Titel: | Hinterlade-Pistole von F. v. Dreyse. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 226 |
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Hinterlade-Pistole von F. v. Dreyse.
Mit Abbildungen auf Tafel
16.
Dreyse's Hinterladepistole.
Unter Nr. 735 vom 31. Juli 1877 ist für Deutschland ein von dem Geheimen
Commissionsrath Franz v. Dreyse construirtes Schloſs
für Hinterladungswaffen mit verticaler Kammerbewegung patentirt worden. Von den
betreffenden Abbildungen auf Taf. 16 stellen vor: Fig. 6
den
Verticallängenschnitt bei geöffneter Waffe, Fig. 7 desgleichen im
Augenblick des Abfeuerns der Waffe, Fig. 8 Querschnitt I-II
und Fig. 9
Schnitt III-IV.
Das Schloſs besteht aus der Schloſshülse A, der Kammer
oder dem Verschluſstücke B und dem Hebel E.
Die kastenartige Schloſshülse A ist an den Lauf
geschraubt und dient zur Aufnahme der sämmtlichen inneren Schloſstheile. An den
inneren senkrechten Seitenwänden der Hülse befinden sich je zwei verticale Nuthen
a, welche zur Aufnahme entsprechender Rippen der
Kammer B dienen, und an der linken inneren Seite eine
Ausfräsung zur Aufnahme des Auswerfers, dessen Theile b,
b' je um eine Schraube in verticaler Richtung drehbar sind. Eine runde
Oeffnung in der rechten Seitenwand der Hülse gestattet einem Excenter E den Durchtritt und seine Einwirkung auf die inneren
Schloſstheile. Im hinteren Ende der Hülse befindet sich der Abzug d, welcher am oberen Ende einen nach vorn gerichteten
hakenförmigen Ansatz besitzt und durch eine Feder e
nach vorn gedrückt wird. Die untere Seite der Hülse wird durch das Abzugsblech c, durch welches der Abzug hindurchragt und das
zugleich den Abzugsbügel bildet, verschlossen. Ferner befindet sich im hinteren
Theile der Hülse die Sicherungsvorrichtung f, welche
aus einem Schieber mit dahinter liegender kleiner Feder besteht.
Die Kammer oder das Verschluſsstück B besitzt auf der
linken Seite eine Ausfräsung für den Ansatz g des
Auswerfers und auf der rechten Seite eine Längsnuth h,
welche dem Excenter den Durchtritt und seine Einwirkung auf das Spannstück D gestattet. An der unteren Fläche der Kammer ist die
Spannfeder l angeschraubt, deren Stollen t in die Kammerbohrung hineinragt und auf deren
hinteres Ende bei geschlossener und gespannter Waffe sich der Abzug d legt. Hinter dem Loche für den Spannfederstollen
tritt eine Schraube in die Kammerbohrung und dient dieselbe dazu, eine Drehung des
Spannstückes D in dem Verschluſsstücke B zu verhindern. In der an ihrem vorderen Ende durch
eine Verschluſsschraube k mit centraler, conischer
Bohrung verschlossenen Kammer B befindet sich das
Spannstück D mit dem eingeschraubten Schlagstift e und der Spiralfeder m.
Der vordere Kopf n des Spannstückes ist zum Spannen des
Schlosses bestimmt, während der hintere Kopf o, dessen
Mantelfläche zur Verminderung der Reibung mit drei Abplattungen versehen ist, die
Führung des Spannstückes D in der Kammerbohrung
bewirkt. An seiner hinteren Seite ist das Spannstück unten abgeplattet. Gegen diese
Fläche legt sich die Schraube t zur Verhinderung einer
Drehung des Spannstückes in der Kammer.
Der Hebel E dient dazu, die Kammer zu öffnen und zu
schlieſsen und das Schloſs zu spannen. Die zugehörige Vorrichtung wird durch die Platte F mittels zwei Schrauben an der rechten Seitenwand der
Hülse befestigt und besteht aus der Scheibe s mit den
beiden Stollen q und r;
auf den vierkantigen Ansatz im Mittel der Scheibe s ist
der Hebel E aufgeschoben und durch eine Schraube
gehalten. Der Stollen q dient zum Oeffnen und
Schlieſsen des Laufes, während der Stollen r das
Spannen des Schlosses bewirkt.
Zur Handhabung der Waffe sind zwei Griffe erforderlich, nämlich 1) Oeffnen der Kammer
durch Zurücklegen des Hebels E; 2) Schliefgen der
Kammer durch Wieder vorlegen des letzteren. Der Vorgang im Schlosse bei diesen
Ladebewegungen ist folgender: Bei dem Zurücklegen des Hebels E drückt der in die Nuth h der Kammer
eintretende Stollen q die Kammer vertical nieder,
wodurch die hintere Laufmündung freigelegt wird. Hierbei gleitet die Spannfeder l und die hintere, unten abgeschrägte Fläche des
Verschluſsstückes B an dem oben abgerundeten Abzüge d vorbei und drückt ihn zurück, während der Stollen r das Spannstück D vor
seinem vorderen Kopf n erfaſst und zurückbewegt, bis
n hinter den Spannfederstollen i zu liegen kommt. Hierdurch wird die im Spannstücke
D befindliche Spiralfeder m zusammengedrückt und gespannt. Wird nach dem Einladen der Patrone der
Hebel E wieder vorbewegt, so wird die Kammer B durch den Stollen q
wieder nach aufwärts geführt und der Lauf verschlossen, während der Abzug d nach Passiren des Verschluſsstückes B vortritt und mit seiner Nase sich auf das hintere
Ende der Spannfeder l legt. Der Stollen r hat hierbei den vorderen Kopf n des Spannstückes verlassen; letzteres wird durch den Spannfederstollen
i zurückgehalten. Durch einen Druck auf den Abzug
d wird i aus der
Kammerbohrung gezogen und dadurch der vordere Kopf n
des Spannstückes D frei. In Folge dessen dehnt sich die
Spiralfeder aus und schleudert das Spannstück mit Schlagstift e vor gegen die im Boden der Patrone central
angebrachte Zündvorrichtung. Oeffnet man nun wieder die Kammer B, so drückt dieselbe bei ihrem Niedergange auf den
Ansatz g des Schenkels b
des Auswerfers, welcher letztere auf den Schnabel b'
die Bewegung überträgt, wodurch die abgeschossene Patronenhülse ausgeworfen wird.
Bei dem Schlieſsen der Kammer B bewirkt die vordere
Rippe der linken Kammerseite dadurch, daſs sie sich in dem gekrümmten Ausschnitt des
Schenkels b' des Auswerfers führt, das Zurückbringen
desselben. Das Sichern oder Inruhsetzen des Schlosses geschieht durch einen Druck
von links nach rechts auf den Knopf des Sicherungsschiebers f, wodurch derselbe vor den Abzug d tritt und
ein Bewegen desselben verhindert. In ihrer Stellung wird der Sicherungsschieber f durch die oben erwähnte Schleppfeder gehalten.
Zur Entnahme der Kammer aus dem Schlosse sind folgende Handgriffe erforderlich: 1)
Zurücklegen des Hebels, wodurch das Spannen des Schlosses erfolgt; 2) Lösen der
beiden Schrauben der Halteplatte F
und 3) Herausnehmen des
Hebel E mit Scheibe s,
worauf die Kammer bei dem Umdrehen des Gewehres von selbst herausfällt. Das
Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.