Titel: | Neues Spectrophotometer von G. Hüfner. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 238 |
Download: | XML |
Neues Spectrophotometer von G. Hüfner.
Mit Abbildungen auf Tafel
18.
Hüfner's Spectrophotometer.
Der gerechte Vorwurf, welcher der sonst so vortrefflichen Methode Vierordt's gemacht worden ist, daſs das Princip der
einseitigen Verengerung oder Erweiterung der einen Spalthälfte nicht allein die
Intensität, sondern auch die Qualität des betrachteten Spectralstreifens verändere,
sowie die Unbequemlichkeit, welche die Verwendung von Rauchgläsern als Maſseinheiten
bietet, veranlaſsten G. Hüfner (Journal für
praktische Chemie, 1877 Bd. 16 S. 301) eine
Vorrichtung zu construiren, welche sich auf das Princip der Abschwächung
polarisirten Lichtes durch Drehung eines Nicols gründet. Bekannt mit den von Zöllner schon früher ersonnenen Astrophotometer suchte
Verfasser nur dessen einfachste Form derart mit einem Spectralapparate zu
combiniren, daſs das den einfachen Spalt passirende Licht zur einen (räumlich
unterschiedenen) Hälfte polarisirt und nach seiner Zerlegung durch das Prisma durch
einen im Ocularrohre angebrachten drehbaren Nicol betrachtet und mit der anderen,
unmittelbar daran grenzenden, aber nicht polarisirten Hälfte auf seine Helligkeit
verglichen werden könnte.
Fig. 15 Taf.
18 zeigt den Apparat in ⅛ n. Gr. Um Wiederholung bekannter Vorrichtungen zu
vermeiden, sind in der Zeichnung nur diejenigen Theile hervorgehoben, welche dem
Apparate eigenthümlich sind. Das Scalenrohr, welches derselbe trägt, ist in der
Figur ganz weggelassen, wenngleich auch dieses mit einer Einrichtung versehen ist,
die bisher im Allgemeinen nicht gebräuchlich war, sondern im Wesentlichen erst von
Vierordt empfohlen wurde. Fig. 16 und 17 Taf. 18
geben ausführlichere Darstellungen einzelner Theile.
Der vordere, die Ocularlinsen enthaltende Theil A1 des Fernrohres A (Fig.
15) trägt zunächst an der Stelle des Fadenkreuzes eine
Abblendungsvorrichtung. Dieselbe besteht, wie beim Vierordt'schen Apparate, aus zwei in einer Führung q beweglichen Schiebern s, deren jeder zur seitlichen
Feststellung auf seiner Unterlage mit einer Knopfschraube k versehen ist. Die Führung q ist aber selbst
beweglich; sie läſst sich sammt den befestigten Schiebern mittels eines Excenters in
der weiteren festen Führung p horizontal hin und her
bewegen, und die seitlich angebrachte Alhidade a sowie
der Zeiger z dienen dazu, den jeweiligen Stand des
durch die Schieber gebildeten Spaltes auf einer Gradtheilung zu markiren. Ein
Zahnrad bei c endlich gestattet eine bequeme und
sichere Verschiebung des Ocularrohres A' im weiteren
Röhrentheile A.
Zunächst des Prismas D ist in A abermals ein längeres Röhrenstück eingefügt, das sich aber nicht in der
Richtung der Längsachse verschieben, sondern nur um dieselbe drehen läſst. Es
enthält den Nicol B und die Objectivlinse r. Die Drehung geschieht durch die Handgriffe g, welche bei h mit je
einem Nonius versehen sind. Die feste Scheibe f trägt
die Gradtheilung für die Messung des Drehungswinkels. Dieselbe besitzt rechts und
links je einen Nullpunkt und gestattet mit Hilfe des Nonius eine Ablesung von 0,1°.
Der Nicol selbst ist so gestellt und befestigt, daſs das Gesichtsfeld die gröſste
Helligkeit zeigt, wenn beiderlei Nullpunkte, diejenigen der Nonien und des
Theilkreises, zusammenfallen. Da mittels der Handgriffe g nur die gröbere Einstellung möglich ist, so findet sich zum Zwecke der
feineren Einstellung bei d eine Schraube ohne Ende,
welche in einen gezahnten Kranz des inneren Rohres eingreift und für gewöhnlich
durch eine Feder auf diesen gepreſst wird. Soll der Nicol erst mittels der
Handgriffe g gedreht werden, so hat man die Schraube
vorher aus dem Zahnkranze herauszuheben, was mittels des kurzen Hebels e geschieht.
