Titel: | Neue deutsche Werkzeuge; mitgetheilt von Prof. E. Hoyer. |
Autor: | E. Hoyer |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 302 |
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Neue deutsche Werkzeuge; mitgetheilt von Prof.
E. Hoyer.
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
Hoyer, über Baecker's patentirte Werkzeuge.
Aus der Fabrik von Baecker und Busch in Remscheid
(Rheinland) ist in letzter Zeit eine Anzahl neuer Werkzeuge hervorgegangen, welche
zum Theil eigenartige Constructionen aufweisen, daher patentirt und auſserdem, nach
den mir vorliegenden Exemplaren, sich durch vorzügliche Ausführung sowie besondere
Handlichkeit so auszeichnen, daſs ein weiteres Bekanntwerden derselben geboten
erscheint.
1) Schraubstock mit
Schneckenvorgelege (Fig. 1 und 2 Taf. 21). Eines der
wichtigsten Werkzeuge für den Metallarbeiter ist ohne Frage der zum Festhalten des
Arbeitsstückes dienende Schraubstock. Man fordert von demselben zunächst eine
thunlichst groſse Handlichkeit, sowie die Möglichkeit eines schnellen Ein- und
Ausspannens des Arbeitsstückes und eine Gewähr für dessen sichere, unwandelbare
Lage. Der gewöhnliche Flaschenschraubstock mit Spindel besitzt diese Eigenschaften
nur in geringem Grade. Zunächst nimmt der zur Bewegung der Spindel vorhandene
Schlüssel nicht nur viel Raum in Anspruch, sondern macht das Werkzeug, namentlich
auch wegen seiner Lage an der Vorderseite desselben unhandlich. Ferner gestattet er
nur ein verhältniſsmäſsig langsames Bewegen der Backen, indem der Steigungswinkel,
also die Ganghöhe der Schraube klein sein muſs, damit die Schraube sich während der
Arbeit nicht losdreht, in Folge dessen der Schraubstock sich öffnet und das
Arbeitsstück fallen läſst. So ist es denn erklärlich, weshalb im Laufe der Zeit in
groſser Anzahl Verbesserungen, Umgestaltungen und Neuconstructionen dieses
Werkzeuges entstanden sind, die zum Theil allerdings gar nicht, zum Theil wenig, zum
Theil jedoch bedeutend in Aufnahme gekommen sind.
Die oben genannte Firma hat nun durch Ausführung eines guten Gedankens einen neuen,
sehr beachtenswerthen Beitrag zu den Schraubstockconstructionen geliefert, nämlich
durch Anwendung eines Schneckenvorgeleges (D. R. P. Nr. 165 vom 4. Juli 1877) in der
durch Fig. 1
angedeuteten Combinirung einer durch die kleine Handkurbel k bewegten Schnecke a mit dem Schneckenrade
b und dem Triebe c,
welches mit der Schraubstockspindel verbunden ist. Diese Anordnung hat zunächst den
Vortheil, daſs in Folge der Uebersetzung von der Schnecke auf das Schneckenrad etc.
eine kleine Kraft selbst zum schärfsten Anspannen genügt, also die mitunter
gewaltsame Bewegung der Spindel durch einen direct angreifenden Hebel (Schlüssel)
beseitigt. Ein zweiter Vortheil liegt in der Selbstsperrung der Schnecke, indem ein
Rückdrehen der letzteren durch die Erzitterungen des Arbeitsstückes und des
Schraubstockes bei richtiger Wahl des Schnecken-Steigungswinkels nicht stattfindet.
Durch diese
Selbstsperrung ist es aber möglich, der Schraubstockspindel ein steiles und daher
zweckmäſsig doppeltes Gewinde zu geben. Das steile Spindelgewinde aber im Verein mit
der Uebersetzung von dem gröſseren Schneckenrade b auf
das kleinere c, sowie der ununterbrochenen
Kurbeldrehung erzeugt trotz der langsamen Bewegung der Schnecke eine solche
Geschwindigkeit, daſs das Oeffnen und Schlieſsen des in Rede stehenden
Schraubstockes kaum langsamer als bei einem gewöhnlichen erfolgt. Ein weiterer
Vortheil liegt in der Handlichkeit, die dadurch erreicht ist, daſs die Drehkurbel
k seitwärts und nicht unmittelbar vor der Stirn des
Schraubstockes liegt und deshalb dem Arbeiter zugänglich ist, ohne daſs dieser seine
Stellung vor der Bank zu ändern braucht, und daſs bei selbst groſser anspannender
Kraft der Gebrauch einer Hand genügt.
