Titel: | Elektrische Lampen. |
Autor: | E-e. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 118 |
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Elektrische Lampen.
Mit Abbildungen auf Tafel
8.
Elektrische Lampen.
Auf dem von Ladyguine (1875 216 285) eingeschlagenen
Wege weiter gehend hat sich Konn aus St. Petersburg
1875 die in Fig.
5 Taf. 8 abgebildete elektrische Lampe patentiren lassen. In dem kupfernen
Fuſse A sind zwei Klemmschrauben N für die Leitungsdrähte angebracht und ein kleines
Ventil k, welches sich nur von innen nach auſsen
öffnet. Die eine Klemme N ist gegen A isolirt und leitend mit dem ebenfalls gegen A isolirten Kupferstabe D
verbunden. Die andere Klemme steht durch A mit dem
Kupferstabe C in Verbindung, welcher aus zwei Theilen
besteht, nämlich aus einem an A unmittelbar befestigten
Rohre und aus einem auf einen Theil seiner Länge geschlitzten Kupferstäbchen; der
Schlitz gibt ihm eine gewisse Elasticität, so daſs er in dem Rohre verschoben werden
kann, jedoch fest steht, sofern man nicht einen gewissen Druck auf ihn ausübt. Die
oben erweiterte Glocke B ist an dem Fuſse A mittels einer Bronzeschraube L befestigt, welche unten auf einen Kautschukring drückt. Fünf
Retortenkohlen E befinden sich zwischen den beiden
Tischchen am Ende der Stäbe C und D; jeder Kohlenstab steckt in zwei Kohlenblöcken, aus
denen je ein Kupferstäbchen vorsteht; diese Stäbchen in den unteren Blöcken haben
gleiche, jene in den oberen ungleiche Länge. Eine Klappe I, welche an C mittels einer Angel befestigt
ist, berührt immer nur ein Stäbchen.
Schaltet man diese Lampe in den Stromkreis, so geht der Strom zwischen C und D durch den
Kohlenstab E und zwar über I und das Stäbchen F, durch die Blöcke O und das Stäbchen G.
Mittels K ist vorher die Luft ausgepumpt worden. E wird rothglühend, weiſsglühend und leuchtet. Anfangs
ist das Licht weiſs und beständig; dann verkleinert sich der Querschnitt von E allmälig, E zerbricht
und das Licht verschwindet, I aber kommt auf ein
anderes Kupferstäbchen zu liegen und das Licht wird fast augenblicklich wieder
hergestellt. Sind alle 5 Kohlenstäbchen verbraucht, so ruht I auf dem Kupferstäbchen H und der Strom wird
somit nicht unterbrochen; es stört also auch das Verlöschen einer Lampe die andern
etwa in denselben Stromkreis eingeschalteten nicht. Das dünnwandige Kupferrohr M im unteren Theile der Glocke B verhütet, daſs die zerbrochenen Kohlenstäbe und ihre Blöcke gegen das
Glas fallen.
Drei solche Lampen sind seit 2 Jahren bei dem Kaufmann Florent in St. Petersburg aufgestellt und werden durch
eine Alliance-Maschine in Thätigkeit versetzt. Jedes Kohlenstäbchen dauert etwa 2
Stunden, mit Ausnahme des ersten, welches sehr schnell (durchschnittlich in etwa 21
Minuten) verzehrt wird. Das Licht ist sehr angenehm, aber wegen der Schwierigkeit in
der Herstellung der kleinen Kohlenstäbe (von denen 1m an Ort und Stelle 4 M. kostet) viel theurer wie Gas, dafür aber ganz
reinlich, was für die Lager Florent's von weiſsem
Leinenzeug werthvoll ist, weil dadurch das bei Gasbeleuchtung nöthig werdende
wiederholte Bleichen überflüssig wird. Nach einem Vergleiche mit dem Gas schätzt man
die Konn'sche Lampe auf etwa 20 Carcelbrenner.
Ein russischer Officier, Bouliguine, hat die in Fig. 6 Taf. 8
abgebildete Lampe mit blos 1 Kohlenstäbchen angegeben. Dieselbe besteht aus dem
kupfernen Fuſse, zwei verticalen Stäben, zwei den Strom aufnehmenden Riegeln und
einem Ventil zum Auspumpen der Luft. Der eine Stab ist der Länge nach durchbohrt und
fast seiner ganzen Länge nach geschlitzt, so daſs zwei Oesen hindurch treten können.
Das Kohlenstäbchen wird in diesen wie das Blei in einen gewöhnlichen
Schreibstifthalter eingeführt und durch zwei kleine Gegengewichte, welche in die
Oesen eingehängt sind, sammt seinem Träger nach oben gezogen. Das zunächst glühend
werdende Stück des Stäbchens ist in zwei kegelförmige Blöcke von Retortenkohle
gefaſst. Eine unter dem Sockel befindliche Schraube gestattet eine Verlängerung und
Verkürzung des den obern Block tragenden Stabes und somit eine Regulirung der Länge
des leuchtenden Stückes. Der Schluſs der Glocke ist durch den seitlichen Druck
mehrerer Kautschukscheiben hergestellt. Wenn das glühende Kohlenstäbchen bricht, so
öffnet ein Elektromagnet mittels eines (in Fig. 6 nicht
mitgezeichneten) kleinen Hebelmechanismus die Lippen der Kohlenträger, das obere
Gegengewicht stöſst die Kohlenreste aus dem obern Träger heraus, die untern
Gegengewichte heben das Kohlenstäbchen, führen es in den obern Träger ein,
schlieſsen so den Strom wieder und der Elektromagnet preſst die Lippen der Träger
wieder fest auf die Kohlen.
Fontaine hat mit dieser Lampe nie sehr gute Resultate
erzielt; wenn sie aber einmal gut arbeitete, so brauchte sie, wegen der geringern
Anzahl von Contacten, weniger Stromstärke als die Konn'sche Lampe. Mit einer Gramme'schen Maschine
kam Fontaine bei ihr auf 80 Brenner. Fontaine hat mit der Konn'schen Lampe eine lange Reihe von Versuchen mit einer Batterie aus 48 Bunsen'schen Elementen von 0m,20 Höhe angestellt, aus denen hervorzugehen
scheint, daſs die Methode von Ladyguine sich weniger
gut für eine Vertheilung des elektrischen Lichtes eignet; doch dauerten die
Kohlenstäbe länger, wenn man in jeder Lampe nicht über 10 Brenner hinausging.
Weitere Versuche will Fontaine mit einer Gramme'schen Maschine anstellen und hat dazu bei Bréguet die in Fig. 7 Taf. 8 abgebildete
Lampe herstellen lassen, bei welcher die Kohlenstäbe an jedem Ende in starre und fest liegende
Contacte eingelegt sind, so daſs man die Lampe in allen Lagen brauchen kann, und bei
welcher der Strom selbstthätig von einer Kohle zur andern geht durch die Wirkung
eines in den Stromkreis eingeschalteten Elektromagnetes. (Nach der Revue industrielle, 1877 S. 201.)
E-e.