Titel: | Ueber Verwendung des chlorsauren Chromoxydes in der Baumwolldruckerei; von J. Despierres, W. Tatarinoff und A. Scheurer. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 260 |
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Ueber Verwendung des chlorsauren Chromoxydes in
der Baumwolldruckerei; von J.
Despierres, W.
Tatarinoff und A.
Scheurer.
Verwendung des chlorsauren Chromoxydes in der
Baumwolldruckerei.
In D. p. J. 1877 225 S. 294 ist über das chlorsaure
Chromoxyd, sowie über dessen Verwendung und Zukunft für die Druckerei ausführlich
berichtet worden. Despierres und Tatarinoff veröffentlichen nunmehr im Bulletin de
Mulhouse, 1877 S. 349 die Fortsetzung ihrer früheren
diesbezüglichen Versuche. Nach ihnen liefert das mit dunkel gebrannter Stärke
verdickte und auf Baumwolle aufgedruckte chlorsaure Chromoxyd nach dem Abziehen in
Wasserglas und Färben in Garancine, wie vorauszusehen war, das bekannte, unbestimmte
Roth, dessen Nuance am besten mit der Farbe der Weinhefe zu vergleichen ist. Wird
mit Salmiakgeist statt mit Wasserglas abgezogen, so färben sich die bedruckten
Stellen der Baumwolle weniger dunkel, während die nicht bedruckten Partien sich
einfärben, d.h. ein schlechtes Weiſs zeigen. Basisch chlorsaures Chromoxyd, erhalten
durch kaltes Auflösen von 1 Th. frisch bereitetem, wohl ausgepreſstem
Chromoxydhydrat in 5 Th. gewöhnlichem chlorsaurem Chromoxyd (vgl. 1877 225 298),
liefert unter denselben Verhältnissen dunklere Töne als das gewöhnliche chlorsaure
Chromoxyd. Das Wasserglasbad darf hierbei die Temperatur von 40° nicht übersteigen;
wird bei 65 oder 70° degummirt, so befestigt sich weniger Chromoxyd auf der
Baumwolle. Im Allgemeinen erhält man mit chlorsaurem Chromoxyd auf diesem Weg
sattere Farben als mit salpetersaurem oder gar mit essigsaurem Chromoxyd. Eine
Ausnahme gilt nur für den Fall, daſs mit Nitroalizarin ausgefärbt wird, wo mit
salpetersaurem Chromoxyd eine gröſsere Ausgiebigkeit der erfolgenden Cachoufarbe
erreicht wird, als bei Anwendung von chlorsaurem Chromoxyd. Dieser Ausnahmsfall des
Alizarinorange scheint nach des Referenten Ansicht deutlich zu beweisen, daſs das
auf der Baumwolle mittels Wasserglas fixirte Chromoxyd in Form von basisch
salpetersaurem Chromoxyd sich befestigt und daſs letzteres in der heiſsen Farbflotte
auf das Nitroalizarin eingewirkt und so die Cachounüance verdunkelt hat. Keinenfalls
widerspricht diese Annahme der von den Verfassern gezogenen vollkommen zutreffenden
Parallele, daſs auch ein mit salpetersaurer Thonerde zusammengesetztes
Dampfalizarinorange immer dunkler, d.h. röther ausfällt als ein solches, dessen
Recept essigsaure Thonerde enthält. Ob diese röthere Nuance grade besonders
charakteristisch zu nennen ist, mag dahingestellt bleiben; wo das Alizarinorange
neben Alizarinroth gedruckt wird, ist jedenfalls das gelbere Orange dem rötheren,
wenn auch höheren Orange vorzuziehen.
Despierres und Tatarinoff
haben mit dem Chlorsäuren Chromoxyd auch ein neues Dampfschwarz zusammengesetzt nach
folgender Vorschrift: 130g Weitzenstärke, 65g gebrannte Stärke, 0l,5 Wasser, 100g Essigsäure und 400g Blauholzextract (sp. G. 1,1598) werden zusammen
verkocht und nach dem Erkalten 200g basisch
chlorsaures Chromoxyd eingerührt. – Man kann dieses Blauholzschwarz für sich allein
drucken oder auch 3 Theile desselben vermischt mit 1 Theil des nachfolgenden
Dampfcachou verwenden.