Je nachdem ein gewöhnlicher Flaschen- oder ein Parallelschraubstock mit dem
beschriebenen Schneckenvorgelege ausgestattet werden soll, ist die Anbringung des
letzteren verschieden, indem es bei dem ersteren an dem hinteren, mit der Werkbank
verbundenen Backen befestigt, also zwischen beide Backen gelegt wird, bei einem
Parallelschraubstock aber seine Lage vor dem vorderen festen Backen erhält. Zur
Erklärung dieser Anbringung mag Fig. 2 dienen, welche
einen gewöhnlichen kleinen Parallelschraubstock mit Drehbewegung darstellt, an
dessen Spindel A sich, in der den Staub u. dgl.
abhaltenden Kapsel B, das Trieb befindet, um auf die
oben näher erklärte Weise durch die Handkurbel k die
Drehung zu erhalten.
2) Schraubenkluppe mit
Schneckenverstellung (Fig. 3 bis 5 Taf. 21). So lange man
sich nicht dazu versteht, die Kluppen zum Schraubenschneiden mit der allein
richtigen Anordnung der festen Backen auszustatten, ist es dringend geboten, die
Verschiebung der beweglichen Backen oder Backentheile so einzurichten, daſs man sie
leicht vornehmen und genau fixiren kann, und daſs die gegebene Stellung sicher
erhalten bleibt. Aus Gründen, die oben bei der Beschreibung des Schnecken Vorgeleges
ausführlich erörtert sind, eignet sich das letztere auch vorzüglich zur Einstellung
der Kluppenbacken und ist daher von obiger Firma ebenfalls zu diesem Zwecke in
mehreren Variationen in Anwendung gebracht.
In Fig. 3
erkennt man eine Deckelkluppe mit abgenommenem Deckel. Dieselbe ist mit drei Backen
1, 2, 3 ausgestattet, wovon 1 und 2 beweglich sind und sich gegen einen
Balken aa legen, der die Mutter für die kurze Schraube
enthält, durch ein Schneckenvorgelege s und einen auf
den viereckigen Schneckenzapfen o aufgesteckten
Schlüssel verschoben werden kann. Der Balken aa besitzt
zur gehörigen Führung an jeder Seite zwei prismatische Vorsprünge b, welche durch entsprechende Schlitze im Boden und
Deckel der Kluppe treten. Auf einem dieser Prisma ist sodann eine Theilung
angebracht, welche mit Hilfe einer auf der Oberfläche der Kluppe vorhandenen Marke eine genaue
Einstellung der Backen auf den Durchmesser der zu schneidenden Schraube zuläſst.
Fig. 4 zeigt
eine Schnecken-Anordnung für zweibackige Kluppen, bei welcher der bewegliche Backen
a von der Schraube b
mit Schnecke c vorgeschoben wird durch Drehung der Schraube b,
deren Mutter in dem Stück d angebracht ist. In Fig. 5 ist
dahingegen eine Construction vorgeführt, bei welcher die Schraube b durch eine Längenverschiebung den beweglichen Backen a
mit den zwei Stützen 1, 2 vordrängt, indem sich die
Schraubenmutter in dem Schneckenrade c befindet, das
mit zwei cylindrischen Ansätzen in Höhlungen der Kluppe eingelegt und durch die
Schnecke d in Drehung zu setzen ist.
