachen
secundärer Natur abgeleitet werden könnten, zu sichern und um zugleich die
praktische Ausführbarkeit einer Methode zu erproben, welche für den gleichzeitigen
Gang zweier Ventilatoren bereits anderweitigVgl. Devillez: Ventilation des mines (Mons
1875), S. 207. vorgeschlagen ist, wurden zwei kleine
Centrifugalventilatoren gleicher Construction von etwa 0m,5 Durchmesser in der Weise neben einander aufgestellt, daſs jeder
derselben mit einer Rohrleitung aus Schmiedeisen von 26mm lichtem Durchmesser und 76m gröſster
Länge verbunden wurde (vgl. Fig. 2 Taf. 4). In 1m,46 Abstand von den Ventilatoren waren beide
Leitungen durch ein Querrohr von gleichem Durchmesser verbunden, während an ihren
Enden Zinkrohre von 1m Länge und 100mm Durchmesser zur Aufnahme der Casella'schen Anemometer angebracht waren. An den
Punkten a, b und c
befanden sich gut schlieſsende Hähne mit weiten Bohrungen; auſserdem war die
Einrichtung getroffen, daſs die Saugöffnung des Ventilators II mit der
Ausblaseoffnung von Ventilator I durch einen kupfernen Krümmer von 84mm Durchmesser verbunden werden konnte, somit die
angesaugte Luft nach entsprechender Stellung der Hähne a, b,
c gezwungen wurde, beide Ventilatoren hinter
einander zu durchströmen. Auf den Saugstücken der Ventilatoren waren
Ansatzrohre angebracht, welche durch Gummischläuche mit entsprechenden Manometern in
Verbindung standen. Sämmtliche Versuche wurden bei derselben
Umdrehungsgeschwindigkeit (etwa 830 Umdrehungen der Ventilatoren in der Minute)
angestellt, nachdem die Riemenscheiben der Ventilatoren mit einer durch Dampfkraft
bewegten Transmissionswelle in Verbindung gesetzt waren und durch controlirende
Anemometerversuche in den Saug- und Ausblaseöffnungen die Dichtigkeit der
Rohrleitung festgestellt war.
Durch die Ziffern der umstehenden Tabelle II wird
das oben für die Guibal'schen Grubenventilatoren
gefundene Resultat, daſs eine Trennung der Luftströme ohne Einfluſs auf die
Gesammtnutzleistung ist, bestätigt. Andererseits erhellt aus denselben, daſs eine
erhebliche Zunahme der geförderten Luftmenge und der Depression nur in dem Falle
stattfindet, wenn beide Ventilatoren hinter einander arbeiten. Obwohl die
beobachteten Depressionen erheblich schwanken, was durch die Unmöglichkeit, der
Maschine einen in jedem Zeitmomente völlig gleichmäſsigen Gang zu ertheilen,
verursacht wurde, darf man doch
Tabelle II.