Für letzteres stellt man sich zunächst eine Cachoulösung her, indem 100g Würfelcachou in 50g Wasser und 100g Essigsäure vom sp. G. 1,0506 aufgelöst werden.
Von dieser Lösung werden sodann 250s mit 60g
Weizenstärke, 60g dunkel gebrannter Stärke und
200g Wasser verkocht und nach dem Erkalten mit
200g basisch chlorsaurem Chromoxyd versetzt. –
Dieses Dampfcachou wird nach dem Drucken 1 Stunde gedämpft, gewaschen und 1/2 Stunde bei 75°
geseift. Sowohl das Dampfschwarz als das Dampfcachou lassen sich vorräthig
halten.
Indem A. Scheurer dieses neue Dampfcachou mit einem
gechromten Dampfcachou vergleicht, bezieh. dem letzteren gleichstellt, so betrachtet
er die Verwendung des chlorsauren Chromoxydes von einer neuen, bisher nicht
berührten Seite, und wenn man wirklich das Ziel im Auge hat, das Chromiren der
Cachoutöne nicht mehr in einem besonderen Chrombade, sondern direct auf der
Baumwolle mit Hilfe von chlorsaurem Chromoxyd auszuführen, so gewinnen Scheurer's Mittheilungen über das Verhalten der Lösung
dieses Salzes in der Wärme eine besondere Bedeutung.
Werden 50g nach der Vorschrift von Storck und Coninck (1877
225 296) dargestelltes, nicht basisches, chlorsaures Chromoxyd in einem
Probegläschen 1 Stunde lang auf 60° erwärmt, so verändert die Flüssigkeit ihre Farbe
nicht, und wird sie mit Sodalösung ausgefällt, so ergeben sich 17g,120 Chromoxyd. Bei 70° färbt sie sich grünlich
und der Chromoxydgehalt geht herunter auf 17g,095,
bei 80° wird sie gelbgrün bei einem Chromoxydgehalt von 17g,060, bei 90° erhält sie eine braungelbe Farbe
und ihr Chromoxydgehalt beträgt noch 16g,860. Die
Angaben des Chromoxydgehaltes sind jedoch nach des Verfassers eigener Ansicht nicht
als maſsgebend zu betrachten, sofern, wie schon die bei 90° auftretende Färbung der
Flüssigkeit andeutet, die Bildung von in Wasser löslichem, durch kohlensaures Alkali
fällbarem chromsaurem Chromoxyd in der erwärmten Flüssigkeit denkbar ist,
Wird die Lösung des chlorsauren Chromoxydes gelinde im Kochen erhalten, so entwickeln
sich reichliche Gase, welche in Natronlauge aufgefangen ein Gemenge von
Chlornatrium, chlorsaurem und unter-chlorigsaurem Natron liefern. Steigert man die
Hitze, so geht das Thermometer von 100 auf 102 bis 103° und es entwickelt sich neben
Chlorwasserstoffgas ein regelmäſsiger Sauerstoffstrom. 25g Flüssigkeit ergaben 675cc Sauerstoffgas. Somit geben 2 bis 3°
Temperaturunterschied der Zerlegung des Salzes eine ganz verschiedene Richtung. Der
schlieſslich zurückbleibende Rückstand besteht aus einem Krystallgemenge von
schwefelsaurem Kali und von Chromsäure.
Endlich hat Scheurer auch die Einwirkung des chlorsauren
Chromoxydes auf Dunkelküpenblau und auf mit künstlichem Alizarin gefärbtes
Türkischroth studirt, indem er derartig gefärbte Baumwollflecke in die
verschiedentlich erwärmte Salzlösung einlegte, bis die Farbe zerstört war. Nach
seinen Beobachtungen braucht hierzu:
Indigoblau
Alizarinroth
bei Flüssigkeits-temperatur
34
Minuten
2 Stunden
23
Minuten
50°
17
„
–
54
„
60
14
„
–
28
„
70
4
„
–
11
„
80
2
„
–
4
„
90.