3) Holzhobel mit dünnem Hobeleisen
(Fig. 6
Taf. 21). Die gewöhnlichen Hobeleisen aus Schmiedeisen mit aufgeschweiſstem
Stahlbelag sind nicht nur theuer in der Anschaffung, sondern besitzen auch den
Uebelstand, daſs das oft zu wiederholende Anschleifen viel Zeit in Anspruch nimmt,
weil stets eine groſse Facettenfläche abgeschliffen werden muſs. Da nun der Preis
des Hobeleisens und die abzuschleifende Facettenfläche um so kleiner wird, je dünner
das Hobeleisen, so liegt der Gedanke nahe – statt der wohl 3 bis 5mm dicken stahlbelegten Eisen – dünne, etwa 1mm dicke, aus Stahlblech geschnittene Blätter zu
verwenden und mit einer gehörigen Unterstützung im Hobelkasten anzubringen. Weil
aber gleichzeitig zum Zwecke der Dauerhaftigkeit die Unterstützung aus Metall (Eisen
oder Stahl) bestehen muſs und wegen des häufigen Verstellens eine leicht und schnell
zu lösende und zu befestigende Verbindung zwischen Hobeleisen und Unterstützung
nothwendig und in einer durch Fig. 6 verdeutlichten
Hobelconstruction erreicht ist, so kann man auch diese als eine Verbesserung des
gewöhnlichen Hobels bezeichnen. Das dünne Hobelmesser a
liegt zwischen den beiden Eisen- oder Stahlbacken b und
c, wovon das untere c
mit einem Lappen d auf der oberen Fläche des hölzernen
Hobelkastens befestigt ist, sonst aber sich an den Kasten fest anlehnt. Der auf dem
Messer liegende Theil b wird sodann durch eine Schraube
angezogen, deren Drehung endlich auch wieder durch ein Schneckengetriebe e erfolgt, das durch einen seitwärts in den Hobelkasten
einzuführenden Schlüssel in Bewegung gesetzt wird. Das oben in zwei Lamellen
auslaufende Hobelmesser wird von der Hobelsohlseite eingeschoben und kann durch ein
paar Umdrehungen des Schlüssels ebenso schnell zwischen den Backen gestellt und
festgeklemmt, als losgelassen werden. – Der niedrige Preis der Hobelmesser
(Schlichteisen von 38mm Breite kosten 3 M. das
Dutzend) und der geringe Zeitaufwand für das Anschleifen derselben gleicht auf die
Dauer die natürlich dem gewöhnlichen Hobel gegenüber höheren Anschaffungskosten um
so mehr aus, als der neue Hobel ohne Frage dauerhafter ist, als der ganz aus Holz
angefertigte.
4) Bohrknarre mit ununterbrochener
Bewegung (Fig. 7 bis 9 Taf. 21). Der häufig
vorkommende Fall, in welchem zum Bohren von Löchern die Brustleier oder eine
tragbare Bohrmaschine örtlicher Hindernisse wegen (enge Räume, zu nahe liegende
Gegenstände, z.B. Fuſsboden, beim Bohren von Löchern in bereits gelegte
Eisenbahnschienen etc.) unanwendbar sind, macht das zu diesem Zweck construirte
Werkzeug, welches unter dem Namen „Bohrknarre“, „Bohrratsche“ bekannt
ist, zu einem ebenso unentbehrlichen als wichtigen Bohrgeräth. Die gewöhnliche
Bohrknarre, welche dem Wesen nach aus einem Sperrrade, das durch einen Hebel mit
einfallender Sperrklinke in Bewegung gesetzt wird und den eingesteckten Bohrer
mitnimmt, sowie einer Druckschraube besteht, welche beim Bohren gegen einen festen
Gegenstand gestützt und allmälig vorgeschoben wird, läſst wegen der absetzenden
Bewegung nur ein langsames Arbeiten und dies auch nur in einer Drehrichtung zu. Zur
Beseitigung dieser Uebelstände sind im Laufe der Zeit eine Menge Einrichtungen
erdacht, allein wegen ihrer Complicirtheit wenig in Aufnahme gekommen.