Das Collimatorrohr E trägt nur vor dem Spalte eine
besondere Vorrichtung, nämlich das Kästchen F mit zwei
unter dem Polarisationswinkel für Glas zur Achse des Rohres gestellten Spiegeln und
einem Compensationskeile aus Rauchglas, der sich, von einer Feder festgehalten,
mittels eines einfachen Triebwerkes vor dem Spalte hin und her schieben läſst. Auch
hier dienen eine mit Theilung versehene Alhidade n und
ein Zeiger m dazu, um den jeweiligen Stand des Keiles
zu markiren. Fig.
17 gibt eine vergröſserte Darstellung des Kästchens; s und s' sind die beiden
Spiegel, und zwar ist s ein durch die Feder p und die Schraube r in
bestimmter Lage erhaltener, um eine Horizontalachse drehbarer Stahlspiegel, s' dagegen ein auf das solide, gleichfalls um eine
Horizontalachse drehbare Messingstück m aufgekitteter
Spiegel aus dunklem Glase. Die gewundene Feder r und
die Schraube r' dienen zur Einstellung in die bestimmte
Lage. L bezeichnet die den lichtgebenden Spalt
enthaltende Platte, an welche das ganze Kästchen durch die Schraube E befestigt werden kann, und D ist der verschiebbare Glaskeil.
Bedeutet in der nämlichen Figur 17
o, o', o'' ein Bündel paralleler Strahlen, die von rechts her auf
das Kästchen auffallen, so werden o und o', so lange der Keil D
noch nicht den Spalt bedecktFig.
16 gibt die Vorderansicht der Vorrichtung. Man sieht hier durch
den schraffirten Keil hindurch die untere Spalthälfte und kann sich nun
leicht den Keil so weit nach rechts verschoben denken, daſs der Spalt selbst
frei wird., ungehindert ihren Weg zwischen den Spiegeln hindurch
zum Spalte fortsetzen; o'' dagegen wird vom
Stahlspiegel nach oben auf s' geworfen und gelangt von diesem vollständig
polarisirt, aber auch bedeutend lichtschwächer, zum Spalte. Sieht man also von links
her durch das Rohr Q und die Blendungen M hindurch nach dem lichtgebenden Spalte, so erscheint
derselbe in zwei unmittelbar an einander grenzende Hälften getheilt, deren eine (die
untere) heller ist und gewöhnliches Licht enthält, während die dunklere obere
polarisirtes; werden endlich beide Lichtbündel durch das Prisma in Farben zerlegt,
so erhält man zwei scharf an einander grenzende, aber ungleich helle Spectren.
Ehe man daher eine lichtschwächende Flüssigkeit zum Zwecke der Bestimmung ihrer
Concentration zwischen die Lampe und die eine Hälfte des Spaltes setzen darf, hat
man zuerst beide Hälften des herausgeschnittenen, im speciellen Falle in Betracht
kommenden Farbenstreifens gleich hell oder dunkel zu machen, und dazu dient nun eben
der Compensationskeil D. Derselbe stellt eine etwa 2mm dicke, 15mm
breite und 40mm lange, durchaus ebene und
gleichmäſsig dicke Glasplatte vor, die aus zwei sorgfältig geschliffenen Glaskeilen,
einem aus Rauchglas und einem aus Flintglas, zusammengekittet ist. Da das Rauchglas
niemals ganz farblos ist, also die Spectralfarben niemals gleichmäſsig absorbirt, so
hat man den Keil in den verschiedenen Spectralregionen ungleich weit vor den Spalt
zu schieben, um je zwei Streifenhälften gleich hell zu machen. Dabei ist aber wohl
zu bemerken, daſs man die bezüglichen Lichtschwächungsvermögen des Keiles selber
durchaus nicht zu kennen braucht, insofern ja die Keildicke gar nicht als Maſs bei
der eigentlichen Photometrie benutzt wird.
