Titel: | Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei. |
Autor: | V. Grieſsmayer |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 51 |
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Rundschau auf dem Gebiete der
Brauerei.
(Fortsetzung von S. 578 des vorhergehenden
Bandes.)
Grieſsmayer, Rundschau auf dem Gebiete der Brauerei.
Abnahme des Stickstoffgehaltes der
Brauergerste. In der Brauereipraxis gilt die Regel, daſs Gersten mit hohem
Stickstoffgehalte zu verwerfen sind, und ist man sogar von Seite mancher Brauereien
so weit gegangen, mit den Landwirthen Verträge dahin abzuschlieſsen, daſs die
Grundstücke nicht gedüngt werden dürfen, auf welchen die zu liefernde Gerste gebaut
wird. Lintner hat nun im Bayerischen Bierbrauer, 1877 S. 299 nachgewiesen, daſs der
Stickstoffgehalt der Gerste allerwärts im Rückgange begriffen ist, und daſs der
Brauer daher nun leicht in den entgegengesetzten Fehler verfallen kann, indem er
nämlich zu Stickstoff-arme Gerste einkauft.
6 Gerstensorten aus Württemberg aus den J. 1850 und
1851 enthielten in 100 Th. Trockensubstanz Protemoide:
Minimum
11,62
Maximum
15,25
Mittel
12,85
8 Gerstensorten aus Bayern aus dem J. 1853:
Minimum
11,42
Maximum
13,70
Mittel
12 25
Gerste aus Bayern
1861
16,25
6 Gersten aus Deutschland:
Minimum
12,91
Maximum
14,64
Mittel
13,53
Saatzer Gerste 1875
6,46
Saaler Gerste 1875
9,36
Bayerische
Gerste
aus Jarzt 1875
9,70
"
„
„ Franken 1875
11,25
"
„
„ Fürstenfeldbruck 1875
10,24
"
„
„ Attenkirchen
9,70
––––––
MinimumMaximum
6,4611,25
Mittel 9,45.
Dieses Zurückgehen im Proteingehalte der Gerste soll nach Lintner hauptsächlich darin zu suchen sein, daſs die
Brauer vorherrschend eine Stickstoff-arme und Stärkemehl-reiche Gerste suchen und
die Landwirthe angewiesen waren, beim Gerstenbau darauf Rücksicht zu nehmen. Nur
durch fortgesetzte Untersuchungen, unterstützt durch die Beobachtungen in der
Praxis, wird man das richtige Maſs im Proteingehalte der Brauergerste erfahren und
die Landwirthe veranlassen können, ihre Kulturmethoden den speciellen Bedürfnissen
des Brauwesens anzupassen. – Die wissenschaftliche Station für Brauerei in München
hat bereits diese Richtung mit bestem Erfolge angebahnt.Gelegentlich des 3 Brauertages in Frankfurt a. M. gelang es den Bemühungen
von Prof. Dr. Lintner und Dr. Reischauer, die lange geplante Gründung einer
wissenschaftlichen Station für Brauerei in München endlich ins Werk zu
setzen. Die Arbeiten derselben begannen am 1. September 1876 unter der
Leitung der oben genannten Gründer; nur ist nach dem am 13. März 1877
erfolgten Ableben Dr. Reischauer's Hr. L. Aubry in das Directorium eingetreten.Die Resultate der Untersuchungen werden den Mitgliedern der Station in der
Form von Berichten kund gegeben und ist die Veröffentlichung derselben zur
Zeit leider noch verboten. Der erste Jahresbericht dieser Arbeiten ist
soeben im Drucke erschienen und wurde mir von befreundeter Seite Einsicht in
denselben gestattet. Der Inhalt derselben ist ein sehr reichhaltiger und
beweist, daſs die Leitung des hoffnungsvollen Unternehmens in die richtigen
Hände gelegt ist. Ueber 100 Gerstenanalysen sind bereits durchgeführt; die
Wirkung des Kochsalzes auf die Keimung, und der Milchsäure auf den
Maischproceſs nachgewiesen; der Unterschied kalter und warmer Haufenführung,
der Einfluſs der Dauer der Keimung auf die Qualität des Malzes, die
Wanderung der Proteine aus der Gerste in das Malz und die Würze, die
Ausbeute bei verschiedenen Darrzeiten und Darrtemperaturen u.s.w.
festgestellt.Aus den angeführten Thematen geht mit Sicherheit hervor, daſs die Station
ihren Zweck, die wissenschaftliche Forschung für die Praxis nutzbar zu
machen und auf dem Boden einer rationellen Praxis weiter zu forschen, in
vollem Masse erfüllt, und möchte ich nur den Wunsch aussprechen, daſs sich
die Herren bald entschliessen, die Geheimniſsvorbehalte fallen zu lassen und
die schönen Resultate ihres Laboratoriums auch einem groſseren Publicum
zugänglich zu machen.