In Fig. 7 ist
jedoch eine Knarre skizzirt, welche mit einem höchst einfachen Mechanismus ein
continuirliches Bohren ausführt. Derselbe besteht der Hauptsache nach aus dem
Sperrrade a und dem Hebel b, welcher nach der in Fig. 8 sichtbaren Weise
durch zwei Lappen n, o mit dem Sperrrad in Verbindung
gebracht ist. Mit diesem Hebel b sind jedoch zwei
Sperrkegel 1 und 2
verbunden, die, durch eingelegte Federn gezwungen, in die Zähne des Sperrrades
einfallen. Durch die oscillirende Bewegung des Hebels b
um eine auſserhalb der Bohrachse dd (Fig. 8) liegende Achse c wird nun, wie aus der Fig. 7 zu erkennen ist,
bei der durch den einfachen Pfeil angedeuteten Richtung der Sperrkegel 1 zur Wirkung kommen, während bei der Drehrichtung im
Sinne des Doppelpfeiles der Sperrkegel 2 zum Angriff
gelangt. Nothwendig ist nur die Beschaffung einer festen Achse für die absetzende
Drehbewegung der Knarre. Sie ist in einfacher Weise durch eine Stange c
Fig. 8
gebildet, welche durch den hohlen Verbindungsbolzen ee
hindurchgesteckt und passend mit dem zu durchbohrenden Arbeitsstück, z.B. einer
Eisenbahnschiene (Fig. 9), einem Rohre oder einem sonstigen festen Gegenstand verbunden
ist. Wie Fig.
8 ferner sofort erkennen läſst, kann dieser Dreharm zugleich für die
Aufnahme der Druckschraube d eingerichtet werden, so
daſs diese Knarre mit Dreharm als eine continuirlich wirkende, tragbare Bohrmaschine
zu verwenden ist. – Daſs dieselbe sich durch Wegnahme des Dreharmes c in eine gewöhnliche, einseitig bohrende Knarre verwandelt, bedarf nur der Andeutung.
5) Knarre mit doppeltem Schaltwerk für
Links- und Rechtsdrehung (Fig. 10 bis 13 Taf. 21).
Die Knarre gewinnt an Anwendungsfähigkeit und Gebrauchswerth, wenn dieselbe mit
einer Vorrichtung ausgestattet ist, die einen Wechsel der Bewegungsrichtung zuläſst. Sie
wird dann befähigt, ein unter Umständen erwünschtes Linksbohren vorzunehmen, als
Schraubenschlüssel zu dienen, an Schraubenkluppen angebracht, diese in engen Räumen
wie eine Bohrknarre zu gebrauchen u.s.w.
Auf Grundlage einer bereits länger bekannten amerikanischen Construction ist zu dem
oben genannten Zwecke von der Firma Baecker und Busch
ein in Fig.
10 bis 12 dargestelltes doppeltes Schaltwerk construirt, das durchaus sicher
functionirt und aus den wesentlichen Theilen: dem Sperrrad a, den zwei Zungen oder Sperrkegeln b, b1 und der Nuſs c besteht. Das Sperrrad a liegt, wie bei
einer gewöhnlichen Knarre (Fig. 8), zwischen den zwei
Lappen n, o, welche mit dem Hebel b fest verbunden sind. Desgleichen liegen zwischen
diesen eine Gabel bildenden Theilen n, o die zwei
Zungen b, b1 (Fig. 10 bis
12),
wovon jede für sich um den Punkt m drehbar ist und
durch eine starke Blattfeder an das Sperrrad a
angedrückt wird. Endlich befindet sich noch zwischen dieser Gabel und den beiden
Zungen b, b1 mit kurzen
Zapfen in runden Löchern der Gabel drehbar die herzförmige, mit zwei Ohren
ausgestattete Nuſs c, welche die Stellung der Zungen
bestimmt, indem sie nach links gedreht (Fig. 10) die Zunge b aus dem Bereich der Sperrzähne bringt, nach rechts
gedreht (Fig.
11) die Zunge b1 frei macht, so daſs bei der ersten Stellung der Nuſs eine Links-, in der anderen Stellung eine Rechts-Drehung des Sperrrades erfolgt. In der
Mittellage Fig.
12 der Zungen und der Nuſs greifen beide Zungen in die Zähne ein und
sperren das Zahnrad gegen jede Bewegung in Bezug auf den Knarrenhebel. Die Bewegung
der Nuſs, welche so weit erfolgen muſs, daſs ein Ohr derselben sich in den
entsprechenden kleinen Einschnitt einer Zunge legt, um diese zugleich in der
richtigen Lage zu erhalten, geschieht mit Hilfe eines Schlüssels, der mit einem
viereckigen Schaft durch das viereckige Loch der Nuſs gesteckt und mittels einer
ovalen Platte gedreht wird.