Fig. 16
dürfte den Mechanismus, durch welchen die Verschiebung geschieht, auch ohne
besondere Erläuterung genugsam erkennen lassen. Hier sieht man auch noch eine
Trommel J, welche dazu dient, die jeweilige Breite des
Spaltes in Millimeter ablesen zu lassen.
Ueber die Ausführung photometrischer
Bestimmungen mittels des beschriebenen Apparates. Ist durch irgend ein
lichtabsorbirendes Medium das eine Spectrum an bestimmter Stelle wesentlich
verdunkelt, und will man deren Helligkeit mit der Helligkeit des homologen Bezirkes
im anderen Spectrum vergleichen, so hat man nur den Nicol so lange zu drehen, bis
beide Felder gleich hell erscheinen. Aus der Gröſse des Drehungswinkels kann man das
Intensitätsverhältniſs beider Felder leicht ableiten.
Da man es nämlich bei der Anwendung von Nicol'schen Prismen immer nur mit einem der
beiden polarisirten Strahlen, dem auſserordentlichen, zu thun hat, so braucht, wie
ZöllnerPhotometrische Untersuchungen mit besonderer
Rücksicht auf die physische Beschaffenheit der Himmelskörper
(Leipzig 1865), S. 77. gezeigt hat, nur das sogen.
Cosinusquadratgesetz als
giltig vorausgesetzt zu werden, welches aussagt, daſs sich jeder der Werthe E2 und O2 (E bedeutet die Amplitude des auſserordentlichen, O diejenige des ordentlichen Strahles) proportional den
Sinus-, bezieh. Cosinusquadraten des Winkels φ ändert,
um welchen der Nicol gedreht wird. Bezeichnet man daher die Intensität des
polarisirten Lichtstrahles vor der Drehung des Nicols mit J, seine Intensität nach der Drehung des Nicols mit J', so ist J–J' d.h. die Intensität, welche der Strahl beim
Durchgange durch den gedrehten Nicol verloren hat, = sin2φ und daher J' = cos2φ.
Ist nun die Verdunkelung hervorgerufen durch eine
lichtabsorbirende, lern dicke Flüssigkeitsschicht, und will man deren
Extinctionscoefficienten erfahren, so hat man nur, wie oben gezeigt wurde, den
Logarithmus von J', d.h. also von der übrig gebliebenen
Intensität, negativ zu nehmen. Muſs z.B. in einem Falle der Nicol, bis beide Felder
gleich hell erscheinen, um 52° gedreht werden, so ist der gesuchte
Extinctionscoefficient ε = – log J' = – 2 log cos 52° = – (0,57868 – 1) =
0,42132.
Beim Gebrauche des Apparates sind indeſs noch einige besondere
Regeln zu beachten. Dieselben betreffen 1) die Art der Lichtquelle, 2) den Gang der
Strahlen im Apparate, wie er durch das Spiegelkästchen bedingt wird, und endlich 3)
die Qualität des Nicols und die genaue Feststellung des jeweiligen Drehungswinkels
φ.
Da die Spiegel unter dem Polarisationswinkel des Lichtes für Glas
zur Achse des Collimatorrohres gestellt sind, so ist vor allen Dingen gefordert,
daſs nun das Licht auch gerade unter diesem Winkel auf
dieselben auffalle und nicht unter anderen. Wird aber eine leuchtende Flamme in die
Nähe des unteren Spiegels gebracht, so werden begreiflicher Weise, da von jedem
leuchtenden Punkte der Flamme Strahlen nach allen Richtungen ausgehen, auch auf den
Spiegel solche unter den verschiedensten Winkeln auffallen und von dort reflectirt
werden; aber nur verhältniſsmäſsig wenige werden wirklich polarisirt werden und den
Gang nehmen, welcher gewünscht wird. Man schaltet deswegen am besten zwischen
Spiegel und Flamme eine Linse ein, welche die von jedem einzelnen Punkte der Flamme
ausgehenden Strahlen parallel macht; und zwar wird zu dem Ende die runde
Petroleumflamme mit einem geschwärzten Thonmantel umgeben, der in gleicher Höhe mit
dem hellsten Theile der Flamme eine Oeffnung besitzt und ein Seitenrohr trägt, in
welchem die Linse verschiebbar befestigt ist. Steht die Flamme gerade im Focus der
Linse, so wird der gewünschte Zweck erreicht sein; wenigstens wird dann eines der
geschlossenen Bündel von Parallelstrahlen vollkommen mit der Achse des
Collimatorrohres zusammenfallen; auch werden etwaige Schwankungen in der Helligkeit
des lichtgebenden Punktes sich nur als geringere Helligkeitsschwankungen einer gleichmäſsig leuchtenden Scheibe bemerklich machen, und
alle einzelnen Stellen der letzteren müssen, wenn sie es thun, ihre Lichtintensität
immer um gleichviel und gleichzeitig ändern, so daſs namentlich ein
Intensitätsunterschied zwischen oben und unten nicht möglich ist.