Nr. d. Versuches
Verbindungs-weise
desRohrsystems
BezeichnungderbetriebenenVentilatoren
MinutlicheLuftmenge
imRohrsystem
Summe derLuftmenge
Drepressionvon
Länge
deseinfachenRohrsystems
Die Ventilatorenarbeiten
neben(n) oder hinter (h)einander
Ventilat. I
Ventilat. II
I
II
1
b geschlossen
I
l 87,3
l 87,3
l 174,6
mm37
mm–
m76
n
a, c offen
2
a, b, c offen
I und II
88,7
90,6
179,3
42
48
76
n
3
a geschlossen
I und II
84,4
91,5
175,9
40
38
76
n
b, c offen
4
b geschlossen
I und II
113,6
119,2
232,8
34
78
76
h
a, c offen
5
Desgleichen
II
92,0
92,6
184,6
–
48
76
h
6
Desgleichen
I und II
168,9
174,6
343,5
39
91
34
h
7
Desgleichen
I
118,3
125,9
244,2
37
–
34
h
8
Desgleichen
I
128,8
131,1
259,9
48
–
34
n
9
c geschlossen
II
139,2
142,6
281,8
–
50
34
n
a, b offen
10
a, b, c offen
I und II
126,9
129,7
256,6
43
65
34
n
11
a geschlossen
I und II
120,2
133,6
253,8
42
47
34
n
b offen
12
b geschlossen
I
757,0
272,4
1029,41
38
–
2,5
n
a, c offen
13
Desgleichen
I und II
749,4
677,8
1427,2
42
90
2,5
h
annähernd die Steigerung der Depression, welche in dem
erwähnten Falle eintritt, wie 1 : 2 annehmen. Dies entspricht auch der theoretischen
Vorstellung, nach welcher die erhöhte Wirksamkeit von zwei hinter einander
arbeitenden Ventilatoren darauf beruhen muſs, daſs zunächst der äuſsere (mit der
äuſseren Atmosphäre direct in Verbindung stehende) Ventilator in seinem Saugraum
eine gewisse Depressionsgröſse erzeugt, welche von dem inneren (an die Rohrleitung
unmittelbar angeschlossenen) Ventilator um denselben Betrag – insofern er wie im
vorliegenden Falle gleiche Construction und gleiche Geschwindigkeit besitzt – erhöht
wird.
Die Vermehrung des Luftvolums berechnet sich im Mittel aus den angegebenen Zahlen für
die Versuche Nr. 1 bis 5 zu 30, für Nr. 6 bis 11 zu 32 und von Nr. 12 bis 13 zu 38
Proc.
Bei der Ausführung des Projectes, den Anschluſs groſser Guibal'scher Ventilatoren in dem besprochenen Sinne zu bewirken, muſs
selbstverständlich die möglichste Verkleinerung des Luftwiderstandes den wichtigsten
Gesichtspunkt bilden. Hätte es sich daher um Herstellung einer Neuanlage gehandelt,
so würde man den inneren Ventilator möglichst nahe dem äuſseren rechtwinklig gegen
denselben und zwar in einem etwas erhöhten Niveau so aufgestellt haben, daſs der
horizontale Diffuser desselben direct in die Säugöffnung des äuſseren gemündet
hätte. In Anbetracht des Umstandes, daſs es sich hier um einen ersten mit möglichst geringen Kosten
auszuführenden Versuch handelte, dessen Gelingen trotz der angestellten Vorversuche
keineswegs gesichert war, und localer Schwierigkeiten wegen, welche sich einer
gänzlich unterirdischen Verbindungsweise entgegenstellten, wurde zu Stangenmühle der
in Fig. 3 Taf.
4 veranschaulichte Entwurf ausgeführt. Hiernach fallen die im Diffuser a des inneren Ventilators II aufgestiegenen Wetter
durch den Schornstein b zurück und gelangen durch den
abfallenden Kanal c in den alten Wetterkanal d, von wo sie dem äuſseren Ventilator I zugeführt
werden.
Die Resultate der unmittelbar nach Fertigstellung dieser Arbeiten ausgeführten
Versuche sind in nachstehender Tabelle III
niedergelegt. Dieselben wurden in der Weise ausgeführt, daſs die directe Verbindung
zwischen dem Ventilator I und den Grubenbauen aufgehoben war, derselbe also nur
durch den Ventilator II mit jenen verbunden werden konnte.
Tabelle III.