Die Anwendung des beschriebenen doppelten Schaltwerkes auf Knarren zum Bohren bei
linker oder rechter Drehung fordert natürlich auch eine Vorrichtung, welche
ebenfalls bei beiden Drehrichtungen ein Vorschieben des Bohrers bewirkt. Da die
gewöhnliche einfache Druckschraube mit rechtem Gewinde nur bei der Rechtsdrehung der
Knarre wirken kann, indem sie sich bei deren Linksdrehung zurückzieht, so hat die
Fabrik von Baecker und Busch ihre Bohrknarre mit
doppeltem Schaltwerk, auſserdem noch mit einer doppelten
Druckschraube ausgestattet, welche den Vorschub sowohl bei der Rechts- als
Linksdrehung bewerkstelligt. Die Einrichtung derselben geht aus Fig. 13 hervor. Ein
hohles Eisenstück a wird mit dem vierkantigen Ende
durch das entsprechende Loch der Nuſs gesteckt, welche mit dem Sperrrad der Ratsche
verbunden ist, um entweder direct oder mittels eines Verlängerungsstückes den Bohrer
aufzunehmen. Bei s besitzt das genannte Stück ein linkes Schraubengewinde zur Aufnahme des prismatischen
Hohlstückes b, welches im Inneren für die Schraube s das Muttergewinde trägt. Am Kopfe c zieht sich das Prisma b
so weit ein, daſs dasselbe hier ein im Durchmesser kleineres rechtes Muttergewinde für die Druckschraube e
aufnehmen kann, welche auf bekannte Weise mit der Spitze gegen einen festen
Gegenstand gestemmt wird.
6) Schraubenkluppe mit Knarre.
Neuerdings sind, in Folge der groſsen Ausdehnung, welche Röhrenleitungen (für
Wasser, Gas etc.) und ähnliche Verbindungstheile (Stangen) angenommen haben, die
Fälle nicht mehr selten, in welchen zum Anschneiden von Gewinden gewöhnlich
Schraubenschneidwerkzeuge wegen Mangel an Raum nicht zur Anwendung gelangen können.
Um dennoch unter diesen erschwerenden Umständen Gewinde einzuschneiden, ist eine
Schraubenkluppe in Verbindung mit einer Knarre gewiſs sehr empfehlenswerth, wie sie
ebenfalls aus obiger Fabrik hervorgegangen und patentirt ist (D. R. P. Nr. 133 vom
20. Juli 1877). Dem Wesen nach besteht dieses Werkzeug aus einem Sperrrade, in
dessen Inneren eine Schneidvorrichtung nach Art der in Fig. 3 dargestellten
angebracht ist, und welches zur Erleichterung des Vor- und Rückdrehens das in Fig. 10 bis
12
vorgeführte doppelte Schaltwerk trägt. Um die auf solche Weise gebildete einarmige
Knarrkluppe in eine zweiarmige Kluppe verwandeln zu können, hat der Erfinder das
Sperrradgehäuse dem ersten Stiel gegenüber verlängert, und hier mit einem
Schraubengewinde versehen, in welches zum Gebrauch ein zweiter Stiel eingeschraubt
werden kann.
7) Windeisen (Fig 14 Taf. 21). Die
gewöhnlichen Windeisen zum Einbohren der Schraubenbohrer beim Schneiden von Muttern
bestehen aus zwei Stielen, welche an einer länglich viereckigen Platte sitzen, die
zur Aufnahme der viereckigen Zapfen der Schraubenbohrer eine Anzahl viereckiger
Löcher besitzt. Da bei dieser Anordnung nur ein Loch im Windeisen so liegen kann,
daſs der Schwerpunkt des letzteren in die Achse des Schraubenbohrers fällt und die
Stiele gleiche Länge bekommen, so wird dem Arbeiter das Schneiden von
Schraubenmuttern, deren Gewinde nicht gerade diesem Bohrer angehören, sehr
erschwert, da der Schwerpunkt des Windeisens sich stets im Kreise um die Bohrerachse
bewegt und den Bohrer aus der Richtung bringt – ein Uebelstand, der besonders
fühlbar wird, wenn das Gewicht des Windeisens relativ groſs zu der Gröſse des
Bohrers ist. In höchst einfacher Weise ist dieser Uebelstand durch ein Windeisen
beseitigt, bei dem sämmtliche Löcher zur Aufnahme der Bohrer so angebracht sind,
daſs die Achsen der letzteren in einer Schwerebene liegen. Fig. 14 zeigt dasselbe.