Durch die Anwendung der beiden Spiegel wird, wie sich aus Fig. 17
ergibt, diejenige Strahlenhälfte, welche ursprünglich die untere war, noch vor dem
Spalte zur oberen gemacht, und Strahlenbündel, welche ursprünglich benachbarte
waren, wie o' und o'',
werden eben dadurch aus einander gerückt. Dieser letztere Umstand erleichtert nun
ganz wesentlich die Aufstellung des Flüssigkeitsbehälters vor dem Apparate. Während
bei Anwendung des Doppelspaltes sehr viel darauf ankommt, daſs die Grenze zwischen
lichtabsorbirender Flüssigkeit und GlaseinsatzVgl. H. W. Vogel: Praktische Spectralanalyse
irdischer Stoffe (Nördlingen 1877), S. 342. genau mit
der Grenze der beiden Schieber zusammenfällt, ist hier für die Einstellung jener
ersteren Grenze ein bequemer Spielraum gelassen, und in keinem Falle kann die
nämliche Grenze das störende Auftreten einer dicken dunklen Linie zwischen beiden
Spectren veranlassen. Die Grenze zwischen den beiden Spectren bleibt hier immer der
untere scharfe Rand
des oberen Spiegels, der, wenn das Fernrohr A (Fig. 15)
darauf eingestellt ist, stets nur als dünne, zarte Linie erscheint.
Der andere Umstand, daſs Spalt und Spiegelrand nicht in einer
Ebene liegen, könnte dagegen Bedenken erregen; denn stellt man das Fernrohr scharf
auf den Spiegelrand ein, so werden die Spectren, wenn man aber auf den Spalt
einstellt, so wird die Grenze weniger scharf erscheinen. Zahlreiche Versuche haben
Verfasser nun zwar belehrt, daſs man innerhalb der sonstigen Fehlergrenzen dieselben
Resultate erhält, gleichgiltig, ob man den einen oder den anderen Ausweg wählt. Da
es ihm persönlich indessen scheinen will, als ob das Gleichmachen der Helligkeit
beider Felder rascher gelänge, wenn die Grenze weniger scharf markirt ist, so zieht
Verfasser es vor, das Fernrohr auf einen Punkt einzustellen, der dem Spalte näher
liegt als der Spiegel grenze.
Was nun aber die etwaige Unreinheit des Spectrums betrifft, so ist
sie in der That schwerlich zu merken; denn es lassen sich selbst in dem Falle,. wo
man die Grenze scharf erblickt, die wichtigeren Frauenhofer'schen Linien noch deutlich erkennen. Jedenfalls ist die
Forderung der Gleichartigkeit der Farbe beider Felder jederzeit streng erfüllt.
Daſs auf die Auswahl des Nicols die gröſste Sorgfalt verwendet
werden muſs, ist von anderen Seiten schon oft hervorgehoben worden. Hier soll nur
noch einmal betont werden, daſs, um den etwaigen Fehler in der Stellung des
Nullpunktes zu corrigiren, man den Nicol, bis zur Herstellung gleicher Helligkeit
oben und unten, nicht blos nach der einen, sondern jedesmal auch nach der anderen
Seite zu drehen hat, und daſs immer erst das Mittel aus je zwei solchen, in
verschiedenen Quadranten gemachten, Ablesungen als einfache Beobachtung gelten
darf.
Bezüglich der weiteren Ausführungen des Verfassers über die
Anwendung dieses Apparates muſs auf die Originalabhandlung verwiesen werden.