Titel: | H. Unckel's Gewindeschneidapparat für Gasrohre. |
Autor: | F. Hausenblas |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 309 |
Download: | XML |
H. Unckel's Gewindeschneidapparat für Gasrohre.
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
Unckel's Gewindeschneidapparat für Gasrohre.
Wir haben schon gelegentlich der Beschreibung des Gewindeschneidapparates von Eaton und Latham (*1876
222 533) darauf hingewiesen, wie mangelhaft die Kluppe zum Gewindeschneiden auf
Gasrohren ist. Mit dem oben genannten Apparat lassen sich genauere Gewinde
herstellen, da dieselben nach einer Patrone mittels Schraubstählen wirklich
geschnitten werden; allein derselbe theilt mit den Kluppen noch den groſsen
Uebelstand, daſs er nach dem äuſseren Rohrumfange centrirt wird. Es fällt somit die
Gewindeachse mit der Achse der äuſseren Rohrfläche (die bei ungleichen Wandstärken
des Rohres nicht gleichzeitig die der inneren Rohrfläche ist) zusammen, und es kann
beim Kuppeln zweier Rohre der miſsliche Umstand eintreten, daſs sich ihre lichten
Rohrquerschnitte nicht decken. Eine Vermeidung dieses Fehlers ist nur möglich, wenn
das Werkzeug nach dem innern Rohrumfange centrirt wird, und dies ist auch bei dem in
Fig. 17
bis 20 Taf.
21 dargestellten Gewindeschneidapparat von H. Unckel in
Augsburg, ausgeführt und in Bayern, Sachsen u.a. patentirt von der Maschinenfabrik
L. A. Riedinger daselbst, thatsächlich der Fall,
welcher im Uebrigen die Vorzüge des Eaton'schen
Apparates besitzt.
Seinen Haupttheil bildet die guſseiserne Spindelbüchse b
mit den Handhaben h und den beiden angegossenen Armen
a; letztere tragen in eingehobelten
Schwalbenschwanznuthen die durch Schrauben d (mit
eingedrehtem Hals) verstellbaren Werkzeugsupporte w, in
welchen die Stähle durch Klemmschrauben k festgestellt
sind. Die mit Muttergewinde versehene Büchse b ist über
die hohle Leitspindel l geschraubt, wobei sie durch
deren oberen glatten Schaft noch besonders geführt ist. An die unten conisch
angedrehte Leitspindel wird eine dreitheilige, von einem Gummiring s' zusammengehaltene Spannbüchse s (Fig. 18 und 19) angesetzt
und durch beide (l und s)
ein mit einem conischen Kopf c versehener
Schraubenbolzen v geschoben.
Wird nun die Spannbüchse s so weit in die Mündung des zu
schneidenden Rohres R gebracht, bis sich ihr
vorspringender Rand r gegen das Rohrende legt, und
zieht man hierauf die Mutter m des Bolzens v an, so wird dessen Kopf c, sowie der Conus an der Leitspindel l in
die beiderseits kegelförmig ausgeweitete Spannbüchse s
gedrückt, diese dadurch fest gegen die Rohrwand gepreſst und gleichzeitig die Leitspindel l derart
festgeklemmt, daſs sie sich nicht mehr drehen kann. Ist der Apparat auf diese
einfache Weise im Rohr centrisch befestigt, so setzt man in einen der Supporte w einen Schrotstahl ein, dreht die Spindelbüchse b mittels der Handhaben h
so weit zurück, daſs der Stahl an das Rohrende kommt, stellt diesen dann durch die Schraube d ein und beginnt nun durch entsprechendes Drehen der
Spindelbüchse das Abschroten des Rohres. Ist dies vollendet, so versieht man beide
Supporte mit Schraubstählen und schneidet auf ganz ähnliche Weise das Gewinde
auf.
Zur Herstellung eines 3zölligen Rohrgewindes (76mm
Rohrweite) von 100mm Länge bedarf selbst ein
weniger geübter Arbeiter mit Unckel's Apparat nur etwa
20 Minuten; dieser geringe Zeitbedarf erklärt sich aus dem geringen erforderlichen
Kraftaufwand und der leichten Handhabung des Werkzeuges, dessen Gewicht bedeutend
geringer ist als das einer 3zölligen Kluppe. Die Länge des Gewindes kann von 100mm abwärts eine beliebige sein – ein weiterer
Vortheil gegen die Kluppe, welche das Schneiden eines Gewindes nicht zuläſst, wenn
dessen Länge geringer ist als die Dicke der Schneidbacken; beim Ansetzen von
Flanschen an schmiedeiserne Rohre ist aber gerade die Herstellung eines scharfen
kurzen Gewindes erforderlich.
Der Apparat wird in einer Gröſse für Rohre von 1½ bis 3 Zoll engl. (38 bis 76mm) ausgeführt. Nach Herausschrauben der Handhaben
kann er mit den Stählen und den für verschiedene Rohrweiten erforderlichen
Spannbüchsen in einem bequem tragbaren Kistchen untergebracht werden.
F.
Hausenblas.