Nr. des Versuches
Ventilator I(allein arbeitend)
Ventilator II(allein arbeitend)
Ventilator I und II(gleichzeitig
arbeitend)
Tourenzahlin 1 Minute
Depression
MinutlichesLuftvolum
Tourenzahlin 1 Minute
Depression
MinutlichesLuftvolum
Tourenzahlin 1 Minute
Depressionam
MinutlichesLuftvolum
Ver-mehrungs-coefficient
Vent. I
Vent. II
1
30
mm 7
cbm 517,6
30
mm 4
cbm 519,4
30
mm 7
mm14
cbm 729,0
1,40
2
40
13
624,7
40
10
629,3
40
15
27
931,0
1,48
3
50
23
701,2
50
15
804,7
50
25
40
1202,6
1,59
4
60
37
914,2
60
23
946,4
60
38
60
1440,9
1,55
5
70
49
1157,8
70
30
1216,9
70
50
78
1704,9
1,44
6
80
58
1260,0
80
37
1410,8
80
60
94
2047,1
1,53
Mittel =
1,50
Nach dieser Tabelle sind die von Ventilator I und II bei ihrer
Einzelarbeit geleisteten Luftmengen gleich, während die Ziffern der
Depressionsspalten von Ventilator I ihren früheren Werth (vgl. Tab. I) behalten, dagegen diejenigen von
Ventilator II nicht unerheblich gesunken sind. Diese Erscheinung ist in folgender
Weise zu erklären.
Die totale von einem Ventilator erzeugte Depression, welche nur
eine Function seiner Dimensionen (Construction) und seiner Umdrehungsgeschwindigkeit
ist, zerfällt in zwei Theile, einen statischen, welcher das Ansaugen der Luft
bewirkt und an dem in der Saugöffnung angebrachten Manometer vollständig zur
Erscheinung gelangt, und einen dynamischen, welcher auf die Entfernung der
angesaugten Luft durch den Diffuser und die etwa an ihn angeschlossene Leitung in
die äuſsere Atmosphäre verwendet wird. Die Summe dieser beiden letzteren ist unter
übrigens gleichen Umständen, wie oben bemerkt, constant, so daſs, wenn h die totale, h1 die statische und h2 die dynamische Depression bezeichnet,
die Gleichung h = h1
+ h2 stattfindet. Im
vorliegenden Falle hat in Bezug auf den Ventilator II durch den Anschluſs des
Ventilators I eine bedeutende Vermehrung der dynamischen Depression stattgefunden,
welche sich durch die Verminderung der statischen Depression (h1 = h – h2) kundgibt.
Hieraus folgt weiter, daſs eine Verminderung der statischen Depression nicht ohne
weiteres einen Kraft- bezieh. Luftvolumsverlust bedingt; denn man kann sich
beispielsweise einen Ventilator unter gleichen
Bedingungen seiner Arbeit auf die Wettersohle versetzt denken, wobei die statische
Depression jedenfalls eine bedeutende Aenderung erleiden würde, während die totale und das geförderte
Luftvolum constant bleiben würden.
Die Ziffern der Depressionsspalte des Ventilators II bei der
gleichzeitigen Arbeit von Ventilator I und II stellen ferner annähernd die
bezüglichen Summen der analogen Depressionen von Ventilator I und II (allein
arbeitend) dar, so daſs auch hierdurch das schon erwähnte Gesetz bestätigt wird,
nach welchem bei gleichzeitigem Arbeiten mehrerer Ventilatoren die Summe der
Einzeldepressionen erzielt wird, welche beim Arbeiten der einzelnen Ventilatoren in
derselben Verbindungsweise erreicht wird. Da selbstverständlich auch für die
Verbindung zweier Ventilatoren das Gesetz von der Proportionalität zwischen den
Quadratwurzeln aus den Depressionen und den Luftvolumen gilt, so würde man im
idealen Grenzfalle durch das gleichzeitige Arbeiten von zwei Ventilatoren höchstens
das √2 = 1,414fache desjenigen Luftvolums erhalten können, welches ein Ventilator
bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit liefert. Zugleich erhellt hieraus, daſs man,
auch abgesehen von praktischen Gründen, nie mehr als zwei Ventilatoren mit einander
verbinden wird. Denn da bei Verbindung von n
Ventilatoren, die geförderte Luftmenge nur das √n fache
des einfachen Ventilators beträgt, so würden beispielsweise zur Verdopplung des
ersteren schon 4, zur Verdreifachung schon 9 Ventilatoren erforderlich sein
u.s.w.
