Titel: | Ueber den Weinsteingehalt der Weine; von Dr. M. Buchner in Graz. |
Autor: | M. Buchner |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 167 |
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Ueber den Weinsteingehalt der Weine; von Dr.
M. Buchner in
Graz.
Büchner, über den Weinsteingehalt der Weine.
Im Verlaufe meiner Untersuchung über die Zusammensetzung verschiedener Weine (1877
226 531), in welcher ich auf den Aschengehalt als mögliches Kriterium für die
Echtheit der Weine hingewiesen, habe ich eine weitere Reihe von Weinen in den Kreis
meiner Untersuchungen gezogen mit Berücksichtigung des Weinsteingehaltes derselben,
da ich eine bestimmte Beziehung zwischen diesem und dem Aschengehalt der Weine
festzustellen hoffte. Die Verschiedenheit des Weinsteingehaltes der Weine, welcher
nach Untersuchungen von Berthelot und Florieu, von Fauré,
Boussingault und Kissel zwischen 0,029 bis
0,25 Proc. beträgt, welch letztere Zahl dem Lösungsvermögen bei gewöhnlicher
Temperatur fast genau entspricht, veranlaſste mich, die Angaben über das
Lösungsvermögen verdünnten Alkohols auf Weinstein theils zu controliren,
vorzugsweise aber Modifikationen in Anwendung zu bringen, die eine ganz sichere
Basis gewähren würden. Es lagen zunächst Bestimmungen vor von Chancel für 10,5 Proc. Weingeist und Temperaturen von
0° bis 50° und von Kissel für 6 bis 12 Proc. Alkohol,
jedoch nur für 12°; diese Angaben konnten mir nicht genügen, da bei den ersten nur
ein bestimmter Alkoholgehalt berücksichtigt wurde, bei der zweiten jedoch nur die
Löslichkeit bei der Temperatur von 12° in Rechnung gezogen wurde, Einwirkung
niedriger Temperatur also nicht ohne Einfluſs sein konnte.
Der Weinsteingehalt der alkoholischen Lösungen wurde in der Weise untersucht, daſs
zunächst bei gewöhnlicher Temperatur gesättigte Weinsteinlösungen mit absolutem
Alkohol gemischt und die Mischungen bei der betreffenden Temperatur bis zu 10 Tage
stehen gelassen wurden, und im Filtrate dann der Weinstein mit Zehntelnormalnatron
bestimmt. Es ergaben:
7
Proc.
Alkohol
bei
0°
0,15
Proc.
Weinstein;
bei
6°
0,225
Proc.,
bei
15°
0,260
8
„
„
„
„
0,13
„
„
„
„
0,206
„
„
„
0,220
9
„
„
„
„
0,11
„
„
„
„
0,187
„
„
„
0,206
10
„
„
„
„
0,10
„
„
„
„
0,162
„
„
„
0,187
20
„
„
„
„
0,075
„
„
„
„
0,092
„
„
„
0,112
30
„
„
„
„
0,037
„
„
„
„
0,056
„
„
„
0,056
woraus sich ergibt, daſs durch starke Abkühlung der Weine fast
die Hälfte ihres Weinsteingehaltes ausscheidet, der auch bei steigender Temperatur
nur mehr zum geringen Theil in Lösung geht, wie man bei den Absätzen, welche stark
erkaltete Weine liefern, leicht beobachten kann, da dieselben, wenn auch die
Temperatur die frühere Höhe erreicht hat, gröſstentheils ungelöst bleiben.
Bei Bestimmung der Löslichkeit des Weinsteins ist auch die Zeit, welche der
Ausscheidung gegönnt wird, von Wesenheit, denn 10 Proc. Alkohol-haltige Lösung gab bei
15° nach 4 Stunden 0,29 Proc. Weinstein, nach 10 Tagen aber nur mehr 0,187; 20proc.
Lösung nach 4 Stunden 0,17, nach 10 Tagen 0,112 Proc. Weinstein. Es ist nicht zu
verkennen, daſs die Constanthaltung der Temperatur während langer Zeit mit
Schwierigkeiten verbunden ist, und daſs dieselbe ohne Anwendung auſserordentlicher
Mittel exact überhaupt nicht auszuführen sein dürfte; die oben angeführten Zahlen,
in welchen die Löslichkeitsverminderung entsprechend der Temperaturerniedrigung aber
ohne Ausnahme nachgewiesen ist, dürften für die Richtigkeit derselben sprechen. Eine
Reihe von Weinen, in welchen wie üblich Alkohol, Extract, Säure, Weinstein und Asche
bestimmt wurden, gaben hinsichtlich des Weinstein- und Aschengehaltes keine völlige
Uebereinstimmung; nur bei den aus südlicheren Weingegenden stammenden Weinen findet
eine bestimmte Beziehung statt.
Weiſsweine
Gew. Proc.
Vol. Proc.
Extract
Säure
Weinstein
Asche
Alkohol
Nieder-öster-reich.
NuſsbergerRetzerMackersdorfer
8,9814,33 7,50
11,1 17,6 9,3
1,741,901,69
0,620,570,66
0,170,160,18
0,1520,15 0,117
Steier-mark
RadisellerWind. Feistritzer „ „Radkerburger
1877 Rothweine
9,34 9,05 8,27 7,85
11,57 11,20 10,20 9,70
1,812,232,212,41
0,680,910,890,95
0,190,170,150,18
0,130,170,160,14
Bordeaux
8,91
11,04
2,23
0,64
0,15
0,20
Sexzarder
8,98
11,1
1,94
0,70
0,09
0,20
Fünfkirchner
8,91
11,0
2,09
0,70
0,12
0,14
Kälterer See
10,72
13,2
1,94
0,60
0,17
0,20
Istrianer
7,37
9,16
2,81
0,80
0,20
0,23
Dalmatiner
9,63
11,92
2,71
0,60
0,24
0,28.
Aus obigen Untersuchungen und Versuchen ergeben sich nun zunächst folgende Resultate:
Zu weit gehende Temperaturerniedrigung entzieht dem Weine einen bedeutenden Theil
eines wesentlichen Bestandtheiles und muſs eine Geschmacksveränderung zur Folge
haben; niedriger Weinsteingehalt läſst nicht auf Wasserzusatz schlieſsen; der
Weinsteingehalt steht zum Aschengehalte der Weine nicht in directer Beziehung.