Statt einer längeren Platte befindet sich nämlich zwischen den Stielen A eine kugelförmige Verdickung B und in dieser eine Anzahl viereckiger Löcher so eingearbeitet (durch
Bohren und Ausdornen),
daſs ihre Mittellinien rechtwinklig zur Stielachse in einer Ebene liegen, wodurch
demnach die Tendenz des Windeisens, die Schraubenbohrer aus der Richtung zu drängen,
beseitigt ist.
8) Universal-Schraubenschlüssel
(Fig. 15
und 16 Taf.
21). Unter Universal-Schraubenschlüssel versteht man jeden Schraubenschlüssel, der
ein für verschiedene Gröſsen der Muttern oder Schraubenköpfe einzustellendes Maul
besitzt. Die Verstellbarkeit wird fast ausnahmslos durch die Beweglichkeit eines Backens hervorgebracht und diese wieder durch
zahllose Constructionen erreicht. Letztere zerfallen jedoch in zwei Gruppen, je
nachdem die Stellung des Backens von der Hand – mittels Schrauben, Keile, Zahnstange
mit Sperrkegel u. dgl. – oder aber selbstthätig erfolgt. Diese letzte Gruppe hat in
neuerer Zeit mehrfachen Zuwachs erhalten u.a. auch durch die in Fig. 15 und 16 skizzirten
Universal-Schraubenschlüssel, welche die Fabrik von Baecker
und Busch liefert. Der in Fig. 15 gezeichnete
Schlüssel besteht aus dem festen Backen a, welcher
mittels zweier Lappen b und des Drehbolzens c gelenkartig mit dem Griff d verbunden ist. Zwischen den Lappen b liegt
sodann der bewegliche Backen ef, welcher mit a zusammen zwei Mäuler bei e und f von verschiedener Gröſse bildet. Der
Griff d ist nur an dem Ende nm nach einem Kreise abgerundet, der excentrisch zu dem Bolzenmittelpunkte
liegt. Bei einer Ablenkung des Griffes aus der gezeichneten Lage nach links oder
rechts wird demnach der zwischen b geführte Backen
nicht nur dem festen Backen entgegen bewegt und die Schraubenmutter gefaſst, sondern
es wächst auch mit dem Widerstände, welcher sich der Drehung entgegensetzt und eine
gröſsere Kraftäuſserung auf den Griff d herausfordert,
zugleich der Druck zwischen den Backen, also die Kraft, mit welcher die Schraube
gefaſst wird.
Zum Zusammenschrauben von runden Bohren und Stangen ist ein Schraubenschlüssel mit
nur zwei angreifenden Punkten an den ebenen, flachen Backenflächen nicht anwendbar,
weil derselbe wegen der geringen Angriffsfläche sich leicht um das Rohr dreht. Da
man dieses Gebrauchshinderniſs durch Vermehrung der Angriffsflächen beseitigen kann
und diese durch die in Fig. 16 bei A sichtbare Backenconstruction in genügendem Grade
erreicht wird, so stellt dieses Werkzeug einen praktischen, combinirten
Universal-Schrauben- und Rohrschlüssel dar.
Beide Schlüssel leiden jedoch beim Gebrauch auf prismatischen Körpern
(Schraubenmuttern u. dgl.) an dem allen bis jetzt bekannt gewordenen, selbstthätig
sich schlieſsenden Universalschlüsseln anhängenden Uebel, daſs sie beim Anziehen
sich nicht genau an die Flächen des Prismas, sondern mehr an die Kanten anlegen und
letztere leicht verletzen und abrunden.