Bestimmung des Glycerins und Hopfenharzes im Biere.
Hierfür habe ich in den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1878 S. 292 folgendes Verfahren angegeben.
300cc Bier werden langsam im Wasserbade auf 100cc eingedampft. Man bringt den Rest in einen 0l,5-Kolben mit engem Halse und dazu 200cc Petroleumäther, verschlieſst nun den Kolben mit
Daumen oder Stopfen, schüttelt 3 bis 4 mal immer 5 Minuten ordentlich durch, läſst
etwa 3 Stunden absetzen und bringt nun die ganze Flüssigkeit in einen geräumigen
Scheidetrichter. Hier bleibt sie ungefähr 3 bis 4 Stunden. Dann läſst man die untere
braune Flüssigkeit wieder in den 0l,5-Kolben laufen. Die obere
gelatinöse Masse nebst dem überschüssigen Petroleum äther bringt man in eine tarirte
Glasschale und überläſst sie zunächst sich selbst. Die Flüssigkeit im 0l,5-Kolben wird wiederum mit 200cc Petroleumäther behandelt, wie oben, dann wieder
in den Scheidetrichter gebracht, und nach 4 bis 5 Stunden die untere, nun von
Hopfenbestandtheilen befreite Flüssigkeit in den 0l,5-Kolben abgelassen und sofort mit Barytwasser oder besser mit
Bariumalkoholat alkalisch gemacht.
Aus der Glasschale, in welcher sich mittlerweile der überschüſsige Petroleumäther vom
ausgeschiedenen Hopfenharz scharf getrennt hat, wird ersterer abgegossen und nunmehr
die im Scheidetrichter übrigbleibende Masse hineingebracht. Nach einigem Stehen
gieſst man die Flüssigkeit (Petroleumäther und Spülwasser) ab, bringt die Schale
aufs Wasserbad und beendigt die Trocknung über Schwefelsäure. Man wägt, zieht die
Tara ab und findet so den Gehalt des Bieres an Hopfenharzen. Die im 0l,5-Kolben befindliche alkalische Flüssigkeit wird
nun in analoger Weise mit dem doppelten Volum einer Mischung von 2 Th. absolutem
Alkohol und 3 Th. Aethyläther geschüttelt und geschieden. Die wasserhelle ätherische
Flüssigkeit bringt man in ein Glaskölbchen und sofort ins Wasserbad, bis aller
Aether verdunstet ist. Inzwischen wird die zurückbleibende Flüssigkeit nochmals mit
derselben Menge obiger Aether-Alkoholmischung behandelt und die nach dem Ablassen
der braunen Flüssigkeit im Scheidetrichter übrigbleibende Glycerinlösung in das
Glaskölbchen von der ersten Beschickung hinzugebracht, wiederum aller Aether auf dem
Wasserbade verdunstet und nun die zurückbleibende alkoholische Flüssigkeit in eine
tarirte Porzellanschale allmälig eingetragen, deren Inhalt auf dem Wasserbade so
vorsichtig eingeengt wird, daſs die Operation bis zur zäheflüssigen Consistenz etwa
15 bis 20 Stunden erfordert. Dann bringt man die Schale unter den Recipienten über
Schwefelsäure oder wasserfreie Phosphorsäure und wägt nach zwei Tagen. Nach Abzug
der Tara hat man das Gewicht des Glycerins.
Das Glycerin ist in Aether nicht unlöslich, zumal nicht aus alkalischer Lösung, wohl
aber aus saurer. Auch von Amylalkohol und Essigäther wird es aus allen Lösungen
etwas aufgenommen – nicht aber von Petroleumäther, in welchem hingegen die
Hopfenbestandtheile löslich sind.
V.
Grieſsmayer.