Aus einem Vergleich der Ziffern der beiden letzten Spalten von
Tab. I mit der letzten Spalte von Tab. III geht hervor, daſs im gegenwärtigen Falle
die Zunahme des Luftvolums durch den gleichzeitigen Betrieb von zwei Ventilatoren
nur 25,8 Proc. betragen hat, während theoretisch 41,4 Proc. hätten erhalten werden
müssen. Die Differenz von 15,6 Proc. rührt zum Theil von dem Widerstand her, welchen
der zweite Ventilator, und zum Theil von demjenigen her, den die Verbindung von
Ventilator I und II dem Durchgange der Luft entgegensetzt.
Aus dem Grunde einerseits, daſs der Anschluſs der Ventilatoren an
einander, wenn dieselben einzeln arbeiten, eine Verminderung des Luftvolums um 19,7
Proc. dem Falle gegenüber bewirkt, wo die Luft den zweiten Ventilator nicht passirt,
sowie andererseits, daſs die letzte Spalte der Tabelle
III einen wesentlich bedeutenderen Zunahmecoefficienten aufweist (1,50)
als der theoretische ist (1,414), muſs man den Schluſs ziehen, daſs der Widerstand
des Ventilators erheblich gröſser ist wie derjenige der Verbindungsleitung zwischen
Ventilator I und II. Diesen letzteren Verlust, welcher etwa auf 5 Proc. zu
veranschlagen ist, wird man durch zweckmäſsige Construction der Verbindungsleitung
fast ganz vermeiden können, während die Möglichkeit der Verminderung des ersteren
durch den Umstand, daſs bei den in Tab. II
mitgetheilten Versuchen, wo die Luft den Ventilatoren nicht central, sondern
tangential zugeführt wurde, die Vermehrung des Luftvolums 32 bis 38 Proc. betragen
hat, dargethan ist.
Nach der gegenwärtigen Sachlage würde also die Leistung eines Guibal'schen Doppelventilators ungefähr das 1,30fache des einfachen
Ventilators oder ca. 30 Proc. mehr betragen. Hierbei ist indessen vorausgesetzt,
daſs die Ventilatoren gleiche Geschwindigkeit besitzen, für welchen Fall ein Maximum
des Effectes stattfindet, wie man auch ohne analytische Herleitung aus dem Umstände
erkennt, daſs das Minimum in dem Falle eintritt, wenn bei hergestellter Verbindung
zwischen beiden Ventilatoren nur einer arbeitet. Dieser letztere Fall wird daher in
der Praxis ganz zu vermeiden und deshalb immer auf die Herstellung einer Einrichtung
Bedacht zu nehmen sein, welche beim Gange nur eines Ventilators den directen
Austritt der Luft in die Atmosphäre gestattet.
Die Volumvermehrung der angesaugten Luft um 30 Proc., welche dem gleichzeitigen Betrieb von
zwei Ventilatoren entspricht, würde, wenn dieselbe durch den Betrieb eines
Ventilators erreicht werden sollte, statt eines Ventilators von 7m Durchmesser die Aufstellung eines solchen von
9m Durchmesser verlangen unter der
Voraussetzung, daſs die Breite des letzteren entsprechend vergröſsert, die zulässige
maximale Tourenzahl aber entsprechend verringert würde. Es erscheint daher
selbstredend dort, wo bereits zwei Ventilatoren vorhanden sind, zweckmäſsig, die zur
Verbindung derselben erforderlichen Einrichtungen zu treffen, welche meistens nicht
sehr erhebliche Kosten beanspruchen werden.
Im Falle einer Neuanlage aber sind ganz ähnliche Erwägungsgründe, aus welchen bei der
Wasserhaltung zwei Maschinen von mäſsiger Kraft den Vorzug vor einer von doppelter
Stärke verdienen, für das System des Doppel Ventilators geltend zu machen,
wenigstens in dem Falle, wenn an dem Grundsatz festgehalten wird, daſs für den
regulären Betrieb die Kraft eines Ventilators genügen und nur unter
auſsergewöhnlichen Verhältnissen diejenige beider zusammen in Anspruch genommen
werden soll.
Louisenthal bei Saarbrücken, December
1877.