Titel: | Elektrische Beleuchtung von Fabriksälen. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 184 |
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Elektrische Beleuchtung von Fabriksälen.Vgl. 1878 227 100. – Auch die Lichtmaschinen von Siemens und Halske in
Berlin haben in neuerer Zeit in mehreren technischen Anlagen Verwendung
gefunden. So erleuchtet in der Schlott'schen
Färberei zu Greiz das mit diesen Maschinen erzeugte elektrische Licht (an Stelle
von 26 Gasflammen) einen 35m langen Raum bis
in die entferntesten Ecken tageshell. Es lassen sich bei demselben die Farben
Blau, Grün und Violett in den feinsten Nüancirungen unterscheiden.
Mit einer Abbildung auf Tafel 10.
Elektrische Beleuchtung von Fabriksälen.
In der Spinnerei des Champ-du-Pin von David Troullier und Adhémar in Epinal ist eine Fläche zu ebener Erde von
2926qm, welche nach Abzug eines durch volle
Mauern abgetrennten Raumes noch 2646qm miſst, als
ein einziger von den Maschinen ganz ausgefüllter Saal erleuchtet worden, und die im
Verlaufe von 3 Monaten erzielten Erfolge sind höchst befriedigend. Die Selfactors
sind noch nicht elektrisch erleuchtet, sondern nur die 1314qm einnehmenden Vorbereitungsmaschinen; vier
Lampen B, C, D, E (Fig. 6 Taf. 10) sind in
diesem Räume aufgestellt, in welchem früher 60 Gasflammen brannten; doch soll in dem
übrigen Räume die Gasbeleuchtung auch bald durch elektrische ersetzt werden.
Die Lampen sind mit matten Glocken versehen, in 3m,3 Höhe über dem Boden angebracht. Die Arbeiter
klagen nicht über Ermüdung durch das helle Licht, sondern ziehen es dem Gaslichte
vor. Die von den Säulen, Riemen u.s.w. geworfenen Schatten fallen nicht lästig, weil
die Lichtstrahlen sich kreuzen und von der weiſs angestrichenen Decke und den Wänden
zurückgeworfen werden; das zurückgeworfene Licht erhellt selbst diejenigen Theile
der Maschinen hinreichend, zu denen das directe Licht durchaus nicht gelangen kann.
In der Ecke A z.B., 40m von der nächsten Lampe, kann man feine Schrift lesen, in einer Stellung,
in welcher kein nicht von der Decke und den Wänden zurückgeworfenes Licht auf das
Papier fiel.
Das Licht brennt ganz regelmäſsig; Unterbrechungen sind sehr
selten und hängen nur von der Güte der Kohlen ab; sie sind sehr kurz und treten
nicht auf allen 4 Lampen zugleich auf.
Nach Heilmann's und Schneider's Versuchen gibt eine Lampe, mit matter
Glaskugel, ein Licht von 80 Carcellampen und verbraucht dabei etwa 2e (nach H. Fontaine
liefert, in Folge der Verbesserungen, 0e,5 ein 100
Lampen entsprechendes Licht); die 4 Lampen entsprächen demnach mindestens 320
Gasflammen. Das für Spinnereien u.s.w. erwünschte zerstreute Licht läſst sich aber
nur durch ein groſses Opfer an directem Licht erkaufen.
In der oben genannten Spinnerei liefert ein hydraulischer Motor
die Betriebskraft aus seinem Ueberschusse; dies macht die Anlage höchst ökonomisch.
Dazu erzeugt das elektrische Licht nicht eine für die Arbeiter lästige Hitze, während bei
Gasbeleuchtung die Hitze sogar die Einstellung der Arbeit nöthig machte. Auch die
Verbrennungsproducte des Gases machten sich bei voller Nachtarbeit schlieſslich
lästig. (Nach W. Grosseteste im Bulletin de
Mulhouse, 1878 S. 22.)
E–e.